Medien und Politik: Das Offensichtliche „verschwinden“ lassen

Die meisten vermeintlich informierten Menschen fragen sich bei näherem Beschäftigen mit Themen wie der Ukraine-Krise, 9/11 oder Griechenland unweigerlich, warum bestimmte Tatsachen, Ereignisse oder Begebenheiten nicht viel mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erfahren. Zum einen natürlich durch den „Filter“ unserer gleichgeschalteten Medien, die im Grunde genommen in ihrer Berichterstattung austauschbar und idiologisch indoktriniert sind (Atlantikbrücke usw.) und daher bestimmte Inhalte von vornherein nicht transportieren.

Doch ab und zu kommen auch unsere Hochleistungspresseschaffenden bzw. auch unsere Politdarsteller nicht um eine zumindest kurz angekratzte Stellungnahme zu bestimmten Themen. Diese werden dann beispielsweise knapp im Feuilleton behandelt und fallen schnell des Vergessens anheim. Oftmals sind aber diese Themen so monströs, dass sie allein durch bewusstes Verschweigen, Verschleiern oder auch Ignorieren nicht komplett aus der Öffentlichkeit zu halten sind (vgl. z.B. Odessa und der Brand im Gewerkschaftshaus) und man darüber berichten oder dazu Stellung beziehen muss (MH17).

Wie schaffen es aber die Spin-Doktoren diese Themen bzw. die damit einhergehenden Fakten kognitiv (erkenntnismäßig, auf Erkenntnis beruhend, das Denken betreffend) und affektiv (durch heftige Gefühlsäußerungen gekennzeichnet, überschnell und reflexartig) für die Menschen „unsichtbar“ zu machen, also aus der Wahrnehmung herauszulösen?

Prof. Dr. Rainer Mausfeld geht in seinem mehr als sehenswerten Vortrag „Warum schweigen die Lämmer?“ – Techniken des Meinungs- und Empörungsmanagements unter anderem genau auf jene Frage ein:

Er unterscheidet dabei fünf „Felder“, die es ermöglichen den „Elefanten im Raum verschwinden zu lassen“.
Mausfelds Lämmer - Bildquelle: Screenshot-Ausschnitt Youtube-VideoMausfelds Lämmer - Bildquelle: Screenshot-Ausschnitt Youtube-Video

Mausfelds Lämmer – Bildquelle: Screenshot-Ausschnitt Youtube-Video

1. Aufmerksamkeit
Um das Heft der Deutungshoheit in Händen halten zu können, ist es notwendig, dass die Aufmerksamkeit durch die Eliten kontrolliert wird.
Zudem kann man „die kleinen Schritte verhüllen“, in dem man „große Schritte“ macht. Das beste Beispiel hierfür dürfte wohl der Patriot Act nach dem 11. September sein. Dieses undemokratische Monster war so gewaltig, dass die vielen kleinen darin verpackten „Dinge“ gar nicht mehr auffielen.
Um von bestimmen Fakten abzulenken, ist es sinnvoll die Hochleistungspresse nur dorthin „schauen zu lassen“, wo auch die Öffentlichkeit hinschauen soll (Das Ziel schaut dorthin, wo Du hinschaust.)
Die Aufmerksamkeit der Menschen geht nur soweit bis ein (durch die Eliten definiertes) Ende wahrgenommen wird. Ist dieses Ende ereicht, geht die Aufmerksamkeit der Menschen verloren und man kann ungeniert weiter an der „Schraube drehen“.
Wird etwas oft genug wiederholt, wird dadurch die Wachsamkeit der Menschen reduziert. Wenn die Hochleistungspresse den aktuellen Bösewicht (Hussein, Gaddafi, Putin usw.) nur oft genug als solchen bezeichnet, werden anderslautende Fakten schneller übersehen oder gar ignoriert.

2. Wahrnehmung
Unwiderlegbare Fakten kann man dadurch negieren, in dem man sie tarnt und imitiert. Das heißt, ich eliminiere dort einen Teilaspekt, vermische dort einen Fakt mit einer gegensätzlichen Behauptung oder imitiere als „Guter“ bestimmte Handlungsweisen (vgl. Anrufen der UN).
Zudem können Fakten „unsichtbar“ gemacht werden, in dem man diese „neu verpackt“ oder ggf. neue erfindet, um damit die bereits vorhandenen Hinweise auf die Fakten zu modifizieren und durch neue – in die gewünsche Richtung gehende – zu ersetzen.
Die Öffentlichkeit muss geblendet und geködert werden. Alte Hinweise auf Fakten werden miteinander vermischt, so dass ein undurchsichtiger „Informationsbrei“ entsteht, auf dem alternative Hinweise auf die eigenen neu geschaffenen Fakten dynamisch obenauf „schwimmen“.
Durch die Stimulation zahlreicher, multipler Sensoren der Öffentlichkeit können Fakten durch die reine Wucht der Überfrachtung mit Informationen/Stimuli aus der Wahrnehmung herausgelöst werden.

