Syrien: USA Schachmatt

Unter dem Begriff Kanonenbootdiplomatie versteht man im Allgemeinen, dass jemand seine Interessen mit Waffengewalt durchsetzt. Wikipedia definiert diesen Begriff daher auch als 

das Vorgehen von Seemächten gegenüber kleineren Mächten zur Durchsetzung eigener Interessen mittels eines oder mehrerer Kriegsschiffe. Sie war ein gängiges Mittel der Machtprojektion, vor allem zur Blütezeit des Imperialismus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis in die Anfangsjahre des 20. Jahrhundert vor dem Ersten Weltkrieg. Die Kanonenbootpolitik diente neben der Durchsetzung von Wirtschafts- und Machtinteressen auch dem Eintreiben von Forderungen und dem Schutz eigener Bürger – letzteres Argument war bisweilen nur vorgeschoben zur propagandistischen Tarnung. Nach 1945 erlebte die Kanonenbootpolitik eine späte Neuauflage, etwa in Fällen, in denen alte Kolonialmächte im Rahmen der Dekolonisation unhaltbar gewordene Positionen und Einflusszonen nicht ohne weiteres räumen wollten.

Genau diese Art von Diplomatie wendet das US-Regime derzeit in der Syrienfrage an, indem es eine schiere Armada an Kriegsschiffen vor der syrischen Küste auffährt. Zwar hat Skull & Bones und Bilderberger John Kerry gestern abend – wohl aus versehen – eine Möglichkeit aufgezeigt, wie Syrien einer illegalen Flächenbombardierung entkommen kann, aber hat selbst diese Option im Schlusssatz gleich wieder als unmöglich bezeichnet. Kerry sagte hier wörtlich:

Sicher. Er könnte in der nächsten Woche alle seine chemischen Waffen an die internationale Gemeinschaft übergeben. Alles ohne Verzögerung übergeben und eine genaue Aufstellung ermöglichen. Aber er wird das nicht zulassen und es wird nicht passieren. 

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John Kerry beim Abendessen mit Baschar Hafiz al-AssadJohn Kerry beim Abendessen mit Baschar Hafiz al-Assad

John Kerry beim Abendessen mit Baschar Hafiz al-Assad – Bildquelle: AFP

Anscheinend wurde Kerry im Moment, als er diese Möglichkeit ansprach, bewusst, dass er damit Syrien eine Option einräumte den illegalen Angriffskrieg zu verhindern. Und mit seinem letzten Satz versuchte er das in den Brunnen gefallene Kind irgendwie zu reden. Schließlich wollen die Kriegstreiber um Obama, Kerry und McCain – auch ohne UN-Mandat, ohne Unterstützung durch die eigene Bevölkerung, ohne Zustimmung eines Großteils der Völker – abgesehen von den US-Vasallen und Erfüllungsgehilfen um Frankreich, Australien, Deutschland usw. – und ohne auf das eigene Militär zu hören – diesen Krieg. Zu weit haben sich Obama und Co. in ihrer roten Linie verrannt als das ein Zurück ohne kompletten Gesichtsverlust noch möglich wäre.

Dummerweise hat auf das Kerry-Angebot der russische Außenminister Lawrow geistesgegenwärtig reagiert und eine neue Initiative präsentiert. So soll Syrien sein gesamtes Giftgasarsenal an eine zentrale Stelle bringen, die unter internationaler Aufsicht steht und dort von diesen unabhängigen Dritten zerstört wird.

Damit zeigt der gewiefte Außenpolitiker Lawrow dem überheblichen und arroganten Kerry wie das Spiel der Diplomatie gespielt wird und setzt ihn wie auch die gesamte US(t)A(si) schachmatt.

Das US-Regime kann durch diese „russische Initiative“ nur verlieren. Egal, ob es dieser Option zustimmt oder sie ablehnt.

Akzeptiert die USA diese Initiative, wird deutlich, dass die USA außenpolitisch mit ihrem Skull & Bones-Mann schlecht aufgestellt sind und jedwede Eskalation in Syrien erscheint damit erschwert. Natürlich kann die US(t)A(si) bei einem weiteren False Flag Giftgasangriff behaupten, dass die Assad-Regierung eben nicht alle Giftgaswaffen abgegeben hat und dass damit die Unehrlichkeit, die Grausamkeit, usw. der syrischen Regierung verdeutlicht werden. Denn wie wir seit Kerry’s „Beweisführung“ wissen, kann nur Assad Giftgas einsetzen. Die Rebellen Terroristen dagegen haben ja bekanntlich nicht die technischen, organisatorischen und fachlichen Fähigkeiten Giftgas einzusetzen. Auch wenn russische Berichte und selbst UN-Aussagen etwas anderes sagen.

Bei einer Ablehnung würde sich einmal mehr zeigen, dass das US-Regime keinerlei Interesse an einer friedlichen Lösung des von ihnen selbst inszenierten und über die Proxys Katar und Saudi-Arabien finanzierten und gesteuerten Blutbads haben. Dass sie weltweit – bis auf die bereits oben genannten Lakaien – schon lange nicht mehr als moralische Instanz gehalten werden, dürfte dem US-Regime ziemlich egal sein. Schließlich spielen die Westmedien nach wie vor ihre Rolle als Kriegseinpeitscher, Tatsachenverfälscher, fehlende Kontrollinstanz und Informationsweglasser. Oder haben unsere Presstitutes in letzter Zeit genau diese moralische Instanz USA in Frage gestellt? Obwohl die USA aufgrund ihrer Vergangenheit als Hüter der Moral mehr als ausgedient haben sollten:

