Seit der Aufhebung des Goldstandards 1971 durch Richard Nixon und der 1973 stattgefundenen Bilderberg-Konferenz in Saltsjöbaden, Schweden haben die USA auf Kosten der Welt durch die Unterlegung des Dollars mit dem Schmiermittel der Welt Öl gelebt. Seit nun gut 40 Jahren machte die Bindung Dollar-Öl die USA zur alleinigen Supermacht, der auch die Sowjetunion nur noch bedingt bis zu ihrer Auflösung folgen konnte. Denn ohne Dollar, kein Öl. Und ohne Öl kann kein Land funktionieren und überleben. Der Petrodollar war geboren, der es den USA unter anderem erlaubte per Notenpresse
Soweit der Status Quo.
Als Saddam Hussein in den ersten Jahren nach dem Jahrtausendwechwsel versuchte sein Öl gegen andere Währungen – vornehmlich Euro – zu verkaufen, traf ihn der Bannstrahl der USA. Der Irak wurde folgerichtig (zumindestens in der Augen der Neocons in Washington) im März 2003 von der „Koalition der Willigen“, angeführt durch die USA, unter Vorspiegelung falscher Tatsachen – sprich Lügen – angegriffen. Deutschland beteiligte sich „nur logistisch“ (z.B. Bereitstellung Stützpunkte, Drehpunkt Ramstein) an diesem illegalen Angriffskrieg und zückte ansonsten – ganz wie immer – sein Scheckbuch, um sich an den Kosten zu beteiligen.
Der libysche Präsident Muammar Gaddafi war der nächste in der Reihe, der die Kopplung Öl nur gegen Dollar zu durchbrechen versuchte. 2011 wiederbelebte er den Versuch einen Golddinar einzuführen. Dieser sollte unter anderem auch dazu dienen libysches Öl gegen „werthaltiges Geld“ zu verkaufen. Genauso wie der Irak wurde auch Libyen unter falschen Anschuldigungen durch die NATO angegriffen. Und genauso wie Hussein musste Gaddafi dafür sein Leben lassen. Sicherlich ist beiden nicht – angesichts der sinnlosen und brutalen Gewalt, die beide gegen die eigene Bevölkerung bzw. andere Staaten ausübten, – nachzutrauern. Jedoch dürften sich sowohl Iraker als auch Libyer heute Hussein und Gaddafi zurückwünschen, da seit dem Sturz der beiden Machthaber die Bevölkerungen beider Länder massiv an Lebensqualität eingebüsst haben und sich mit dem Titel „Failed State“ schmücken dürfen.
Die Beispiel Irak und Libyen zeigen, dass man sich also lieber nicht mit der einzig verbliebenen Hegemonialmacht in Sachen Petrodollar anlegen sollte. Doch die Zeiten haben sich geändert. Die USA und der Westen als der treue Pudel der Washingtoner Eliten gehen sprichwörtlich am Stock. Massive Staatüberschuldungen aufgrund der Rettung „systemrelevanter Banken“, eine sinnlose, schier endlose „Euro-Rettung“ und eine „versteckte Entdemokratiserung“ durch Notstandsgesetze wie NDAA oder den Vertrag von Lissabon sind nur die offensichtlichsten Zeichen dafür. Das von den angloamerikanischen Kräften präferierte Schuldgeldsystem ist an seinem natürlichen Ende angekommen. Negativzinsen oder Refinanzierungszinssätze nahe Null können das Ganze vielleicht noch ein wenig hinauszögern, aufhalten jedoch nicht.
Und genau diesen Umstand haben auch die Analysten und Strategen in Moskau und Peking erkannt. Das Land der Ressourcen und das Land der Arbeitskräfte haben für mich in den letzten Jahrzehnten ganz geschickt ihre eigenen Pläne verfolgt und sich als ernstzunehmende Spieler im großen Spiel der Macht aufgestellt. Schon Syrien zeigte, dass die bisherige „Vereinnahmung“ der US-dominierten UN nicht mehr so einfach funktionieren würde, wie es letztmals bei Libyen der Fall war. Putin und Lawrow zogen Obama und Kerry im wahrsten Sinne des Wortes den Zahn und zeigten der Welt wiedergewonnene diplomatische Stärke. Und auch China versteht es vermehrt das wirtschaftliche Gewicht in diplomatische Stärke zu verwandeln.
Beide haben nun vor kurzen einen richtungsweisenden Gasdeal beschlossen. Umfang ca. 400 Milliarden US-Dollar. Das entscheidende dabei ist jedoch, dass beide Vertragsnehmer die eigenen Landeswährungen – den Rubel und den Yuan – als Fakturierungsmittel einsetzen wollen. Putin hatte schon 2009 die Rohstoffbörse in St. Petersburg auf weitere Währungen wie den Rubel und Euro umgestellt. Doch ist der Umfang der Zahlungen lautend auf Rubel und Euro eher gering. Doch mit dem neuen Gasdeal, den jetzigen Sanktionen aufgrund des westgesteuerten Putsches in der Ukraine gegenüber Russland und der immer offensichtlicheren Einkreisung der beiden Kontrahenten der USA mittels NATO-Stützpunkten oder der Truppenverstärkung der US-Einheiten in Asien, ist wohl die Zeit reif den Petrodollar „anzugreifen“. So wollen ab sofort russische Firmen Zahlungen für Rohstoffe und Güter in anderen Währungen annehmen – losgelöst vom US-Dollar. Und auch Peking dürfte sich in einer ähnlichen Richtung positionieren.
Was wir damit aber – unausgesprochen von den kommentierenden Westmedien – sehen, ist ein „Angriff“ Chinas und Russlands auf das System des Westens, ergo der dominierenden Macht USA. Ein Angriff mit den Mitteln, die ansonsten der Westen gegen unliebsame Gegner einsetzt. Ein Mittel, das jedoch gleichzeitig Ultima Ratio ist. Denn eines dürfte jedem halbwegs intelligenten Menschen bei einem solchen Manöver klar sein: Peking und Moskau haben sich damit noch mehr in das Blickfeld US-amerikanischer und westlicher Mächte gebracht, die bereits die „kleinen Angriffe“ Libyens und des Iraks auf den Petrodollar nicht „ungesühnt“ liessen.
Man muss kein Prophet sein, um zu erkennen, dass sich damit Russland und China in eine exponierte Lage bringen, die das Potenzial für einen alles entscheidenen Schlag der USA und des Westens besitzt. Denn ein waidwundes Tier, ein angezählter Boxer am Rande des Zusammenbruchs und ein Schuldgeldsystem, das kurz vor der Explosion steht, wird alles in seiner Macht stehende Tun, um den endgültigen Tod, den unvermeidlichen K.O. und den Systemkollaps zu verhindern. Und das mit allen Mitteln. Koste es was es wolle.
Uns bleibt nur das Beste zu hoffen.
Quellen:
Wikipedia – Bretton-Woods-System
Wikipedia – Liste der Bilderberg-Konferenzen
Die 15 Länder mit den weltweit höchsten Militärausgaben im Jahr 2013 (in Milliarden US-Dollar)
Wikipedia – Liste von Militärbasen der Vereinigten Staaten im Ausland
Wikipedia – Irakkrieg
Die Rolle Deutschlands im Irak-Krieg
Wikipedia – Modern gold dinar
400-Milliarden-Dollar-Deal: Russland liefert Gas an China
Der Petro-Yuan
Rohstoffbörse Spimex Russland will sein Erdöl in Rubel handeln