Kategorien: PolitikWeltgeschehen

BRICS: Die Vormachtstellung der USA erodiert weiter

Fortaleza, Brasilien. Nein diesesmal nicht Fußballweltmeisterschaft und beispielsweise der 2:1 Sieg Brasiliens gegen Kolumbien. Sondern eine Konferenz der sogenannten BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika). Auf der Agenda: Die Schaffung einer neuen Entwicklungsbank und eines Währungsfonds, um der Finanzkrise, losgelöst von den US-gesteuerten Pendants zu diesen neuen Institutionen, zu begegnen.

BRICS-Staaten - Bildquelle: Wikipedia / João Felipe C.SBRICS-Staaten - Bildquelle: Wikipedia / João Felipe C.S

BRICS-Staaten – Bildquelle: Wikipedia / João Felipe C.S

Und das was dort gerade passiert(e) dürfte gar nicht nach dem Geschmack der USA und seiner westlichen Vasallen sein. Bereits 2009 auf einer Konferenez in Jekaterinburg, Russland, versuchte der russische Präsident Putin die Teilnehmer zu einer Gegenbewegung zum Bretton Woods-Abkommen zu bewegen, um ein Gegengewicht zu den aus diesem Abkommen entstandenen US-dominierten IWF und Weltbank aufzubauen. Jetzt in Fortaleza haben sich die BRICS-Staaten darauf geeinigt eine Alternative zum westlichen System zu schaffen.

So wird die Entwicklungsbank der BRICS mit einer Erstausstattung von 50 Milliarden US-Dollar versehen werden, um Infrastrukturprojekte und nachhaltige Entwicklung zu fördern. Dabei orientiert sich diese neue Entwicklungsbank am brasilianischen Model BNDES, das mit 350 Milliarden US-Dollar einheimische Firmen unterstützt, die in ganz Lateinamerika investieren. Mit den zusätzlichen Milliarden aus Moskau und Peking erwächst damit eine konkrete Gefahr für die bislang dominierende Weltbank in diesem Bereich.

Zusätzlich einigten sich die Staaten auf den Aufbau eines eigenen Währungsfonds mit 100 Milliarden US-Dollar Einlagen aus verschiedenen Reservewährungen. Ausgestattet mit 41 Milliarden durch China, jeweils 18 Milliarden durch Brasilien, Indien und Russland und 5 Milliarden durch Südafrika soll der Fond die Kapitalflucht aus den BRICS-Staaten verhindern, die nach deren Meinung durch die Politik des IWF ausgelöst wird/wurde.

Doch was bedeutet diese Entscheidung wirklich – nicht nur für die BRICS-Staaten, sondern auch für den Westen?

Im Grunde genommen ist die Schaffung dieser beiden Institutionen ein längst überfälliger Schlag auf dem Feld der Geopolitik gegen die US-gesteuerte weltweite Finanzdiktatur durch den US-Dollar. Mit einer eigenen Entwicklungsbank und einem eigenen Währungsfond stossen sie meiner Meinung nach ein neues geopolitisches Zeitalter an. Insbesondere Putin verhält sich äußerst geschickt, was diese Konferenz in Fortaleza und seine weiteren Treffen in Lateinamerika in diesen Tagen betrifft. So traf sich Putin nicht nur mit der brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff, um die Eckpunkte von Entwicklungsbank und Fond zu besprechen, er nutzte auch die Tage, um mit Merkel die Lage in der Ukraine zu diskutieren, mit Vertretern Südafrikas die Nutzung der jeweiligen Landeswährungen im Handel zwischen beiden Staaten zu besprechen, sich mit Fidel Castro auszutauschen und Kuba 36 Milliarden US-Dollar Schulden zu erlassen oder sich mit den Staatsführern von Uruguay (Pepe Mujica) wegen dem Bau eines Tiefseehafens, Venezuela (Nicolas Maduro) oder Boliviens (Evo Morales) zu treffen. In den Augen Washingtons wohl fast alles Feinde der USA.

Zusammen mit China (das ebenfalls auf diplomatischer Tour durch Lateinamerika ist) will Russland den Schwenk zu einer multipolaren Welt erreichen und die Bedeutung, Macht und Kontrolle der USA auf den Rest der Welt verringern. Dabei verstehen es China und Russland geschickt die eigenen Stärken (Rohstoffe) und Arbeitskraft (China), die bislang fast ausschließlich auf den Westen als Abnehmer und Auftraggeber ausgerichtet waren, als Garant für einen gemeinsamen Erfolg Lateinamerikas, Russland und Chinas zu präsentieren und somit etwas wie eine alternative Strategie zur derzeitigen Entwicklung des US-gesteuerten Kapitalismus zu schaffen.

Auch wenn es noch ein langer Weg ist, den die BRICS-Staaten gehen müssen, auch weil sie selbst viele offene Probleme zu lösen haben, dürften die Analysten in Washington in Sorge sein. Gerade weil damit die Dominanz des Petrodollars noch mehr ins Wanken gerät und die Finanzierung der USA durch die anderen Staaten per Dollarrecycling schwieriger werden wird.

Quellen:
BRICS against Washington consensus
Global totalitarianism: Change not forbidden, change is impossible
Opinion: A Summit of BRICS without straw

Beitrag teilen:

Ein Artikel bildet zwangsweise die Meinung eines Einzelnen ab. In Zeiten der Propaganda und Gegenpropaganda ist es daher umso wichtiger sich mit allen Informationen kritisch auseinander zu setzen. Dies gilt auch für die hier aufbereiteten Artikel, die nach besten Wissen und Gewissen verfasst sind. Um die Nachvollziehbarkeit der Informationen zu gewährleisten, werden alle Quellen, die in den Artikeln verwendet werden, am Ende aufgeführt. Es ist jeder eingeladen diese zu besuchen und sich ein eigenes Bild mit anderen Schlussfolgerungen zu machen.
www.konjunktion.info unterstützen: