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Medienkritik: Die Hochleistungspresse und die zehn Grundsätze der KriegspropagandaLesezeit: 3 Minuten

Arthur Ponsonby( * 16. Februar 1871; † 23. März 1946) war ein britischer Staatsbeamter, Politiker, Schriftsteller und Pazifist. 1928 schrieb er das Buch Falsehood in Wartime (Lügen in Kriegszeiten), in dem er die Methoden der Kriegspropaganda der Kriegsbeteiligten im 1. Weltkrieg beschrieb. In diesem Buch ist übrigens der bekannte (meist jedoch abgewandelte) Hinweis

When war is declared, truth is the first casualty. (Nach der Kriegserklärung ist die Wahrheit das erste Opfer.)

zu finden.

Anne Morelli, eine belgische Historikerin, nahm 2001 die Arbeit von Ponsonby als Anlass, die von ihm postulierten Methoden, weiterzuentwicklen und fasste sie zu den zehn Grundsätzen der Kriegspropaganda zusammen:

  1. Wir wollen den Krieg nicht.
  2. Das gegnerische Lager trägt die alleinige Verantwortung.
  3. Der Führer des Gegners hat dämonische Züge („der Teufel vom Dienst“).
  4. Wir kämpfen für eine gute Sache.
  5. Der Gegner kämpft mit unerlaubten Waffen.
  6. Der Gegner begeht mit Absicht Grausamkeiten, bei uns handelt es sich um Versehen.
  7. Unsere Verluste sind gering, die des Gegners enorm.
  8. angesehene Persönlichkeiten, Wissenschaftler, Künstler und Intellektuelle unterstützen unsere Sache.
  9. Unsere Mission ist heilig.
  10. Wer unsere Berichterstattung in Zweifel zieht, steht auf der Seite des Gegners (Verrat).

Und diese 10 Grundsätze sind aktueller denn je, wenn man sich beispielsweise einmal eine Meldung wie diese ansieht:

RTL Teletext vom 18. Juni 2015 - Bildquelle: Screenshot-Ausschnitt RTL Teletext

RTL Teletext vom 18. Juni 2015 – Bildquelle: Screenshot-Ausschnitt RTL Teletext

Menschen, die sich abseits der bzw. zusätzlich zur Hochleistungspresse informieren, wissen, dass die Planung für die Stationierung der schweren NATO-Waffen im Osten ZUERST kam. Dem Leser wird aber aufgrund der Reihenfolge suggeriert, dass ZUERST das pöhse Russland die Aufstockung seines Atomwaffenarsenals ankündigte und die NATO erst IM ANSCHLUSS darauf mit der Stationierung reagierte.

Auch wenn es sich hier nur um einen Ausschnitt aus dem RTL-Teletext-Angebot handelt, das vielleicht nicht allzu viele Leser hat, zeigt es jedoch die perfide Art der böswilligen Verfälschung der Zusammenhänge. Die Reihenfolge dürfte bewusst von der Redaktion so gewählt worden sein, um das in der Hochleistungspresse herrschende Bild der Schuldzuweisung im Ukraine-Krieg (Putin = böse) zu unterstützen und zu stärken. Ganz nach Mathias Broeckers und Paul Schreyer: Wir sind die Guten.

Natürlich kann in einer Teletext-Mitteilung allein aus Platzmangel kein Roman geschrieben werden (den heute eh nur noch die Hälfte lesen und verstehen würde), aber eine solche Umkehrung finden wir ja auch ständig bei anderen „Ergüssen“ der Hochleistungspresse. Auch hier wird wohlwissend und bewusst die NATO-Osterweiterung seit der Wiedervereinigung – trotz anderslautender Zusagen – negiert. Das Heranschieben von NATO-Stützpunkten an Russlands Grenze, was zum (seitens der USA gewollten) Wiedererwachen des Kalten Krieges geführt hat. Atlantikbrücken-Mitglieder wie beispielsweise Claus Kleber (ZDF) oder auch Stefan Cornelius von der Süddeutschen sind Experten beim Vermischen von Ursache und Wirkung und der anschließenden unsauberen Darstellung der Geschehnisse. Doch erkennen nur die wenigsten, diejenigen die eben über den Tellerrand des journalistischen Einheitsbreis der Hochleistungspresse hinausschauen und die echten Zeit-/Abläufe kennen, diese Nuancen, die es schaffen, dass

55% der Befragten Russland für den Hauptschuldigen an dem Konflikt in dem Nachbarland [halten]. [Und] 34 Prozent […] die von Russland unterstützten Separatisten verantwortlich [machen], [sowie] 20 Prozent die Ukraine. (Anmerkung www.konjunktion.info: Natürlich weiß ich um die Manipulationsmöglichkeiten, etc. bei einer Umfrage. Es soll hier nur exemplarisch aufgeführt sein.)

Es ist heute wichtiger denn je sich seine Meinung quer über alle Medienarten (Online, TV, Radio, usw.), über Länder- und (wenn möglich) Sprachgrenzen, sowie über Mainstream und alternativen Medien hinweg zu machen. Und alles und jeden kritisch zu hinterfragen. Auch das hier von mir auf diesem Blog veröffentlichte.

Wir können sie nicht zwingen, die Wahrheit zu sagen. Aber wir zwingen sie, immer DREISTER ZU LÜGEN! – von Unbekannt

Quellen:
Wikipedia – Arthur Ponsonby, 1. Baron Ponsonby of Shulbrede
Wikipedia – Anne Morelli
Allensbach-Studie – Mehrheit gibt Putin Schuld am Ukraine-Konflikt

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Ein Artikel bildet zwangsweise die Meinung eines Einzelnen ab. In Zeiten der Propaganda und Gegenpropaganda ist es daher umso wichtiger sich mit allen Informationen kritisch auseinander zu setzen. Dies gilt auch für die hier aufbereiteten Artikel, die nach besten Wissen und Gewissen verfasst sind. Um die Nachvollziehbarkeit der Informationen zu gewährleisten, werden alle Quellen, die in den Artikeln verwendet werden, am Ende aufgeführt. Es ist jeder eingeladen diese zu besuchen und sich ein eigenes Bild mit anderen Schlussfolgerungen zu machen.
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2 Antworten

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  1. 19. Juni 2015

    […] Medienkritik: Die Hochleistungspresse und die zehn Grundsätze der Kriegspropaganda […]

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