Systemfrage: Ein letzter Blick auf die reale Wirtschaft, bevor sie implodiert – Teil 2

Der erste Teil der Artikelserie ist hier (englisches Original) bzw. hier (deutsche Übersetzung) zu finden.
Der dritte Teil der Artikelserie ist hier (englisches Original) bzw. hier (deutsche Übersetzung) zu finden.
Der vierte Teil der Artikelserie ist hier (englisches Original) bzw. hier (deutsche Übersetzung) zu finden.

Der fünfte Teil der Artikelserie ist hier (englisches Original) bzw. hier (deutsche Übersetzung) zu finden.
Der sechste Teil der Artikelserie ist hier (englisches Original) bzw. hier (deutsche Übersetzung) zu finden.

Die privaten Konsumausgaben machen in den USA einen Anteil von rund 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus, aber es ist wichtig zu wissen, dass die Berechnungsart des „offiziellen“ BIPs sehr ungenau ist. Zum Beispiel wird das ganze Geld, das seitens der Regierung in das Medicare-System fliesst, um die Kosten für die Gesundheitsleistungen zu zahlen, wie auch das jetzt im Scheitern befindliche Obamacare als sozialisiertes Wohlfahrtsprogramm, dem BIP zugerechnet, trotz der Tatsache, dass dieses Kapital durch die US-Notenbank aus der Luft erschaffen wird und zudem mehr Schulden für den durchschnittlichen Steuerzahler bedeutet. Die Schaffung öffentlicher Schulden erzeugt nicht zwingend eine erfolgreiche inländische Produktion. Wenn das der Fall wäre, dann wären alle sozialistischen und kommunistischen Länder (was letztlich das Gleiche ist) heute schwer reich. Dies ist einfach nicht der Fall.

Das heißt, dass der schnelle Rückgang der Arbeitsplätze in der Produktion in den USA in den letzten zwei Jahrzehnten, darunter ein beträchtlicher 33%-iger Rückgang der Arbeitsplätze in der Produktion von 2001 bis 2010, nur den Konsum- und Dienstleistungssektor als den primären Beschäftigungs- und „Produktions“bereich übrig lässt. Der Dienstleistungssektor schafft etwa drei von vier Arbeitsplätzen in Amerika, laut dem Bureau of Labor Statistics (BLS).

Die Realität ist, dass Amerika tatsächlich sehr wenig produziert – neben Big Macs, Pharmaprodukten und den meist überteuerten Kampfjets, die nicht richtig funktioniert und aus chinesischen Teilen bestehen. Alle drei werden Sie unterschiedlich schnell töten…

Im ersten Teil dieser Artikelserie habe ich den wahren Zustand der globalen Nachfrage diskutiert, zusammen mit den instabilen Indikatoren für die Exporte bis hin zum Einzelhandel. Eine schnell fallende globale Nachfrage nach Rohstoffen, sowie für Konsumgüter, ist eine unbestreitbare Realität. Dies stellt ein besonderes Problem im Hinblick auf die USA dar, die bis vor kurzem die Konsumlokomotive für einen großen Teil der Welt war. Wie ich im Folgenden aufzeigen möchte, ist die US-Nachfrage gerade dabei noch weiter zu fallen, da die echte Arbeitslosigkeit und die privaten Schulden ihren Tribut fordern werden.

Bureau of Labor Statistics - Bildquelle: Screenshot-Ausschnitt www.bls.govBureau of Labor Statistics - Bildquelle: Screenshot-Ausschnitt www.bls.gov

Bureau of Labor Statistics – Bildquelle: Screenshot-Ausschnitt www.bls.gov

Es ist wichtig auf die in den Mainstreammedian und vom Bureau of Labor Statistics – in Bezug auf die  Arbeitslosenstatistik – vorgestellten Lügen einzugehen, da wir auch nach Jahren, in denen alternative Analysten die öffentlichen Statistiken und deren Berechnungsgrundlagen widerlegten, immer noch die gleichen Argumente der Desinformationsagenten und ahnungslosen nützlichen Idioten hören.

Solche Menschen prahlen weiterhin mit den neuesten BLS-Berichten zur Schaffung von Arbeitsplätzen und behaupten, dass „alles gut“ sei, weil die Arbeitslosenquote auf 5,5% gesunken ist und alle anderen, die vom Gegenteil sprechen, nur „Untergangsstimmung“ verbreiten. Also, noch einmal: Ich muss die Tatsache, dass die aktuellen BLS-Zahlen vollständig flasch sind, ansprechen.

