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Große Koalition: Qualifikation? Jeder kann Minister.

Große KoalitionGroße Koalition

Große Koalition – Bildquelle: Wikipedia / Martin Rulsch

Mit einer Zustimmung von 75,96% hat die SPD-Basis ihre Partei zum Abschuss frei gegeben. Offensichtlich gilt auch für SPD die Weißheit:

Wer aus der Geschichte nichts lernen möchte, ist verdammt sie zu wiederholen.

Zwar hat diese Geschichte die FDP erlebt, aber die Lektion des politischen Selbstmords durch eine Koalition mit dem wandelnden Hosenanzug ging anscheinend auch an der SPD ohne Lerneffekt vorbei. Ansonsten hätte sich die SPD-Basis bzw. die SPD-Führungscombo gegen eine Große Koalition entschieden.

Oder war der eigentliche Grund für die Zustimmung doch eher:

  • Machtgeilheit
  • Pfründe sichern
  • Eitelkeiten der Verantwortlichen
  • Pensionsansprüche sichern
  • einmal Minister sein

Wahrscheinlich eine Mischung aus all dem. Und einer ordentlichen Portion Korrumpierbarkeit.

Charakterzüge, die die eigene Qualifikation in den Hintergrund rücken lassen. Denn wie man einmal mehr erstaunt bei der Präsentation des neuen Kabinetts feststellen muss: Qualifikation zählt nichts – jeder kann Minister!

So muss es zumindesten dem einfachen Arbeitnehmer vorkommen, der bei einer Bewerbung für einen Job

  • mindestens zwei Hochschulstudiengänge erfolgreich abgeschlossen haben sollte,
  • neben Deutsch auch Englisch und Französisch in Wort und Schrift beherrscht,
  • ein ausgewiesener IT-Spezialist mit Wissen in Office, Windows oder SAP ist,
  • bereit ist für 35.000€ brutto täglich 10 Stunden zu arbeiten und
  • der trotz seines Alters von 30 Jahren 10 Jahre Berufserfahrung besitzt.

Ganz im Gegensatz zu den Anforderungen an eine/n Minister/in, wie die nachfolgende Auswahl aufzeigt:

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen

Die bisherige Ministerin für Arbeit und Soziales wird im neuen Kabinett Verteidigungsministerin. Als promovierte Ärztin bringt sie selbstverständlich ideale Voraussetzungen für ihr neues Amt mit. Konnte man ihr bisheriges Ministeramt noch in Verbindung zu ihrem erlernten Beruf setzen, scheitert dieser Versuch in ihrer neuen Aufgabe kläglich. Aber was soll’s. Der Unterschied zwischen Arbeit und Soziales zur Verteidigung ist marginal. Schließlich geht es bei beiden um Menschen. Und das muss reichen.

Gesundheitsminister Hermann Gröhe

Hermann Gröhe gibt auf seiner Internetseite an seit 1994 Rechtsanwalt zu sein. Das gleiche Jahr in dem er erstmals Mitglied des Deutschen Bundestags wurde. Demzufolge lässt sich ableiten, dass Gröhe noch keinen einzigen Tag aktiv in seinem eigentlichen Beruf tätig war. Der Jurist Gröhe übernimmt in der neuen ReGIERung das Ressort des Gesundheitsminister. Angesichts seiner bisherigen politischen „Arbeit“ ein für ihn bekanntes Betätigungsfeld, in dem er sich sicher und eloquent bewegen wird. Schließlich ist der Posten des Gesundheitsministers die logische Folge seiner bisherigen Tätigkeiten als menschenrechtspolitischer Sprecher der CDUCSU, als Mitglied im BND-Untersuchungsausschuss bzw. im Auswärtigen Ausschuss und wie auch bei seiner Funktion als Generalsektretär der CDU. Denn jede seiner Positionen hatten bislang mit dem Thema Gesundheit zu tun. Und wenn es nur die Krankmeldungen seiner Untergebenen waren.

Vizekanzler, Wirtschafts- und Energieminister Sigmar Gabriel

Sigmar Gabriel ist als Vizekanzler endlich am Ziel seiner Träume angekommen: An den Schalthebeln der Macht. Als Gymnasiallehrer, der ein ganzes Jahr in der Erwachsenbildung tätig war und somit die berufliche Wirklichkeit hautnah kennen lernen durfte, war bereits in der ersten Großen Koalition Minister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. In dieser Position hat er ganz erfolgreich das Verbot der herkömmlichen Glühbirne in der EU angestoßen und durchgesetzt. Andere Leistungen sind eher unbekannt geblieben. Seine Lehramtsausrichtung mit den Fächern Germanistik, Politik und Soziologie prädestiniert ihn gerade dazu das Amt des Wirtschafts- und Energieministers einzunehmen. Genauso wie seine Mitgliedschaft bei der Atlantik-Brücke.

Arbeitsministerin Andrea Nahles

Die Literaturwissenschaftlerin mit den Fächern neue und ältere Germanistik, sowie Politikwissenschaften beerbt von der Leyen als neue Arbeitsministerin. Nach nur 20 Semestern an der Uni widmete sich Nahles ausschließlich der Politik. Was so viel bedeutet, wie dass Frau Nahles noch keinen einzigen Tag in der freien Wirtschaft gearbeitet hat und dementsprechend die Situation für, die Fallstricke bei und die Bedürfnisse von Arbeitnehmer und Arbeitgeber nur vom Hörensagen kennt. Somit ist Nahles ebenfalls bestens geeignet einem Thema als Ministerin vorzusitzen, das im Rahmen ihres 10-Jahres-Studiums tagtäglich nicht auf dem Lehrplan stand.

Es ist bezeichnend mit welchem Geschacher sich die Politdarsteller auf die Posten hieven. Qualifikation, Können, Erfahrung, Empathie – Dinge, die jeder Arbeitnehmer beim Bewerbungsgespräch vorweisen muss – spielen bei Ministerposten keinerlei Bedeutung. Stattdessen sind das Parteibuch, die duckmäuseriche Haltung zum wandelnden Hosenanzug bzw. zum Berufsschullehrer wichtiger. Oder kann es einfach nur so sein, dass es gänzlich egal ist, ob man für die Position geeignet ist, weil einem eh die Berater von Boston Consultung Group und Co., die Lobbyvereinigungen oder andere „Stellen“ vorgeben, was man zu tun, zu sagen, zu denken und umzusetzen hat? Angesichts der vorhandenen Qualifikationen und der Tatsache, dass man – respektive frau – heute Arbeitsministerin und morgen Verteidigungsministerin sein kann, lassen keinen anderen Schluss zu. Soviel geballte Kompetenz kann nicht einmal mehr der fleißige Michel verkraften.

Quellen:
SPD-Mitglieder sagen Ja zu Regierungsbündnis – Große Mehrheit für Große Koalition
Lebenslauf von der Leyen
Wikipedia – Ursula von der Leyen
Lebenslauf Gröhe
Lebenslauf Gabriel
Wikipedia – Sigmar Gabriel
Lebenslauf Nahles
Wikipedia – Andrea Nahles

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