Als am 27. April 1971 die erste Eröffnungsfahrt der Münchner U-Bahn erfolgte, hätte wohl kaum einer daran gedacht, dass über 40 Jahre später immer noch die gleichen Wagons im Untergrund Münchens fahren würden.
Bis 1983 wurden insgesamt 194 Züge des Typs A gebaut, wovon heute noch 181 Stück (10 wurden nach Nürnberg verkauft bzw. ausgeliehen und 3 wurden aufgrund eines Brandunfalls verschrottet) unterwegs sind. Bis 1995 kamen zusätzlich 63 Wagons der Reihe B hinzu, die sich noch alle im Einsatz befinden und bis heute wurden 18 Wagen des Typs C in Dienst gestellt. Geplant sind ab 2013 21 zusätzliche C-Einheiten anzuschaffen.
Gleichzeitig wurde das Münchner U-Bahnnetz bis Mitte der 1990er Jahre massiv ausgebaut. In den Folgejahren bis 2006 kamen nur noch punktuelle Verlängerungen hinzu und seit 2006 gab es keine weiteren Netzausbauten.
Zusammengefasst kann man sagen, dass das Münchner U-Bahnnetz seit 2006 keiner weitreichenderen Modernisierung unterlag und dass im Grunde bis heute sowohl die U-Bahnhöfe als auch die eingesetzten Wagons der Technik, den Anforderungen und dem Design der 1970er Jahre entsprechen.
Das Münchner Beispiel zeigt den immensen Investitionsstau der deutschen Kommunen und Länder auf, der sich seit Jahren verstärkt und immer mehr zum Problem wird. Jeder von uns ist fast täglich in irgendeiner Form – mit dem Auto, zu Fuss oder öffentlichen Verkehrsmitteln – unterwegs und kennt aus eigener Erfahrung den Zustand unserer Infrastruktur. Schlagloch reiht sich an Schlagloch, Bundesstraßen gleichen eher besseren Feldwegen als modernen „Lebensadern“, Bahnhöfe haben den Charme eines Dixie-Klos und verwahrlosen immer mehr, öffentliche Einrichtungen sehen nur in Ausnahmefällen größere bauliche Maßnahmen und Kosten bei der Wasserver- und entsorgung werden immer mehr über Umlagen auf den Bürger abgewälzt.
So titelt beispielsweise der Spiegel auf seiner Online-Ausgabe: „Investitionsstau von 100 Milliarden Euro: Kommunen sparen sich kaputt“. Und dabei handelt es sich nur um den Investitionsbedarf bis 2012. Kein Wunder, dass z.B. der Deutsche Städte- und Gemeindebund-Präsident Christian Schramm davon spricht, dass
Bereits 2009 kam das Deutsche Institut für Urbanistik zu einem verherrenden Urteil. So bezifferte das Institut den Investitionsbedarf der Kommunen bis 2020 auf eine Summe von 704 Milliarden Euro!
Gleichzeitig hat Deutschland und damit seine Länder, Kommunen und Bürger netto 146 Milliarden Euro seit der Wiedervereinigung an den Moloch Brüssel überwiesen, was 45% der Transferzahlungen an die Nettoempfänger entspricht. Frappierend ist dabei, dass Deutschland, wenn es den gleichbehandelt werden würde wie z.B. Frankreich, Italien und England, gemessen am Volkseinkommen 61 Milliarden Euro mehr gezahlt hat als die genannten Länder. Allein an diesen Zahlen sehen wir, dass Deutschland die Rolle der europäischen Melkkuh bereits seit Gründung der EWG/EG/EU zugedacht wurde.
Welche Investitionen, Neubauten, Ausbauten oder soziale Leistungen mit diesen 146 Milliarden getätigt hätten werden können, überlasse ich dem geneigten Leser. Es reicht zu Wissen, dass der vom Spiegel genannte Betrag zum großen Teil bereits mit der „Mehrleistung“ von 61 Milliarden Euro gedeckt worden wäre.
Da davon auszugehen ist, dass Deutschland in den Folgejahren verstärkt zur Kasse gebeten werden wird (Schlagwort ESM), werden wir in Deutschland eine weitere Verschlechterung bei der Infrastruktur und vor allem bei den Solzialleistungen, die ja auch durch die Kommunen bestritten werden, sehen. Wie gesagt, Deutschland fährt de facto auf der letzten Rille und es ist nur noch eine Frage der Zeit bis uns die fehlenden (Re-)Investitionen einholen werden.
Quellen:
Investitionsstau von 100 Milliarden Euro: Kommunen sparen sich kaputt
Investitionsstau und Investitionsbedarf bei den Kommunen
Münchner U-Bahn – Baubeginn
Münchner U-Bahn – Netzausbau
Münchner U-Bahn – Fahrzeuge
Münchner U-Bahn – Abschluss des Netzausbaus
Deutschland ist EU-Zahlmeister