Das internationale Wirtschaftsforum in St. Petersburg gilt als das östliche Pendant oder die russische Antwort auf das Weltwirtschaftsforum in Davos. Das diesjährige Treffen wurde seitens vieler westlicher Firmen – auf Druck der USA sei an dieser Stelle dahingestellt – boykottiert, was aber nichts über die Bedeutung besonders in Hinsicht auf die Ausrichtung Russlands zu Asien aussagt.
Deutlich wurde bei diesem Forum, dass Russland und China immer engerere Verbindungen eingehen. Nicht zuletzt der letzte Woche abgeschlossene 400 Milliarden US-Dollar-Gasdeal zwischen Russland und China bestätigt die – offiziell als Partnerschaft bezeichnete – Allianz der beiden größten Gegner der USA. Dabei ist insbesondere anzumerken, dass das Geschäft erstmals in Landeswährungen fakturiert wird und die Achse Peking-Moskau damit gezielt den US-Dollar torpediert, wenn nicht gar angeht.
Neben dem Gasdeal gibt es zahlreiche weitere Meldungen, die meist von unseren Qualitätsmedien unter ferner liefen oder überhaupt nicht aufgeführt wurden:
So will China sein eigenes Strategieprogramm zum Aufbau der nordöstlichen Provinzen mit dem Entwicklungsprogramm Moskaus für den russischen Fernen Osten zusammenführen. Eine solche abgestimmte „Entwicklungspolitik“ darf angesichts der russischen Rohstoffe in diesem Gebiet und der zahlreichen billigen Arbeitskräfte auf der Seite Chinas nicht unterschätzt werden.
Schon vor längerem hat China bereits die Planungen für eine Neue Seidenstraße vorgestellt, die China über Russland mit Deutschland verbinden soll. Ein Vorhaben, das besonders Washington als Herausforderung eigener globaler Machtansprüche wahrnimmt. Dabei bleibt es spannend in wie weit Deutschland als nicht-souveräner Staat und US-Vasall sich wirklich daran beteiligen kann oder darf. Die Reaktion der USA auf den chinesischen Vorstoß ist eng mit den beiden „Freihandelsabkommen“ TIPP und TPP verbunden. Beide in dunklen Ecken verhandelte Abkommen sollen auch zukünftig eine US-dominierte globale Weltwirtschaft sichern und sind daher auch als „Abwehr“ der chinesisch-russischen Programme und Pläne zu werten.
China will dieser „Abwehr“ mit einer Verlängerung des Schiennetzes – ausgehend von Chengdu, der Hauptstadt der Provinz Sichuan mit 14 Millionen Einwohnern, über Kasachstan, Russland, Weißrussland bis derzeit nach Lodz, Polen und später als sogenanntes Chongqing-Xinjiang-Europa-Netz begegnen, dessen Ende dann in Duisburg liegen würde. Dass diese Verbindung zur wichtigsten Handelsstraße der Welt werden würde, ist mehr oder weniger selbstredend.
Parallel zur Vertragsunterschrift des Gasgeschäfts machte sich der chinesische Präsident Xi Jinping für ein neues asiatisches Sicherheits- und Kooperationsmodell stark. Inklusive dem Iran, aber exklusive der USA – auch als mögliches Gegenstück zum Angriffspakt NATO. Interessanterweise nahmen in Shanghai, als diese Forderungen aufgestellt wurden, der iranische Präsident Hassqan Rouhani, der irakische Premierminister Nouri al-Maliki und der afghanistanische Präsident Hamid Karzai teil. Also genau die Repräsentanten derjenigen Länder von denen China die Hälfte der Ölfördermenge aufkauft (Irak), massiv in die Infrastruktur investiert (Irak), die Förderanlagen für Lithium und Kobalt ausbaut (Afghanistan) oder dessen Wirtschaft aufgrund illegaler Sanktionen seit Jahrzehnten zu leiden hat (Iran).
China bringt sich auch langsam in Position, um eine Vielzahl verschiedener Projekte auf der Krim (mit)anzuschieben:
Dmitry Trenin, Direktor des Carnegie Moscow Centers, brachte es beim St.Petersburger Forum auf den Punkt:
Russia and China are likely to cooperate even more closely … Such an outcome would certainly benefit China, but it will give Russia a chance to withstand US geopolitical pressure, compensate for the EU’s coming energy re-orientation, develop Siberia and the Far East, and link itself to the Asia-Pacific region.
(Russland und China werden wahrscheinlich noch enger zusammenarbeiten… Von einem solchen Ergebnis würde sicherlich China profitieren, aber es würde Russland die Möglichkeit eröffnen, dem geopolitischen Druck der USA zu widerstehen, die Neuausrichtung der EU in Energiefragen zu kompensieren, Sibirien und den Fernen Osten zu entwicklen und sich selbst in die Asien-Pazifik-Region einzubringen.)
Die offensichtliche Allianz von Russland und China würde sich sogar noch verstärken, wenn der Iran in diese Gruppe mit aufgenommen wird. Eine solche Verbindung Peking-Moskau-Teheran würde die Bedeutung der BRICS-Staaten, der Shanghai Cooperation Organization oder der Collective Security Treaty Organization entscheidend verstärken.
Man darf gespannt sein, wie der Westen, im Speziellen die USA auf diese Entwicklung reagieren wird. Denn eines muss uns klar sein, die jetzige Allianz zwischen Russland und China (und vielleicht später Iran) ist eine logische Folge auf die Politik des Westens, seiner NATO-Erweiterung, seiner Putschausführung in der Ukraine und das militärische Eingrenzen Chinas und Russlands durch die USA.
Quellen:
The future visible in St Petersburg
Wikipedia – Chengdu
Le président chinois appelle la Chine et l’Allemagne à construire la ceinture économique de la Route de la Soie
China calls for new Asian security structure
Russia plans to build up to eight new nuclear reactors in Iran
Naftogaz Debt to Gazprom Stands at $4 Bln – EU Energy Commissioner
China, Iran and Russia: Restructuring the global order
In Defense of Empire