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Finanzkrise: Wie weit ist das große Finale noch entfernt?Lesezeit: 7 Minuten

Seit nunmehr sieben Jahren wird die Welt im Griff einer Finanzkrise gehalten, obwohl nach Aussagen vieler Politdarsteller die Krise bereits gefühlte 128 mal als beendet erklärt wurde.

Eine Krise, die für viele ihren Ursprung in den USA und dem dort komplett deregulierten Finanzmarkt hat. Dank Abschaffung von Glass-Steagal-Act, diverser weiterer Deregulierungen und insbesondere der klassischen Schwingtür zwischen Regierung und Wall Street (Rubin, Summers, Geithner und Co.) wurden Risiken eingegangen für die ab 2008 die Menschen auf der ganzen Welt in Haftung genommen wurden. Zwar wurden auch in Europa und Asien, z.B. Dank Rot-Grün in Deutschland, regulatorische Hürden für Spekulanten, aka Banken, geschliffen, aber nichtsdestotrotz hatte die USA ein paar Jahre Vorsprung auf diesem “Wissensgebiet” und zudem mit den Finanzinstituten Goldman Sachs, Morgan Stanley und Co. bzw. den allseits bekannten Rating-Agenturen, die auf Müll AAA-Aufkleber packen, die Eckpfeiler der Blasenbildung im eigenen Lande.

In diesen sieben Jahren stieg die Verschuldung der Staaten weltweit um 40% auf insgesamt unvorstellbare 100 Billionen US-Dollar. Vornehmlich um die systemrelevanten, “too big to fail”-Banken aufzufangen, die sich in voller Absicht und in vollem Wissen ihres Kredit-Derivate-Rating-Mülls in diese Anlagen einkauften, und ihnen weiterhin die Teilnahme am Finanzcasino auf Staatskosten zu sichern. Dabei hat sich insbesondere die oben erwähnte Schwingtür als besonders geschäftserhaltend für die Banken erwiesen, während dem kleinen Mann von der Straße Reallohnverzicht und Kaufkraftverlust (bitte nicht den offiziellen, hedonischen usw. Inflationsindex heranziehen) trafen. Diese Schwingtür dürfte auch der Grund dafür sein, dass noch kein einziger hochstehender, in der Verantwortung stehender Banker, das ja immer als Grund für die abartigen Gehälter und Boni herhalten muss, für die krummen Geschäfte, Milliardenverluste oder illegalen Machenschaften gerade stehen musste. Zwar gibt es hin und wieder Gerichtsurteile bei denen Banken für Manipulationen bei Libor, Aluminium-Markt, SWAP-Derivaten, usw. Strafen aufgebrummt bekommen, doch waren die Summen für die Banken aus der Portokasse zu zahlen, wenn man die vorher dadurch erzielten Gewinne gegenüber stellt und zudem konnten sich alle Banken damit freikaufen ohne als schuldig und verurteilt dazustehen.

Dass sich die Krise aber keineswegs in den Ausläufern seines Daseins befindet oder gar bereits zu Ende ist, dürfte jeden halbwegs klar denkenden und informierten Menschen klar sein. Stattdessen befinden wir uns erst am Anfang der schlimmsten Auswirkungen. Würde man die Krise als eine Zugfahrt durch einen Tunnel betrachten, der zuerst 1 Kilometer nach oben führt und danach 1 Kilometer nach unten, wären wir gerade einmal 200 Meter auf dem Weg nach oben gefahren. Nicht umsonst versuchen Fed, EZB, BoJ oder die BoE mit Gelddruckorgien, Ankauf von Staatspapieren, Absenkung der Leitzinsen auf 0 bis 0,5% oder die Einführung von Negativzinsen auf Guthaben den finalen Finanz-Super-GAU weiter in die Zukunft zu verschieben. Verhindern können sie ihn eh nicht, maximal wird mit den oben genannten “Maßnahmen” etwas Zeit von wenigen Monaten, vielleicht 2 bis 5 Jahren gekauft.
Wobei man nicht vergessen darf, dass der Zusammenbruch dann umso heftiger ausfallen wird.

