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Finanz-System: Warum zwingt die EU die europäischen Länder dazu bis Ende des Sommers die „Bail-in“-Rechtsvorschriften zu nationalem Recht zu machen?Lesezeit: 7 Minuten

Warten sie darauf, dass etwas passiert? Wie Sie weiter unten lesen werden, sagt die Europäische Union, dass jedes Land in der EU, das die „Bail-in“-Regelung nicht innerhalb der nächsten zwei Monate zu nationalem Recht macht, mit rechtlichen Schritten zu rechnen hat. Die Länder, die in dieser Weise bedroht sind, sind unter anderem Italien und Frankreich. Zwei Monate in der Zukunft bedeutet dann Anfang August. Ganz eindeutig will die Europäische Union, dass bis Ende des Sommers alles in trockene Tücher gebracht ist. Gibt es einen Grund dafür? Erwarten sie, dass etwas wirklich Schlimmes im September oder kurz danach passieren wird? Warum hat es die EU so eilig?

Wir alle erinnern uns daran, was passierte als die großen Banken während der letzten Finanzkrise per „Bail-out“ „gerettet“ wurden. Eine enorme Menge an Geld der Steuerzahler wurde den großen Banken gegeben, um ihre Finanzen aufzubessern, damit sie nicht zusammenbrechen. Dies verärgerte eine Menge Leute ganz enorm.

Nun, wenn die nächste große Finanzkrise Europa trifft, werden dies Banken diesesmal nicht „rausgehauen“. Stattdessen werden wir „Bail-ins“ sehen.

Was genau ist aber ein „Bail-in“? Im Wesentlichen wird dabei das Geld bzw. der Reichtum von den „Stakeholdern“ der Bank auf die Bank selbst transferiert, damit diese solvent bleibt. Das bedeutet, dass Gläubiger und Aktionäre alles verlieren könnten, wenn eine Großbank in Europa zusammenbricht. Und wenn ihre „Beiträge“ nicht ausreichen, um die Bank zu retten, müssen die Inhaber von privaten Bankkonten „Haircuts“ hinnehmen, so wie wir es in Zypern gesehen haben. In der Tat ist der Vorgang, den wir in Zypern gesehen haben, eine „Blaupause“ für einen Großteil der neuen Gesetzgebung, die in ganz Europa in Kraft gesetzt wird.

Die Quintessenz ist, dass nicht ein einziges Bankkonto in der Europäischen Union jemals wieder wirklich sicher sein wird.

Europäisches Parlament - Bildquelle: Wikipedia

Europäisches Parlament – Bildquelle: Wikipedia

Eigentlich sollten zum jetzigen Zeitpunkt bereits alle Länder in der EU ihre „Bail-in“-Gesetze erlassen haben, aber einige Länder in Europa haben bislang noch ihre Füße still gehalten. Deswegen setzt ihnen die Europäische Kommission (das Exekutivorgan der Europäischen Union) jetzt eine harte Frist. Laut Reuters wird sich jede Nation, die nicht die „Bail-in“-Gesetzgebung innerhalb von zwei Monaten umgesetzt hat, rechtlichen Schritte gegenüber sehen:

The European Commission on Thursday gave France, Italy and nine other EU countries two months to adopt new EU rules on propping up failed banks or face legal action.
The rules, known as the bank recovery and resolution directive (BRRD), seek to shield taxpayers from having to bail out troubled lenders, forcing creditors and shareholders to contribute to the rescue in a process known as “bail-in”.
(Die Europäische Kommission gab am Donnerstag Frankreich, Italien und neun anderen EU-Ländern zwei Monate Zeit, um neue EU-Vorschriften zur Stützung von gescheiterten Banken zu erlassen oder es werden rechtliche Schritte eingeleitet.
Die Regeln, die als Bankensanierungs- und Abwicklungsrichtlinie (BRRD) bekannt sind, versuchen den Steuerzahler vor einer Rettung von in Schwierigkeiten geratenen Kreditunternehmen zu bewahren, in dem sie die Gläubiger und Aktionäre zur Rettung zwingt, was als „Bail-in“-Prozess bezeichnet wird.)

