Strobe Talbott ist ein US-Amerikaner, der bereits zu Zeiten des Kalten Kriegs beste Verbindungen zum CIA besaß und noch heute besitzt. Er spielt immer noch eine große Rolle in der US-Außenpolitik. Jener Talbott hat nun Moskau auf seinem Reuters Blog (!) mit einem „dritten tschetschenischen Krieg“ gedroht. Und man sollte diese „Warnung“ von einer Schlüsselfigur in Washington, was die Außenpolitk betrifft, ernst nehmen.
Seiner These nach werden wir im Jahr 2015 einen erneuten Aufstand in Tschetschenien sehen, was dem bereits geschwächten Russland den „Todesstoß“ geben soll. Ein „Todesstoß“, der insbesondere eine territoriale Aufsplittung Russlands – wenn man so will, ein weiterer Zerfall der Sowjetunion – zur Folge haben wird.
Talbott geht sogar soweit die Zerstückelung direkt anzusprechen und macht kein Hehl daraus, dass er eine solche Aufteilung noch erleben wird. Fast mag man von einem „triumphalen Voraus-Wissen“ sprechen.
Man muss das ganze als eine erschreckende Prognose eines ehemaligen US-Vizeaußenministers unter Bill Clinton beurteilen – auch weil er durchblicken lässt, dass der Islamic State eine Rolle bei den wiederaufflammenden Unruhen haben wird.
Washington greift erneut auf die schmutzigen Tricks des Kalten Kriegs zurück und positioniert seine Figuren (IS) auf dem geopolitischen Schachbrett. So zeigen die sich verdichtenden Bestätigungen über eine US-amerikanische Unterstützung des IS nur eines: Syrien ist nur ein Teilziel auf dem langen Weg nach Moskau.
Zudem implizieren die Enthüllungen Talbotts, dass die wieder zunehmende US-Militär-Präsenz in Afghanistan und im Irak bzw. die Errichtung von US-Basen die „Aufmarschgebiete und Sprungbretter“ der CIA zum Auslösen von Unruhen in Tschetschenien sein werden, die sich eigentlich gegen Russland richten: Und der Welt werden diese Basen als notwendig im „Kampf gegen ein Kaukasus-Kalifat“ verkauft werden.
Die USA weiß nur zu genau, dass diese zentralasiatische Region ein Pulverfass ist. Genauso wie Moskau, das die Entwicklung dort mit Argusaugen betrachten dürfte. So ist auch der kürzliche Besuch Putins in Taschkent zu bewerten, wo er die russisch-usbekischen Beziehungen im gemeinsamen Kampf gegen islamistische Gruppen stärken wollte.
Vielleicht muss in diesem Kontext auch das Massaker in Pakistan – ausgelöst durch afghanische Talibans – betrachtet werden, so das sich Pakistan am „Kampf gegen den radikalen Islamismus unter der Führung der USA“ in dieser Region beteiligt. Welche Rolle dem pakistanischen Militär durch Washington in der Kampagne gegen Russland auch genau zugeteilt wurde, bleibt abzuwarten. Jedoch ist augenscheinlich, wenn der pakistanische Oberbefehlshaber Raheel Sharif einen zweiwöchigen USA-Besuch unternimmt. Man mag sich dann schon die Frage stellen, welche Dinge, Angebote oder Anweisunggen dort besprochen wurden. Auch weil der US-Außenminister und das Skull & Bones-Mitglied John Kerry das pakistanische Militär als „verbindende Kraft“ und ob seiner Professionalität lobt. Es lässt sich aus einer solchen Aussage durchaus schließen, dass die USA mit Sharif und den getroffenen Vereinbarungen zufrieden ist.
Natürlich ist die Situation heute etwas anders als zu Zeiten des Kalten Kriegs, da wir keinen ideologischen Kampf zwischen Sozialismus und Islamismus haben. Obwohl es Versuche des Westens gab Russland (respektive China) als Antithese zum Islam (vgl. Syrien) darzustellen, so dass sich die islamistischen Gruppierungen gegen Russland (und China) stellen könnten. Der Nordkaukasus und Xinjiang wären die potenziellen Regionen in einem solchen Kampf.
Und dieser Schwenk von IS und Co. ließe sich auch gut damit begründen, dass der IS durch die US-Angriffe in Syrien/Irak so geschwächt wurden, dass sie sich in die oben genannten Regionen zurückziehen und dort für die dann auftretenden Unruhen verantwortlich wären.
Bei all den hier getroffenen Annahmen darf man nicht vergessen, dass Talbott ein „alter Russlandkenner“ ist und dass Reuters, wo er seinen Blog schreibt, eine durchaus fragwürdige Rolle im Kalten Krieg gespielt hat. Als Talbott in den frühen 1990ern den Plan der NATO-Ost-Erweiterung faßte, zu jener Zeit in der zudem Boris Jelzin versuchte Russland enger an Europa heranzuführen, wußten alle „Mitspieler“, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde bis Russland wieder als „ernstzunehmende Gefahr für die US-Hegemonie“ auftreten würde.
Leute wie Talbott haben nie wirklich daran geglaubt, dass der Kalte Krieg zu Ende gegangen ist. Deswegen hat er – und auch andere aus seinem Dunstkreis – Warnungen, wie die des bedeutenen „Sowjetexperten und -strategen“ George Kennan, dass Russland eine NATO bis an seine Grenzen (vgl. Ukraine) nie akzeptieren würde, beiseite gewischt. Sie waren ihm schlichtweg egal, da er wusste, dass ein US-Russland-Showdown irgendwann unvermeidlich sein wird. Talbott gehört zu den Anhängern, die eine Zerstückelung Russlands wollen, damit dieser Gegner für die USA ein für alle mal besiegt ist, und dass das Projekt des Neuen Amerikanischen Jahrhunderts ohne irgendwelche Herausforderer fortgeführt werden kann.
Man sollte Strobe Talbott ernst nehmen…
Quellen:
Talbott declares war in Chechnya
In 2015, Vladimir Putin may witness his empire’s death knell
US backed talks between jihadi clerics ans Isis in effort to save hostage’s life
US claims Isis demoralised by heavy losses from air strikes
China needs clear strategy to help Russia