Als Janet Yellen im Dezember 2015 auf der Fed-Pressekonferenz lächelnd die von vielen ins Reich des Unmöglichen verbannte Zinserhöhung bekannt gab und damit das Ende der Null-Zins-Politik, liess sie gleichzeitig die Luft aus der letzten Blase in einer ganzen Reihe von aufeinanderfolgenden Blasen entweichen. Genau genommen beendete sie damit eine 20 Jahre andauernde Fed-Blase, die mit dem „irrationalen Überschwang“ der DotCom-Blase begann, mit der von Alan Greenspan erzeugten Blase nach 9/11 ihre Fortsetzung fand, der wiederum die Immobilienblase folgte und deren Platzen durch Quantitative Easing 1-3 und ZIRP begegnet wurde, die nun selbst mit der Zinserhöhung „angestochen“ wurde.
Eine der Folgen der Zinserhöhung sehen wir heute anhand der Stände der Aktienindices. Noch nie in der Geschichte der US-Aktienmärkte gab es einen schlechteren Start ins Jahr. Überall hagelt es Herabstufungen der Konjunkturprognosen – aus jeder erdenklichen Ecke der Finanzwelt. Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA ist so hoch wie seit fünf Jahren nicht mehr – und das trotz der bekannten Zahlentricksereien um beispielsweise ein positives BIP-Wachstum ausweisen zu können. Die Welt „ertrinkt“ zudem gerade in billigem Öl. Und mit dem Iran kommt jetzt ein weiterer Spieler hinzu, der auf eine gesunkene Nachfrage trifft. Selbst China, das „Musterland des Wachstums“ (wobei hier immer die offiziellen Zahlen aus Peking anzuzweifeln sind) weist das geringste Wachstum seit 25 Jahren aus. Alles Dinge, die wohl die Royal Bank of Scotland zu einer seltenen Warnung veranlasste, wenn sie von einer „Katastrophe“ in diesem Jahr spricht und seinen Investoren rät „alles zu verkaufen“.
Und in diese turbulenten Zeiten fällt nun eine Meldung, die man sich auf der Zunge zergehen lassen sollte: Goldman Sachs gab bekannt, dass man sich mit den US-Aufsichtsbehörden auf eine 5,1 Milliarden US-Dollar Zahlung aufgrund der Beteiligung an der Subprime-Hypothekenkrise geeinigt habe. Ja, richtig gelesen. 5,1 Milliarden US-Dollar in einem Ablasshandel. 5,1 Milliarden, die sich aus 2,385 Milliarden Zivilstrafe, aus 857 Millionen in bar und 1,8 Milliarden an Geschädigte zusammensetzen. 5,1 Milliarden US-Dollar – nichts weiter als ein Schlag auf’s Handgelenk für Goldman Sachs.
Zwar sind diese 5,1 Milliarden die höchste Strafe, die Goldman Sachs jemals als Strafe bezahlen musste, aber im Vergleich zu anderen „Mitspielern am Tisch“ wiederum wenig. So mussten für die gleiche Anklage die Bank of America 16,1 Milliarden US-Dollar und JPMorgan Chase 13 Milliarden US-Dollar Strafe zahlen.
Und jetzt kommt der eigentlich geniale Teil daran: die Banken taten dies, obwohl sie wussten, dass das Ganze früher oder später explodieren würde. Und gleichzeitig verkauften sie diesen Subprime-Backed-Derivatemüll an ihre Kunden, während sie dagegen Wetten eingingen. Interne Mails, die durch die nachfolgenden Untersuchungen bekannt wurden, zeigen, dass sie selbst diese Konstrukte als „shitty deals (Scheißgeschäfte)„ bezeichneten und ihre Kunden als „muppets (Vollidioten)„, weil sie diesen Müll kauften.
Das Endergebnis dieses abgekarteten Spiels? Goldman Sachs verbuchte 2007, als der Markt sich zu drehen begann, das bis damals beste Ergebnis seiner Geschichte. Unglaubliche 17,6 Milliarden US-Dollar Gewinn in 2007. Und selbst als die Welt vor dem finanziellen Kollaps stand, den sie selbst angefacht hatten, konnten das Investmenthaus das 2007er Ergebnis im Jar 2009 noch steigern: mit einem Gewinn von 20 Milliarden US-Dollar.
Nochmals kurz zusammengefasst: Goldman Sachs erzielt in dieser Zeit einen Gewinn in hoher zweistelliger Milliardenhöhe, in dem es toxische Papiere verkauft und gleichzeitig dagegen wettet und am Ende reichen 5,1 Milliarden US-Dollar um sich freizukaufen.
Selbstredend muss kein Verantwortlicher von Goldman Sachs dafür ins Gefängnis, wie das US-Justizministerium im vorauseilenden Gehorsam verlauten liess.
Schade nur, dass dadurch der Gewinn von Goldman Sachs für 2015/2016 etwas geringer ausfallen wird. Etwa das Äquivalent zum Gewinn eines Geschäftsquartals weniger. Armes Goldman Sachs. Wahrlich eine schwere, fast nicht tragbare Strafe.
Zeit für die nächste selbst erzeugte Krise. Aus der alten konnte man sich ja billigst herauskaufen. Ohne Folgen für den Bankster Gottes Lloyd Blankfein oder für irgendjemand sonst aus dem Kreis der Finanzmafia.
Quellen:
Goldman Wraps Up 2008 Crisis as 2016 Crisis Begins
Sell everything ahead of stock market crash, say RBS economists
Goldman Sachs announces $5.1B settlement over bad mortgages