Wo ist Schäuble?
Der bei Älteren bekannte Spruch „Wo ist Behle?“ einmal leicht abgewandelt:
Wo ist Schäuble?
Normalerweise hört(e) und liest/lass man Bemerkungen, Interviews und Aussagen unseres Bundesfinanzministers Wolfgang Schäuble in der Vergangenheit im 5-Minuten-Takt, wenn es um den Euro, die Euro-Krise oder andere „Markt beeinflussende“ Faktoren geht/ging. Doch zur Abkopplung des Schweizer Frankens vom Euro oder auch zu einem möglichen Grexit? Bislang Fehlanzeige!
Da stellt sich natürlich unweigerlich die Frage, warum das so ist? Natürlich weiß Schäuble mehr als der Normalsterbliche, was gerade hinter den Kulissen alles angeschoben, verschoben oder besprochen wird. Und damit komme ich zu einem kontrovers diskutierten Artikel Ukraine: Das Ablenkungsmanöver auf dem Weg zur Weltwährung vom vergangenen Mai 2014, in dem die Thematik Special Drawing Rights, Renminbi und Gold als Ersatz für eine Weltleitwährung angerissen wurde.
Berücksichtigen wir bei den damaligen Überlegungen zusätzlich die CHF-Abkopplung und einen als Katalysator wirkenden Grexit, scheint jene „Krise näher zu kommen“ von der Schäuble im November 2011 in einem Interview mit der New York Times sprach:
We can only achieve a political union if we have a crisis. (Wir können eine politische Union nur erreichen, wenn wir eine Krise haben.)
In den Tagen vor der Entkopplung des CHF erfolgten massive Bewegungen bei japanischen Yen, Rubel, Schweizer Franken und US-Dollar:
Zwar asynchron, aber doch in erheblichen Ausmasse. Zudem will Goldman Sachs-Mann Mario Draghi das erwartete Staatsanleihekaufprogramm nicht mehr über die EZB laufen lassen, sondern die nationalen Zentralbanken sollen die Schrottpapiere ihres eigenen Landes aufkaufen. Hintergedanke dürfte dabei sein, dass damit die Haftungsrisiken bei den jeweiligen Ländern bleiben, die die Papiere aufgekauft haben – nicht bei der EZB.
Damit wird offensichtlich, dass Draghi eine Strategie verfolgt die ein nationales Rückzahlungs- und Neuverschuldungspolster vorsieht, das nicht zu Lasten aller Euro-Länder geht. Hintergrund dürfte hier sein, dass, wenn man eines oder mehrere Euro-Länder im Süden „entlässt“, man dem Markt somit eine kurzfristige Orientierungshilfe geben will und man einen kompletten Zuasmmenbruch des Euros verhindern will. Die EZB weiß, dass die jetzige Situation um ein Vielfaches schlimmer ist als 2008, dass der „Markt“ keine maroden Staatsanleihen aus dem Euro-Raum mehr aufkaufen will und somit ein Ausstieg eines Euro-Landes wahrscheinlicher als noch vor wenigen Wochen ist.
In diesem Zusammenhang ist für mich auch das Ziehen der Reissleine durch die Schweizer Nationalbank SNB zu sehen, die sich damit ihrer Euro-Anleihen „entledigen“ konnte. Denn eines darf nicht unberücksichtigt bleiben: Sollte es wirklich zu einem Ausstieg beispielsweise von Griechenland kommen, hätte die SNB enorme Kursverluste durch anziehende Zinsen im Kerneuroraum hinnehmen müssen.
Jetzt wird sicherlich der eine oder andere das obige Szenario als falsch bezeichnen. Doch der Verlust der Deutschen Bank von 150 Mio. Euro im Zuge der Abkopplung zeigt, dass die Banken in große Schwierigkeiten geraten und auch auf den deutschen Steuerzahler einiges zukommen wird. Auch weil die EZB ihre Schrottpapiere in den nächsten Wochen und Monaten wohl bei den nationalen Zentralbanken abladen wird. Noch interessanter dürften hier die Repogeschäfte einiger Großbanken, die sich im Milliardenbereich bewegen, sein, die die EZB ggf. von jetzt auf gleich streichen/abschreiben könnte.
