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Kiew: Ultimatum für die Süd- und Ostukraine

Oles BuzinaOles Buzina

Oles Buzina – Bildquelle: Screenshot-Ausschnitt www.buzina.org

In der Ukraine gilt Oles Bizina als einer der bekanntesten Intellektuellen des Landes, der sich insbesondere gegen Faschismus in jedweder Form ausspricht. Der Autor, Journalist und TV-Moderator hat nun einen offenen Brief an die „Übergangsregierung“ in Kiew geschrieben. Er thematisiert darin die dramatische Zuspitzung der Lage in der Süd- und Ostukraine. Nach zuverlässigen Informationen befinden sich US-amerikanische Söldner (Greystone, ein Ableger von Blackwater/Xe/Academi) in Charkow, Donbass und Lugansk – gut bewaffnet schaffen sie ein Kräfteungleichgewicht zur demonstrierenden Bevölkerung. Das von Kiew gestellte 48-stündige Ultimatum die Demonstrationen und auch die Abspaltungsbestrebungen einzustellen, bilden für Oles Buzina den Anlass für nachfolgenden offenen Brief, den ich als Aufruf auch an unsere Politiker verstehe und aufgrund seiner Bedeutung veröffentliche:

Oles Buzina

Der bekannte ukrainische Schriftsteller, Journalist und Moderator wendet sich an die Kiewer  Regierung:

In der Süd- und Ostukraine kam es zu einem Aufstand. Die Barrikaden um das Donezker Lansratsamt wachsen. Mehrstöckige Häuser sind ohne Strom. Aufzüge funktionieren nicht mehr. Menschen steigen Treppen hoch zu Fuß. Alle warten auf einen Angriff. Waffen sind nicht weniger vorhanden  als in Kiew während der Maidan-Proteste.

Vorverurteilen Sie diese Menschen nicht als „Separatisten“ oder versuchen Sie diese als solche abzustempeln. Hören Sie erst diesen Menschen zu. Die Massenunruhen in der Ost- und Südukraine spiegeln die Ereignisse wider, die sich im Westen des Landes abgespielt haben. Galizien hat Donbass aufgeweckt. Das Gebäude des Lugansker Sicherheitsdienstes (SBU) wurde genauso erobert wie vor kurzem das der SBU von Lwow. Steine auf Polizeibusse werfen nicht russische Spione, sondern Bürger von Charkow. Sie verstecken nicht einmal ihre Gesichter. Aber Steine auf die Polizei flogen wie Hagel noch im Februar in Kiew. Erinnern Sie sich?

Man darf nicht mit Doppelstandards die Bürger des Landes messen. Man darf sie nicht in „Rechthabende“ und „Nichtrechthabende“ teilen. Beide sind Menschen. Mit gleichen Reaktionen auf die Realität. Mit gleichen Rechten!

Die Süd- und Ostukraine hat Werte, die sie bereit ist zu verteidigen, hat ein tiefes Gefühl der Menschenwürde.

Ich kenne diese Menschen gut. Das sind hervorragende Menschen. Und wenn die neue Macht sie wegstößt, wenn sie anstatt des politischen Dialogs Gewalt anwendet, wird Blut vergossen. Und dann gibt es ein Krim-Szenario. Putin hat ja auch nichts mehr zu verlieren. Putin hebt das auf, was die Kiewer Sieger „anbeißen“.

Die Einführung des Ausnahmezustandes ist heute nicht möglich. Während des Ausnahmezustandes werden die Wahlen aufgehoben. Die Werchownaja Rada wird dafür nicht ihre Stimmen abgeben, aus Angst vor Usurpation der Macht durch die heutige Regierung. Sogar UDAR und die Partei von Poroschenko wollen die Wahlen nicht aufheben. Dann lässt sich die Krise in der Ost- und Südukraine RATIONELL nur noch mit politischen Methoden lösen, und nur, wenn man Respekt gegenüber den Bürgern dieser Region zeigt. Vielleicht kann man sich über die Autonomie einigen. Oder die Wählbarkeit der Gouverneure. Mit Sicherheit den Status der russischen Sprache bestätigen. Die russische Sprache als die zweite staatliche Sprache würde die Spannung in der Süd- und Ostukraine im Nu entschärfen.

Wenden Sie sich direkt dem Problem zu und zeigen Sie Flexibilität, diese Region mit Stacheldraht zu umzäunen  hat ja schon während des ersten Maidan nicht funktioniert.

Oles Buzina

Hier noch das Original:

УСЛЫШЬТЕ ЮГО-ВОСТОК!

На юго-востоке народное восстание. Баррикады вокруг Донецкого облсовета растут. Многоэтажная домина обесточена. Лифты не работают. Люди поднимаются по этажам пешком. Все ждут штурма. Оружия не меньше, чем в Киеве на Майдане. Не спешите называть этих людей «сепаратистами». Сначала выслушайте их. Массовые волнения на юго-востоке Украины – зеркальное отражение того, что происходило на западе. Галичина разбудила Донбасс. Здание Луганского СБУ захвачено так же, как недавно СБУ во Львове. Камни в автобус с милицией в Харькове бросают не российские шпионы, а харьковчане. Они даже не скрывают свои лица. Но камни в милицию еще в феврале градом летели в Киеве. Помните? Нельзя подходить к гражданам своей страны с двойными стандартами. Нельзя делить их на «правильных» и «неправильных», «свидомых» и «несвидомых». И те, и другие – люди. С одинаковыми реакциями на действительность. С равными правами.

У юго-востока действительно есть ценности, которые он готов отстаивать, есть глубокое чувство собственного достоинства. Я хорошо знаю этих людей. Это прекрасные люди. Если новая власть оттолкнет их, если вместо политического диалога пойдет на силовой вариант, прольется кровь. И тогда – крымский сценарий. Ведь Путину тоже нечего терять. Путин подберет то, что «надкусят» киевские победители.

Введение ЧП сегодня невозможно. Во время чрезвычайного положения отменяются выборы. Верховная рада за него не проголосует, боясь узурпации власти нынешним правительством. Даже УДАР и группа Порошенко не хотят отмены выборов. Значит, кризис на юго-востоке РАЦИОНАЛЬНО можно решить только политическими методами, проявив уважение к жителям этих регионов. Возможно, придется дать им автономию. Или выборность губернаторов. Наверняка – подтвердить статус русского языка. Русский как второй государственный вообще снял бы напряжение на юго-востоке одним махом. Повернитесь лицом к проблеме и проявите гибкость – ведь обнести ее колючей проволокой не удалось даже в эпоху первого Майдана.

Dank an dieser Stelle an die Leserin Elena V., die mich darauf aufmerksam machte und die Übersetzung vornahm.

Quellen:
OLES BUZINA We have to stop teaching lies about the Ukrainian history
Experte: USA mischen sich mit privater Militärfirma in Ukraine ein
УСЛЫШЬТЕ ЮГО-ВОСТОК!

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