Die offiziellen Arbeitslosenstatistiken werden dadurch erzielt, dass man unaufrichtige Berechnungsmethoden einsetzt, die in den 1990er Jahren eingeführt wurden, kurz vor dem Platzen der Dot-Com-Blase, der Einführung von künstlich niedrigen Zinsen, die die Derivate-Krise geschaffen haben und des sich fortsetzenden Außer-Kontrolle-Geratens des US-Finanzsystems, das bisher jemals stattgefunden hat.

Also, wer wird tatsächlich als Beschäftigter gezählt und wer wird als Unbeschäftigter vom BLS gezählt?

Von den 102 Millionen Amerikanern im erwerbsfähigen Alter ohne Arbeit werden heute nur 8,7 Millionen durch die BLS als arbeitslos gezählt. Von allen erwerbsfähigen Amerikanern jeden Alters haben über 92 Millionen keine Arbeit und werden vom BLS nicht als arbeitslos gezählt. Warum?

Nun, wenn Sie jemals Mainstream-Propaganda-Websites wie Factcheck oder Poltifact gelesen haben, dann finden Sie dort das wesentliche Argument, dass diese 92 Millionen Amerikaner nicht gezählt werden, weil sie „sich weigern sich [an der Arbeitsplatzsuche] zu beteiligen“. Nicht weil sie keine angemessene Beschäftigung finden können, und nicht, weil die Regierung die Zahlen ignoriert. Ja, das ist richtig, 92 Millionen Amerikaner zählen nicht, weil sie ganz eindeutig keine Arbeit wollen.

Also, als Erstes möchte ich die Frage stellen, wie das BLS zu dem Ergebnis kommt, dass fast ein Drittel der US-Bevölkerung nicht arbeiten will? Kommen diese Zahlen durch die sogenannten „Haushaltsbefragungen“ des BLS zustande? Befragungen, genauso wie Meinungsumfragen, können leicht manipuliert werden, um damit eine bestimmte Aussage zu transportieren, indem man eine einfache Änderung der Fragenformulierung vornimmt. Ich würde gerne einmal die Rohdaten aus solchen Umfragen sehen, bevor das BLS ihren eigenen Spin hinzufügt.

Zweitens: Selbst wenn solche Behauptungen wahr wären und zig Millionen Amerikaner nicht arbeiten wollen, warum sollten diejenigen nicht gezählt werden? Sollten sie nicht immer noch als arbeitslos gezählt werden, um ein möglichst genaues Bild der wirtschaftlichen Situation zu erhalten? Hätten 92 Millionen Amerikaner, die in einem langfristigen Arbeits- und Produktivitätsstreik liegen, wohl keine schweren negativen Auswirkungen auf das reale BIP? Und natürlich müssen sie zudem irgendwie überleben. Würden 92 Millionen Menschen wohl keine staatliche Unterstützung mit Lebensmittelmarken und Sozialhilfe benötigen? Haben all die diesbezüglichen Angaben des BLS keinen Einfluss im Hinblick auf das gesamtwirtschaftliche Bild?

Drittens: Wenn die Behauptung lautet, dass 92 Millionen Menschen keinen Arbeitsplatz wollen, dann sollte doch das BLS aufzeigen müssen, dass diese Millionen von Menschen in der Tat einen Job finden könnten, wenn sie es einfach ausprobieren würden. Wo sind diese Millionen von Arbeitsplätzen, denen sich die Amerikaner verweigern und was würde man ihnen bezahlen?

Viertens: Eine häufige Falschdarstellung bzgl. der Behauptung der „Verweigerung der Teilnahme an der Jobsuche“ ist, dass viele dieser Amerikaner schulpflichtige Jugendliche (16 bis 18 Jahre) und mögliche „Rentner“ (55 oder älter) sind. Das BLS und die Mainstreammedien nehmen einfach an, dass diese Menschen keinen Job haben wollen und sie daher nicht als arbeitslos gezählt werden sollten. Selbstverständlich berücksichtigt das BLS solche Leute in ihrer Statistik, wenn sie Arbeit haben. Nochmals, wenn Sie 16 oder 55 oder 65 Jahre alt sind und einen Job haben, dann zählen Sie für das BLS. Wenn Sie 16 oder 55 oder 65 jahre alt sind und keinen Job haben, dann werden Sie nicht gezählt. Sehen Sie, wie das Ganze funktioniert?