Fast man das alles grob zusammen, dann können wir hier meiner Meinung nach gerade die Vorbereitungen für ein neues internationales Währungsystem sehen, dass durch die evident werdenden Verluste im Notenbanksystem zu einer Aufwertung der Goldbestände führen wird und zu einer gleichzeitigen Abwertung ALLER Währungen. Und wer hat in den letzten Monaten massiv Gold aufgekauft? China und Russland – interessant oder? Und welche Währung soll im Zuge der Neubewertung der Special Drawing Rights eine höhere Gewichtung erfahren? Der Renminbi – auch interessant oder?
Übrigens sagte der ehemalige Fed-Vorsitzende Alan Greenspan in einem Interview, das auf der Webseite des Council On Foreign Relations (!) erschien, zu Gold folgendes:
So if you begin to get a undermining of five currency values, you get the whole — the whole structure
go down. But the relationship between the dollar and the euro can stable, and the Yen and the Swiss franc
can stabilize.
But they could all go down simultaneously. And the question is relative to what? And I think that what we
are seeing is this extraordinary rise in the price of gold.
(Also, wenn Sie beginnen den Wert von fünf Währungen zu unterminieren, bekommen sie alle – die ganze Struktur zerbricht. Aber die Beziehung zwischen dem Dollar und dem Euro kann stabil bleiben, und der Yen und der Schweizer Franken können stabilisieren.
Aber sie könnten alle gleichzeitig nach unten einbrechen. Und die Frage ist [Einbrechen] im Bezug auf was? Und ich denke, dass das, was wir sehen, der außergewöhnliche Anstieg des Goldpreises sein wird.)
Und noch ein „Übrigens“:
Am 8. November 2012 kündigte die EZB eine neue Serie von Euro-Banknoten an. Seitdem wurden im Mai 2013 die 5€-Note und im Januar 2014 der 10€-Schein eingeführt. Was die größeren Stückelungen anbelangt, schweigt sich selbst die Webseite der EZB bis heute aus:
Warum? Seit der Bekanntgabe der neuen Europa-Serie ist dort dieser Satz zu lesen. Sollte man sich in fast drei Jahren nicht endlich auf einen Ablauf-/Ausgabe-Plan geeinigt haben? Oder will man sich alle Türen offen halten? Oder ist das jetzt VT?
Quellen:
Seeing in Crisis the Last Best Chance to Unite Europe
xe.com – JPY per 1 USD
xe.com – USD per 1 GBP
Draghi will nat. Zentralbanken Staatsanleihen kaufen lassen – Magazin
ROUNDUP/’WSJ‘: Deutsche Bank verliert im SNB-Tsunami 150 Millionen Dollar
CFR – A Conversation with Alan Greenspan
EZB – Banknoten der Europa-Serie
An dieser Stelle sei nochmals auf die neue Rubrik Adjunktion – Gemeinsam hinterfragen hingewiesen.
Mein Hintergedanke zu dieser Rubrik ist der, dass ich gerne euch als Leser mehr in die Themen, die auf www.konjunktion.info behandelt werden, einbinden möchte. Dazu könnt ihr auf verschiedenen Wegen (Text, Bild, Audio, Video) Anregungen, Anmerkungen und Fragen zu bereits behandelten Themen oder komplett neuen Sachverhalten stellen. Diese werde ich dann entweder als Einzelartikel versuchen zu beantworten oder in Form einer Gemeinsamschaftsarbeit über die Kommentarfunktion des Artikels durch die Leser “erarbeiten” lassen – ganz nach dem klassischen Gedanken der Schwarmintelligenz.