Negativzins und Leitzinssenkung: Die EZB ganz im Dienste des Schuldgeldsystems

Bailout Money - Bildquelle: Wikipedia / Alex ProimosBailout Money - Bildquelle: Wikipedia / Alex Proimos

Bailout Money – Bildquelle: Wikipedia / Alex Proimos

Reuters titelte gestern abend „Neue Milliardenflut der EZB soll für Kredite sorgen“. Damit beschreibt die Nachrichtenagentur eigentlich kurz und knapp genau den Grund, warum unser Geldsystem scheitern muss. Unser Geldsystem beruht auf Schulden aka Kredite und ist somit ein klassisches Schuldgeldsystem.

Nur durch die Vergabe von Krediten kann gleichzeitig Guthaben und – was noch viel wichtiger ist – Wachstum geschaffen werden. Denn durch eine Kreditvergabe wird im gleichen Augenblick bekanntlicherweise auch das entsprechende Guthaben gebildet. Ergo, keine Schulden, kein Geld.

Soweit auch den meisten Interessierten bekannt…

Was dabei meist nicht gleichzeitig thematisiert wird, ist, dass Kredite auch zwingend notwendig sind, um Wachstum zu generieren. Jenes Mantra, das wir in unserem Schuldgeldsystem tagtäglich – wie vor kurzem wieder auf diversen Wahlk(r)ampfplakaten zu lesen war – als zwingend notwendig präsentiert bekommen. Ohne Kredite, kein Wachstum. Ohne Wachstum, aber auch keine Kredite, die nachgefragt werden. Und ohne Wachstum bzw. nachfragende Kredite kommt es unweigerlich zum Systemkollaps.

Genau aus diesem Grund versuchen deswegen die großteils privaten Notenbanken über den Umweg der Banken und der digitalen Ausgabe von „Geld“ Nachschuldner zu finden. Also Menschen, Unternehmen oder Staaten, die die systemerhaltenden Kredite aufnehmen und somit zu mehr Guthaben und besonders zu Wachstum beitragen.

Dumm dabei ist nur, dass unser Schuldgeldsystem, gleichzeitig auf dem Zinseszinssystem beruht, das zwei „Konstruktionsfehler“ in sich trägt. Zum einen wird bei der Kreditvergabe nicht gleichzeitig auch der dafür notwendige Zins und Zinseszins mit geschöpft und zweitens das es exponentiell wirkt.

Die fehlende „Mitschaffung“ der Zinsen bei einer Kreditvergabe bedeutet, dass zwischen den Schuldnern ein „Kampf“ um vermeintlich freie Gelder entsteht, die zur Zinszahlung genutzt werden müssen. D.h. irgendjemand muss sich als Nachschuldner wieder verschulden, um damit

  • a) Kredite zu neu zu schaffen und
  • b) gleichzeitig Guthaben zu generieren, welches dann zur Zinszahlung eingesetzt werden kann.

Ergo braucht unser Schuldgeldsystem einen steten Fluss an Nachschuldner, die bereit sind neue Kredite aufzunehmen, um damit wiederum das System am Laufen zu halten. Doch die Suche nach Nachschuldnern gestaltet sich immer schwieriger und deswegen ist z.B. auch die EU auf der ständigen Suche neue Mitgliedsländer (vgl. hierzu die Ukraine) zu gewinnen, denen man dann neue Kredite verkaufen kann.

Die Exponentialfunktion ist eine einfache mathematische Tatsache, die auf mittlerer Sicht (wenige Jahrzehnte bis hundert Jahre je nach Zinsverlauf) immer dafür sorgt, dass irgendwann die Zinsansprüche dem neu geschaffenen Guthaben – eigentlich Kredit – davonlaufen. Es kommt also zwingend immer – schon rein mathematisch leicht begründbar – zu einem Punkt an dem die Zinsen nicht mehr bedient werden können und nur durch immense Bazookas, wie die gestrige der EZB, indirekt – durch den verzweifelten Versuch neue Kredite (siehe auch den Aufmacher Reuters) zu Zinszahlungen über die gleichzeitige Schaffung von Vermögen zu „verwandeln“ – noch bedienbar sind.

Dem schließt sich auch die perfide Berichterstattung der Bild (das Wort Zeitung nehme ich angesichts des Niveaus besser nicht in den Mund) zur EZB-Entscheidung an. Da titeln die Bilderer:

+++ Keine Zinsen +++ Steigende Mieten +++ Mini-Rente +++Wie schlimm wird die Alters-Armut?

Und befragen in einem Interview den Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft, Prof. Michael Hüther, am Ende des Artikels zu Immobilienbesitz und Rentenalter. Der kommt in diesem „Gespräch“ – auch durch eine suggestive Fragestellung der Bild – zu folgenden Erkenntnissen:

Da man an den Zinsen als Normalsterblicher nichts tun kann, hat man nur zwei Alternativen. Einmal keine Mieten mehr zahlen und stattdessen eine eigene Immobilie kaufen oder bauen (Nachschuldner!) oder eben zusätzlich zur Rente weiter arbeiten. Beschäftigung kann aber nur geschaffen werden, wenn die Lohnnebenkosten möglichst gering sind, was indirekt eine Absage an den Mindestlohn darstellt. Oder man arbeitet eben gleich durchgängig bis 75 und kurbelt damit den Konsum an – gerne auch per finanziertem 125cm-Flatscreen.

Wie schrieb ein Kommentator so schön dazu:

Die Menschen werden ganz offen beraubt; helfen noch dabei die Beute zu verladen und versprechen beschämt beim nächsten Auftauchen der „Abholer“ werthaltigeres anbieten zu können!
Jede Woche stelle ich erneut und fassungsloser fest:
Der Kannichen-Bau im kapitalistischen Wunderland ist noch viel tiefer als gedacht!

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

Quellen:
Neue Milliardenflut der EZB soll für Kredite sorgen
+++ Keine Zinsen +++ Steigende Mieten +++ Mini-Rente +++Wie schlimm wird die Alters-Armut?
Mein „Bild“ dazu

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