3. Wissensmanagment
Fakten können „veschwinden“, in dem man alte Glaubenssätze reaktiviert. Der pöhse Russe. Osten böse, Westen gut.
Wenn man nur bestimme Aspekte einer Geschichte präsentiert, verkleinert sich der „Elefant“ und erscheint bei weitem nicht mehr so monströs wie zuvor. Ein gutes Beispiel hierzu, ist der CIA-Folterskandal, dessen Aufarbeitung in der Öffentlichkeit von mehreren Hundert Seiten Kongressbericht auf wenige, stark geschwärzte reduziert wurde.
Durch die Wiederholung eigener Dogmen, eigener „Fakten“ wird in der Öffentlichkeit eine bestimmte Erwartung/Erwartungshaltung geschaffen, die gezielt zu eigenen Zwecken genutzt werden kann.
Im Mittelalter gab es den Beutelschneider, der zusammen mit dem Hütchenspieler die Opfer ausnahm. Während der Hütchenspieler den Zuschauer/Spieler ablenkte, stahl der Beutelschneider ihm den (Geld)Beutel. Das heißt, lenke ab und nutze ein „Stück Unglück“ zu Deinen Zwecken aus.
Fakten und damit Wissen zu manipulieren gelingt, in dem man das Richtige mit dem Falschen ersetzt und vice versa.

4. Affekt
Stress ist ein sehr gutes Mittel, um den „Elefanten im Raum unsichtbar zu machen“. Durch kognitiven, physiologischen und affektiven Stress, der durch die Eliten bewusst erzeugt wird (vgl. Angst ist kein guter Ratgeber.) ist es ein Leichtes die Menschen zu steuern und zu „modellieren“.
Robert Cialdini, ehemaliger US-Professor für Marketing, Wirtschaft und Psychologie, postulierte die sechs Prinzipien des Einflusses (Gegenseitigkeit, Engagement und Konsistenz, Sozialer Beweis, Autorität, Zuneigung und Knappheit). Diese sechs Grundprinzipien ermöglichen es, dass Meinungen beeinflusst ud Fakten im Bewusstsein verändert werden können.
Im Affekt begeht der Mensch manchmal ihm fern liegende Taten. Gemeinsame Affekte einer Bevölkerung (vgl. Psychologie der Massen) können gezielt genutzt werden, um von Fakten abzulenken und ein Umdenken zu ereichen (Massenverhalten).

5. Verhalten
Das Verhalten der Menschen kann durch simulierte Handlungen und simulierte Ergebnisse in die gewünschte Richtung gelenkt werden. Die Fakten, die ein dagegen ungewünschtes Verhalten auslösen, können dadurch „gedreht“ werden.
Dies kann ebenfalls durch eine Änderung der zeitlichen Reihenfolge ereicht werden (vgl. hierzu Meldungen der Hochleistungspresse zur neuen Militärdoktrin Moskaus, die NATO-Manöver als logische Folge auslösten, obwohl die echte zeitliche Abfolge NATO-Manöver => Neue Doktrin war).
Ein gewünschtes Ergebnis ist von dem Verhalten zu trennen. Das heißt, faktenbasiertes Verhalten muss vom Ergebnis getrennt werden – beide dürfen nichts miteinader zu tun haben.
Das auf Fakten beruhende Verhalten muss zwingend kanalisiert werden, um ein bestimmtes Ergebnis zu erreichen.

Natürlich sind meine Ausführung hierzu bruchstückartig und keinesfalls tiefgehend. Sie sollen nur den Versuch darstellen zu erklären, warum Wahrheiten konsequent von einem großen Anteil der Öffentlichkeit ignoriert und negiert werden. Denn wie oft stellen wir uns die Frage, warum die Menschen das Offensichtliche nicht sehen und erkennen wollen. Und in dem Aufgezeigten liegt meines Erachtens nach eine mögliche (Teil)Antwort auf diese oft gestellte Frage.

Quellen:
Rainer Mausfeld: „Warum schweigen die Lämmer?“ – Techniken des Meinungs- und Empörungsmanagements
Wikipedia – Robert Cialdini

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