Was unsere „Qualitätsmedien“ nicht erst seit der Ukraine-Krise vom Stapel lassen, ist hinlänglich bekannt: Putin der neue Wiedergänger Adolf Hitlers, Russland als Reich des Bösen oder gleichlautender unterirdischer Schwachsinn.
Versucht man jedoch als Normaldenkender auch hinter dieses plakative, aufhetzerische Propagandageschreibsel zu blicken, bekommt man von den gleichen „Journalisten“ oder Politdarstellern das Prädikat „Putinversteher“ verliehen.
Laut dem Duden bedeutet verstehen
Per definitinem ist also jeder Mensch, der etwas deutlich hört, der den Sinn von etwas erfassen kann, der etwas in einer bestimmen Form auslegen kann, der sich in jemanden anderer Lage hineinversetzen kann, der Verständnis für jemanden hat oder etwas richtig findet ein Versteher.
Und damit ist im Grund genommen jeder Mensch – auch die Systemhelferlein eines Spiegels, einer Tagesschau oder eines anderen Atlantikbrückenmediums – ein Putinversteher. Denn wenn sie es nicht sind, dann haben sie – wieder per definitionem –
- etwas undeutlich gehört (vielleicht die Einschläge der nahenden Bomben?),
- den Sinn von etwas nicht erfasst (dass die Menschen Frieden und keinen Krieg wollen),
- ein Auslegungsproblem (was letztendlich bedeutet, dass sie nicht fähig sind selbstständig zu denken),
- keine Empathie für Mitmenschen (egal, welcher Ethnie, Religion, Rasse usw.),
- ein verkümmertes Demokratieverständnis (Verständnis bedeutet für mich auch Akzeptanz anderer Meinungen) oder
- eine schwach ausgeprägte bzw. keine Sozialkompetenz (falsch oder richtig ist ein subjektives Empfinden, was Toleranz für andere Meinungen nicht zwingend ausschließen muss).
Impliziert der Vorwurf ein Putinversteher zu sein auch gleichzeitig, dass jeder Putinnichtversteher ein Obamaversteher ist? Denn wenn man die Handlungen, Gedanken eines Putins nicht verstehen kann oder will oder darf, bedeutet das im Umkehrschluss, dass man
- den Bruch der Vereinbarung bzgl. der NATO-Osterweiterung für richtig hält?
- die Stationierung und fadenscheinige Begründung für die Errichtung eines Raketenabwehrschildes gegen den Iran und nicht gegen Russland, um einen Erstschlag führen zu können, als die Wahrheit betrachtet?
- Russland als Bedrohung für Europa und den Frieden sieht und
- Russlands Existenzberechtigung in Frage stellt?
Und wenn man als Putinnichtversteher ein Obamaversteher ist, ist man dann automatisch mit der Politk der USA in allen Dingen einverstanden oder darf man trotzdem auch kritisch auf Washington und die USA blicken?
Legt man die letzte Frage Putinnichtversteher = Obamaversteher auf unsere „Qualitätsmedienproduzenten“ und deren „Anschreiben gegen die US-Politik“ bzw. auf unsere Politclowns um, dann gehen sie mit der Politik Obamas/Washingtons d’accord.
