Syrien: Wenn im Westen aus IS-Terroristen plötzlich wieder „Rebellen“ werden

Am Anfang des vom Westen eingerührten Syrien-Konflikts sah man bei der sogenannten „Freien Syrischen Armee (FSA)“ die adaptierte grün-weiß-schwarze Kolonialfahne Syriens wehen. Später dann nur noch die schwarze Fahne des Islamischen Staats.

Rebellen - Bildquelle: www.activistpost.comRebellen - Bildquelle: www.activistpost.com

Rebellen – Bildquelle: www.activistpost.com

Jetzt da die syrischen Streikräfte unter Mithilfe Moskaus, der Kurden und anderer Gruppen den IS an den Rand einer Niederlage gebracht haben und der geplante Regime Change wohl nicht in der gewünschten Form stattfinden wird, hat der Westen sich dafür entschieden die schwarzen Fahnen des IS wieder mit der grün-weiß-schwarzen der angeblichen „Rebellen“ zu tauschen. Frei nach dem Motto: Wenn meine Jungs schon keine Chance mehr haben, firmiere ich sie einfach um, um dann bei den „Friedensgesprächen“ auf die vom Westen so geliebten „Rebellen“ als wichtige Verhandlungsgruppe verweisen zu können.

Der seit Jahren geführte „Konflikt“ in Syrien war von Anfang an nicht als „Bürgerkrieg“ konzipiert. Vielmehr sollte er den Weg für eine Invasion des Landes durch westliche Proxy-Staaten bereiten. Die mantraartig vorgetragene Begründung des Westens, dass es in Syrien gegen den IS geht, wird durch die Tatsache, dass der Westen nichts dafür getan hat, die Versorgungslinien aus der Türkei zu kappen, ad absurdum geführt. Oder in anderen Worten: der „Kampf gegen den IS“ durch die USA und ihre „Koalition“ war von Anfang an nur vorgetäuscht. Denn es macht keinen Sinn echte militärische Kampagnen durchzuführen, wenn man gleichzeitig die logistischen Lebensadern des Feindes „unberührt“ lässt. Insbesondere dann, wenn diese „Überlebenslinien“ durch NATO-Gebiet führen und somit innerhalb kürzester Zeit gekappt werden könnten.

Erst mit der Invention Russlands im Namen und Auftrag der syrischen Regierung wurden diese Versorgungslinien angegriffen und zerstört. Das wiederum zeigte der Welt, welches falsche Spiel der Westen in Syrien spielt(e).

Wenig überraschend, dass nach Beginn der russischen Luftangriffe auf IS-Stellungen, die Proxy-Kräfte des Westens massive Probleme bekamen. Waren sie doch bislang mehr oder weniger „sicher vor US-Luftangriffen“. Seit Moskaus Engagement in Syrien konnte die syrische Armee die Grenzen zum Teil wieder sichern, die Terroristen innerhalb des Landes erfolgreich bekämpfen und Gebiete zurückerobern.

Schon seit Jahren wurde von unabhängigen Beobachtern die Frage gestellt, warum der Westen nichts getan hat, um die Versorgungslinien nach Syrien zu schließen und damit Gruppen wie den IS, Al Nusra und andere auszutrocknen. Jetzt da der Öffentlichkeit diese „Logiklücke“ immer bewusster wird, versucht der Westen dies zu seinem Vorteil zu nutzen, während er gleichzeitig Tausende von gefangenen Terrorsöldner zu retten versucht, da diese vor der vollständigen Vernichtung stehen.

Erst in der vergangenen Woche tauchte plötzlich eine neue Gruppierung an der irakisch-syrischen Grenze auf. Die „Neue Syrische Armee (NSA)“, ein anderer Name für die diskreditierte FSA, begann auf einmal damit die Versorgungslinien des IS zwischen diesen beiden Ländern zu blockieren bzw. zu unterbinden. Zufall?

Reuters schreibt dazu im Artikel „Syrian rebels seize Iraq border crossing from Islamic State: monitor (Bericht: Syrische Rebellen nehmen irakischen Grenzübergang des Islamischen Staats ein)“:

Syrische Rebellen nahmen einen gemeinsamen Grenzübergang mit dem Irak des Islamischen Staats am Freitag ein, sagte die in Großbritannien beheimatete Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.
Der Islamische Staat hatte seit Mai letzten Jahres, nachdem er von syrischen Regierungstruppen erobert wurde, den al-Tanf Grenzübergang kontrolliert, der auch in der Nähe der syrisch-jordanischen Grenze liegt. Es war die letzte Grenze zum Irak, der unter der Kontrolle der syrischen Regierung stand.

