Im ersten Teil der kleinen dreiteiligen Artikelserie bin ich auf die Verquickung von General Motors und China als Teil des großen Spiels, das uns als Ost-West-Paradigma präsentiert wird, eingegangen. Mit Samsung und Mitsui Fudosan Residential sollen im zweiten Teil weitere „Partner“ der Public Private Partnership zwischen dem Reich der Mitte und dem Westen beleuchtet werden, sowie deren Verbindungen zur Trilateralen Kommission.
BRICS-Staaten und der Westen: Zwei Seiten der gleichen Medaille – Das Beispiel China Teil 2
Die Trilaterale Kommission wurde 1973 von David Rockefeller und Zbignew Brzezinski gegründet. Ziel war – und ist es bis heute geblieben – eine Koalition der Eliten aus Finanzwesen, Industrie und Politik der Regionen USA, Europa und Japan zu schaffen. Auf der eigenen Website der Trilateralen Kommission liest sich das Ganze dann so:
In this setting, the founders of the Commission believed it important that cooperation among Western Europe, North America (the United States and Canada), and Japan be sustained and strengthened not only on issues among these regions but in a global framework as well, given the weight and leadership capacity of these countries. It was hoped that a policy-oriented discussion group composed of members of high stature, but not including individuals currently holding posts in their national administrations, would help foster the habit and practice of working together among these three key regions by focused analysis of the main issues that lay ahead.
(Mit diesem Hintergrund erachteten es die Gründer der Kommission als wichtig, dass die Zusammenarbeit zwischen Westeuropa, Nordamerika (Vereinigte Staaten und Kanada), und Japan aufrechterhalten und verstärkt wird – nicht nur bei Fragen dieser Regionen untereinander, sondern in einem globalen Rahmen, der das Gewicht und die Führungskapazitäten dieser Länder wiedergibt. Man hoffte, dass eine politikorientierte Diskussionsgruppe, die sich aus Mitgliedern mit hohem Ansehen, aber ohne Personen, die derzeit in ihren nationalen Verwaltungen Ämter inne haben, zusammensetzt, dazu beitragen würde, dass die Gewohnheiten und die Praxis der Zusammenarbeit zwischen diesen drei Schlüsselregionen durch eine fokussierte Analyse der Hauptprobleme, die vor uns liegen, gestärkt wird.)
Losgelöst von diesem selbst definierten Anspruch ist die Trilaterale Kommission nichts anderes als ein weiterer Zusammenschluß von politischer und ökonomischer Macht im Sinne des Neomerkantilismus. Vor dem Zeitalter von EU, NAFTA, TTIP und TPP soll(te) auf privater Basis in solchen Gruppen (wie auch bei den Bilderbergern, dem Council on Foreign Relations und dem Chatham House) Konsens über eine gemeinsame Strategie gefunden werden, wie man die entstandenen Lücke nach dem Ende des Bretton Woods-Abkommen geschlossen bekommt.
Und natürlich ist auch die Trilaterale Kommission ein Verfechter der Agenda 21 mit dem Dogma der nachhaltigen Entwicklung und der „Grünen Revolution“, wie zahlreiche Schriften auf der Website der Trilateralen belegen. Beispielsweise die Rede von Maxime Verhagen im Jahre 2011:
Während bei den Bilderbergern der asiatische Kontinent noch außen vorblieb, sollte die Trilaterale Kommission diesen „Fehler“ beheben, so dass Länder wie Japan, Südkorea oder China ihren Platz im Spiel bekommen konnten. Besonders bei der Auswahl der chinesischen „Auserwählten“ zeigt die Kommission außergewöhnliche Weitsicht, wie auch das Mitgliedsverzeichnis von 2014 zeigt. Zwar ist die Anzahl der chinesischen Teilnehmer innerhalb der Trilateralen Kommission derzeit noch nicht sehr ausgeprägt, aber dafür sind die Aktivitäten der Kommission in China selbst, was das Thema Eco-Cities betrifft, um so umfassender. Auch durch Henry A. Kissinger, der ab 1971 bei zuerst geheimen Besuchen in Peking den Grundstein für Chinas Aufstieg legte.
Natürlich fehlt auch die Trilaterale Kommission nicht in der Eco-City Tianjin. Repräsentiert durch ihr Mitglied, der japanischen Mitsui Fudosan Group, hat die Kommission ihren „Fuß in der Tür“, was die führenden Partner bei den „grünen“ Anstrengungen in Tianjin anbelangt:
Mit der Smart City Kashiwa-no-ha engagiert sich die Mitsui Fudosan Group zudem bei einem inländischen Projekt für eine „nachhaltige Entwicklung/Eco-City“ und sieht sich selbst als Speerspitze.