Fünftens: Millionen an Amerikanern verlieren pro Quartal ihren Anspruch auf langfristiges Arbeitslosengeld und werden aus den BLS-Statistiken entfernt. Viele von ihnen sind keine Jugendliche oder Rentner. Es handelt sich um durchschnittliche Erwachsene im Erwerbstätigenalter, die heute keine wirkliche Startrampe mehr finden, um auf ihrer persönlichen Karriereleiter oder im Leben voran zu kommen, und wer wäre nicht voll motiviert Arbeit zu bekommen, wenn die Arbeitsplätze so leicht verfügbar wären. Noch einmal, wo sind diese Jobs für die Menschen im Haupterwerbstätigenalter, die sich weigern diese zu anzunehmen?

Das BLS setzt ausnahmslos auch die Zahl der Amerikaner im erwerbsfähigen Alter herunter, die in den Arbeitsmarkt eintreten, genauso wie sie die Zahl neuer Arbeitsplätze für die Öffentlichkeit zu positiv darstellt. Die Wachstumszahlen neuer Jobs passen nicht mit der Anzahl neuer angeblicher Arbeitsplätze, die verfügbar wären, zusammen, so dass ein Missverständnis darüber entsteht, wie viele neue Arbeitsplätze tatsächlich benötigt werden, um die Wirtschaft funktionsfähig zu halten.

Ein weiterer wichtiger Faktor in der Arbeitslosenstatistik der Regierung, den man beobachten kann, ist das Thema der Teilzeitarbeit. Wenn das BLS seine monatlichen Statistiken zur Arbeitslosigkeit heraus gibt, legt es kein besonderes Augenmerk darauf oder diskutiert gar, dass 18 bis 20 Prozent der „beschäftigt“ Geltenden, tatsächlich nur als „Teilzeitkraft beschäftigt“ sind. Das BLS definiert Arbeitnehmer als „teilzeitbeschäftigt“, wenn er 1 bis 34 Stunden pro Woche arbeitet. Genau, wenn Sie 1 Stunde pro Woche arbeiten, helfen Sie dabei die Gesamtarbeitslosenquote der USA auf eine phantatstische Quote von 5,5 Prozent zu senken, obwohl Sie wahrscheinlich keinerlei Fähigkeit besitzen sich selbst finanziell über Wasser zu halten – geschweige denn eine Familie.

Was bedeutet die 5,5%-ige Arbeitslosenzahl aber tatsächlich als grundlegende Basis für die echte Welt und nicht für eine Welt der hypothetischen Berechnungen? Nichts, rein gar nichts. Die Zahl ist absolut und eindeutig sinnlos.

Wenn man die Arbeitslosigkeit unter Verwendung der Methode, die vor den 1990er benutzt wurde, wie sie auf Websites wie Shadowstats.com eingesetzt wird, wo die U-6-Messungen verwendet und die Minderbeschäftigten berücksichtigt werden, berechnen würde, würden wir eine US-Arbeitslosenrate von annähernd 23 Prozent haben.

Viele dieser Arbeitnehmer im Dienstleistungsbereich am oberen Ende des Teilzeit- und Vollzeit-Spektrums können sich nicht mehr ausreichend selbst versorgen – aufgrund sinkender Löhne, steigender Preise und wachsender Kreditverpflichtungen. Was mich zum nächste auf der Hand liegenden Problem bringt.

Jenseits der Arbeitslosigkeit als Zerstörer der Nachfrage der Verbraucher, gibt es auch private Schulden. Ein Großteil des Fokus auf den sich der Mainstream und sogar alternative Ökonomen konzentrieren, dreht sich um die Staatsverschuldung (Ich werde die vielen Lügen rund um die Staatsverschuldung in meinem nächsten Artikel ansprechen.). Dabei sind die Auswirkungen auf die Grundnachfrage weit deutlicher und tiefgreifender, wenn man die Schulden der Haushalte untersucht. Nach den verfügbaren durchschnittlichen staatlichen Zahlen, die wir durch die Statistiken geliefert bekommen (was bedeutet, dass die echten Zahlen wahrscheinlich noch viel schlimmer sind), hat der durchschnittliche amerikanische Haushalt zwischen 10.000 und 15.000 US-Dollar Kreditkarten-Schulden, 155.000 US-Dollar Hypothekenschulden und 32.000 US-Dollar an Studenten-Darlehensschulden.

