Schon mehrfach habe ich geschrieben, dass ich nicht erwarte, dass Griechenland aus dem Euro-Raum ausscheiden wird. Dafür sorgt allein der große Bruder jenseits des Teiches, der sich keine offene Ost-Flanke erlauben will und dessen Großbanken bzw. (Rück-)Versichererer aufgrund der möglichen Inanspruchnahme der Kreditausfallversicherungen bzgl. Griechenland vor dem Kollaps stehen würden.
Als folgerichtig ist daher auch nachfolgende Meldung zu bewerten:
Das Finanz-Lexikon definiert eine Brückenfinanzierung als
[ähnlich einer] Zwischenfinanzierung, d.h. es handelt sich um eine besondere Finanzierungsform seitens der Banken und wird in verschiedenen Bereichen genutzt. Anders als bei der Zwischenfinanzierung zielt man hier aber nicht auf die Fälligkeit einer Anlage ab.
Bei dieser Finanzierungsform beträgt die Laufzeit in der Regel maximal 2 Jahre, da es als Überbrückung für finanzielle Engpässe dient und ausschließlich zur Finanzierung einer größeren Ausgabe genutzt werden soll. Durch die Brückenfinanzierung wird dem Kunden die Möglichkeit geboten während dieser Laufzeit Ausschau nach einer günstigen langfristigen Kreditfinanzierung zu halten und trotzdem die Finanzierung bereits tätigen zu können.
Zwar in der Regel nur für Anschaffungen wie Haus- oder Autokauf gedacht, aber warum sollte man dieses Konzept nicht auch auf Griechenland ausweiten, um Athens „Schuldenrückzahlungsproblem“ wieder einmal für wenige Monate in die Zukunft verlagern zu können.
Ich gehe davon aus, dass beim heutigen Krisengipfel (der wievielte eigentlich, obwohl die Krise doch laut Schäuble schon vor Monaten seinem Ende „zueilte“?) der Staats- und Regierungschefs der Eurozone genau jene Brückenfinanzierung als Ergebnis herauskommen wird. Herauskommen muss, da ansonsten die fällige Rate von 3,5 Milliarden Euro nicht bezahlt werden kann und deswegen auch das ELA-Programm gestoppt werden muss. Die Brückenfinanzierung wäre dann ein weiterer Winkelzug, um einen offensichtlichen Default (zeitweise) zu verhindern. Ob dann eine solche Brückenfinanzieurng zeitnah erfolgen wird, steht wieder auf einem ganz andern Blatt. Denn es ist durchaus denkbar, dass die EU auf einen (Teil-)Zusammenbruch Griechenlands spekuliert, um dann als Retter in der Not via humanitäre Hilfe auftreten zu können. Die EU als Heilsbringer und gleichzeitig wird eine neue EU-genehme Regierung in Athen installiert. Eine zu gewagte Annahme?
Liebe Leser, gewöhnen Sie sich schon mal daran: Brückenfinanzierung, ein Wort, das wir wohl in den nächsten Wochen sehr oft zu hören bekommen werden.
Aktuell streuben sich zwar insbesondere die östlichen EU– und Euroländer noch gegen eine solche Brückenfinanzierung (übrigens zum ersten Mal), aber die werden schon noch auf Linie gebracht. Wenn es sein muss mit ein paar Drohungen oder ggf. dem geöffneten Geldbeutel.
Interessant ist dabei, dass es momentan 17:2 gegen Griechenland steht. Mit Griechenland selbst und Frankreich als Pro-Vertreter.
A propos Frankreich:
Frankreichs Banken haben ihr Kreditengagement in Griechenland seit 2009 fast vollständig zurückgefahren. Oder besser gesagt: Frankreichs Banken wurden gerettet.
Da kann man jetzt schön nach einem Schuldenschnitt rufen, schließlich hat man nur noch wenige Kastanien im Feuer.
Quellen:
ROUNDUP: EZB-Ratsmitglied bringt Brückenfinanzierung für Athen ins Spiel
Finanz-Lexikon – Brückenfinanzierung
The Biggest Winner From The Greek Tragedy