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Ukraine: Was, wenn es zu einem wirklichen Krieg zwischen dem Westen und Russland kommt?Lesezeit: 6 Minuten

Russland und der Westen befinden sich im Krieg – wegen Obst, Gemüse, Schweinefleisch und Bankkrediten. Der Grund dafür ist die Ukraine, eigentlich eine große Weite, die bisher für die meisten in der westlichen Welt eher unbekannt war, aber jetzt im nationalen US-Sicherheitsinteresse liegt und sogar zu einem Krieg führen kann.

Wirtschaftsembargos, wie jenes, das jetzt von den USA und der EU gegen Russland ausgesprochen wurde, scheinen im ersten Blick relativ harmlos zu sein. Sie sind es aber nicht. Handelssanktionen sind eine Form der strategischen Kriegsführung, der manchmal Kugeln und Granaten folgen.

Ein gutes Beispiel ist das US-Embargo gegen Japan, das Tokyo dazu veranlasste eine schicksalhafte Entscheidung zu treffen: In den Krieg zu ziehen anstatt langsam das Gesicht zu verlieren und wirtschaftlich stranguliert zu werden. Wieviele Amerikaner wissen, dass Präsident Roosevelt den Panama-Kanal für japanische Schiffe schloss, um damit die Forderung eines Rückzugs Tokyos aus der Manschurei und China durchzusetzen?

Beängstigenderweise sitzen heute hohe Beamte in Washington und Moskau, die tatsächlich gedanklich einen Zusammenprall von russischen und NATO-Truppen in der Ukraine durchspielen – was eine Ausweitung der US-Militärmacht mit sich bringen würde.

Die Intensivierung von Angriffen durch die ukrainische Regierung (verborgen bewaffnet und finanziert durch die USA) gegen pro-russische Separatisten und zivile Ziele im Osten der Ukraine erhöhen die Gefahr, dass Moskau militärisch intervenieren wird, um die ethnische russische Minderheit in der Ukraine zu schützen.

Eine umfassende militärische Auseinandersetzung könnte mit einer von Russland erklärten „No-Fly“-Zone über der Ostukraine, ähnlich der von den USA im Irak verhängten, beginnen. Moskaus Ziel wäre dabei, dass Bombardieren und Beschiessen der Widerstandsorte durch die Luftwaffe Kiews zu stoppen.

Der russische Präsident Wladimir Putin steht unter einem wachsenden Druck durch die Bevölkerung, dass Töten pro-russischer Ukrainer, die bis 1991 russische Staatsbürger waren, zu beenden.

Die USA hat gerade damit begonnen Luftangriffe im Nordirak zu fliegen, angeblich zum Schutz der Yeziden, einer kleinen religiösen Gruppe basierend auf der Lehre des Zoroastrismus, die von vielen Irakern als Teufelsanbeter bezeichnet werden. Obwohl diese Angriffe ganz eindeutig die von den USA gestützten Kurden gegen die vorrückenden ISIS-Kräfte unterstützen sollen, bezeichnete sie Washington als humanitäre Aktion, um irakische Christen und Yeziden zu schützen – perfekt im Einklang mit der Behauptung der US-Regierung eine humanitäre Kriegsführung zu betreiben.

Die NATO könnte schnell ihre starken Luftstreitkräfte gegen die russische einsetzen. Die USA und die NATO, die von neuen Stützpunkten in Rumänien, Bulgarien und Polen losfliegen kann, könnten die russischen Luftstreitkräfte ernsthaft über der russisch-ukrainischen Grenzregion herausfordern. Weitere US-Kampfflugzeuge würden schnellstmöglichst nach Osteuropa verlegt werden. Die russische Luftabwehr ist stark und ihre Luftwaffenstützpunkte befinden sich in der Nähe der Geschehnisse. Noch haben die NATO-Luftstreitkräfte eine technologische Überlegenheit gegenüber der russischen Luftwaffe und besser ausgebildete Piloten (Woher der Autor diese Information hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Da allerdings bereits ein russisches Flugzeug die Elektronik eines US-Kriegsschiffs im Schwarzen Meer lahm legte und dieses daraufhin in den Hafen einlaufen musste, woraufhin eine große Zahl an Matrosen den Dienst quittierten, scheint mir diese Aussagen nicht mehr zutreffend zu sein. – Anm. d. Verf.).

Am Boden besitzt Russland einen leichten Vorteil. Es hat 16.000 – 18.000 Soldaten an der ukrainischen Grenze stationiert, bestehend aus Infantrie, Panzern, mobiler Luftabwehr und Artillerie. Eine kompetente, aber kleine Truppe, die kaum eine Bedrohung für Europa darstellt, wie die kriegstreibenden Mainstreammedien immer vorgeben. Insbesondere wenn man diese kleine Anzahl an Soldaten allein mit der 1944 an der ersten ukrainischen Front stehenden Sowjetarmee, die aus sechs Armeen und Tausenden von Panzern und schweren Geschützen bestand, vergleicht.

