Syrien und Irak: Woher bekommt der Islamic State seine Waffen?Lesezeit: 5 Minuten
Ob Armee, Rebellengruppen oder Terroristen – alle benötigen für ihren Kampf Logistik, Waffen und Transport. Auch der Islamic State (IS), der in Syrien derzeit große Teile des Landes besetzt halten kann. Schon Rom wusste, dass es seine besetzten Ländereien nur unter der eigenen Knute halten konnte, wenn es Legionen in die entsprechende Regionen bringen kann. So entstanden auch die Vielzahl an Straßen (vgl. „Alle Wege führen nach Rom.“), um die Soldaten und das Material (Waffen, Lebensmittel usw.) schnell und effizient dorthin bringen zu können, wo sie gerade gebraucht wurden.
Wie schafft es also eine Terrororganisation Syrien, Libanon, den Irak und den Iran gleichzeitig zu besetzen bzw. zu bekämpfen? Woher kommen die notwendigen Ressourcen, um gebietsübergreifend die Bevölkerung unterjochen zu können? Wirklich nur – wie es uns durch die Hochleistungspresse (mit wenigen Ausnahmen) eingetrichtet wird – durch die Erlöse von Ölverkäufen auf dem Schwarzmarkt und durch Lösegeldforderungen?
Das vor kurzem öffentlich gewordene DIA-Dokument, das nachweist, dass die US-Regierung bereits seit 2012 wusste, dass IS eine Gefahr für die Region werden würde und IS zuliess, um eigene Interessen verfolgen zu können, zeigt schon in die entsprechende Richtung.
Militäranalysten und ehemalige Soldaten, die noch die langen Konvois an Lastwagen mit Material, die erst die Invasion des Iraks in den 1990ern und auch in 2003 ermöglichten, in Erinnerung haben, dürften sich heute wundern, wo jene LKWs sind, die eigentlich IS einsetzen müsste, um diese Erfolge feiern zu können. Zudem dürften sie sich auch fragen – selbst wenn es diese LKWs geben würde -, warum sie nicht von den syrischen und irakischen Luftstreitkräften beschossen werden, um damit die Versorgungslinien des IS zu zerstören.
Beides lässt sich ziemlich einfach beantworten: Nach dem illegalen Angriffskrieg der NATO gegen Libyen gelangten Waffen und Terroristen über die Türkei nach Syrien. Das Ganze koordiniert von Mitarbeitern des US-Außenministeriums und der US-Geheimdienste in Benghazi. Die auch heute noch genutzten Versorgungslinien verlaufen dabei genau in den Korridoren auf denen weder die syrische, noch die irakische Luftwaffe Zugriff haben. Im Norden über das NATO-Mitgliedsland Türkei und im Südwesten über die US-Verbündeten Jordanien bzw. Saudi-Arabien.
Im Artikel CIA ‘running arms smuggling team in Benghazi when consulate was attacked’ (CIA ‚betrieb Waffenschmuggelteams in Benghazi als das Konsulat angegriffen wurde‘) schrieb der London Telegraph 2013:
[CNN] said that a CIA team was working in an annex near the consulate on a project to supply missiles from Libyan armouries to Syrian rebels.
([CNN] sagte, dass ein CIA-Team in einer Anlage in der Nähe des Konsulats an einem Projekt arbeitete, um Raketen aus libyschen Waffenbeständen an syrische Rebellen zu liefern.)
Ebenfalls 2013 erschien in der New York Times ein Artikel mit dem Titel Arms Airlift to Syria Rebels Expands, With Aid From C.I.A. (Waffenluftbrücke für syrische Rebellen erweitert, mit Hilfe der CIA):
From offices at secret locations, American intelligence officers have helped the Arab governments shop for weapons, including a large procurement from Croatia, and have vetted rebel commanders and groups to determine who should receive the weapons as they arrive, according to American officials speaking on the condition of anonymity.
(Aus Büros an geheimen Orten haben amerikanische Geheimdienstler arabischen Regierungen bei der Beschaffung von Waffen geholfen, darunter eine große Lieferung aus Kroatien, und haben Rebellenkommandanten und Gruppen geprüft, die bestimmten, wer die Waffen erhalten sollte, sobald sie angekommen waren, laut US-Beamten, die unter der Bedingung der Anonymität sprachen.)
Wenig liest man in der Hochleistungspresse, woher IS wirklich seine Unterstützung an Material, Logistik usw. erhält, damit er seine enorme Kampfkraft aufrecht erhalten kann – trotz vorgeblichen Bombardements durch die USA. Doch einige Reporter haben über die schier endlosen LKW-Konvois berichtet, die die Terroristen mit Material versorgen: Aus der Türkei kommend konnten die Konvois problemlos die syrische Grenze passieren und unter dem Schutz der türkischen Luftwaffe ihren Weg fortsetzen. Versuche der syrischen Luftwaffe die Konvois und den Zustrom von Terroristen zu stoppen wurden von der türkischen Luftabwehr vereitelt.
Die Deutsche Welle berichtete in ihrem Artikel ‘IS’ supply channels through Turkey (‚IS‘ Versorhungslinien über die Türkei) davon, dass IS sich nicht über „Schwarzölverkauf“ oder „Lösegeld“ finanziert, sondern durch Hunderte LKWs pro Tag mit Waffen und Material versorgt wird, die über das NATO-Mitglied Türkei nach Syrien gelangen. Damit wurde letztendlich das bestätigt, was Geoanalytiker seit spätestens 2011 schrieben: IS kann nur überleben, da es von einer immensen, multi-nationalen Unterstützung, einschließlich durch die Türkei, profitiert.
Ohne eine massive Versorgung mit Waffen, Lebensmitteln usw., ohne eine ausgeklügelte Logistik würde der Islamic State bereits Geschichte sein. Und diese Unterstützung erfolgt über das Ausland. Daher ist es unwahrscheinlich, dass IS den Kampf in Syrien/Irak verlieren wird. Denn um IS das Genick zu brechen, müsste man die vom Westen gestützten und betriebenen Versorgungslinien zerstören.
Doch das wird nicht passieren. Der Westen hat andere Pläne mit Syrien, mit dem Iran und dem Nahen Osten. Die USA/NATO halten die gesamte Region als Geisel, um ihre Interessen durchsetzen zu können. Und dabei ist ihnen auch die Gefahr eines Flächenbrandes, eines großen regionalen Krieges vollkommen gleichgültig.
Quellen:
Logistics 101: Where Does ISIS Get Its Guns?
CIA ‚running arms smuggling team in Benghazi when consulate was attacked‘
Arms Airlift to Syria Rebels Expands, With Aid From C.I.A.
Washington Confesses to Backing “Questionable Actors” in Syria
‚IS‘ supply channels through Turkey
NATO Using Al Qaeda Rat Lines to Flood Syria With Foreign Terrorists
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