Mitsui Fudosan verfolgt bei der Entwicklung von Kashiwa-no-ha eine technokratische Vision: Das Modell einer Stadt in der drahtlose Sensoren jeden Aspekt des menschlichen Lebens dokumentieren, aufzeichnen, verfolgen, nachgehen und überwachen. Diese Daten werden in einem orwellschen Smart Center (sprich: Central Control) verwaltet, das alles (von Energie, Verkehr bis Heizung und Kommunikation) in der gesamten Stadt steuert und kontrolliert. Abgespeichert auf zentralen Servern sollen dann diese Daten – nochmals zur Verdeutlichung: alle Aspekte des menschlichen Daseins – Universitäten und Unternehmen zu Forschungszwecken zur Verfügung stehen – genauso wie es in der Agenda 21 zu den Public Private Partnerships vorgesehen ist. Die Einwohner von Kashiwa-no-ha werden sprichwörtlich zu Laborratten von japanischen Forschungslabors herabgesetzt.
Stellt sich nur die Frage, ob Mitsui Fudosan dieses technofaschistische, engmaschig kontrollierte Modell aus Kashiwa-no-ha auch nach Tianjin bringen will. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, wenn man andere Smart Cities, wie Masdar oder Songdo nimmt, die fast identische Strukturen aufweisen.
Und damit kommen wir zum nächsten Partnerunternehmen der Eco-City Tianjin: Samsung.
Der größte südkoreanische Mischkonzern besitzt eine Vielzahl an Patenten, technischen Lösungen und Erfahrungswerten rund um das Thema Mobiltelefon und drahtlose Übertragungstechnik. Ein Erfahrungsschatz, der gerade bei der Vernetzung einer Smart City von unschätzbaren Vorteil ist, und wohl auch mit ausschlaggebend bei der Ernennung von Lee Jae-yong, dem Präsidenten von Samsung, zum Mitglied der Trilateralen Kommission im Jahre 2014 gewesen sein dürfte.
Das Modell für den International Business District von Songdo wurden von Samsung zusammen mit der Firma Cisco – die auch die Netzinfrastruktur von Masdar implementierte – entwickelt. Fast euphorisch schreibt die Website Datafloq zu Songdo:
Songdo will become a completely connected city, where almost any device, building or road will be equipped with wireless sensors or microchips. This will result in smart innovations such as streetlights that automatically adjust to the number of people out on the street. All houses in Songdo will be equipped with sensors, also known as domotica, which can be managed via a large TV in the living room of each residency. Next to the homes, these TelePresence screens will be available in all offices, hospitals, schools and shopping centres. The City of Songdo is a futuristic city, completely ready in 2015.
(Songdo wird zu einer vollständig vernetzten Stadt werden, wo fast jedes Gerät, Gebäude oder Straße mit Wireless-Sensoren oder Mikrochips ausgestattet sein wird. Dies wird zu intelligenten Innovationen führen, wie Straßenlaternen, die automatisch [das Licht] an die Zahl der Menschen auf der Straße anpassen werden. Alle Häuser in Songdo werden mit Sensoren, die auch als domotica bezeichnet werden, ausgestattet sein, die über einen großen Fernseher im Wohnzimmer jeden Hauses verwaltet werden können. Neben den Wohnhäusern werden diese TelePresence-Bildschirme in allen Büros, Krankenhäusern, Schulen und Einkaufszentren verfügbar sein. Die Stadt Songdo ist eine futuristische Stadt und wird im Jahr 2015 komplett fertig gestellt sein.)
Obwohl das „Internet der Dinge“ in Songdo bereits durch die Aktivitäten von Cisco belegt ist, ist die „Expertise“ von Samsung trotzdem gefragt. Denn außer den bekannten Produkten Smartphones, Fernseher und Unterhaltungselektronik besitzt Samsung auch eine weithin unbekanntere Pharmasparte, die mit Samsung Biologics just in Songdo im Jahre 2011 ein neues Werk hochzog:
Sicherlich ein gutes Investment, wenn man als Unternehmen auf alle erdenklichen (auch medizinischen) Daten der ahnungslosen Bevölkerung zurückgreifen kann, um so seine neuesten Medikamente Drogen zu entwickeln.
Samsungs und Mitsui Fudosans Visionen einer Smart City/Eco-City dürften sich alsbald auch in Tianjin wiederfinden. Und damit hätte die Trilaterale Kommission einen weiteren Schritt auf dem Weg der weltweiten Implementierung der Agenda 21 getan. Und schwerlich vorstellbar, dass ein solcher Schritt ohne die Zustimmung der Eliten Chinas (nicht zwingend die der Parteikader in Peking) erfolgen würde, womit sich für mich wieder einmal das Ost-West-Paradigma als falsch herausstellt.
Im letzten Teil dieser kleinen Artikelserie soll noch das Thema Nachhaltigkeit betracht, sowie eine Gesamtbetrachtung und ein Fazit vorgenommen werden.
Quellen:
China 21: Anglo-American Sustainability in Asia
Trilaterale Kommission – Frequently Asked Questions
Neo-Mercantilism
Maxime Verhagen vor der Trilateralen Kommission 2011
Trilaterale Kommission 2011 in The Hague
Global Health Challenges
Trilaterale Kommission Mitgliedsliste 2014
The Trilateral Commission and Technocracy
Getting to Beijing: Henry Kissinger’s Secret 1971 Trip
Xi recognizes Kissinger as ‚trailblazer‘
Kashiwa-no-ha Smart City
Kashiwa-no-ha Smart City – Tour
Wikipedia – Masdar City
Wikipedia – Songdo International Business District
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Website Samsung Biologics
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