Russland kann kleinere Grenzscharmützel führen, aber sicher nicht die Ukraine mit dieser armseligen Truppe einnehmen. Russlands einstige 200 Divisionen-Armee, die aus rund 50.000 Panzern bestand, ist heute ein Schatten seiner Vergangenheit: 205.000 aktive Soldaten und 80.000 Reservisten sind über das größte Land der Welt verteilt. Russland hat – wie schon immer – eine ausgezeichnete schwere Artillerie und gute Panzer, aber nichts im Vergleich mit dem Zweiten Weltkrieg als die Sowjets 152mm Geschütze und Raketenbatterien Rad-an-Rad-stehend über viele Kilometer aufreihen konnten.

Jeder Versuch der NATO die Krim einzunehmen, würde wahrscheinlich von der russischen Luftwaffe, Marine und Landstreitkräften unterbunden werden. Das enge, flache Schwarze Meer könnte eine Todesfalle für US-Kriegsschiffe werden. Sewastopol ist heute – neben Leningrad und Stalingrad – eine Heldenstadt der ehemaligen Sowjetunion aufgrund der heldenhaften Verteidigung im Zweiten Weltkrieg.

Die zusammengebastelte Armee der Ukraine, ca. 64.000 Männer, leidet unter einer schlechten Ausbildung, logistischen Problemen und einer schwachen Führung. Während der Sowjetzeit bestand sie aus über 700.000 Soldaten, ausgestattet mit überlegenen russischen Waffen. Heute ist die Armee von ausländischen Söldnern und Rechten aus Kiew unterwandert. Aber auch so kann sie den besser ausgestatteten und bewaffneten russischen Truppen nichts entgegenstellen.

Und was ist mit der NATO? Im Jahr 1970 hatte die US-Armee etwa 710.000 Soldaten in Europa – vor allem in Deutschland – stationiert. Heute stehen nur noch 27.500 Soldaten in Deutschland, die meisten davon kampfunterstützende Einheiten. Bestenfalls könnten die USA daraus zwei schwache Kampfbrigaden – etwa. 5.500 Soldaten – bilden und in die Ukraine schicken. Der Rest der US-Streitkräfte ist in Afghanistan, Kuwait, den Golfstaaten, Südkorea und Japan oder im eigenen Land stationiert. Sie nach Europa zu verlegen würde etwa sechs Monate dauern.

Aber die USA verfügen immer noch über große Luftwaffenstützpunkte in Deutschland, die eine militärische Intervention in der Ukraine unterstützen könnten. Zuletzt wurden kleine US- und NATO-Einheiten still und leise nach Osteuropa und in den Baltikum verlegt – groß genug um einen Krieg zu entfachen, aber zu klein um einen zu gewinnen.

Seit dem Ende des Kalten Krieges wurden die Streitkräfte der USA, der NATO und Russlands stark aufgrund Budgetkürzungen reduziert. Bis zur Krise in der Ukraine war die Wahrscheinlichkeit eines Krieges in Europa sehr gering. Und die Begeisterung für einen Krieg unter Europäern und Russen ist ebenfalls sehr gering.

Großbritannien, heute ein zahnloser, alter Löwe, würde die USA in der Ukraine mit ein paar Männern und Kampfflugzeugen unterstützen; wie wohl auch Frankreich, Dänemark, Polen, Kanada und Holland, aber in einem begrenzten Maße. Deutschland und die Türkei, zwei NATO-Schwergewichte, wollen jedweden Konflikt mit Russland vermeiden und werden keine Unterstützung leisten. Beide machen gute Geschäfte mit Russland und sind über die inszenierte Krise in der Ukraine nicht gerade glücklich.

Jede militärische Auseinandersetzung in der Ukraine würde zunächst in Umfang und Intensität begrenzt sein. Aber eine Konfrontation könnte sich schnell in eine gefährliche Krise verwandeln. Der Kalte Krieg hat gelehrt, dass sich die Kernwaffenmächte niemals direkt bekämpfen dürfen – nur durch ihre Proxies.

Nichts ist das Risiko eines Atomkrieges wert, auch nicht ein begrenzter. Lasst die Ukrainer ihre Differenzen durch ein Referendum klären.

Am 100. Jahrestag des Ersten Weltkrieges sehen wir wieder unsere Regierungen, wie sie mit den Streichhölzern spielen.

(Teil-/Übersetzung des Artikels What if theres‘ a real war in Ukraine? von Eric Margolis)

Quelle:
What if theres‘ a real war in Ukraine?

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