Islamic State: Operation Tomahawk – Der US-Kampf gegen das KalifatLesezeit: 6 Minuten
Die Tomahawks fliegen endlich wieder – angetrieben von klassischem Neusprech. 42 Tomahawks abgefeuert von einem Zerstörer der Sechsten Flotte, geparkt im Mare Nostrum, plus F-22s, die die Hölle bringen und Hellfire-Raketen, die von Drohnen ausgeklinkt werden, das ist wahrlich ein nettes Mini-Shock and Awe-Programm um den Kalifen Ibrahim, auch bekannt als Abu Bakr al -Baghdadi, selbsternannter Führer des Islamic State zu ehren.
Dabei ist alles so chirurgisch. Alle Ziele – von „verdächtigen“ Waffendepots bis zum Herrenhaus des Bürgermeisters in Raqqa (das Hauptquartier der Schläger des Kalifats) und verschiedene Kontrollpunkte – wurden ordnungsgemäß ausgelöscht, zusammen mit „Dutzenden“, vielleicht 120, Dschihadisten.
Und loben wir diese „über 40“ (Samantha Power) oder „über 50“ (John Kerry) internationalen Verbündeten in dieser Koalition der Unwilligen; Amerika ist nie allein, obwohl in diesem Fall mächtig eskortiert, de facto, nur von den üblichen Golf Petrodollar-Diktaturen und dem Reich des Königs der Playstation, Jordanien Alles Verbündete, die nicht allzu scharf auf „kinetische Aktivitäten“ sind.
Den sterilen Neusprech einmal beiseite gelassen, niemand hat eine mächtige gemeinsame „Golf-Kooperationsluftwaffe“ gesehen oder gehört, die eingesetzt wurde um Syrien zu bombardieren. Nun jeder dieser Vasallen hat die Hosen gestrichen voll der eigenen Bevölkerung zu sagen, dass sie – wieder einmal – eine benachbarte arabische Nation bombardieren. So wie Damaskus kleinlaut verlaubarte, dass das Pentagon „mitgeteilt“ habe, dass es syrisches Gebiet bombardiert. Niemand weiß wirklich, was das Pentagon Damaskus genau sagte.
Das Pentagon nennt es nur den Beginn einer „nachhaltigen Kampagne“ – ein Code für einen langen Krieg, der sowieso nur einer der ursprünglich unter der Bezeichnungen des Global War on Terror (GWOT) geführten Kriege ist. Und ja, bezogen auf den wahren Zweck ist dies eine Koalition von einem. Nennen wir es: Operation Tomahawk – Das Kalifat.
Ich bin Khorasan
Haltet eure F-22s zurück. Nein, nicht wirklich. Der Abschuss der Tomahawks hatte kaum begonnen, als eine israelische in USA hergestellte Patriot-Rakete eine syrische Su-24 abschoss, die angeblich den israelischen Luftraum über den Golan-Höhen „verletzt“ hatte. Wie ist das bezüglich einer anschaulichen Mitteilung an die USA und einer engen Zusammenarbeit mit dem Pentagon zu bewerten?
Nein, es geht nicht nur um die Bombardierung des Kalifats. Es ist der Beginn der Bombardierung Bashar al-Assad und seiner Streitkräfte durch die Hintertür. Und es geht auch um die Bombardierung – mit acht Angriffen westlich von Aleppo – eines Gespensts; einer al-Qaida-Zelle, die geheimnisvolle Khorasan-Gruppe.
Kein Wunder, dass weltweit die Fans der Marvel Comics Schule der Geopolitik verwirrt sind. Gleichzeitig zwei Schurken? Yep. Und der andere Bösewicht ist sogar noch böser als das Kalifat.
Der erstaunlich mittelmäßige Ben Rhodes, Obamas stellvertretender nationaler Sicherheitsberater, hat Khorasan als „eine Gruppe von Extremisten, die aus einer Reihe von Personen besteht, die wir bereits seit langer Zeit beobachten“ definiert.
Unisono is der Neusprech der Obama-Regierung, dass Khorasan aus ehemaligen al-Qaida-Anhänger, die nicht nur aus dem ganzen Nahen Osten – einschließlich al-Qaida im Irak und Jabhat al-Nusra – bestehen, sondern auch aus Pakistan, quasi die Ultra-Hardcore-Erweiterung der pakistanischen Taliban.
Was für ein Durcheinander. Al-Qaida im Irak ist der Embryo von ISIS, die zum IS wurden. Jabhat al-Nusra ist der al-Qaida-Ableger in Syrien, genehmigt vom CEO Ayman al-Zawahiri. Beide verachten sich gegenseitig, und doch fällt Khorasan der Verdienst der Bündelung der Schläger des Kalifats und der al-Qaida zu. Zudem neigt Washington dazu Jabhat al-Nusra als „moderate“ Dschihadisten einzuschätzen – fast als wären es „unsere Bastarde“. Zu chaotisch? Kein Problem. Wenn man Zweifel hat, bombardiert man eben alle.