(Syrian rebel fighters seized a border crossing with Iraq from Islamic State on Friday, Britain-based war monitor the Syrian Observatory for Human Rights said.
Islamic State had controlled the al-Tanf border crossing, which is also near the Syrian-Jordanian border, since May last year after seizing it from Syrian government forces. It had been the last border crossing with Iraq that was under the control of the Syrian government.)

Wieder einmal ist die einzige „offizielle Stelle“ der Verlautbarung, die ominöse Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, die in Wahrheit eine Ein-Mann-Klitsche in England ist und die regelmäßig mit dem britischen Außenministerium in Verbindung steht.

Nun stellt man sich unweigerlich die Frage, warum solche „Grenzoperationen“ nicht schon vorher durchgeführt wurden. Und warum diese „Rebellen“, die in Jordanien und der Türkei ausgebildet, bewaffnet und trainiert wurden, nicht zuerst damit begonnen haben die syrische Grenze zu sichern, um den IS davon abzuhalten, dass er weiterhin nach Syrien eindringen kann. In genau jene Gebiete in denen die „Rebellen“ angeblich doch operieren?

Die Anwort auf diese Frage ist relativ einfach: der Westen beabsichtigt nicht den IS aufzuhalten. Tatsächlich ist der IS die „Rebellen“ und die „Rebellen“ sind der IS. Die „Einnahme“ der irakisch-syrischen Grenze ist bestenfalls vordergründig. Waffen, Geld und Kämpfer werden weiter über die Grenze gelangen – genauso wie sie es in der Vergangenheit unter dem Schutz der NATO-Truppen getan haben. Der einzige Unterschied ist jetzt, dass diese Terroristen die grün-weiß-schwarze Fahne der FSA an ihre Pick-Ups befestigen werden. Eine Fahne, die ihnen Schutz aufgrund des vereinbarten Waffenstillstandsabkommen bietet.

Die Rebellen gewinnen nicht die Oberhand – der IS schwenkt nur eine neue Flagge

Der Waffenstillstand hat – zumindestens kurzfristig – den Terroristen in Syrien Zeit verschafft. Und in dessen Folge scheint die FSA wie von den Toten auferstanden zu sein – wo zuvor der IS und Al Nusra das Gebiet über Jahre hinweg dominierten. Haben sich hier Damaskus und Moskau „verspekuliert“?

Die New York Times – als Unterstützer der ersten Stunde für einen Regime Change – versucht parallel dazu die Öffentlichkeit glauben zu lassen, dass es erneut zu „Pro-Demokratie-Demonstrationen“ in den Städten Idlib und Aleppo gekommen ist. Zwei Städte, die vor langer Zeit vom IS überrannt wurden und wo jetzt wieder die Fahnen der FSA wehen.

Ein Auszug aus dem Artikel der NYT „Syrian Protesters Take to Streets as Airstrikes Ease (Syrische Demonstranten gehen auf die Straßen, während die Luftangriffe abnehmen)“:

Straßenproteste sind am Freitag in von Aufständischen kontrollierten Gebieten in Syrien ausgebrochen, als Demonstranten den Vorteil der relativen Ruhe bzgl. der Luftangriffe, während eines teilweisen Waffenstillstand, nutzen, um in einer seit Jahren größten Anzahl zu erklären, dass auch nach fünf harten Jahren des Krieges sie noch politische Veränderung wollen.
Unter dem Motto „Die Revolution geht weiter“ winkten Demonstranten die grüne-weiß-schwarze-Vor-Baathisten Flagge, die während der frühen, weitgehend friedlichen Phase des Aufstands aufkam – vor der Verbreitung der bewaffneten islamistischen Splittergruppe mit dem schwarzen Dschihad-Banner.

(Street protests erupted across insurgent-held areas of Syria on Friday, as demonstrators took advantage of the relative lull in airstrikes during a partial truce, coming out in the largest numbers in years to declare that even after five punishing years of war they still wanted political change.
Under the slogan “The Revolution Continues,” demonstrators waved the green, white and black pre-Baathist flag adopted during the early, largely peaceful stages of the revolt, before the proliferation of armed Islamist factions with black jihadist banners.)

Fünf Jahre nachdem der sogenannte „Arabische Frühling“, dessen „gesteuerte Natur und Ursprung“ bewiesen ist und den auch viele in der Öffentlichkeit als solches erkannt haben, „ausbrach“, glauben die „Macher“ in ihren Think Tanks offenbar, dass man der Öffentlichkeit erneut weismachen kann, dass diese Proteste wirklich vom Volk ausgehen und nicht vollständig gesteuerte Kampagnen aus Washington, London, Brüssel und Langley sind.

