Laut Emails, die diese Woche bekannt wurden, hat ein Mitarbeiter von Hillary Clinton Fragen für ein Interview mit Wikileaks-Gründer Julian Assange in der Sendung 60 Minutes von CBS vorgegeben. Zum Zeitpunkt des Interviews im Frühjahr 2011 hatte Assange bereits einige sensible, peinliche Informationen aus dem State Department veröffentlicht. Die nicht klassifizierte Email eines Mitarbeiters an Clinton, die inmitten des laufenden Email-Skandals veröffentlicht wurde, zeigt nicht nur, dass die ehemalige Außenministerin und ihre Angestellten darauf aus waren Assange zu diskreditieren, sondern auch dass die Regierung die Medien manipuliert und starken Einfluss auf sie ausübt.
In einer Email vom 28. Januar 2011 alarmierte Philip J. Crowley, damaliger Staatssekretär für öffentliche Angelegenheiten, Hillary Clinton, dass 60 Minutes ein Interview mit Assange durchführt, das am 30. ausgestrahlt werden soll. Crowley informierte Clinton, dass „We had made a number of suggestions for outside experts and former diplomats to interview to ‘balance’ the piece. (Wir haben eine Reihe von Vorschlägen von externen Experten und ehemaligen Diplomaten für Interviews gemacht, um die „Balance“ in der Sendung hinzubekommen.)„ Diese Aussage alleine zeigt den Zugang zu den Medien, den die mächtigen Regierungsoffiziellen genießen.
Er fährt fort diesen Einfluss zu enthüllen: „60 Minutes assures me that they raised a number of questions and concerns we planted with them during the course of the interview (60 Minutes hat mir versichert, dass sie eine Reihe von Fragen und Anliegen im Verlauf des Interviews gestellt haben, die wir ihnen vorgegeben haben)„, sagte Crowley, was darauf hindeutet, dass das Interview nicht peinlich für Clinton oder das State Department werden würde: „We will be prepared to respond to the narrative Assange presents during the program. (Wir werden darauf vorbereitet sein auf die Erzählungen, die Assange während des Programms präsentiert, zu reagieren.)„
Das Interview 2011 zeigt einen jüngeraussehende Assange im Interview mit Steve Kroft.
Nach einigen Minuten fragt Kroft Assange unmittelbar im Gespräch, ob er ein „Subversiver“ sei. Interessanterweise ist der einzige Politiker den Assange direkt in seiner Antwort nennt, der von Clinton selbst: „I’m sure there are certain views among Hillary Clinton and her lot that we are subverting their authority. But you’re right, we are subverting illegitimate authority. The question is whether the authority is legitimate or whether it is illegitimate. (Ich bin sicher, es gibt bestimmte Ansichten unter Hillary Clinton und ihrem Team, dass wir ihre Autorität untergraben. Aber Sie haben Recht, wir untergraben illegitime Autoritäten. Die Frage ist, ob die Autorität legitim ist oder ob sie illegitim ist.)„
Kroft setzte Assange unter Druck, dass es Anschuldigungen gibt, dass sensible Informationen über Regierungshandlungen den Terroristen zugespielt wurden: „There have been reports of people quoting Taliban leaders saying they had the names of these people and they were going to take retribution (Es gibt Berichte von Menschen, die Taliban-Führer zitieren, die sagen, sie hatten die Namen dieser Menschen und sie wollten Vergeltung an ihnen üben)“, kommentierte er. Assange revanchierte sich, dass die Taliban keine zusammenhängende Gruppe ist, auch wenn er die Gefahren der Freigabe von Informationen nicht unterschätze.
Noch andere bemerkenswerte, potenziell vorgegebene Aussagen und Fragen gefällig?
„There’s a perception on the part of some people who believe that your agenda right now is anti-American (Es gibt eine Wahrnehmung auf Seiten einiger Leute, die glauben, dass Ihre Agenda im Moment eine antiamerikanische ist)„, sagte Kroft zu Assange, der diese Anmerkung mit dem Hinweis auf die Tatsache zurückwies, dass Amerikaner Informationen an Wikileaks senden und dass es ein „revolutionären“ Geist ist, dies zu tun.