D’accord mit
- einer diensttäglichen Kill-List, die vom Kriegsnobelpreisträger Barrack Obama unterschrieben wird und für eine Vielzahl an unschuldigen Zivilisten das Todesurteil per Drohne bedeutet,
- einem weltweiten, flächendeckenden Ausspionieren der Menschen – egal ob digital (Internet, Kommunikation), monetär (SWIFT-Abkommen) oder im Sinne von ceterum censeo (lat. im Übrigen bin ich der Meinung),
- dem militärischen Druckmitteln von weltweit über 700 Militärstützpunkten,
- den zahlreichen Einschänkungen der bürgerlichen Freiheits-/Rechte in den USA im Zuge von Patriot Act oder NDAA, die wiederum dem Grundgedanken einer Demokratie zuwider laufen,
- der Macht des Geldes, die sich ihre Politdarsteller und Politik per Wahlkampfspenden kaufen kann (vgl. hierzu die Aufhebung der Begrenzung von Großspenden),
- der Ausbeutung aller anderen Länder mit Hilfe undemokratischer und nur den USA dienender Abkommen wie TTIP, TPP, CETA oder TISA,
- der immer weiter auseinandergehenden Schere von Arm und Reich – inklusive des Inkaufnehmens, dass die Menschen mit Gewalt niedergeknüppelt werden, wenn sie die Mißstände anprangern und dagegen auf die Straße gehen (z.B. Occupy),
- der Errichtung eines Polizeistaates in dem die Unschuldsvermutung umgekehrt wurde (jeder ist verdächtig)
- der Militarisierung der Polizei, die ausgestattet mit militärischen Nahkampfequipment, die eigene Bevölkerung drangsaliert und damit eher an einen diktatorischen als demokratischen Staat erinnert,
- der Finanzierung militanter Islamisten, die als Proxy Stellvertreterkriege beispielsweise in Syrien oder im Irak führen, um dort „amerikanische Interessen“ zu wahren,
- den zahlreichen Umstürzen demokratisch gewählter Volksvertreter (Iran, Ukraine, Lateinamerika), die durch die CIA ausgeführt, finanziert oder initiiert wurden,
- unzähligen Angriffskriegen, die die USA in den letzten Jahrzehnten aufgrund „eigener Interessen“ vom Zaun gebrochen haben,
- dem Export einer schwindsüchtigen Währung bei gleichzeitigem Import von Arbeitsleistung in Form von Waren zum Nulltarif,
- einer Politik vom Impera et Divide, einer Politk von Shock and Awe,
- dem Einsatz von uranhaltiger Munition in selbstinszenierten Konflikten – mit Millionen an Menschen, die deswegen an Mißbildungen leiden,
- Doppelstandards und Neusprech, die nur einen Nutznießer kennen,
- einer Politikerkaste in Washington, die wieder einmal das eigene Volk als Auserwählt erachtet,
- dem Recht Dinge zu tun, die man anderen per Gewalt verbietet,
- der Verfolgung von Whistleblowern, die auf Unrechtmäßigkeiten und Gesetzesbrüche hinweisen,
- False Flag-Angriffen als Begründung für anderweitig bei der eigenen Bevölkerung nicht durchsetzbare Kriege,
- Sanktionen als Vorstufe zu Krieg,
- dem bewussten In-Kauf-Nehmens von sterbenden Kindern im Irak (erinnert sei an die Antwort der damaligen Außenministerin Madeleine Albright auf die Frage „Wie wir hören, starben (im Irak) eine halbe Million Kinder… ist es den Preis wert?“ Albrights Antwort: „Wir glauben, es ist den Preis wert.“)
- der Politik heute guter Diktator, morgen böser Diktator (Hussein, Gaddafi),
- etc., pp. usw.
Alles Dinge, die man Russland oder Putin medial unterschieben will, aber letztendlich doch nur auf die USA zutreffen.
Um eines klar zu stellen: Auch Putin ist kein lupenreiner Demokrat. Auch Putin ist Machtmensch und trifft Entscheidungen, die man nicht gut heißen muss. Aber Putin und Russland versuchen zumindestens derzeit diplomatisch, mit dem Mittel der Diskussion vom Westen initiierte Konflikte wie in Syrien oder der Ukraine zu lösen.
Wie immer man zu Putin steht oder zu Russland stehen will, man muss – gerade als Journalist – die gleichen Maßstäbe an alle Beteiligten in der Politik, Wirtschaft oder Gesellschaft legen. Und das bedeutet auch, dass man die USA, den Westen und Obama kritisch hinterfrägt, genauso wie man es berechtigterweise mit Putin und Russland tut. Doch ist zu befürchten, dass dies nur ein Wunschtraum bleiben wird…
Quelle:
Duden – Verstehen
Ein Artikel bildet zwangsweise die Meinung eines Einzelnen ab. In Zeiten der Propaganda und Gegenpropaganda ist es daher umso wichtiger sich mit allen Informationen kritisch auseinander zu setzen. Dies gilt auch für die hier aufbereiteten Artikel, die nach besten Wissen und Gewissen verfasst sind. Um die Nachvollziehbarkeit der Informationen zu gewährleisten, werden alle Quellen, die in den Artikeln verwendet werden, am Ende aufgeführt. Es ist jeder eingeladen diese zu besuchen und sich ein eigenes Bild mit anderen Schlussfolgerungen zu machen.
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