Welche Länder sind nun betroffen?

Es stellte sich heraus, dass es 11 Stück sind. Mark O’Byrne dazu:

The article „EU regulators tell 11 countries to adopt bank bail-in rules“ reported how 11 countries are under pressure from the EC and had yet “to fall in line”. The countries were Bulgaria, the Czech Republic, Lithuania, Malta, Poland, Romania, Sweden, Luxembourg, the Netherlands, France and Italy.
France and Italy are two countries who are regarded as having particularly fragile banking systems.
(Im Artikel „EU regulators tell 11 countries to adopt bank bail-in rules (EU-Regulierungsbehörde fordert 11 Ländern auf die Bankenrettungssbestimmungen zu erlassen)“ wird berichtet, dass 11 Länder von der EK unter Druck gesetzt wurden und sich „einreihen“ müssen. Die Länder sind Bulgarien, die Tschechische Republik, Litauen, Malta, Polen, Rumänien, Schweden, Luxemburg, die Niederlande, Frankreich und Italien.
Frankreich und Italien sind zwei Länder von denen gesagt wird, dass sie besonders fragile Bankensysteme haben.)

Aber warum werden ihnen nur zwei Monate eingeräumt, um das Ganze umzusetzen?

Normalerweise werden solche Dinge in Europa über einen sehr langen Zeitraum umgesetzt. Es liegt überhaupt nicht im Wesen der Europäischen Kommission, so etwas so schnell umgesetzt zu bekommen.

Gehen sie davon aus, dass diese Rechtsvorschriften sehr bald angewandt werden müssen?

Was wir derzeit wissen ist, dass europäische Anleihen bereits abstürzt sind, und es scheint, dass die Europäische Zentralbank die Kontrolle über die europäischen Finanzmärkte zu verlieren beginnt.

Und wir wissen auch, dass es einen anhaltenden Bank-Run in Griechenland gab. In der Tat wird darüber berichtet, dass 700 Millionen Euro allein am Freitag von griechischen Banken abgezogen wurden. Ich persönlich denke, dass jeder, der noch Geld in griechischen Banken hat, absolut verrückt ist. Eines Tages – in nicht allzu ferner Zukunft – werden die griechischen Kontoinhaber einen „Haircut“ erleben –  genauso wie wir ihn in Zypern sahen. Zero Hedge dazu:

While the Greek government believes it may have won the battle, if not the war with Europe, the reality is that every additional day in which Athens does not have a funding backstop, be it the ECB (or the BRIC bank), is a day which brings the local banking system to total collapse.
As a reminder, Greek banks already depends on the ECB for some €80.7 billion in Emergency Liquidity Assistance which was about 60% of total deposits in the Greek financial system as of April 30. In other words, they are woefully insolvent and only the day to day generosity of the ECB prevents a roughly 40% forced “bail in” deposit haircut a la Cyprus.
(Während die griechische Regierung glaubt, es mag die Schlacht gewonnen haben, wenn nicht gar den Krieg mit Europa, ist die Realität die, dass jeder zusätzliche Tag, in dem Athen keinen Finanzierungsstopp erlebt, sei es durch die EZB (oder die BRIC-Bank),  ein Tag ist, der das lokale Bankensystem näher an den totalen Zusammenbruch bringt.
Zur Erinnerung: Die griechischen Banken hängen bereits mit 80,7 Milliarden Euro am Tropf der EZB und deren Emergency Liquidity Assistance, was etwa 60% der gesamten Einlagen im griechischen Finanzsystem zum 30. April entspricht. In anderen Worten, es [Griechenland] ist beklagenswerterweise insolvent und nur die Tag für Tag gelebte Großzügigkeit der EZB verhindert, dass ein etwa 40%-iger, erzwungener „Bail-in“ a la Zypern erfolgt).

