Terrorismus: Was steckt dahinter, wenn fast jeder Verdächtige bei den Brüsseler und Pariser Anschlägen den Behörden bekannt war?

Praktisch jeder Verdächtige bei den Brüsseler Anschlägen war den Behörden bekannt. Entweder waren sie schon einmal im Gefängnis oder standen in einer Liste der Sicherheitsbehörden. Aber aus unerklärlichen Gründen wurden sie entweder wieder aus der Haft entlassen und/oder es wurde ihnen erlaubt die Angriffe vorzubereiten und durchzuführen.

Diese Tatsasche ist so offensichtlich, dass selbst die westliche Hochleistungspresse nicht umhin kommt, dies zu bestätigen. Doch anstatt kritisch und hinterfragend damit umzugehen und die daraus zu schlussfolgernden Implikationen aufzuzeigen, behauptet unsere Hochleistungspresse, dass es sich lediglich um systemische Inkompetenz handelte.

Wall Street Journal - Bildquelle: Screenshot-Ausschnitt www.wsj.comWall Street Journal - Bildquelle: Screenshot-Ausschnitt www.wsj.com

Wall Street Journal – Bildquelle: Screenshot-Ausschnitt www.wsj.com

So musste das Wall Street Journal zugeben, dass Mohamed Abrini aufgrund des Verdachts auf terroristische Aktivitäten verhaftet worden war (als er angeblich potenzielle Anschlagsziele in Großbritannien auskundschaftet haben soll) und trotzdem aus unerklärlichen Gründen freigelassen wurde. Abrini war scheinbar auch in Syrien, wo sein Bruder im Kampf für den Daesh (IS) starb.

Aus dem Artikel Brussels Suspect Mohamed Abrini: What We Know (Verdächtiger von Brüssel Mohamed Abrini: Was wir wissen) des Wall Street Journals:

Nach Großbritannien reiste Herr Abrini nach Paris und dann nach Brüssel, wo er verhaftet, aber dann freigelassen wurde, laut zweier Personen. Aber die belgischen Behörden gaben die Informationen über seine Englandreise an die Briten weiter, einschließlich der Bilder, die man auf seinem Handy gefunden hat, so die Quellen.

(After the U.K., Mr. Abrini traveled to Paris and then Brussels, where he was arrested but then released, according to the two people. But Belgian authorities passed the information about his U.K. trip, including images found on his phone, to the British, the sources said.)

Doch Abrinis „Haft- und Entlassungsszenario“ vor einem erfolgreichen Anschlag in Europa ist nur das letzte Beispiel in einer längeren Reihe.

Die Deutsche Presseagentur schreibt in ihrem Artikel Reports: Brothers known to police were among Brussels suicide bombers (Berichte: Brüder, die der Polizei bekannt waren, waren unter den Brüsseler Selbstmordattentätern):

Zwei Brüsseler Brüder, die der Polizei bekannt waren, sind unter den Selbstmordattentätern, die die tödlichen Terroranschläge auf den internationalen Flughafen und auf die U-Bahn in der belgischen Hauptstadt durchführten, so berichteten lokale Medien am Mittwoch.
[…] [Khalid El Bakraoui] war im Frühjahr 2011 zu fünf Jahren Gefängnis wegen Carjackings verurteilt worden, nachdem er aufgrund des Besitzes von Kalaschnikow-Gewehren verhaftet worden war, laut den Angaben der Nachrichtenagentur Belga.
Sein Bruder, der 30-jährige Brahim, war im Jahr 2010 zu neun Jahren Gefängnis verurteilt worden, nachdem er mit einer Kalaschnikow während einer Kontrolle auf die Polizei geschossen hatte, schreibt Belga.

(Two Brussels brothers who were known to police are among the suicide bombers who carried out deadly terrorist attacks on the international airport and subway in the Belgian capital, local media reported Wednesday.
[…] [Khalid El Bakraoui] had been sentenced in early 2011 to five years in prison for carjackings, after having been arrested in possession of Kalashnikov rifles, according to the Belga news agency.
His brother, 30-year-old Brahim, had been sentenced in 2010 to nine years in prison for having shot at police with a Kalashnikov rifle during a hold-up, Belga said.)

