Ukraine: Nach dem Fall von Slawjansk – wie positioniert sich Russland?Lesezeit: 17 Minuten
Nach dem unerwarteten Fall von Slawjansk scheint die Kiewer Junta auf dem Vormarsch in der Ostukraine zu sein. Doch wie beurteilt Moskau diese Entwicklung und wie wird sich Russland angesichts der neuen Gegebenheiten in der Ostukraine positionieren?
Putins Motive und Ziele
Die derzeit einzig logische Hypothese Putin betreffend ist, dass er das tut, was das Beste für Russland und die russische Bevölkerung ist. Die Bemerkungen, dass er ein „Feigling“ ist oder dass er die Ostukraine „verkauft“ hat, ist in Gänze lächerlich: Wenn das der Fall gewesen wäre, hätte er die russischen Militärkräfte nicht angewiesen die Krim der USA und der NATO zu entreißen. Auch hätte er es nicht gewagt USrael öffentlich im Fall Syrien herauszufordern. Nein, wenn Putin keine Truppen in den Donbas sendet, hat es nichts mit Angst oder einer mutmaßlichen Schwäche Russlands zu tun. Es hat nur etwas mit der Tatsache zu tun, dass er zu dem Schluss gekommen ist, dass dies nicht die richtige Taktik ist, um sein strategisches Ziel zu erreichen. Das ist die einzig logische Erklärung.
So haben ihm in einer Umfrage 60% der Russen zugestimmt, keine Truppen in den Donbas zu senden. Bedeutet das, dass 60% der Russen Feiglinge sind oder von der NWO gekauft wurden? Wohl kaum.
Russische Kräfte in die Ostukraine zu schicken ist eine Taktik, ein Mittel, um etwas anderes zu erreichen. Und das ist kein Ziel an sich, oder? Was ist aber dann das Ziel?
Das erste, was man sich fragen muss, ist: Kann Russland dieses US-Projekt „Ukraine“ akzeptieren und irgendwie damit leben? Doch was ist dieses Projekt eigentlich? Eine vereinte (keine bundesstaatliche) Ukraine, die von russophoben Nazis geführt wird, gänzlich kontrolliert durch die USA, mit NATO-Kräften in der Ukraine und ohne jedweden russischen Einfluss. Bestenfalls bedeutet das, dass die Krim unter einer ständigen Angst eines Angriffs stehen würde, und im schlimmsten Fall, dass die Ukraine/NATO/USA die Krim angreifen würde, sobald genug Kräfte aufgeboten wurden. Fragt euch selbst, ist das etwas was Russland akzeptieren kann? Gibt es irgendeine Chance, dass Putin überredet werden könnte, das zu akzeptieren? Die Antwortet lautet eindeutig: Niemals! Das ist ein Ergebnis, das Russland nicht akzeptieren kann, unabhängig davon wer im Kreml sitzt.
Wie sieht es aber mit einem Deal mit Poroschenko aus? So etwas wie, „du gibst die Krim auf und ich gebe den Donbas auf“?
Zuerst einmal gibt es keinen Poroschenko. Gut, es gibt einen Kerl in Kiew, der Poroschenko heißt, aber er hat keinerlei Macht. Die wahre Macht hat nicht einmal Obama, es ist der „tiefe Staat“ in den USA, es sind Obamas und Poroschenkos Puppenspieler. Und jetzt stellt sich die grundlegende Frage: Braucht der „tiefe Staat“ der USA den Donbas? Natürlich nicht!
Der Donbas – wer braucht dieses Gebiet und wer nicht?
Was ist der Donbas? In wenigen Worten ist der Donbas eine komplett russische Region, die sich aufgrund historischer Absurditäten plötzlich innerhalb der Grenzen der Ukraine wiederfand, genauso wie die Krim. Desweiteren ist der Donbas eine Region, die fast ausschließlich Handel mit Russland betreibt. Es besitzt Kohleabbaugebiete und High-Tech-Firmen (inklusive militärischer). Die USA, die EU und der komplette Westen als Ganzes haben exakt Null Bedarf am Donbas. Russland schon. Russland könnte definitiv viel vom Potenzial des Donbas brauchen, aber niemand anderes. Wenn der Donbas jetzt in die Hände der von Faschisten kontrollierten Ukraine gelangt, wird es aus diesem Grund und automatisch jeden Wert verlieren: abgeschnitten von Russland ist der Donbas nutzlos. So wie ein Schlüssel nur sinnvoll ist, wenn es auch ein Schloss gibt, so ist der Donbas nur nützlich durch seine Beziehung zu Russland. Schneidet man diese ab, dann ist der Donbas wertlos.
