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Ukraine: Die Jagd auf russische Journalisten und die Möglichkeit eines KriegesLesezeit: 5 Minuten

Es ist kein Geheimnis, dass die Junta in Kiew die russischen Medien hasst. Das ist auch kaum überraschend, wenn – mit nur ganz wenigen Ausnahmen – die westliche Presse im Gleichschritt mit Jen Psaki (Sprecherin der US-Regierung, Anm. d. Verf.) über diesen Krieg berichtet. Russische Journalisten wurden geschlagen, entführt, durchsucht, festgehalten, gefoltert und auch ermordet. Und nur für den Fall, dass jemand immer noch daran glaubt, dass diese Politik ein Ergebnis von „wenigen faulen Äpfeln“ (die favorisierte Erklärung seitens des US-Pentagons) sei, dem seien zwei interessante Entwicklungen an die Hand gegeben:

Festnahmebefehl für russische Reporter - Bildquelle: The Saker (Zum Vergrößern bitte anklicken.)

Festnahmebefehl für russische Reporter – Bildquelle: The Saker (Zum Vergrößern bitte anklicken.)

  1. Die ukrainische Rada (Parlament, Anm. d. Verf.) bringt gerade ein Gesetz auf den Weg, das die Rücknahme der Presseakkreditierung annähernd aller russischen Medien beinhaltet.
  2. Die ukrainische Geheimpolizei – die SBU – hat jetzt eine Befehl herausgegeben 80 Personen, inklusive einige der besten Journalisten, die aus dem Kriegsgebiet berichten, festzunehmen.

All das macht durchaus Sinn. Da die Russen, die einzigen Reporter sind, die genug Mut haben direkt aus Orten wie Slawjansk oder Kramatorsk zu berichten, und da sie die einzigen sind, die über die Gräueltaten, die täglich in der Ostukraine begangen werden, zu berichten, muss man diese loswerden (entweder durch Mord oder Entführung), um die Ostukraine vom weltweiten „Medienradar entfernen“ zu können.

Man muss kein großer Fan der modernen Presseeinrichtungen sein, aber man muss die Arbeit der russischen Journalisten in der Ostukraine, und auch in Syrien, honorieren. Insbesondere wenn man die Berichte der westlichen Medien damit vergleicht.

Können Sie sich vorstellen, wie die Gräueltaten der Kiewer Todesschwadronen aussehen würden, wenn sie dabei Erfolg hätten die einzig echten Journalisten aus dem Kriegsgebiet zu entfernen?

In der Zwischenzeit hat Poroschenko bekannt gegeben, dass die Ukraine das Assoziierungsabkommen mit der EU unterzeichnen wird und Russland verlagert offenbar einige seine Streitkräfte näher and die ukrainische Grenze. Ob dies wieder eine Halluzination des NATO-Generalsekretärs Fogh Rasmussen ist oder nicht, man kann sich ziemlich sicher sein, dass eine russische Militärintervention unmittelbar bevorsteht und dass es nicht mehr viel benötigt damit Putin Maßnahmen ergreift, um die Bevölkerung in der Ostukraine zu beschützen.

Kann eine Befreiung der Ostukraine durch Russland einen Krieg mit der NATO auslösen?

Wahrscheinlich nicht.

Aber dieses Wort „wahrscheinlich“ beschreibt es nicht richtig – diese schreckliche Möglichkeit. „Wahrscheinlich nicht“ impliziert „vielleicht ja“ und auch die Aussicht auf einen Krieg zwischen Russland und der NATO ist buchstäblich undenkbar. Aber diese Art der Denkblockade ist sehr gefährlich, weil Kriege nicht immer nach Plan verlaufen, sondern auch durch „vorhersehbare Unfälle“ gesteuert sind.

Trotzdem sollte man daran glauben, dass ein Russland-NATO-Krieg höchst unwahrscheinlich ist.

