Der Westen nimmt für sich selbst in Anspruch über die einzig echten „Werte“ (Demokratie, Freiheit, Frieden, Meinungsfreiheit usw.) zu verfügen. Doch seine jahrzehntelange Deutungshoheit dieser „Werte“ erodiert nicht erst seit den Geschehnissen in und um die Ukraine. Mit dem sogenannten Kampf gegen den Terror wurde der „Abstieg“ der Moralwächter offensichtlich. Doch bereits mit dem Kosovo 1999 waren die ersten Zerfallsvorgänge erkennbar.
Nehmen wir das Beispiel der Referenden in Lugansk und Donezk und deren Bewertung durch den Westen. Auch wenn diese Befragungen in aller Eile organisiert und während eines Bürgerkrieg abgehalten wurden, auch wenn die Referenden unter der brutalen Gewalt der Kiewer Junta und mit ermordeten Einwohnern von Mariupol endete, war es das Recht dieser Menschen sich gegen die Faschisten und für eine Loslösung von Kiew auszusprechen. Ganz im Geiste der vom Westen hochgehaltenen „Werte“, an die noch im Februar Janukowitsch durch Merkel, Obama und Co. „erinnert“ wurde. Dieser Akt der direkten Demokratie gefällt natürlich den westlichen Politdarstellern nicht. Stattdessen lehnen die „demokratischen“ Staatenlenker die Referenden ab und schließen sich dem Chor der Kiewer „Übergangsregierung“ an, die die Abstimmungen, die laut des US-gesteuerten ukrainischen Präsidenten Turchnynow durch „Terroristen abgehalten“ wurden, als Farce bezeichnen und als „illegal“ darstellen.
Dabei „entblöden sich“ die Statthalter aus Washington, Brüssel und Berlin nicht, trotz des Nachweises von CIA– und FBI-Agenten als „Unterstützer“ der Putschregierung oder der 300 Söldner von Academi/Xe/Blackwater, mit der faschistischen, mordenden Junta in Kiew gemeinsame Sache zu machen. Kein Gedanke mehr an das nachweisliche Lügengebäude des Responsibility to Protect (R2P) – also die Verantwortung des Westens Menschen in Krisenfällen zu beschützen -, das uns in Libyen oder Syrien als „Begründung für ein militärisches Eingreifen“ genannt wurde. Für die Ukraine gilt dieses „Pseudogewäsch“ anscheinend nicht mehr, denn hier sind auf einmal die Faschisten die Guten und die ukrainische Bevölkerung die Bösen.
Zu dumm nur, dass ein Großteil der Menschen in Europa das fadenscheinige Spiel der EU und der USA durchschauen und eine konträre Meinung vertreten – auch weil die Mainstreammedien als Lakaien der Mächtigen ihren Auftrag von unabhängiger Berichterstattung mit den Füssen treten. Zusammen mit dem wachsenden und aufgestauten Unmut bzgl. Euro und EU bildet die Krise in der Ukraine das Brennglas, das die politische „Großwetterlage“ in Brüssel entscheidend verändern kann. Nicht nur, dass Marie Le Pen mit 20% der französischen Stimmen rechnen kann, auch Beppo Grillo dürfte wohl bis zu 25% der Wähler hinter sich bringen. Von Griechenland gar nicht zureden. Großbritanniens UKIP und vielleicht auch die AfD in Deutschland könnten zusätzlich die EU in einem Moment schwächen, wo sie sich selbst anmaßt als „Regionalmacht“ und „Konfliktlöser“ auftreten zu wollen. Es besteht also durchaus die Möglichkeit, dass die Europawahl einen größeren Einfluss auf die Lage in der Ukraine, die Zusammenarbeit mit Russland und auch die USA haben kann als derzeit absehbar. Bleibt nur die Frage, ob sich die Politdarsteller in Brüssel dessen bewusst sind.
Vielleicht findet auch endlich eine dringend notwendige Emanzipation von den USA und ein kritischer Umgang mit der Politik Washingtons satt. Einer Politik, die nach den neuesten Forschungsergebnissen des US-Historikers William Blum seit 1945 auf
beruht.
Denn selbst den Vasallen auf dem europäischen Kontinent sollte klar sein, dass das Obama-Regime, zum ersten Mal seit Ronald Reagan, die Welt auf einen (Welt-)Krieg zusteuert. Oder dass nach dem 11. September ein Staatsstreich in den USA stattgefunden hat und Washington seitdem militaristisch regiert wird – 124 Länder in denen geheime „Special Operations“ durch die USA durchgeführt werden, sprechen eine klare Sprache.
Quellen:
Ukraine: The waiting game
Ukraine creates arc of chaos
Break the silence: world war is beckoning