Nun werden einige Kritiker (wie beispielsweise die ehemals seriöse und jetzt wegen Leserschwund in Schwierigkeiten geradene Süddeutsche Zeitung) argumentieren, dass alles “in Butter sei” und hier doch nur krude “Verschwörungstheorien” geäußert werden. Natürlich haben diese Kritiker recht, wenn sie sagen, dass viele – darunter auch ich – seit Jahren schreiben, dass der Zusammenbruch kurz bevorsteht und passiert ist letztendlich nichts. Doch denen sei argumentativ entgegen gehalten, dass zum jeweiligen Betrachtungszeitraum eines Kommentars oder Artikels dieser Kommentar oder Artikel auf damals bestehende gesetzliche Regelungen, wirtschaftliche Fundamentaldaten und Fakten beruhte. Soll heißen dass sich niemand vor z.B. drei Jahren hätte vorstellen können, dass die Bail-Out-Regelung ad absurdum geführt wird oder dass die Artikel 123 und 125 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV) keinerlei Rolle mehr spielen werden. Genausowenig wie sich jemand Rettungsschirme oder einen demokratiefeindlichen ESM, dessen Mitglieder außerhalb des Gesetzes stehen, vorstellen konnte. Auch hätte niemand geglaubt, dass die Zentralbanken dieser Welt mit Negativzinsen arbeiten werden. Hätte man diese Dinge vor fünf Jahren gewusst, wären auch die Artikel anders ausgefallen. Niemand konnte ahnen, dass sich die Politiker aller Herren Länder in dieser Form mit den Banken gemein machen würden und alles bis hin zur “Alternativlosigkeit” tun würden, um ihre Freunde von der Wall Street und in der City of London zu retten und die Main Street am langen Arm verhungern zu lassen.

Deswegen sind auch jetzige Artikel, die den Systemkollaps ansprechen mit den heutigen Wissen richtig. Und können sich doch rückwirkend als falsch herausstellen, weil in Folge einer Abwendung des Kollaps beispielsweise ein Bargeldverbot ausgesprochen, eine Zwangsabgabe, eine Zwangshypothek oder eine 10%-Sonderabgabe auf alle Sparguthaben eingeführt wird. Und wie nahe wir solchen Entwicklungen sind, sehen wir anhand von IWF-Papieren, BCG-Denkschriften oder politischen Überlegungen in diese Richtungen.

Legt man die reine Mathematik zu Grunde, können die Zinsen für Kredite auf dem Kapitalmarkt nicht mehr steigen, da ansonsten die Zinsbelastungen die Staaten an die Wand drücken werden und somit der komplette Zusammenbruch unausweichlich ist. Das bedeutet allerdings auch, dass die Altersvorsorge von Millionen Menschen auf Dauer nicht die erwarteten Erträge generiert, was wiederum die nächste Zeitbombe scharf stellt. Nach der bewussten Demontage der umlagefinanzierten Altersvorsorge zum Vorteil der Privatwirtschaft (man denke hier nur an die Totgeburten Riester- und Rürup-Rente), sollte ein gewichtiger Teil der Altersvorsorge privat “erwirtschaftet” werden. Doch mit den Nahe 0-Zinsen fehlen die Renditen, um das zweite Standbein stark zu halten. Hier rollt die nächste Katastrophe auf Vater Staat zu: Altersarmut. Nur gut, dass der Hauptteil der Forderungen aus diesem Bereich erst in vielen Jahren fällig wird – wenn überhaupt.

Dass die Finanzkrise keineswegs beendet ist oder sich abgeschwächt hat, lässt sich meines Erachtens auch daran festmachen, dass die Konflikte in ihrer Anzahl immer mehr zunehmen. Die Ablenkung von inneren Problemen und deren Projektion auf einen äußeren Feind war und ist gelebte politische Taktik – und das seit vielen Jahrhunderten. Immerzu müssen auf unserem Planeten Konflikte, Kriege und Krisen geschürt werden, um zum einen den industriellen-militärischen (ich habe hier bewusst die Begrifflichkeit umgedreht, da ich die Waffenindustrie als den Treiber in diesem System halte) Komplex bzw. das Finanzcasino am Laufen zu halten, und zum anderen die Menschen in Angst und Furcht zu halten, da damit deren Manipulation, Steuerung und Unterdrückung viel leichter vonstatten geht.