Kroft schob nach, „Someone in the Australian government said that, ‘Look, if you play outside the rules you can’t expect to be protected by the rules.’ And you played outside the rules. You’ve played outside the United States’ rules. (Jemand in der australischen Regierung sagte folgendes ‚Schauen Sie, wenn Sie außerhalb der Regeln spielen, können Sie nicht erwarten nach den Regeln geschützt zu werden.‘ Und Sie haben außerhalb der Regeln gespielt. Sie haben außerhalb der Vorschriften der Vereinigten Staaten gespielt.)„ Assange erinnerte ihn daran, dass er nicht nach diesen Dingen gesucht hat, sondern dass sie ihm zur Verfügung gestellt wurden. Er erklärte:
„There is the First Amendment. It covers the case. And there’s been no precedent that I’m aware of in the past 50 years of prosecuting a publisher for espionage. It is just not done. Those are the rules. You do not do it. (Da gibt es denn Ersten Verfassungszusatz. Er deckt den Fall ab. Und es gab keine Präzedenzfälle, die mir bewusst sind, dass in den letzten 50 Jahren ein Verleger wegen Spionage verfolgt wurde. Es wurde einfach nicht gemacht. Das sind die Regeln. Sie tun es einfach nicht.)„ Assange wies Ideen zurück, dass er verfolgt werden sollte.
Als die Spionagevorwürfe gegen Assange nicht funktionierten, versuchte es Kroft anders. Er sagte, dass, wenn Julian Assange nicht bestraft werden würde, es auf einen gefährlichen Präzedenzfall für andere, die Verschlusssachen veröffentlichen, hinauslaufe. Kroft sagte:
„…if they don’t come after you now that what they have done is essentially endorsed small, powerful organization with access to very powerful information releasing it outside their control. And if they let you get away it, then they are encouraging – (…wenn sie jetzt nicht gegen Sie vorgehen, das was sie im Wesentlichern getan haben ist wenig, werden schlagkräftige Organisationen mit Zugang zu sehr aussagefähigen Informationen diese außerhalb ihrer Kontrolle veröffentlichen. Und wenn Sie sie damit durchkommen lassen, dann werden sie ermutigt werden – )„
Assange unterbrach ihn : „Then what? They will have to have freedom of the press? (Und dann? Werden sie Pressefreiheit haben müssen?)„ Nach einem kurzen und angespannten Austausch behauptete Assange, „If we’re talking about creating threats to small publishers to stop them publishing, the U.S. has lost its way. It has abrogated its founding traditions. It has thrown the First Amendment in the bin. Because publishers must be free to publish. (Wenn wir über das Schaffen von Drohungen gegenüber kleinen Verlagen sprechen, um sie von Veröffentlichungen abzuhalten, dann haben die USA ihre Linie verloren. Es hat seine Gründungstraditionen aufgehoben. Es hat den ersten Verfassungszusatz in den Papierkorb geworfen. Denn Verlage müssen so frei sein alles zu veröffentlichen.)„
Ironischerweise fütterte Kroft in ihrem Gespräch über Redefreiheit und Freiheit der Presse Assange mit Fragen, die direkt aus dem Mund der Regierung kamen – genauer gesagt von einer Regierungsbehörde, die wahrscheinlich eine Vendetta gegen Assange führte, da dieser für sie peinliche Informationen veröffentlicht hatte.
Die Neuigkeiten über die Manipulationen des State Departments beim Interview mit Assange sind wahrlich keine Enthüllung. Dennoch erzeugt es einen weiteren Riss in der Fassade der sorgfältig ausgearbeiteten O-Töne und bei der subtilen, aber wirkungsvollen, Manipulation von Informationen.
Genau so wie Edward Snowden, der sich kürzlich bei Twitter anmeldete, schrieb:
(Teil-/Übersetzung des Artikels Newly Published Clinton Email Reveals How Government Manipulates Media von Carey Wedler/AntiMedia.org)
Quellen:
Newly Published Clinton Email Reveals How Government Manipulates Media
Clinton Staffer: ’60 Minutes assures me that they raised a number of questions and concerns we planted with them‘
Email Crowley
WikiLeaks’s unveiling of secret State Department cables exposes U.S. diplomacy
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WikiLeaks‘ Julian Assange, Pt. 1
Declassified: CIA Helped Produce Hollywood Blockbuster That Grossed over $100 Million
Operation Hollywood: How the Pentagon Shapes and Censors the Movies
Down the Memory Hole: NYT Erases CIA’s Efforts to Overthrow Syria’s Government
Edward Snowden – Twitter