  1. Im auf falschen Kriegsgründen begründeten Vietnam-Krieg hat das US Militär 20 Millionen Gallonen chemischer Substanzen versprüht. Die Regierung von Vietnam schätzt, dass wegen dem Einsatz von chemischen Substanzen 400.000 Menschen getötet oder entstellt wurden. 500.000 Kinder wurden mit Geburtsfehlern geboren und 2 Millionen erkrankten an Krebs oder anderen Krankheiten.
  2. Israel setzte 2008 – 2009 weißes Phosphor gegen palästinensische Zivilisten ein. Weißes Phosphor lässt menschliches Gewebe bis auf die Knochen schmelzen. 2009 haben verschiedene Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch, Amnesty International und das Rote Kreuz berichtet, dass die israelische Regierung diesen chemischen Kampfstoff eingesetzt haben. Reaktion der USA auf diese Angriffe: Keine.
  3. 2004 setzt die USA selbst weißes Phosphor gegen irakische Zivilisten in Fallujah ein. Zuerst lügt das Militär über den Einsatz und sagt, dass es nur benutzt wurde um Ziele zu beleuchten. Später gibt es den Einsatz des weißen Phosphors als Waffe zu.
  4. Im Iran-Irak-Krieg half 1988 die CIA Saddam Hussein Iranier und Kurden mit Giftgas zu ermorden. Kürzlich freigegebene CIA-Aufzeichnungen zeigen, dass Washington wusste, dass Hussein chemische Waffen (Sarin, Nervengas, Senfgas) einsetzte und dass der US-amerikanische Geheimdienste den Irak informierte, wo sich die iranischen Truppen befanden, die dann vergast wurden. Wissentlich, dass Hussein auch das Giftgas einsetzen würde.
  5. In den 1950er testete die US Army chemische Kampfstoffe an den armen und schwarzen Einwohnern der Vororte von St. Louis. Dazu setzte die Army Gebläse in diesen verarmten, meist von Schwarzen bewohnten Vororten ein – darunter Gebiete in denen 70% der Einwohner Kinder unter 12 Jahre waren. Als Begründung für die Gebläse und die Rauchschwaden aus Giftgas nannte die US-Regierung Tests mit Rauchwänden, die die Stadt vor einem möglichen Angriff der Russen schützen sollte. In Wahrheit pumpte die Army Hunderte Pfund an pulverisiertem Zinkkadmiumsulfid in die Umgebungsluft.

Und diese Horroraufstellung lässt sich noch fortführen:

  • 2011 feuerte die Polizei bei den Occupy-Protesten Tränengas und andere chemische Verbindungen auf die Demonstranten.
  • 1993 setzte das FBI Tränengas gegen Kinder, Frauen und Männer im Waco-Drama ein. Wohlwissend, dass das Tränengas hochendzündlich ist. 49 Männer und Frauen, wie 27 Kinder und Babys starben dann in den absichtlich gelegten Flammen.
  • Seit 2003 verseucht das US Militär den Irak mit angereicherter Uran-Munition. Seitdem kamen beispielsweise zwischen 2007 und 2010 in Fallujah die Hälfte der Neugeborenen mit Geburtsschäden auf die Welt.
  • Zwischen 1944 und 1945 tötete das US Militär Hunderttausende japanische Zivilisten durch den Einsatz von Napalm. Darunter 100.000 bei einem Angriff auf Tokyo.
  • Als einzige Nation der Welt hat bislang die USA Atomwaffen eingesetzt. 1945 warfen die USA zwei Atombomben auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki ab.

Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern, dass unsere „Qualitätsmedien“ dies aufgegriffen hätten.

Leider bleibt zu befürchten, dass die russische Initiative, die die Syrer bereit sind zu prüfen und ggf. anzunehmen, vom US-Regime abgelehnt wird. Gerade weil es von der falschen Seite kommt. Auch wenn man weiß, dass man durch Russland durch diesen geschickten diplomatischen Schachzug schachmatt gesetzt wurde. Ein absolutes No-Go für die ganzen Falken in Washington. Bekanntlich halten sich die Kriegstreiber aus Washington als den politischen Nabel der Welt, der alle Entscheidungen nach moralischen Werten trifft, die für alle zu gelten haben. Dass aber selbst die US-Bevölkerung gegen eine Beteiligung in Syrien ist, zeigte unlängst ein Town Hall Meeting bei dem McCain von verschiedenen Teilnehmern scharf angegangen wurde und sogar als Hochverräter tituliert wurde. Doch scheint das den Kriegstreibern völlig egal zu sein:

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Deswegen noch einmal mein Aufruf aus dem vorherigen Artikel Am Vorabend des 3. Weltkriegs:

Schreibt Merkel, Westerwelle und Co., dass sie eben nicht im Namen Deutschlands sprechen, wenn sie eine gemeinsame Erklärung der Kriegstreiber um Obama und Hollande gegen Syrien unterzeichnen! Dass sie damit ein anmassendes Verhalten an den Tag legen und dass sich eure Wahl am kommenden 22. September danach ausrichten wird! Es ist Zeit, stehen wir gemeinsam auf! Sagen wir zusammen NEIN! Jetzt!

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Quellen:
Wikipedia – Kanonenbootpolitik
US-Außenminister Kerry: ‚Assad kann Militärschlag nur durch Abgabe von Chemiewaffen verhindern‘
USA stellen Syrien Ultimatum: Chemiewaffen abgeben
UN’s Del Ponte says evidence Syria rebels ‚used sarin‘
Guest Post: 10 Chemical Weapons Attacks The U.S. Government Doesn’t Want You To Know About

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