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Jemen: Werden die USA gezwungen selbst militärisch offen einzugreifen?

Der von den USA gestützte Krieg Saudi-Arabiens gegen den Jemen tritt in eine gefährliche Phase ein. Auch wenn die saudischen Luftschläge, die nachrichtendienstlich und mit logistischer Unterstützung der USA erfolgen, bislang keinerlei Auswirkungen auf die „Befreiung“ der von den Houthi gehaltenen Hafenstadt Aden hatten, ist mit Pakistans Entscheidung etwas eingetreten, das dem US-/saudischen Vorgehen einen entscheidenden Schlag verpassen kann.

So hat das pakistanische Parlament in einer namentlichen Abstimmung erklärt, dass Pakistan in diesem Konflikt neutral bleiben wird. Ausnahme bildet nur der höchst unwahrscheinliche Fall, dass die (Achtung Buzzword!) territoriale Integrität Saudi-Arabiens verletzt wird. Kurz gefasst bedeutet das nichts anderes, als dass Pakistan keine Bodentruppen für einen eventuellen Angriff bereit stellen wird. Was wiederum bedeutet, dass dadurch die „Interventionsmöglichkeiten“ der Saudis stark eingeschränkt werden, da auch Militärexperten und -analysten bezweifeln, dass Saudi-Arabien wichtige Erfolge allein durch die illegalen Luftangriffe bewirken kann.

Ohne Pakistan ist die so hoch gehaltenen Koalition ein „Rohrkrepierer“. Auch wenn anscheinend der jetzige ägyptische Präsident und Oberbefehlshaber Abdel Fatah Al-Sissi vergessen hat, wie sich Ägypten unter Nasser in Jemen eine blutige Nase holte und heute wieder gegen den Jemen militärisch vorgehen will.

Sanaa (Hauptstadt Jemen) - Bildquelle: Wikipedia / Ferdinand Reus from Arnhem, HollandSanaa (Hauptstadt Jemen) - Bildquelle: Wikipedia / Ferdinand Reus from Arnhem, Holland

Sanaa (Hauptstadt Jemen) – Bildquelle: Wikipedia / Ferdinand Reus from Arnhem, Holland

Zudem baut der Iran weiter Druck gegenüber Riad auf, wie die außergewöhnlich harten Worte des Obersten Führer des Irans Al Khamenei zeigen, der die „Interventionen“ der Saudis verurteilte und als „Völkermord“ bezeichnete. Aber auch hier gilt – ähnlich wie für Pakistan -, dass ein direktes Eingreifen Teherans ausgeschlossen ist, da der Iran keinesfalls ein militärisches Abenteuer eingehen wird.

Es dürfte dem Iran ganz gut gelegen kommen, dass der saudische Führungsanspruch aufgrund der Geschehnisse im Jemen langsam erodiert. Al Khamenei traut den Houthis sogar zu, dass sie die Saudis zurück werfen können und der Iran wäre somit absoluter Nutznießer eines sich dann verschlimmernden Machtkampfs im Hause Saud, so dass Reformen und ein Aufbrechen der archaischen Machtstrukturen in Saudi-Arabien unumgänglich werden. Ein Aufbrechen, dass inbesondere die unterdrückten schiitischen Gemeinden in den östlichen Provinzen an der Grenze zu Jemen stärken würde.

Sowohl der derzeitige Verlauf der saudischen Angriffe, als auch das oben erwähnte, bringt die Obama-Regierung in die Klemme und dürfte die USA – eher über kurz als über lang – einen neuen Krieg in der Region bringen in dem sie offen (nicht nur logistisch und geheimdienstlich) involviert sind. Der bislang einzige positive Aspekt für Washington dürfte sein, dass die Saudis ihre „militärischen Lagerbestände“ schneller verbrauchen als gedacht und es bald einen milliardenschweren Auftrag für neue US-amerikanische Waffen geben wird. Und folgt man der kruden Logik der heutigen Wirtschaft, würde das die Sicherung von, ggf. sogar die Schaffung neuer, Arbeitsplätze mit sich bringen.

Die USA dürften sich durch die pakistanische Entscheidung, nicht aktiv am Krieg gegen den Jemen teilzunehmen, vor den Kopf gestossen fühlen, da sie sicherlich von einer devoten Haltung und der traditionellen Rolle Pakistans als Vasalle in der Region ausgegangen sind. Auch hier zeigt sich einmal mehr der weltweit zunehmende Machtverlust der USA, der deswegen die USA immer gefährlicher werden lässt, da Washington jetzt eigentlich keine andere Alternative mehr hat, als eine größere aktive, direktere Rolle einzunehmen. Auch um das Prestige und die Stellung des Hauses Saud zu retten.

Die Beanspruchung der Macht in Jemen durch die Houthis ist eine logische Folge des vor vier Jahren begonnen arabischen Frühlings. Die Houthis sind Zaydi-Schiiten, die dem Islam der Sunniten näher stehen als es andere schiitische Glaubensrichtungen tun. Daher scheint es auch eher ein politischer Kampf um die Macht als ein Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten zu sein. Etwas, was die USA und Saudi-Arabien in ihrem Versuch die demokratischen Bestrebungen im Jemen ihrem Gusto nach zu manipulieren, anscheinend als unwichtig erachtet haben.

Der Krieg im Jemen wird für die Obama-Administration immer mehr zu einem regionalen Krieg. Einem Krieg der völkerechtswidrig ist und außerhalb einer Legitimation seitens der UNO steht. Und doch dürfte jetzt die einzige Chance für Riad und Washington darin liegen den UN-Sicherheitsrat einzubinden, um gemeinsam eine Lösung zu finden.

Eine Lösung bei der es allerdings äußert schwierig werden dürfte wieder eine US- und Saudi-hörige jemenitische Regierung in Sanaa zu installieren. Ein Einbinden der Houthis ist eigentlich unvermeidbar, wenn man wirklich Frieden im Jemen will. Angesichts der tiefgreifenden Stammespolitik in diesem Land sicherlich nicht die falscheste Entscheidung.

Quellen:
Obama inherits Saudi Arabia’s Yemeni war
Yemen’s Houthis Seize Provincial Capital Despite Saudi-Led Airstrikes
Pakistani parliament calls for peaceful solution to war in Yemen
Yemen air strikes: a guide to the countries backing Saudi Arabia
Ayatollah Khamenei Warns Saudis of Dire Repercussions of Yemen Invasion

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