Was würde aber mit dem Donbas als Teil einer vereinten Ukraine passieren? Zuerst müsste Russland das Gebiet sofort vom gemeinsamen Handel mit EU-Gütern abschneiden, um Russland, Weißrussland, Kasachstan, Armenien und zukünftige Mitglieder zu schützen. Desweiteren haben die Gestalten der Junta in Kiew bereits bekannt gegeben, dass die Ukraine die russische Militärindustrie nicht unterstützen wird. Übrigens ist der Donbas bereits im freien Fall – seit Beginn des Jahres sind die Exporte nach Russland gefallen – im Bereich von etwa 25%. Wenn die Junta den Donbas jemals bekommt, wird diese Region zum Ödland, und nicht zur Haupteinnahmequelle, die es seit 1991 war.
Abgesehen von den „patriotischen Werten“ eines imaginären ukrainischen Staates durch das „Wiedereinnehmen“ der Region, hat der Donbas Null Wert für Kiew und deswegen wird weder die Junta noch die USA jemals einem solchen Handel zustimmen.
Warum kämpfen aber die Ukrainer darum, dieses nutzlose Stück Land wieder einzunehmen? Es ist ganz einfach.
Um was geht es bei diesem Kampf wirklich?
Zu aller erst: Die Ukraine entscheidet nichts. Das macht Uncle Sam. Und Uncle Sam will einen neuen Kalten Krieg. Uncle Sam fördert überall Krieg und Krisen, um die NATO rechtfertigen zu können und den US-Dollar am Leben zu erhalten. Für Uncle Sam wäre ein jahrelanger Krieg im Donbas perfekt: Russland müsste für Syrien bezahlen, die NATO würde näher an die Grenzen Russlands gerückt, die Europäer würden in Angst und Schrecken gehalten, der Euro würde infolge dessen kollapieren und die NATO hätte einen Rechtfertigungsgrund. Was könnte noch besser sein?
Aber auch die Junta braucht einen Krieg. Zum einen liefert dieser den perfekten Sündenbock: Putin, Moskau, der allmächtige FSB (Geheimdienst Russlands, Anm. d. Verf.), usw.. Das würde auch eine Atmosphäre der Angst schaffen, die bestens dafür geeignet ist einen Polizeistaat einzuführen und die Menschen- und Bürgerrechte einzuschränken. Es würde den Nazis ebenfalls erlauben „Saboteure“ und „russische Agenten“ (jeder der nicht ihrer Ideologie und Politik zustimmt) zu jagen. Ein Krieg ist also der perfekte Weg die Krise zu erklären. Es ist sogar ein Weg um viel Geld zu machen: Kolomoiski (ukrainischer Oligarch, Anm. d. Verf.) hat bereits Millionen damit gemacht, dass er dem ukrainischen Militär überteuertes Benzin verkauft hat. Zu guter letzt schaffen Kriege Chaos und Gangster lieben Chaos und Gesetzlosigkeit: Das ist eine Umgebung in der sie immer prosperieren.
Uncle Sam und die Kiewer Junta wollen Krieg, nicht der Donbas.
Was bedeutet das aber für Russland?
Wir haben gesehen, dass Russland es nicht erlauben kann, dass der US-Plan für die Ukraine Erfolg hat. Russland kann keinen Nazi- und NATO-Staat an seiner westlichen Grenze erlauben. Wir haben auch gesehen, dass es keinen Deal zwischen den Parteien geben kann. Es gibt nichts, um das es sich zu verhandeln lohnt. Einfach deswegen, da weder Uncle Sam noch die Junta in Kiew irgendein Interesse in jedweder Form an Verhandlungen haben. Der einzig mögliche Schluss ist daher, dass Russland nur noch eine Option besitzt: Sieg. Oder die komplette Niederlage der Kiewer Junta und für Uncle Sam.