Zum einen hat die NATO nicht das, was es benötigt einen solchen Krieg zu führen. Natürlich besitzt die NATO eine größere Anzahl an Kräften als Russland, aber das ist eine bedeutungslose Zahl. Gerade eben verfügt die Junta über einen Vorteil von 5:1 im Verhältnis zu den Widerständlern, aber das nutzt ihnen überhaupt nichts. Da ein Krieg zwischen der NATO und Russland am Dnjepr-Fluß oder östlich davon gekämpft werden müsste, hat die NATO bereits das erste Problem, wie sie ihre Kräfte dorthin bringt. Dann muss man sie versorgen. Und erst dann kann gegen das russische Militär vorgegangen werden. Das gilt nicht nur für die Bodentruppen, sondern auch für die Luftwaffe, die – mit der Ausnahme weniger strategischer Bomber – nicht die Reichweite besitzt, um beispielsweise in Polen oder Deutschland zu starten, nach z.B. Kharkov zu fliegen, ihren Einsatz auszuführen und zurück zu fliegen. Nicht zu verwechseln mit der sogenannten „ferry range“ (einem umbewaffneten Nur-Hinflug), da das Flugprofil für ein Kampfflugzeug in Kriegszeiten, besonders wenn es schwer bewaffnet ist, ein ganz anderes ist. Während Russland nicht das hat, was benötigt wird um Polen oder Deutschland anzugreifen, hat die NATO nicht das, was man braucht, um gegen Russland in der Ostukraine zu kämpfen. Keine Truppen auf dem Boden und keine Flugzeuge am Himmel. Das wiederum bringt uns zu den Langstreckenraketen. Damit kann die NATO tatsächlich die ganze Ostukraine und einen Teil Russlands erreichen. Zum Beispiel von Schiffen der USA und der NATO im Schwarzen Meer aus. US B-52-Bomber könnten ebenfalls Marschflugkörper in das Gebiet tragen (nicht aber die B-1– oder B-2-Bomber, die diese Fähigkeit nicht besitzen). Aber das würde ganz Westeuropa und auch die Küsten der USA einem russsichen Vergeltungsschlag aussetzen. Und nichts für ungut, aber die Geschichte hat die russischen Menschen härter gemacht als die Menschen irgendeines NATO-Mitgliedlandes und zwar um ein Vielfaches, was bedeutet, dass in der Praxis die Leute, z.B. aus Rostov oder Smolensk, mit einem US-ausgeführten Marschflugkörperangriff viel besser umgehen könnten als beispielsweise die Menschen in Amsterdam oder Santa Barbara. Und wurden erst einmal Marschflugkörper eingesetzt, steigt das Risiko einer nuklearen Eskalation an und wird sehr, sehr real.

Deswegen nochmals: Ein denkbares Szenario eines Kriegs zwischen der NATO und Russland ist schwer vorstellbar. Und die jüngste Verlagerung von zwei B-2-Bombern aus den USA nach England ist nichts besonderes. Denn die B-2-Bomber haben die theoretische Reichweite einen Kampfeinsatz von Kontinentalamerika aus zu fliegen, aber B-2-Bomber können überhaupt nicht gegen Russland eingesetzt werden: Da sie keine Langstreckenraketen abfeuern können, müssen sie in den russischen Luftraum eindringen, um ihre Raketenlast los zu werden, und da wir jetzt wissen, dass das russische Radar „Stealth“-Flugzeuge sehen und verfolgen kann, würden sie eine leuchte Beute für die russischen Luftstreitkräfte (Raketen und Abfangjäger) werden.

Und doch, wenn man sich die Rhetorik, das Säbbelrasseln, das derzeit stattfindende gemeinsame Verständnis des Westens Russland zu provozieren anschaut, fragt man sich, ob – angesichts der zunehmenden Geschwindigkeit ihrer Propagandamaschinerie – die westlichen Plutokraten die Weisheit oder auch nur die Fähigkeiten besitzen auf die Bremse zu steigen, bevor sie die Welt in den Abgrund stürzen.

Aber sie spielen alle natürlich mit dem Feuer. Einem potenziellen nuklearen Feuer.

(Teil-/Übersetzung des Artikels Ukie hunt on Russian journalists and the possibility of war von The Vineyard of the Saker)

Quellen:
Ukie hunt on Russian journalists and the possibility of war
Ukraine crisis: EU deal to be signed on 27 June
Russia Resumes Military Buildup Near Ukraine Border: NATO

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7 Antworten

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  1. 20. Juni 2014

    […] Ukraine: Die Jagd auf russische Journalisten und die Möglichkeit eines Krieges […]

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