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Studie: Staatliche Überwachung führt zur SelbstzensurLesezeit: 4 Minuten

Edward Snowden - Bildquelle: www.konjunktion.info

Edward Snowden – Bildquelle: www.konjunktion.info

Eine neue Studie besagt, dass das Wissen über staatliche Überwachung und Kontrolle dazu führt, dass Menschen sich online eine Art Selbstzensur auferlegen, um nicht mit abweichenden Meinungen aufzufallen.

Die bei Journalism and Mass Communication Quarterly erschienene Studie untersuchte die Effekte, wie Individueen kommunizierten, nachdem sie an die Überwachung durch den Staat erinnert wurden.

Die Mehrheit der Teilnehmer an der Studie legten sich nach dieser „Erinnerung“ eine Selbstzensur auf, was kritische und nicht-mainstreamige Meinungsäußerungen anbelangte:

Die „Schweigespirale“ ist ein gut erforschtes Phänomen, bei dem Menschen unbeliebte Meinungen unterdrücken, um sich anzupassen und soziale Isolation zu vermeiden. Dies wurde im Rahmen der Betrachtung der sozialen Medien als Echokammer-Effekt beobachtet, in dem wir unsere Meinungen so zuschneiden, dass sie zu den Online-Aktivitäten unserer Facebook– und Twitter-Freunde passen. Aber diese Studie fügt eine neue Ebene hinzu, indem explizit untersucht wird wie sich staatliche Überwachung auf die Selbstzensur auswirkt.

Die Teilnehmer der Studie wurden zuerst nach ihrer politischen Überzeugung, ihren Persönlichkeitsmerkmalen und Online-Aktivitäten befragt, um ein psychologisches Profil für jede Person zu erstellen. Eine zufällige Stichprobengruppe wurde dann auf subtile Weise an die Überwachung durch die Regierung erinnert; darauf folgte für alle Teilnehmer innerhalb der Studie, dass eine neutrale, fiktive Schlagzeile gezeigt wurde, die besagt, dass US-Luftangriffe den Islamischen Staat im Irak als Ziel hatten. Die Probanden wurden dann gebeten, eine Reihe von Fragen über ihre Haltung gegenüber dem hypothetischen Nachrichtenereignis zu beantworten, beispielsweise wie sie denken wie die meisten Amerikaner sich dabei fühlen und ob sie öffentlich ihre Meinung zu dem Thema äußern würden. Die Mehrheit der Personen mit dem Hinweis auf die Überwachung äußerten sich weit weniger über ihre weitergehenden nonkonformistischen Ideen, inklusive derer, die basierend auf ihrem psychologischen Profils als weniger anfällig für Selbstzensur bewertet wurden.

The „spiral of silence“ is a well-researched phenomenon in which people suppress unpopular opinions to fit in and avoid social isolation. It has been looked at in the context of social media and the echo-chamber effect, in which we tailor our opinions to fit the online activity of our Facebook and Twitter friends. But this study adds a new layer by explicitly examining how government surveillance affects self-censorship.

Participants in the study were first surveyed about their political beliefs, personality traits and online activity, to create a psychological profile for each person. A random sample group was then subtly reminded of government surveillance, followed by everyone in the study being shown a neutral, fictional headline stating that U.S. airstrikes had targeted the Islamic State in Iraq. Subjects were then asked a series of questions about their attitudes toward the hypothetical news event, such as how they think most Americans would feel about it and whether they would publicly voice their opinion on the topic. The majority of those primed with surveillance information were less likely to speak out about their more nonconformist ideas, including those assessed as less likely to self-censor based on their psychological profile.)

Elizabeth Stoycheff als Studienleiterin findet die Ergebnisse sehr besorgniserregend:

So viele Leute mit denen ich gesprochen habe, sagen, dass sie sich nicht um die Online-Überwachung kümmern, da sie keine Gesetze brechen und nichts zu verbergen haben. Und ich finde diese Argumentation zutiefst beunruhigend.

(So many people I’ve talked with say they don’t care about online surveillance because they don’t break any laws and don’t have anything to hide. And I find these rationales deeply troubling.)

Gerade diejenigen, die von sich selbst behaupten „Nichts zu verbergen zu haben“, sind laut Stoycheff die „stärksten Selbstzensoren“:

Die Tatsache, dass die „Nichts zu verbergen-Menschen“ eine erhebliche abschreckende Wirkung erleben, spricht dafür dass die Online-Privatsphäre viel größer ist als die bloße Rechtmäßigkeit des eigenen Handelns. Es geht um ein fundamentales Menschenrecht, Kontrolle über die eigene Selbstdarstellung und das Eigenbild zu haben, im privaten und nun bzgl. der Such-Historie und der Metadaten.

(The fact that the „nothing to hide“ individuals experience a significant chilling effect speaks to how online privacy is much bigger than the mere lawfulness of one’s actions. It’s about a fundamental human right to have control over one’s self-presentation and image, in private, and now, in search histories and metadata.)

Staatliche Überwachung schafft also eine Kultur der Selbstzensur, da sie zur Entrechtung der Individueen führt. Diese Entrechtung rückgängig zu machen bzw. das Recht auf freie Meinungsäußerung wieder zu stärken wird gerade dadurch erschwert, dass die kritischen Stimmen in den Diskussionen nicht mehr gehört bzw. wahrgenommen werden. Demokratie beruht auf der Vielfalt der Ideen – Selbstzensur schafft diese Vielfalt jedoch ab.

Die Studie zeigt, dass eine staaliche Überwachung zwangsweise zu staalicher Tyrannei führen muss, da ohne freie Meinungsäußerungen, Missstände nicht mehr adressiert werden (können). Wenn die Menschen Angst davor haben ihre Meinung und ihre Gedanken zu äußern, wie können wir dann noch von Freiheit und (westlichen?) Werten reden?

Quellen:
New Study Shows Mass Government Surveillance Silences Unpopular Opinions
Under Surveillance: Examining Facebook’s Spiral of Silence Effects in the Wake of NSA Internet Monitoring
Mass surveillance silences minority opinions, according to study
Spiral of Silence
Social Media and the ‘Spiral of Silence’

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