In der Realität hat Russland keine Wahl
Wenn jemand einem die Pistole auf die Brust setzt und sagt „Dein Geld oder Dein Leben“, hat man zwar die „Wahl“, aber wir würden das nicht wirklich eine Wahl nennen, oder? Genau das gleiche haben wir hier. Natürlich hat Russland die Wahl die eigene Existenz aufs Spiel zu setzen, aber kein halbwegs vernünftiger Herrscher in Russland kann einer vereinten, von Nazis regierten Ukraine an den russischen Grenzen zustimmen. Deswegen muss sich Russland diesem widersetzen. Russland muss die Allianz der USA und der Nazis und seine Ziele zerschlagen. Und daher muss die Junta in Kiew fallen.
Um es einfach zu machen: Russlands wahres Ziel in der Ukraine ist ein Regimewechsel.
Und das ist nicht einfach. Russland muss zumindestens die Ukraine vollständig entnazifizieren. Zumindestens alles westlich des Dnjepr und wahrscheinlich sogar Kiew. Wenn Russland eine gewöhnliche Grenze mit einer normalen Ukraine hat und diese Ukraine hat eine gewöhnliche Grenze mit einer Art gallischen Dorfs von Faschisten, könnte Russland wohl damit leben. Aber ein solches gallisches Dorf wäre für den Rest der Ukraine stark zersetzend oder nicht lebensfähig. Eigentlich unvorstellbar. Darüber hinaus werden sogar die Ukrainer im Westen früher oder später erkennen und realisieren, dass Nazitum für niemanden gut ist, selbst für sie nicht.
Derzeit dreht die ukrainische Bevölkerung fast durch. Die letzten Umfragen ergaben, dass der pädophile Liashko der beliebteste Politiker in der Ukraine ist. Gefolgt von Timoschenko und Klitschko. All diese Kandidaten haben zusammen 74%. Doch was ist mit den restlichen 26%? Wen würden diese wählen?
Wenn der beliebteste 23,1% erhält und die sechs beliebtesten zusammen 74%, weiß man, dass man ein Land vor sich hat, das in einer tiefen politischen Krise steckt. Und man gibt außerdem nicht an, warum die befragten Ukrainer genau diese Politiker ausgewählt haben. Nun gut, wenn man Liashko auswählt, ist man entweder ein Irrer oder ein Idiot oder beides. Aber was ist mit dem Rest? Vielleicht wurden sie nicht als die besten betrachtet, sondern als das „geringere Übel“? Was immer auch der Fall sein mag, so sind die meisten Ukrainer normale, geistig gesunde und gute Menschen. Sicherlich gibt es eine große Anzahl an Spinnern, aber das ist normal in einem Land, das bankrott ist und einer 20 Jahre andauernden russophoben Neonazi-Gehirnwäsche unterzogen wurde. Das muss sich ändern. Früher oder später wird sich das ändern müssen.
Wenn man zu dieser Tatsache noch hinzufügt, dass die Ukraine wirtschaftlich am Ende ist und die wirtschaftliche Krise noch vor Ende des Jahres explodieren wird, können wir sehen, warum ein Regimewechsel stattfinden wird – auch ohne jedwede Intervention durch Russland.
Der einzige Spielpan
Aus den obigen können wir drei, einfache Schlussfolgerungen ziehen:
- Unter keinen Umständen kann es Russland erlauben, dass die Ostukraine fällt.
- Der Regimewechsel in Kiew ist ein vitales russisches Strategieziel.
- Moskau wird nur als allerletzte Möglichkeit mit Truppen eingreifen.
Jetzt wird auch Putins Spielplan klarer: Die Ostukraine befähigen weiter Widerstand zu leisten, während man auf einen Regimewechsel wartet. Das bedeutet natürlich nicht, dass Russlands Hilfe offiziell wird, obwohl es das könnte, besonders wenn die Junta durchdreht und die Situation schlimmer wird. Zusätzlich – so zynisch wie es auch klingen mag – ist der Krieg in der Ostukraine ein wichtiger Faktor die Menschen in Russland und in der Ostukraine psychologisch zu mobilisieren. Was man als „Widerstandspotenzial“ in der Ostukraine bezeichnen kann, ist derzeit weit unter dem Möglichen und viele Ostukrainer beobachten das Ganze nur am Fernseher. Aber jetzt wo Slawjansk gefallen ist und es so aussieht als wären Donezk und Lugansk die nächsten, und man das ukrainische Artilleriefeuer bereits in der Innenstadt hören kann, kann man davon ausgehen, dass mehr und mehr Ostukrainer zu realisieren beginnen, dass dies kein Krieg ist, den sie nur im TV anschauen: Sie haben für Unabhängigkeit en masse gestimmt, jetzt müssen sie auch ihre Wahl en masse verteidigen.