Aber Griechenland wird natürlich nur der Anfang sein. Am Ende erwarte ich, dass Großbanken in ganz Europa zusammenbrechen, während wir in die größte Finanzkrise, die Europa je gesehen hat, schlittern. Kontoinhaber auf dem ganzen Kontinent könnten am Ende „Haircuts“ erleben, und das würde nur den kommenden Deflationszyklus in Europa schlimmer machen.

Und ich gehe eigentlich davon aus, dass wir in Europa Ereignisse sehen werden, die sich zum Ende des Kalenderjahres stark beschleunigen werden. Anscheinend sind die Platzhirsche in der Europäischen Union auch über die unmittelbare Zukunft besorgt, wenn sie sich so mit der „Bail-in“-Gesetzgebung beeilen und die entsprechende Umsetzung in jedem Land der EU bis zum Ende des Sommers sehen wollen.

Bislang haben sich die Vereinigten Staaten nicht in eine ähnliche Richtung bewegt – zumindest noch nicht. Es ist aber immer möglich, dass während einer „Notsituation“ so etwas passieren kann. Wir haben das in Zypern gesehen. Aber für den Augenblick erscheinen die europäischen Bankkonten anfälliger für eine solche Maßnahme als die US-Bankkonten zu sein.

Jedoch sollte man auch nicht all zu viel Vertrauen in die großen Banken in den Vereinigten Staaten haben. Seit dem Ende der letzten Finanzkrise wurden sie leichtsinniger als jemals zuvor. Derzeit sitzen die sechs größten Banken in den USA zusammen auf 278 Billionen Dollar Derivaten. Der Tag wird kommen, an dem die „Too big to fail“-Banken tatsächlich zu scheitern beginnen.

Wir bewegen uns auf eine Zeit großer finanzieller Instabilität zu.

(Teil-/Übersetzung des Artikels Why Is The EU Forcing European Nations To Adopt ‘Bail-In’ Legislation By The End Of The Summer? von Michael Snyder/The Economic Collapse)

Quellen:
Why Is The EU Forcing European Nations To Adopt ‘Bail-In’ Legislation By The End Of The Summer?
EU regulators tell 11 countries to adopt bank bail-in rules
Bail-Ins Coming – EU Gives Countries Two Months To Adopt Rules
Investors Start To Panic As A Global Bond Market Crash Begins
The Central Banks Are Losing Control Of The Financial Markets
Greek Banks On Verge Of Total Collapse: Bank Run Surges „Massively“ As Depositors Yank €700 Million Today Alone
Are They About To Confiscate Money From Bank Accounts In Greece Just Like They Did In Cyprus?
The Six Too Big To Fail Banks In The U.S. Have 278 TRILLION Dollars Of Exposure To Derivatives

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4 Antworten

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  1. 8. Juni 2015

    […] Finanz-System: Warum zwingt die EU die europäischen Länder dazu bis Ende des Sommers die “Bail-i… […]

  2. 8. Juni 2015

    […] Finanz-System: Warum zwingt die EU die europäischen Länder dazu bis Ende des Sommers die “B… […]

  3. 9. Juni 2015

    […] Wieso die Eile? EU stellt 11 Staaten 2-Monats Frist für Regelung von Bankeninsolvenzen… Die EU hat 11 Staaten, unter ihnen Frankreich und Italien eine Zweimonatsfrist zur Umsetzung der Haftung der Anteilhaber eines Bankinstitutes (dazu gehören auch die Einlagen der Sparer) im Falle einer Zahlungsunfähigkeit gewährt. Siehe, Aussendung deutsches Rechtsportal vom 29.5.2015 (Gesetzesentwurf für den deutschen Bundestag, vom 26.5.2015 – pdf)… […]

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