Medienkritik: Verlorene Glaubwürdigkeit und Verlust der Deutungshoheit

Als Donald Rumsfeld in den 1980ern Saddam Hussein die Hand schüttelte, galt der Mann aus Tikrit noch als „unser Mann in Bagdad“. Gut 20 Jahre später war er dagegen die Ausgeburt der Hölle. Bis unter die Augenbrauen mit Massenvernichtungswaffen ausgestattet und allzeit bereit gegen den Westen, vornämlich gegen Israel, los zu schlagen.

Auch Assad galt den Washingtoner Führungskreisen nach dem 11. September als Verbündeter im Kampf gegen den Terror, dessen Foltergefängnisse man gerne und oftmals nutzte, um unliebige Personen zu „befragen“. Seit 2011 ist Assad jedoch in Ungnade gefallen und Damaskus Teil des Bösen.

Bis vor wenigen Jahren konnte der Westen auch gut mit dem russische Präsidenten Putin. Bis sich dieser erlaubte sich immer mehr zu emanzipieren und für das eigene Volk zu sprechen – gegen die Interessen des militärisch-industriellen-medialen Komplexes.

Diese drei Gebenheiten dürften dem aufgeklärten Leser bekannt sein und zeigen den klassischen Doppelsprech der westlichen Regierungen, die sich heute „einen guten Diktator“ leisten wollen und morgen militärisch gegen den gleichen – nun bösen – Diktator vorgehen.

In gleicher Art und Weise legen die Spin-Doktoren auch ihre geopolitischen Strategien aus. Während der Regierungswechsel in Kiew ein „Akt der Demokratie“ war, ist derjenigen in Jemen ein Angriff gegen eine legitime, demokratische Führung. Während dort „demokratische Kräfte“ einen korrupten (was er natürlich war) Präsidenten Janukowitsch „entfernt“ haben, gelten hier die Houthi-Rebellen in Sanaa als „zersetzende Kräfte“, die einen – natürlich auch korrupten und vom Westen gekauften – Präsidenten Hadi geputscht haben. Tja, wenn zwei das gleiche machen, ist es eben noch lange nicht dasselbe. Aber die unterschiedlichen Auslegungen, je nach gerade gewünschten und verfolgten Zielen, sind nichts Neues in einer von Korruption, Machtgeilheit und von völligem Irrsinn geleiteten Politik des Westens.

Zeitungsstapel - Bildquelle: Wikipedia - Daniel R. BlumeZeitungsstapel - Bildquelle: Wikipedia - Daniel R. Blume

Zeitungsstapel – Bildquelle: Wikipedia – Daniel R. Blume

Leider nimmt an diesem schäbigen und eigentlich leicht durchschaubaren Spiel auch die einmal als (inoffizielle) 4. Macht im Staate gedachte Medienlandschaft teil. Ohne jedweden Gedanken an das offensichtliche Messen mit zweierlei Maß, versuchen uns die „Qualitätsmedien“ einen Krieg im Jemen wieder einmal als Friedensmission zu verkaufen. Ganz so als hätte es Libyen, Syrien und den Irak nicht gegeben. Wieder einmal bleibt das erneute kriegerische Spiel der USA unkommentiert, die zwar nicht offiziell an den Bombenabwürfen teilnehmen, aber planerisch und logistisch am Krieg im Jemen involviert sind. Wieder einmal erfolgt keine kritische Würdigung eines neuen Kriegsschauplatzes, der nur den geopolitischen Interessen Washingtons dienlich ist. Wieder einmal bleibt unerwähnt, dass Saudi-Arabien als Proxy der USA einen illegalen Angriffskrieg gegen ein Nachbarland führt. Und wieder einmal bewahrheitet sich die von Georg W. Bush geäußerte Tatsache, dass die UN in Augen der USA irrelevant geworden sind, da seitens der „Qualitätsmedien“ – zumindestens bislang – keinerlei Fragen zur Legitimation dieses Angriffskriegs seitens der UN gestellt wurden.

Natürlich ist es naiv zu glauben, dass unsere Alphajournalisten, unsere Atlantikbrückenmitglieder, Marshall Fund-Freunde oder Bilderberger gegen das Offensichtliche anschreiben werden. Denn warum sollte ich die Hand beißen, die mich seit Jahren mästet und mich richtig schön fett gemacht hat? Und doch sollte sich jeder in den Redaktionsstuben, die zudem kontinuierlich ausgedünnt werden, fragen, ob sein „Nichtberichten“, sein „Abtippen von Agenturmeldungen“ und sein „Bewusstes-Weglassen-von-Informationen“ nicht auch ihn selbst, seine Familie, seine Freunde treffen könnte? Kein Jauch, kein Diekmann, kein Wer-auch-immer kann ernsthaft glauben, dass die heutigen, bewusst gesteuerten Krisen nicht auch bei ihnen ankommen werden. Keiner von ihnen kann glauben, dass er immun sei gegen die Folgen von Krieg, wirtschaftlichem Chaos und staatlicher Repression. Niemand kann so dumm und naiv sein.

Oder leben die „Medienschaffenden“ im Glauben, dass ihre Existenz durch eine GEZ-gleiche Finanzierung durch den Staat gesichert wird? Quasi eine „Mediensteuer“? Aber selbst wenn so etwas kommen sollte, um das Propagandaschwungrad am Drehen halten zu können, würde auch ein solcher „finanzieller Rettungsschirm“ kein Schutz vor Krieg, Mord und Gewalt sein, denen sie gerade die Feder führen.

Früher besassen solche Institutionen wie die Tagesthemen eine hohe Glaubwürdigkeit und konnten daher die Deutungshoheit für sich beanspruchen. Diese Zeiten sind allerspätestens mit der Berichterstattung zur Ukraine vorbei – auch wenn es die Herren und Damen in den Fernsehanstalten und Verlagshäusern noch nicht wahrhaben wollen. Eure Zeit ist vorbei, solltet ihr euch nicht auf eure journalistischen Grundwerte zurück besinnen.

Oder wie es einmal Hillary Clinton so treffend sagte:

We are in an information war and we are losing that war. (Wir befinden uns in einem Informationskrieg und wir verlieren diesen Krieg.)

Auch wenn sie damals eher an chinesische, russische oder arabische Nachrichtensender gedachte hatte und weniger an die Kraft des Internets und seiner alternativen Medien.

Quelle:
Hillary Clinton: US Losing Information War to Alternative Media

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