Als erste traf es die Nürnberger Abendzeitung. Danach kam die Frankfurter Rundschau und vor kurzem wurde die Financial Times Deutschland eingestellt. Innerhalb kürzester Zeit wurden damit drei Blätter eingestampft, die seit Jahren, teilweise seit Jahrzehnten Nachrichten unters Volk brachten.
Für den Spiegel und dem Autor David Böcking steht dabei der Schuldige fest: Der alles umsonst haben wollende Konsument. Derjenige der sich seine informationen kostenlos im Internet besorgt. Sprich der gemeine Leser.
Sicherlich hat die Kostenlos-Mentalität den Trend der einbrechenden Verkaufs- und Auflagezahlen verstärkt. Aber die hauptsächliche Ursache ist es sicherlich nicht.
Anscheinend sind Herrn Böcking die Online-Kommentare der Leser unter den hauseigenen Artikeln nicht bekannt oder er kennt schlicht das Forum des Spiegels nicht. Denn hier finden wir den eigentlichen Grund, warum in Deutschland ein „Zeitungssterben“ eingesetzt hat.
Viele Leser kommentieren die Qualität der heutigen Presseerzeugnisse als schlichtweg armselig, als gleichgeschaltet, unkritisch und vor allem nicht mehr investigativ. So ist es keine Seltenheit mehr, dass die Kommentare bessere Informationen enthalten als die eigentlichen Artikel. Von den aufgezeigten Fehlern und Richtigstellungen, die die Kommentatoren schreiben, ganz abgesehen. Die Zeitungen haben ein Qualitätsproblem, wirken in den Augen der Leser unglaubwürdig in ihrer Berichterstattung und werden oftmals nur noch als Verbreiter von Nachrichtenagenturmeldungen wahrgenommen. Als voneinander abschreibende Praktikanten, die sich nicht einmal mehr die Mühe machen wenigstens das Foto zum Artikel auszutauschen. Hier liegt der wahre Grund, warum es immer schwerer wird Zeitungen und Magazine in Deutschland zu verkaufen.
Zusätzlich haben nachweislich gefälschte Berichte oder „Altbilder“ aus dem Irak, die angeblich aktuelle Geschehnisse in Syrien oder Lybien zeigen sollten, dazu geführt, dass die Menschen den Mainstreammedien gegenüber inzwischen mehr als kritisch gegenüber stehen. Und das zu Recht!
Solange der Journalismus nicht zu seinen Wurzeln zurück kehrt, solange Redakteure Meldungen unterdrücken, da sie den Werbeepartnern nicht genehm sind, solange die Herausgeber den politischen Parteien das Wort führen, solange Artikel als Stangeware produziert werden, solange nicht investigativ, kritisch, hinterfragend und auch einmal unangenehm recherchiert wird, solange wird sich der eingeschlagene Trend verstärken, solange werden Leser versuchen über alternative Wege ihre Information zu erhalten.
Dann kehren die Leser auch wieder zurück und sind bereit dafür Geld zu zahlen. Denn die jetzt angedachten Paywalls für die Online-Ausgaben der Zeitungsverleger werden nicht dazu führen, dass die Blätter überleben können. Vielmehr werden die ausbleibenden Klickzahlen die Werbepartner dazu veranlassen ihre Marketinganstrengungen auf andere Medien zu verlagern. Paywalls sind nicht die Lösung für das obige Problem. Die Lösung ist ein Journalismus, der seinen Namen wieder verdient. Und dafür sind Menschen gerne bereit zu zahlen – für Leistung, Unabhängigkeit und investigative, ehrliche, unverfälschte und Kritische Informationen. Aber nur dann…