Die vom Westen gesteuerten Terror-Proxies versuchen gerade eine „Wandlung“ hin zu einer legitimen Opposition zu bewerkstelligen. In der Hoffnung auf Rettung des noch vorhandenen politischen Netzwerks und ihrer militärischen Kräfte.

„Aufstand“ in Al Raqqa

In der de facto Hauptstadt des IS – Al Raqqa – soll plötzlich ein „Aufstand“ durch die lokale Bevölkerung stattfinden. Dies passiert rein zufällig zu dem Zeitpunkt, an dem die syrische Armee aus dem Westen und kurdische Kräfte aus dem Nordosten auf die Stadt vorrücken.

Im Vorfeld dieses „Aufstands“ war ein Artikel im London Telegraph zu lesen. Titel „Islamic State ‚hit by cash crisis in its capital Raqqa‘ (Islamischer Staat ‚von einer Bargeldkrise in seiner Hauptstadt Raqqa getroffen‘)“:

Konfrontiert mit einer Bargeldknappheit in seinem selbsterklärten Kalifat, hat der Islamische Staat des Iraks und der Levante die Gehälter drastisch gekürzt, die Bewohner von Raqqa aufgefordert die Stromrechnungen in Schwarzmarkt-US-Dollar zu bezahlen, und lässt jetzt Häftlinge zu einem Preis von 500 US-Dollar pro Person frei.

(Faced with a cash shortage in its self-declared caliphate, the Islamic State of Iraq and the Levant has slashed salaries, asked Raqqa residents to pay utility bills in black market American dollars, and is now releasing detainees for a price of $500 a person.)

Für den Telegraph sind übrigens die „Luftangriffe der Koalition“ der Grund für diese „Bargeldknappheit“ und nicht die koordinierten Aktionen Damaskus und Moskaus entlang der türkischen Grenze, die Ganze für den IS gedachte Konvois zerstörten und damit die Kampffähigkeiten des IS entscheidend geschwächt haben.

Welche Optionen verbleiben dem Westen noch, nachdem er fünf Jahre lang Milliarden an US-Dollar investiert hat und jetzt bei der vollständigen Vernichtung seines „Babys“ zusehen muss? Ein „Aufstand“ bei dem plötzlich die FSA-Fahnen geschwenkt werden? Gerade so als wolle man damit sagen, dass für eine Einnahme der Stadt durch syrische und kurdische Kräfte keine Notwendigkeit mehr besteht? Es scheint so zu sein, dass genau das das Narrativ ist, das uns der Westen verkaufen will – in Al Raqqa und auch in anderen syrischen Städten. Als integraler Bestandteil inmitten eines „Waffenstillstands“ und von „Friedensgesprächen“.

So hat beispielsweise die BBC ein Interview mit einem der Terrorbefehlshaber in den Insignien der FSA geführt – unterlegt mit Bildmaterial des Kommandanten im Feld mit dem Banner des IS. Dies ist nur ein Beispiel dafür, wie der Westen versucht im großen Maßstab seine „Kämpfer aufzuhübschen und umzudeklinieren“.

Fake FSA Commander BBC – Bildquelle landdestroyer.blogspot.de

Erwartet der Westen, dass Syrien und seine Verbündeten mit einer nicht-existenden „Neuen Syrischen Armee“ verhandeln? Damaskus und auch Moskau dürfte vollkommen klar sein, dass der Westen mit diesen Aktionen sowohl das Waffenstillstandsabkommen als auch die bevorstehenden Friedensgespräche wissentlich sabotiert. Zudem sind sie eine erneute Bekräftigung dessen, dass der Westen kein echtes Engagement zeigt den Terrorimus zu bekämpfen. Stattdessen sind der IS, Al Nusra usw. nur ein Werkzeug, die den Kampf des Westens ausfechten sollen. Als Vorwand für eine Intervention, wenn der westlich gesponserte Terrorismus nicht zum gewünschten Ziel führt.

Quellen:
Syria: Phantom “Rebels” Return from the Dead
Syrian rebels seize Iraq border crossing from Islamic State: monitor
Syrian Protesters Take to Streets as Airstrikes Ease
Islamic State ‚hit by cash crisis in its capital Raqqa‘
NATO’s Terror Convoys Halted at Syrian Border
In Syria, If You Can’t Find Moderates, Dress Up Some Extremists

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