Der tägliche Müll an Horrormeldungen aus der Ukraine haben bereits einen großen Einfluss auf Russland genommen. Betrachten wir nur einmal die Zahlen, die ein Offizieller des Kremls gestern veröffentlicht hat. Offiziell befinden sich jetzt 481.268 ukrainische Flüchtlinge in Russland. Allein 414.726 in der Grenzregion Rostov und 20.461 haben bereits um Asyl gebeten. Während das US-Außenministerium diese Zahlen abstreitet oder alternativ durch die frische Luft in den Bergen von Rostov erklärt oder dass die Menschen nur Verwandte besuchen, werden dem russischen Publikum schwere Il-76-Transporthubschrauber, die ganze Familien „ausspucken“, lange Reihen an Flüchtlingen an russischen Grenzposten (die von den Ukrainern übrigens regelmäßig aus Versehen getroffen werden), Konzerten bei denen Spendengelder für die Flüchtlinge gesammelt werden, ganze Zeltstädte und zahllose Flüchtlinge, die in ganz Russland in Hotels, bei Familien oder in speziellen Lagern untergebracht werden, gezeigt. Auch wenn dieser Horror nicht von den Zombiemedien im Westen gezeigt werden, sind sie tagtäglich in den russischen Nachrichten zu sehen und diese fortlaufenden Bilder haben einen tiefen und lang anhaltenden Effekt auf die gewöhnliche Bevölkerung.
Die guten Nachrichten für die Ostukraine und Russland
Die Ukraine ist zum Scheitern verurteilt. Bereits jetzt wird es nur durch westliche Hilfe am Leben erhalten, durch russisches Gas, das illegal im Frühjahr abgezweigt wurde und hauptsächlich durch Trägheit der Massen. Genauso wie ein großer Zug nicht plötzlich anhalten kann, kann auch ein großer Staat, wie die jetzt erloschene Ukraine, nicht über Nacht zerfallen. Moskau hat die Gaszufuhr gestoppt, ausländische Kredite werden kaum die Zinszahlungen der ukrainischen Schulden bedienen können und der Krieg im Osten des Landes kostet nicht nur Milliarden, sondern zerstört die Infrastruktur des reichsten Teils der ehemaligen Ukraine. Die Kiewer Junta ist durchsetzt von inkompetenten Spinnern, die keinerlei Idee haben, wie sie die echten Probleme angehen wollen und daher nur die Befehle aus den USA ausführen. Und Uncle Sam kümmert sich nicht nur einen Dreck um die Ukraine und seine Menschen, er ist auch glücklich darüber eine große Krise zwischen der EU und Russland ausgelöst zu haben.
Wie steht es um die sogenannten „Antiterroroperationen“ gegen die Ostukraine? Nun der neue Verteidigungsminister in Kiew hat keinerlei militärische Erfahrung und er hat bereits bekannt gegeben, dass die ukrainische Strategie das Einkreisen und die Blockade von Lugansk und Donzek ist. Die Ukrainer haben also gesagt, dass sie nicht versuchen werden diese beiden Städte einzunehmen. Natürlich hat die Junta in solchen Fällen immer gelogen, und man kann sich ziemlich sicher sein, dass sie es trotzdem versuchen. Aber da ihre Chancen auf Erfolg nahe Null liegen, haben sie bereits bekannt gegeben, dass dies nicht ihr Ziel sei.