New York Times – Bildquelle: Screenshot-Ausschnitt www.nytimes.com

Und in der New York Times lesen wir zu einem anderen Verdächtigen namens Brahim El Bakraoui:

Der belgische Justiz- und Innenminister erkennen an, dass ihre Abteilungen auf eine türkische Benachrichtigung über einen verurteilten belgischen Kriminellen, der in der Türkei im vergangenen Jahr wegen des Verdachts auf terroristische Aktivitäten kurz verhaftet worden war und der sich als einer der Selbstmordattentäter entpuppte, hätten handeln sollen. Und das Büro des belgischen Staatsanwalts sagte, dass der Bruder der Person – ein weiterer Selbstmordattentäter – seit Dezember im Zusammenhang mit den Paris-Attacken gesucht worden war.

(The Belgian justice and interior ministers acknowledged that their departments should have acted on a Turkish alert about a convicted Belgian criminal briefly arrested in Turkey last year on suspicion of terrorist activity, who turned out to be one of the suicide bombers. And the Belgian prosecutor’s office said that person’s brother — another suicide bomber — had been wanted since December in connection with the Paris attacks.)

Damit waren den europäischen Sicherheitsbehörden vier Verdächtige aufgrund von Gewaltverbrechen und/oder Terrorismusverdacht im Vorfeld der Anschläge bekannt. Und einige waren sogar kurzfristig inhafiert.

Das Konzept des „Haft- und Entlassungsszenarios“ zur Aufrechterhaltung der Illussion der Antiterroroperationen, während man gleichzeitig weltweit die Terrororganisationen unterstützt.

Die Frage nach dem Sinn und Zweck, warum der Westen Terroristen Anschläge gegen Unschuldige ausführen lässt, ist einfach. Es geht um den Ausbau der Machtbefugnisse und der Kontrolle in den Heimatländern, während man gleichzeitig endlose, aber profitable Kriege im Ausland rechtfertigen und führen kann.

Die Schaffung und Förderung von Terrororganisationen wie Al Qaida oder Daesh durch den Westen und seine Alliierten dient aber auch einem anderen Grund: Erst vor wenigen Jahren wurde bekannt, dass Al Qaida ab 1979 geschaffen worden war, um einen Stellvertreterkrieg gegen die UdSSR in Afghanistan zu führen. Und 2011 benutzten die USA, die NATO und die Golfstaaten Terroristen in Libyen und Syrien, die in Verbindung mit Al Qaida standen, um die dortigen Regierungen zu stürzen.

Daesh fungiert heute für den Westen in zweifacher Hinsicht: Einmal als Stellvertreterarmee im Kampf gegen die Regierungen von Syrien und dem Irak (und indirekt damit gegen den Iran und gegen Russland) und zum anderen um die Nationen weltweit in einem System der Angst zu halten.

Ist es nur Zufall, dass in Jakarta ein Anschlag des Daesh stattfand – nur kurz nachdem Indonesien einen Vertrag mit Peking unterschriebn hatte, in dem es um den Ausbau der wirtschaftlichen und militärischen Partnerschaft geht? Oder die zunehmenden Hinweise auf Anschläge in Thailand, als Bangkok sich daran machte die politischen Netzwerke des den USA nahestehenden Thaksin Shinawatra aufzudecken? Und in welchem Zusammenhang standen diese Drohungen mit dem Zögern Bangkoks die TPP-Verträge zu unterzeichnen?

Daesh und andere Terrorgruppen spielen eine gewichtige Rolle für den Westen. Sie dienen

  • als Begründung andere Länder zu invadieren und zu besetzen,
  • zur Schaffung von Kräften, die nicht nur gegen die Terroristen kämpfen, sondern auch gegen die dortigen Regierungen und
  • zur Erzeugung von Angst und Schrecken in den westlichen Ländern, um den Polizeistaat weiter ausbauen zu können.

Daesh und Co. sind zu einem wichtigen Teil der geopolitischen Strategie des Westens geworden.

Viele werden die Beweise nicht anerkennen, dass der Westen Terroristen benutzt, um seine Interessen zuhause und weltweit zu verfolgen. Trotz der Tatsache, dass es der Westen war, vornehmlich Zbigniew Brzinzski, der in den 1980ern Al Qaida erschuf. Oder des Papiers des Brooking Instituts aus dem Jahre 2009 Which Path to Persia? (Welchen Weg nach Persien?), in dem die bekannte Terrororganisation Mujahedin-e Khalq (MEK) aufgelistet wurde, um eine Kampagne gegen die iranische Bevölkerung und die dortige Regierung anzustossen.