Amerikaner waren im Jahr 2014 mit fast 12 Billionen US-Dollar verschuldet, was einem Anstieg von 3,3 Prozent gegenüber 2013 entspricht. Rückgänge bei einigen Schuldformen, darunter ein Rückgang der Kreditkartenschulden seit 2011, sind auf Abschreibungen, nicht auf Tilgungen, zurückzuführen.

Was wir hier haben ist eine tödliche fiskalische Kombination. Nämlich die Kombination aus echter Arbeitslosigkeit auf dauerhaft hohem Niveau und aus echten privaten Schulden untragbaren Ausmasses. Dies ist der Hauptgrund für den Zusammenbruch der weltweiten Nachfrage, die in der ersten Folge dieser Serie diskutiert wurde. Mit US-Verbrauchern, die nicht mehr in der Lage sind ihre historischen Verbrauchsgewohnheiten auszuüben und mit dem starren Gerüst einer US-Wirtschaft, die immer noch von der Verbraucherdynamik vergangener Tage abhängig ist, verfügt das System über wenig finanziellen Spielraum, der noch übrig geblieben ist.

Dies ist nicht unbedingt ein neuer Trend; aber vor 10 Jahren waren die Amerikaner in der Lage ihre schwindende Kaufkraft auszugleichen, indem sie massive Schulden aufnahmen, die durch Bankverbindlichkeiten aufgrund des allseits verfügbaren Fed-Fiat Geldes möglich waren. Sie besitzen diese Option nicht mehr länger; so wird sich der Konsum weiter verschlechtern. Bis zu dem Punkt an dem die derzeitige Finanzstruktur, die in ihrer starren und zerbrechlichen Strukur gefangen ist, zusammenbrechen wird. Es gibt keine Möglichkeit daraus zu entkommen.

Wie in meinem letzten Artikel erwähnt, sind die Zahlen, die hier aufgeführt sind, in den meisten Fällen staatlicherseits erstellte Statistiken. Ein gemeinsames Argument unter Staatsapologeten und Propagandisten ist, dass wir als alternative wirtschaftliche Betrachter als „heuchlerisch“ gekennzeichnet werden sollten, wenn wir einige Mainstreamstatistiken verwenden, während wir anderen Zahlen oder Indices die Glaubwürdigkeit absprechen. Ich möchte noch einmal deutlich machen, dass es Widersprüche innerhalb der Regierungzahlen gibt und behaupte, dass die alternativen Analysten am meisten darüber besorgt sind. Meine Ansicht ist, dass, wenn Mainstreamzahlen tatsächlich einer negativen konjunkturellen Entwicklung Rechnung tragen, man sie mit anderen bekannten Faktoren multiplizieren sollte. Das heißt, wenn die Regierungsbürokraten und Fantasy-Meister schließlich doch zugeben, dass die Dinge schlecht laufen, sind sie tatsächlich viel schlimmer als zugegeben.

Einige Mainstreamstatistiken sind geradezu betrügerisch; einige sind die halbe Wahrheit; andere bleiben der Öffentlichkeit faktisch aufgrund fehlender Bekanntmachung verborgen. Zwischen all diesen Zeilen voller Informationen, guten und schlechten, versuchen alternative Wirtschaftswissenschaftler so viel wie möglich an grundlegender Wahrheit zu erkennen. Mit Fortlauf dieser Artikelserie, glaube ich, werden die neuen Leser in der Freiheitsbewegung, sowie langjährige Aktivisten, zu einem breiteren und umfassenderen Bild der Haushaltslage gelangen und zu dem gleichen Schluss kommen wie ich: Dass die Art und Weise, wie wir heute leben, im Begriff ist, sich drastisch zu verändern, und dass uns diese kommenden Veränderungen bewusst von jenen nicht mitgeteilt werden, da sie eine Taktik des „finanziellen Schocks und der Ehrfurcht“ zu ihrem endgültigen Vorteil nutzen wollen.

(Teil-/Übersetzung des Artikels One Last Look At The Real Economy Before It Implodes – Part 2 von Brandon Smith/Alt-Market.com)

Quellen:
One Last Look At The Real Economy Before It Implodes – Part 2
Why is America’s Manufacturing Job Loss Greater than Other Industrialized Countries?
Employment by major industry sector
One Last Look At The Real Economy Before It Implodes – Part 1
Systemfrage: Ein letzter Blick auf die reale Wirtschaft, bevor sie implodiert – Teil 1
Website – www.shadowstats.com
Ratio of Part-Time Employed Still Remains Higher Than the Pre-Recession Level
American Household Credit Card Debt Statistics: 2014

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