Es gibt keinen Zweifel daran, dass die Zeit Russland in die Hände spielt und dass der komplette Kollaps der Ukraine in den nächsten 4-6 Monaten unausweichlich ist. Was man jedoch nicht übersehen darf, ist, ob die Ostukraine lange ohne russische Unterstützung Widerstand leisten kann. Wahrscheinlich ja, aber wenn die Ukraine den gesamten nordwestlichen Teil der Ostukraine (den Großraum um Slawjansk und Kramatorsk) eingenommen hat, haben die Ostukrainer keine „strategische Tiefe“ mehr. Jetzt ist keine „Einen-Schritt-zurück“-Zeit für die Ostukraine oder Russland. Ein weiterer Erfolg der Ukraine könnte die Wende sein, besonders psychologisch. Es ist eine Sache, eine unhaltbare Stadt aufzugeben, eine ganze andere Gorlovka oder Snezhnoe zu verlieren und den Knotenpunkt Krasnyi Luch – Antartsit zu riskieren. Wenn diese Schlüsselknotenpunkte von den Ukrainern überrannt werden, sind die Verteidiger von Lugansk und Donezk der letzte Widerstand der Ostukraine.
Abschließend – Einige Mythen zerstreuen
Es gibt einige Mythen, die es abschließend zu zerstreuen gilt. Der erste ist, dass der Widerstand nutzlos war, dass Strelkov (Anführer der Widerständler in Slawjansk, Anm. d. Verf.) oder Putin (oder beide) mit den Ostukrainern das gemacht haben was Papa Bush mit den Irakern gemacht hat: Ihnen zu sagen, dass sie sich erheben sollen, um sie dann ihrem Schicksal zu überlassen. Tatsächlich geht diese Idee davon aus, dass die Nazis ohne Terror und Massaker handeln können. Zu Erinnerung: Es gab keinen Aufstand und keinen Strelkov in Odessa, das dennoch sein Massaker erlebt hat und in einem täglichen Terrorregime lebt. Desweiteren kann man das gleiche Terrorregime jetzt in Kharkow finden, das ursprünglich der Ostukraine folgen wollte, aber dessen Widerstand sehr effektiv durch den SBU (ukrainischer Geheimdienst, Anm. d. Verf.) und den Schlägern des Rechten Sektors zerstört wurde. Das gleiche gilt für Mariupol. All diese Städte leben jetzt in einer Atmosphäre der Angst, regiert durch Todesschwadronen und Gangster der lokalen Oligarchen, denen diese Städte mehr oder weniger von der Junta „geschenkt“ wurden (Typen wie Kolomoiski und sein Gefolgsmann Palitsa in Odessa). Gegen Nazis ist es besser sich bis zur letzen Patrone zu widersetzen und die Lösung für den von den Nazis besetzten Teil der Ukraine ist immer noch die gleiche: Widerstand, Kampf und Regimewechsel in Kiew. Den Krieg Putin und/oder Strelkov in die Schuhe zu schieben ist lächerlich.
Und dann gibt es da noch den Vergleich zwischen der Krim und dem Donbas. Einfach gesprochen, gibt es da nichts zu vergleichen. Das sind zwei komplett unterschiedliche Regionen mit äußerst unterschiedlichen Geograhpien und einem komplett anderen ethnischen und ideologischen Aufbau. Einfach zu sagen, dass Putin im Donbas das hätte machen können, was er bei der Krim gemacht hat, lässt die Realität am Boden außen vor. Es gibt absolut keinen Grund zu glauben, dass die Menschen in der Ostukraine alle vereint sind in dem Wunsch Teil Russlands zu werden, wie es bei dem Bewohnern der Krim der Fall war. Sicherlich haben sie für die Unabhängigkeit gestimmt, aber das kann alles mögliche bedeuten. Von einem souveränen Gebilde in einer konföderalen Ukraine bis zu einem unabhängigen Status als Teil der russischen Föderation. Wir sollten nicht Anti-Nazi- und Anti-Ukrainer-„Gefühle“ miteinander verwechseln. Jemand kann die Nazijunta in Kiew hassen und gleichzeitig Ukrainer bleiben wollen. Ja, es gibt klare Hinweise darauf, dass der Donbas nichts mit dem Naziregime, das jetzt in Kiew an der Macht ist, zu tun haben will. Aber daraus lässt sich nicht automatisch ableiten, dass eine Mehrheit der Ostukrainer will, dass der Donbas Teil Russlands wird. Das mag durch den Krieg jetzt anders werden, aber das wissen wir noch nicht.