Zu MEK sei noch hinzugefügt, dass diese Terrorgruppe sowohl US-Zivilisten als auch Militärpersonal getötet hat und auch ihre Terrorkampagne gegen zivile und politische Ziele im Iran fortführt. Und zum Brooking Institut, dass sie dies bestätigen, während sie gleichzeitig vorschlagen, dass die USA MEK benutzt, um außenpolitische US-Interessen zu verfolgen.

Wenn also MEK ein Kandidat für eine Unterstützung durch den Westen ist, warum sollte es ausgerechnet der Daesh nicht (gewesen) sein?

Berücksichtigt man dies und auch die „zufällige“ Bewaffnung und Finanzierung der „Rebellen“ in Libyen, die heute als Terroristen eingestuft werden, durch die USA und ihre Verbündeten, sollten die Enthüllungen der US-Beteiligung beim Aufstieg des Daesh keine Überraschung mehr sein.

Und ein zwischenzeitlich geleakter (und auch hier bereits thematisierter) Bericht der US Defense Intelligence Agency (DIA) aus dem Jahr 2012, räumt ein, dass die USA die Schaffung eines „salafistischen (islamischen) Fürstentums (Staats)“ im Osten Syriens anstrebten – genau in dem Gebiet in dem der Daesh heute aktiv ist:

Wenn sich die Situation entwirrt, besteht die Möglichkeit ein ausgerufenes oder nicht ausgerufenes salafistisches Fürstentum in Ostsyrien (Hasaka und Der Zor) aufzubauen, und das ist genau das, was die unterstützenden Kräfte der Opposition wollen, um das syrische Regime zu isolieren, das als strategische Tiefe [Hindernis] der schiitischen Expansion (Irak und Iran) gilt.

(If the situation unravels there is the possibility of establishing a declared or undeclared Salafist principality in eastern Syria (Hasaka and Der Zor), and this is exactly what the supporting powers to the opposition want, in order to isolate the Syrian regime, which is considered the strategic depth of the Shia expansion (Iraq and Iran).)

Im DIA-Dokument findet man dann auch, wer die Unterstützer bzw. die Gegner eines solchen „salafistischen Fürstentums“ sind:

Der Westen, die Golfstaaten und die Türkei unterstützen die Opposition; während Russland, China und der Iran das Regime unterstützen.

(The West, Gulf countries, and Turkey support the opposition; while Russia, China, and Iran support the regime.)

Doch unsere Hochleistungspresse und unsere Politiker verschließen ob dieser Tatsachen die Augen und weisen jede Verantwortung des Westens zurück. Die Verantwortung für

  • die Schaffung des Daesh,
  • das Chaos im Nahen/Mittleren Osten,
  • die Migrantenströme und
  • die bewusst geschürten Ängste in den westlichen Bevölkerungen.

Genauso wie sie die Augen vor der Tatsache verschließen, dass so gut wie jeder Verdächtige der Brüssel und Pariser Anschläge den westlichen Sicherheitsbehörden bekannt war und dass in vielen Fällen diese Verdächtigen vor den Anschlägen inhaftiert waren und kurz vor den dann erfolgreich durchgeführten Attacken freigelassen wurden. Beweist dies nicht, dass der Westen damit die Bevölkerungen hinters Licht führt und sie in Angst und Schrecken halten will – zur leichteren Steuerung und Manipulation?

Quellen:
The West’s Terrorist “Catch and Release” Program
Brussels Suspect Mohamed Abrini: What We Know
Reports: Brothers known to police were among Brussels suicide bombers
Brussels Attack Lapses Acknowledged by Belgian Officials
ISIS: US-Saudi Plague Reaches Indonesia?
Turkish-Uyghur Terror Inc. – America’s Other Al Qaeda
US-Geheimdienst: Kein Kommentar zu Fragen bzgl. der Unterstützung des Islamic State durch die USA
Pgs. 287-293 (291) JW v DOD and State 14-812

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