Die Polit-Ökonomen Shimshon Bichler und Jonathan Nitzan haben das in einem Interview mit Piotr Dutkiewicz mit dem Titel Capitalism as a Mode of Power auf den Punkt gebracht:

[…] leading capitalists have been struck by systemic fear. Peering into the future, they realize that the only way to further increase their distributional power is to apply an even greater dose of violence. Yet, given the high level of force already being exerted, and given that the exertion of even greater force may bring about heightened resistance, they are increasingly fearful of the backlash they are about to unleash.
[[…] führende Kapitalisten wurden von einer systemischen Furcht ergriffen. Ein Blick in die Zukunft lässt sie erkennen, dass der einzige Weg, um ihre Distributionskraft weiter zu erhöhen, der ist, eine noch größere Dosis von Gewalt anzuwenden. Doch angesichts der hohen bereits ausgeübten Gewalt, und da die Anwendung von noch größerer Gewalt auch einen größerern Widerstand mit sich bringen kann, bekommen sie zunehmend Angst vor der Gegenreaktion, die sie gerade am entfesseln sind.)

Wir stehen am Scheideweg einer Entwicklung, die bei weiterhin passiver Haltung der Menschen zwangsweise ins absolute Chaos führen muss. Deswegen ist es so ungemein wichtig, dass wir – trotz Sytemschreiberlingen, die kritisch Hinterfragende in die Spinner-, Esoterik-, Nazi- und Verschwörungsecke drängen wollen – dagegen im Rahmen der demokratischen Strukturen aufbegehren. Noch haben wir die Möglichkeit dazu. Noch…

Quellen:
Schulden klettern weltweit auf 100 Billionen Dollar
Armselige Mainstream-Presse: Crash-Mahner als Verschwörungstheoretiker verunglimpft!
Hurra, die Welt geht unter
Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union Artikel 123
Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union Artikel 125
Wikipedia – Jonathan Nitzan
Wikipedia – Shimshon Bichler
Capitalism as a Mode of Power

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11 Antworten

    Sie müssen angemeldet sein, um die Kommentare lesen zu können.
  1. 21. November 2014

    […] Finanzkrise: Wie weit ist das große Finale noch entfernt? […]

  2. 21. November 2014

    […] Eine Krise, die für viele ihren Ursprung in den USA und dem dort komplett deregulierten Finanzmarkt hat. Dank Abschaffung von Glass-Steagal-Act, diverser weiterer Deregulierungen und insbesondere der klassischen Schwingtür zwischen Regierung und Wall Street (Rubin, Summers, Geithner und Co.) wurden Risiken eingegangen für die ab 2008 die Menschen auf der ganzen Welt in Haftung genommen wurden. Zwar wurden auch in Europa und Asien, z.B. Dank Rot-Grün in Deutschland, regulatorische Hürden für Spekulanten, aka Banken, geschliffen, aber nichtsdestotrotz hatte die USA ein paar Jahre Vorsprung auf diesem “Wissensgebiet” und zudem mit den Finanzinstituten Goldman Sachs, Morgan Stanley und Co. bzw. den allseits bekannten Rating-Agenturen, die auf Müll AAA-Aufkleber packen, die Eckpfeiler der Blasenbildung im eigenen Lande. zum Rest des Beitrags […]

  3. 21. November 2014

    […] via Finanzkrise: Wie weit ist das große Finale noch entfernt? | http://www.konjunktion.info. […]

  4. 21. November 2014

    […] Finanzkrise: Wie weit ist das große Finale noch entfernt? (konjunktion) […]

  5. 23. Dezember 2014

    […] pegida-und-anti-pegida-wacht-endlich-auf-wir-werden-gegeneinander-ausgespielt u. finanzkrise-wie-weit-ist-das-grosse-finale-noch-entfernt , Krieg-macht-Ukraine-zum-Fass-ohne-Boden, etwas über Die Weltordnung, die sie […]

  6. 23. Dezember 2014

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