Und dann gibt es noch die Sache mit der russischen Weltmacht. Manche glauben, das Russland schwach ist und sich einen umfassenden und globalen Kampf mit USrael nicht leisten kann. Sie weisen korrekterweise darauf hin, dass Russland von vielen Importen aus dem Ausland abhängig ist (Pharmazeutikas, Computerchips usw.). Andere beharren darauf, dass Russland quasi unverwundbar sei, dass es sich eine frontale wirtschaftliche Konfrontation mit dem Westen leisten kann und die Oberhand gewinnnen wird. Keine der beiden Annahmen ist wahr.
Russland ist von vielen ausländischen Importen für viele Güter abhängig. Und es ist viel russisches Geld im Ausland, in britischen Banken und auf Offshorekonten. Die russische Wirtschaft schlägt sich ganz „okay“, aber mit der ganzen EU in einer Rezession, wird sich auch Russland diesem Sog nicht entziehen können. Und das ist auch ganz normal – nur 15 Jahre zuvor war Russland kurz davor ein gescheiterter Staat zu werden, so wie heute die Ukraine, und was Putin erreicht ist fast ein Wunder. Aber selbst Fastwunder benötigen Zeit und Russland ist weit, sehr weit, davon entfernt, sich komplett davon erholt zu haben. Es gibt zusätzlich systemische Probleme in Russland, wie Korruption, Kapitalflucht, eine verrückte Internetzensurpolitik, viele russische Unternehmen mit Sitz im Ausland, ein suboptimales Steuersystem, etc.. Ja, Russland macht sich immer besser, es hat große Geldreserven, natürliche Ressourcen, und die langfristigen Aussichten sind wahrlich sehr gut. Aber das alles gab es schon einmal in der russischen Geschichte.
Der brilliante Reformer und Premierminister Russlands Piotr Stolypin sagte einmal:
Gebt Russland 20 Jahre inneren und äußeren Frieden und ihr werdet es nicht wieder erkennen.
Er wurde 1911 ermordet und wir wissen alle, was danach kam. Putin wurden diese 20 Jahre Frieden auch nicht gegeben, und es ist auch nicht wahrscheinlich, dass er sie je bekommen wird. Und auch Russland wird sie nicht bekommen – zumindestens nicht solange USrael die Welt besetzt hält. Das bedeutet, dass Russland weder früher noch später seine gesamte Stärke und sein Potenzial wiedererlangen wird. In anderen Worten: Egal ob Russland eine vollständige Konfrontation mit dem Westen irgendwie überleben kann – was wirklich zählt ist, dass Russland ein strategisches Interesse besitzt alles in seiner Kraft zu tun, um das zu vermeiden. Das ist der Grund warum Putin so umsichtig agiert und wahrscheinlich warum 60% der Russen nicht wollen, dass das russische Militär in der Ostukraine eingreift: Sie wollen nicht das aufs Spiel setzen, was sie unter Aufbringung großer Mühen und Kosten in den letzten 15 Jahren in Putins Russland aufgebaut haben. Nochmals, wenn es wirklich keinen anderen Weg gibt die Ostukraine vor einer Übernahme durch die Nazis zu schützen, wird das russische Militär in der Ostukraine eingreifen. Aber der Kreml besitzt das Mandat der russischen Bevölkerung diese Option als absolut letzte Möglichkeit einzusetzen (mit möglichen geringen oder sogar begrenzten militärischen Aktionen).
(Teil-/Übersetzung des Artikels For Russia the issues is tactics, not strategy von The Vineyard of the Saker)
Quellen:
For Russia the issues is tactics, not strategy
Over 60% of Russians oppose deployment in Ukraine’s south-east — poll
Wikipedia – Pyotr Stolypin
Ein Artikel bildet zwangsweise die Meinung eines Einzelnen ab. In Zeiten der Propaganda und Gegenpropaganda ist es daher umso wichtiger sich mit allen Informationen kritisch auseinander zu setzen. Dies gilt auch für die hier aufbereiteten Artikel, die nach besten Wissen und Gewissen verfasst sind. Um die Nachvollziehbarkeit der Informationen zu gewährleisten, werden alle Quellen, die in den Artikeln verwendet werden, am Ende aufgeführt. Es ist jeder eingeladen diese zu besuchen und sich ein eigenes Bild mit anderen Schlussfolgerungen zu machen.
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