Terrormanagement. Ein Begriff, den Christoph Hörstel seit vielen Jahren einsetzt, um der Steuerung terroristischer Gruppen durch den Staat einen Namen geben zu können:
In Zeiten von Krisen und politischer Unsicherheit, managen Geheimdienste, zusammen mit den Regierungen, die Vorbereitung und Durchführung von Anschlägen. Es gibt keinen „Kampf gegen den Terror“ – der Terror wird gemanagt.
Seit Kurzem hat er diesen Begriff erweitert und spricht jetzt unumwunden von Kriegsmanagement, wenn er versucht die geopolitische Weltlage zu erläutern. Ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen und parallel dazu den Begriff Angstmanagement einführen.
Sehen wir uns die derzeitige „terroristische Bedrohung“ auf der Welt an, dann müssen wir feststellen, dass hier offensichtlich in den nächsthöheren Gang geschaltet wurde. Sei es Paris im alten Jahr, sei es München zum Jahreswechsel, sei es der Anschlag in Istanbul oder sei es der am Wochenende stattgefundene Terroranschlag in Burkina Faso. Von den tagtäglichen Gräueln in Syrien, dem Irak oder Libyen ganz zu schweigen. Das „Netz des Terrors“ hat sich über die ganze Welt gelegt. Eine konzertierte Aktion?
Gleichzeitig wissen wir, um die „Schaffung terroristischer Gruppierungen“ durch den Staat. Al-Qaida, der IS sind nur die neuesten „Auswüchse“ dieses staatlich durchgeführten Terrormangements. Und mit dem „Netz des Terrors“ steigen wir ein in eine neue Form des Managments – des Angstmanagements. Terror als nichtgreifbare Bedrohung ist ein Machtinstrument dessen sich die Mächtigen seit Jahrhundert bedienen, um die Untertanen, Sklaven oder heute Bevölkerungen kontrollieren und steuern zu können. Waren es früher wilde Horden oder Rassisten, sind es heute gewaltbereite Gruppen – meist mit islamistischen Hintergrund -, die als Mittel der Wahl eingesetzt werden, um Angst zu erzeugen und damit die Menschen gefügig zu machen.
Diese Taktik des „gefügig machen“ wurde spätestens mit den erlassenen Gesetzen, Verordnungen und (auch unbekannten) Regelungen nach 9/11 perfektioniert. Ein Machwerk wie der Patriot Act mit mehr als 1.000 Seiten wurde bereits am 25. Oktober 2001 vom US-Kongress verabschiedet. Keine sieben Wochen nach den Anschlägen ein solches „Machwerk“ zu verabschieden, das im Vorfeld erst einmal zusammengestellt und geschrieben, beraten und besprochen werden muss, und in dieser kurzen Zeit auf den Weg zu bringen, lässt eigentlich nur einen Schluss zu: das Teil lag fix und fertig in der Schublade und wartete nur auf den Tag X, um umgesetzt zu werden. Auch eine Form des Angstmanagements.
Und auch heute sehen wir im direkten Anschluss an einen Anschlag wie in Paris eine reflexartige, sofortige Verschärfung der Überwachungsgesetze, eine Einschränkung der Freiheits- und Bürgerrechte und sogar eine Verfassungsänderung. Angst als gezieltes Machtinstrument, um im Schutze der „vorgeblichen Sicherheit“ einen Polizeistaat aufzubauen, der nicht den Menschen dient, sondern den elitären Kreisen.
Ich spreche deshalb von Angstmanagement, da den staatlichen Stellen natürlich bewusst ist, dass Angst eine sehr starke Emotion ist, die evolutionsgeschichtlich zu einem bestimmten angemessenen Verhalten, wie Flucht, führt. Doch zuviel Angst kann auch das Handeln blockieren und den Mensch „starr vor Angst“ werden lassen. Die Verhaltensbiologen sprechen in beiden Fällen von einem unterschiedlichen Aktivationsniveau, das einmal hoch sein kann (Flucht) oder ein anderes mal niedrig (Angststarre). Nicht greifbare, abstrakte Ursachen der Angst – also unterschwellig Reize – sind bestens geeignet, um ein bestimmtes Angstverhalten herbeizuführen. Siegbert A. Warwitz kennt acht verschiedene Formen des Angstverhaltens, wobei für mich das Vermeidungsverhalten (Vermeidung von Ereignissen, die zur Angst führen und damit Akzeptanz der Beschneidung persönlicher Rechte), das Verdrängungsverhalten (Akzeptanz der Beschneidung der persönlichen Rechte, der Staat als „Beschützer“, um mich nicht mit der Tatsache des Terrors beschäftigen zu müssen) und das Leugnungsverhalten die gewünschten Angstformen innerhalb des Angstmanagements darstellen.
Ist es in diesem Zusammenhang nicht bezeichnend, dass Attentate, Anschläge und Terrorakte immer nur gegen unschuldige Menschen gerichtet sind? Zu 99% sogar immer der „Sache nicht dienlich“? (Fast) Jeder Terroranschlag nutzte nicht den vermeindlichen Tätern, sondern anderen Gruppen, die dadurch profitierten und beispielsweise engmaschigere Überwachungsmöglichkeiten einführen konnten. Kein Anschlag hat die „Terroristen weitergebracht“, vielmehr dienten sie immer als Rechtfertigungsgrund des Westens, um in anderen Ländern einzufallen oder Bürgerrechte zuhause zu schleifen.
Warum also begehen Terroristen nur Attentate gegen wehrlose Menschen und so gut wie nie gegen politische Figuren? Warum sind immer nur normale Bürger die Opfer dieser Anschläge und nie jemand aus der Gruppe der „Angst- und Terrormanager“? Weil ich mehr Aufmerksamkeit erzeugen kann, wenn ich Unschuldige töte anstatt beispielsweise einen hochrangigen Politiker? Weil ich als Attentäter damit die „Unwürdigen“ für ihr „lasterhaftes Leben“ bestrafen will? Ich glaube kaum. Vielmehr geht es um genau den oben geschilderten Sachverhalt: Angstmanagement. Angst- und Terrormanagement der staatlich gelenkt und be-/genutzt wird. Natürlich will ich damit nicht sagen, dass jeder terroristische Anschlag staatlich gelenkt ist. Natürlich gibt es ideologisierte Spinner, die andere Menschen gerne in den Tod reissen. Aber das, was wir in den letzten Monaten – vielleicht sogar Jahren – sehen, entspricht nicht den Taten durchgeknallter Wirrköpfe, vielmehr sehe ich – ganz subjektiv – einen Plan dahinter: staatliches Angstmanagement unter Einsatz selbst geschaffener, finanzierter, trainierter und gesteuerter Gruppierungen zum Zwecke der Errichtung eines Kontroll- und Polizeistaats.
Quellen:
Terrormanagement – Ein kompliziertes Geschäft
Wikipedia – USA PATRIOT Act
Wikipedia – Angst
Zitate.de – Thomas Möginger
Zitate.de – Thom Renzie