Der NSA-Skandal ist seit letzter Woche wieder aufgepoppt. Zwar war er nie wirklich weg, nur interessiert hat es so richtig niemanden. Besonders nicht im Bundestagswahlk(r)ampf. Da wurde so getan als hätte es das Thema nie gegeben und bereits Mitte September hat daher Kanzleramtminister Pofalla vorsorglich die NSA-Affäre für beendet erklärt. Es ging ja schließlich auch nur um die Überwachung von 80 Millionen Deutschen – also nichts besonderes.
Doch nun haben ausgerechnet Snowdens Enthüllungen ans Tageslicht gebracht, dass auch Merkels Handy von der NSA dauerüberwacht wird. Und das ist dann ja wohl eindeutig zuviel. Selbst Merkel echauffiert sich und sogar unsere untätigen Presstitutes schleudern auf einmal kritische Artikel in Richtung Washington. Tja, jetzt auf einmal geht es den US-Botschafter einzubestellen, sich in Washington Luft zu verschaffen oder kritische Berichte zu verfassen. Grundsätzlich ein lobenswerter Vorgang, der aber an Scheinheiligkeit nicht zu überbieten ist. Denn als es um 80 Millionen ging, war das alles egal. Doch jetzt bei Merkel sieht die Welt gleich ganz anders aus und man blickt zornig in die US(t)A(si). Lächerlich…
Zwar vermeldete Washington am gestrigen Montag – wohl aufgrund der Vielzahl an Ländern, die sich über die illegalen, weltweit stattfindenen Überwachungsmaßnahmen der NSA beschwert haben -, dass man von der bisherigen Vorgehensweise Abstand nehmen will:
The White House has informed me that collection on our allies will not continue, which I support — but as far as I’m concerned, Congress needs to know exactly what our intelligence community is doing. To that end, the committee will initiate a major review into all intelligence collection programs. (Senatorin Dianne Feinstein)
Das Weiße Haus hat mich darüber informiert, dass das Datensammeln bei unseren Verbündeten nicht fortgeführt werden wird, was ich unterstütze — aber soweit es mich betrifft, muss der Kongress genau wissen, was unsere Geheimdienste tun. Bis dahin wird das Komitee eine Überprüfung aller Geheimdienstprogramme anordnen.
Aber fast gleichzeitig hat der Oberkontrolleur und Spionagechef der NSA Keith Alexander am vergangenen Donnerstag ein hauseigenes Video veröffentlicht, in dem er ganz andere, aggressive und überhebliche Töne anschlägt:
[vsw id=“6Kc5Xvr24Aw“ source=“youtube“ width=“500″ height=“400″ autoplay=“no“]
Alexander sagt hier ganz klar, dass die NSA auch weiterhin jedwede Kommunikation auf der Welt abfischen werden – unabhängig davon ob es sich um einfache Bürger oder Politiker und Unternehmenchefs handelt. Es wird sich seiner Meinung nach nichts daran ändern – auch nicht durch den jetzt stattfindenden Aufschrei. Schließlich muss man Alles und Jeden überwachen, denn Alles und Jeder kann böse Absichten gegen die US(t)A(si) haben. Paranoia in Reinkultur!
Gleichzeitig droht der Direktor der NSA unverhohlen Whistleblowern und sogar den Mainstreammedien. Jeder der Geheimdienstinformationen an die Öffentlichkeit bringt, ist ein Verbrecher. Während die NSA quasi nur Gutes tut, sind diejenigen, die sich um Freiheitsrechte und gegen den Überwachungsstaat stellen, die wahren Feinde:
Die Mitarbeiter der NSA sind die Helden. Nicht jene, die Geheimnisse publik machen und damit Menschenleben gefährden.
Welche Menschenleben? Ist mir da was entgangen? Wieviel vermeintliche Terroranschläge hat die NSA nach eigenem Bekunden mit ihrer Überwachungsorgie verhindert? Ja, genau: Einen! Und dafür werfe ich alle Freiheitsrechte auf den Schutthaufen der Geschichte? Unglaublich…
Doch wer hat nun die Wahrheit gesagt? Gestern das Weiße Haus? Oder am Donnerstag davor Alexander? Man könnte nun natürlich sagen, dass der weltweite Aufschrei erst über das Wochenende ein Umdenken der Chargen um Kriegsnobelpreisträger Obama bewirkt hat. Und dass damit Alexanders Interview und seine Aussagen hinfällig sind.
Mal ganz im Ernst. Wer glaubt denn wirklich daran, dass die US(t)A(si) ihre Überwachungsprogramme beenden wird? Es geht hier doch um viel mehr als dem gemeinen Bürger in den Mainstreammedien aufgezeigt wird. Industriespionage im großen Stil, jeden Schritt bei Verhandlungen (Freihandelsabkommen USA-EU!) kennen, alle politischen Strömungen im In- und Ausland und somit Gefahren für die Machteliten wissen und auch die Geldströme und Bewegungen im Finanzbereich kontrollieren. Das sind die eigentlichen Ziele hinter der weltweiten Kontrolle und Überwachung. Nichts anderes…
Quellen:
White House considers halt to surveillance of allied leaders
‚Wir sind die Helden‘: NSA-Chef Alexander weist Europäer in die Schranken