Das Kalifat ist dann eine „alte Nachricht“. Diese geisterhaften Schläger des Khorasans sind das eigentliche Geschäft – so böse, dass das Pentagon davon überzeugt ist, dass deren unmittelbar bevorstehende Verschwörung zu einem neuen 9/11 führt.
Der Geist in der GWOT-Maschine
Khorasan ist der perfekte Geist in der Global War On Terror-Maschine; das Ziel eines Krieges im Krieg. In Wirklichkeit startete Obama zwei Kriege – als er zwei unterschiedliche Benachrichtigungen an den Kongress im Rahmen der War Powers Resolution schickte, um damit sowohl das Kalifat als auch Khorasan „abzudecken“.
Und was gibt es darüber hinaus? Nun, eine kaum verhüllte zusätzliche Dämonisierung des Irans, warum auch nicht – denn das historische Khorasan, das frühere Parthien, erstreckte sich vom Iran bis nach Afghanistan.
Khorasan wird theoretisch durch den Joker angeführt sorry, durch den al-Qaida-Boss Muhsin al-Fadhli, geboren in Kuwait im Jahr 1981, einem „altbekannten Unterstützer und Finanzier“ von Abu Musab al-Sarkawi im Irak, laut den unbezahlbaren Einschätzung des Außenministeriums. Obwohl Ayman al-Zawahiri, sich immer einer guten PR bewusst, den Verdienst nicht für sich beansprucht, ist das Pentagon davon überzeugt, dass er al-Fadhli in den syrischen Teil des Kalifats geschickt hat, um westliche Dschihadisten mit EU-Pässen anzuziehen, die in der Lage sind der Flughafensicherheit auszuweichen und Bomben in kommerziellen Jets zu platzieren.
Das Finanzministerium ist überzeugt, dass al-Fadhli sogar eine al-Qaida-Zelle im Iran führt – Dämonisierungsgewohnheiten sind schwer abzulegen -, um die Reise von Dschihadisten nach Afghanistan oder Irak zu erleichtern.
Und was für eine netter Gegensatz zur Gesellschaft des spektakelsüchtigen Kalifats. Khorasan ist reine Dunkelheit. Niemand weiß, wie viele es sind; wie lange sie bereits existieren; was sie wirklich wollen.
Im Gegensatz dazu gibt es etwa 190.000 Menschen, die im ausgebombten Raqqa zurück gelassen wurden. Niemand redet über Kollateralschäden – obwohl das Zählen der Toten bereits begonnen hat und es die aalglatte PR des Kalifats sicherlich zur Anwerbung auf YouTube einsetzen wird. Genauso wie die Schläger des Kalifats, werden sie (Khorasan) vorhersehbare Taktiken Maos verwenden und wie die Fische im Meer verschwinden. Das Pentagon wird bald weite Teile der Wüste für nichts und wieder nichts bombardieren – wenn das nicht bereits der Fall ist.
Es gibt keine „Freie Syrische Armee“ – diesen Mythos aus Katar – mehr. Es gibt keine „moderate“ Dschihadisten, die noch in Syrien sind. Sie alle kämpfen für das Kalifat oder für al-Zawahiri. Und doch gelang es der Obama-Regierung vom Kongress ein OK zu bekommen, um „moderate Rebellen“ auszubilden und zu bewaffnen.
Die US-Botschafterin bei der UNO, Samantha Power – unbestrittene Königin der Verrücktheit – hat zumindest eine Sache richtig gemacht. Ihre „Ausbildung“ wird „diesen Truppen im gleichen Kampf, den sie schon seit Beginn des Konflikts gegen das Assad-Regime führen, nützen.“ Also ja – diese „anhaltende Kampagne“ ist die Hintertür, für einen Remix von „Assad muss gehen“.
Die Leute, die wirklich in der Lage wären die Schläger des Kalifats zu schlagen, setzen keine Tomahawks ein. Das wären die Syrische Arabische Armee (etwa 35.000 wurden bisher im Kampf gegen ISIS/ISIL/IS und/oder al-Qaida getötet), Hisbollah, Berater der iranischen Revolutionsgarden und kurdische Milizen. Doch das wird nicht passieren. Der Blockbuster in dieser Saison ist, dass das Imperium des Chaos Das Kalifat und den Geist in der GWOT-Maschine bombardiert. Zwei Tickets zum Preis von einem. Weil wir Dich sogar vor dem „unbekannten unbekannten“ Bösen beschützen.
(Teil-/Übersetzung des Artikels Operation Tomahawk The Caliph von Pepe Escobar)
Quellen:
Operation Tomahawk The Caliph
Samantha Power: Syrian Rebels‘ Training Will Also Aid in Fight Against Assad
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