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Islamic State: Ist das eigentliche Ziel Russland (und China)?

Tikrit - Google Maps - Bildquelle: Screenshot-Ausschnitt Google MapsTikrit - Google Maps - Bildquelle: Screenshot-Ausschnitt Google Maps

Tikrit – Google Maps – Bildquelle: Screenshot-Ausschnitt Google Maps

Derzeit finden heftige Kämpfe in der irakischen Stadt Tikrit im Norden von Bagdad statt. Bekannt geworden als die Heimatstadt von Saddam Hussein, stellte sie unter ihm so etwas wie das spirituelle Kernland des Baath-Regimes dar. Seit Montag versuchen die irakischen Regierungstruppen die Stadt, die derzeit vom Islamic State besetzt gehalten wird, zurück zu erobern. Interessant ist das ganze aufgrund dreier – ich nenne es mal – Dimensionen, die bei dieser Entwicklung wichtig sind.

Erstens: Sollte die Rückeroberung erfolgreich sein, wäre das ein schwerer Schlag gegen die vom Westen gesteuerten, finanzierten und ausgebildeten Terroristen des IS. Tikrit ist nicht nur ein Symbol, das man seitens Baghdad wieder einnehmen möchte, sondern damit könnte das irakische Militär im Gebiet der IS wieder Fuß fassen. Folgerichtig wäre dann Mosul die nächste Stadt, die man irakischerseits wieder unter Kontrolle bringen könnte, wo IS im Juni letzten Jahres das erste Mal gebietsübergreifend aufgetreten ist.

Zweitens: Eine gewichtige Rolle bei diesen Gegenschlägen der irakischen Regierung nehmen die islamischen Revolutionsgarden des ehemaligen Feindes Iran (IRGC) ein. Die BBC berichtete unter Berufung auf schiitische Milizenquellen, dass der charismatische und legendäre Kommandeur der IRGC General Qasem Soleimani an der Frontlinie gesehen wurde und „persönlich die Führung der Operation“ übernommen hat. Gerade im Hinblick auf die derzeitigen 5+1-Verhandlungen um das iranische Atomprogramm dürfte dieser Aspekt von Bedeutung sein. Auch wenn es fast wie Ironie erscheint, wenn Soleimani die Befreiung der Heimatstadt seines alten Feindes Saddam anführt. Zudem muss man wissen, dass der schiitische Iran gegen einen sunnitischen Feind kämpft, der eine existenzielle Bedrohung der sunnitisch-arabischen Regierungen am Golf darstellt. Teheran kämpft also indirekt auch für Saudi-Arabien, ergo die USA, die beide wahrlich keine Freunde des Irans sind.

Drittens: Bei all dem steht eine wichtige Frage im Raum. Wo ist eigentlich die viel zitierte US-geführte internationale Koalition, die vom Westen gegen den IS aufgestellt wurde? Allein der Iran scheint derzeit in der Lage zu sein sich gegen den IS stellen und zurück drängen zu können. Während in den Mainstreammedien des Westens der Islamic State als schier unaufhaltbar und mit fast mystischen Kräften ausgestattet dargestellt wird, wird gerade die Tatsache, dass der ach so böse Iran anscheinend das einzige Land ist, das wirklich versucht den Terror vom IS einzudämmen, geflissentlich „vergessen“.

Gleichzeitig wird uns schon wieder von den Spin-Doktoren in Washington und Co. gesagt, dass die USA bewusst Tikrit meiden, da es quasi einen „Arbeitsteilung“ mit dem Iran gäbe, was die Befreiung der Region betrifft.

Teheran sagt auf der anderen Seite, dass die USA nur behaupten die IS zu bekämpfen, es aber de facto nicht tun, was natürlich ins Bild einer von Washington gesteuerten und finanzierten Gruppierung passen würde. So glaubt Teheran zudem, dass die USA dem IS durchaus eine bestimmte zukünftige Rolle zuordnet, um ihre eigenen regionalen Strategien durchsetzen zu können. Der iranische Vize-Außenminister Hossein Amir Abdollahian sprach am Montag fast spöttisch über den vermeindlichen Kampf der USA gegen IS:

The US has created the anti-ISIL coalition with the participation of 60 countries, but the coalition’s main practical measure is confined to controlling and administering the ISIL.
(Die USA haben die Anti-ISIL Koalition mit der Teilnahme von 60 Ländern aufgestellt, aber die Hauptmaßnahme der Koalition ist praktisch auf die Steuerung und Verwaltung des ISIL beschränkt.)

Abdollahian wies zudem darauf hin, dass das US-Militär mit Flugzeugen die Versorgung des IS in Syrien und dem Irak über große Entfernungen vornehme, gerade in Gebieten in denen der IS die Kontrolle immer mehr verliere.

Ähnlich wie in Afghanistan mit den Taliban, die man 2001 bekämpfte und heute wieder Washingtons wichtigster Gesprächspartner in der Region sind, scheinen die USA für den IS eine weitere zukünftige Verwendung zu haben: Gegen den russischen bzw. chinesischen Einfluss in den Steppen Zentralasiens oder in der unruhigen, autonomen, von islamistischen Milizen durchzogenen, chinesischen Region Xinjiang.

Immer mehr wird deutlich, dass der IS ein „Kind des Westens“ ist und durchaus noch eine gewichtige Rolle im Streben der USA nach einem Zurückdrängen des russisch-chinesischen Einflusses in Zentralasien einnehmen wird. Ähnlich den Mudschahedin Afghanistans Ende der 1970er/Anfang der 1980er ist der IS ein US-Konstrukt das gegen Russland (bzw. China) gerichtet sein dürfte. Und ähnlich wie die von Brzezinski damals aufgebauten Söldner, dürfte auch der eigentlich Grund für die Existenz des IS die erneute Niederlage von Russland (bzw. China) sein. Nichts ist so wie es scheint…

Quellen:
Iraq launches offensive to take back Tikrit from ISIL
Tikrit: Iran key in fight to wrest city from IS
U.S. Steers Clear of Tikrit, Cites Iran Role in Support of Iraqis
Iranian Deputy FM: US Seeking Only to Control ISIL

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