Der damalige Bundesbankpräsident Hans Tietmeyer erzählte auf dem Internationalen Banken- und Börsenball 1997 in der Alten Oper in Frankfurt, er sei beim Orakel von Delphi gewesen und habe gefragt: „Was wird die härtere Währung sein, der Euro oder die D-Mark?“ Pythias Antwort habe gelautet: „Der Euro nicht die D-Mark.“ Wo das Komma stehe, habe sie nicht gesagt. (Ich weiß, dass viele – vor allem ältere – Bürger Angst vor dem Euro haben und dem Abschied von der D-Mark mit gemischten Gefühlen entgegensehen.) – Hans Tietmeyer (*1931), dt. Banker, 1993-99 Präs. Deutsche Bundesbank
Was wurde uns nicht alles vor der Einführung des Euros durch mediales Sperrfeuer in die Köpfe gehämmert: Der Euro wird stabiler sein als die DM. Der Euro wird die Erfolgsgeschichte der DM fortsetzen. usw. usf.
Dass diese Aussagen nichts anderes wie Sprüche aus der Abteilung Agiprop (Agitation und Propaganda) waren, dürfte inzwischen bei den meisten angekommen sein. Denn der gefühlte Wertverlust, den der Euro spätestens seit der Eurokrise erfahren hat, lässt sich natürlich auch statistisch nachweisen. Dabei spielt es keine Rolle, ob wir dem Euro Fiat-Währungen anderer Industrienationen oder aus vermeintlichen kleinen Ländern gegenüber stellen. Das Ergebnis ist immer das gleiche:
Euro – US-Dollar
Euro – Britisches Pfund
Euro – Schweizer Franken
Euro – Yen
Euro – Yuan
Euro – Australischer Dollar
Euro – Kanadischer Dollar
Euro – Thailändischer Baht
(Alle Charts zeigen den Verlauf des Euros zu den jeweiligen Währungen in den letzten 10 Jahren.)
Wir sehen eine grandiose Erfolgsgeschichte des Euros. Eine Erfolgsgeschichte, dessen Ausmaß wohl neue Unterstützung durch die seit Montag begonnene Staatsanleihenaufkauforgie der EZB in Person des Goldman Sachs-Mannes Mario Draghi erfahren und seinem Höhepunkt zustreben dürfte.
1.140 Milliarden Euro suchen ab sofort eine neue Heimat. Und um die Dimension dieses geldpolitischen Wahnsinns begreifbar zu machen, ein kleiner Vergleich:
Ein VW Golf kostet nach aktuellem Stand 17.650 Euro (keine Extras, Standardausführung von der Stange). Für 1.140 Milliarden Euro, besser 1.140.000.000.000 Euro, kann man 64.589.235 neue Standardgolfs kaufen. Laut statista.com besitzen 13,72 Mio. Menschen in Deutschland eine PKW-Fahrerlaubnis. Man könnte also jedem dieser Führerscheinbesitzer umgerechnet 4,7 neue Golfs vor die Haustür stellen. Und wenn wir uns die Zulassungszahlen des VW Golfs anschauen (255.044 p.a.), dann könnte Volkswagen mit einem sicheren Absatz in gleicher Höhe für die nächsten 257 Jahren rechnen.
Allein dieser kleine Vergleich zeigt den Irrsinn und die nicht mehr greifbaren Summen, die im Finanzcasino bewegt werden, nur um das Schuldgeldsystem weiter am Laufen zu halten. Jeder Mensch mit gesunden Verstand muss erkennen können, dass ein solches System zum Scheitern verurteilt ist. Vom rein mathematischen Aspekt einmal ganz abgesehen.
Und es zeigt für mich, dass die Überlebensfähigkeit des Euros zeitlich befristet sein dürfte (obwohl, man weiß nie, was den Finanzjongleuren noch so alles einfällt).