Syrien: Wie kann ein Täter einen Hilfskonvoi bombardieren, selbst wenn der Täter es nicht war? Von Logik und Beweisen.Lesezeit: 4 Minuten
Die Berichterstattung der Hochleistungspresse zum Syrienkrieg reicht von falsch interpretierten Fakten bis hin zu offensichtlichen Lügen. Besonders wenn wieder einmal eine westliche Intervention herbei geschrieben wird, setzen unsere Redaktionsstubenauffüller und Politdarsteller auf Desinformation, Falschinformation und Propaganda, um ein falsches Narrativ in die Köpfe der Leser, Zuschauer und Wähler zu pflanzen.
Sowie beim letzten Bombenanschlag auf einen Hilfskonvoi in Urm al-Kubra bei Aleppo. Hier vermischt die Hochleistungspresse (und natürlich die Regierungen für die sie sprechen) einen Angriff auf einen Konvoi, der nicht einmal syrischen Boden erreichte, mit dem von Urm al-Kubra, der tatsächlich wohl von den „amerikanischen Rebellen“ angegriffen wurde. Generäle des US-Militärs erklären, dass Russland für den Angriff verantwortlich ist – trotz fehlender Beweise für diese Aussage. Darüber hinaus sagen diese Generäle und selbst der US-Kriegsminister, dass Russland die Schuld trägt, selbst wenn Moskau nicht die Bomben geworfen hat.
Was schon auf den ersten Blick vollkommen unlogisch erscheint, wurde so von ihnen gesagt.
Der Vorsitzende des Joint Chiefs of Staff, General Joe Dunford, war der erste, der im Senate Armed Services Committee diese unlogische Aussage tätigte:
Es gibt für mich keinen Zweifel, dass die Russen verantwortlich sind, wir wissen nur nicht, wessen Flugzeuge die Bomben warfen.
—
(There is no doubt in my mind that the Russians are responsible, we just don’t know whose aircraft dropped the bombs.)
Nochmals zum Mitschreiben: wie will man wissen, dass die Russen den Konvoi bombardierten, wenn man zugibt, dass man nicht weiß, wer die Bomben geworfen hat?
Dunford auf diesen Missstand angesprochen, antwortet nur lakonisch:
Ich habe die Fakten nicht.
—
(I don’t have the facts.)
Gut zu wissen, dass Politik und Militäreinsätze beschlossen werden ohne Fakten zu kennen und dass man sich auf bestimmte Aktionen unabhängig von harten Tatsachen festlegt. Übersetzt man Dunfords Aussage, dann heißt das nichts anderes wie: „Wir wollen die Russen dafür verantwortlich machen, und unabhängig davon wer den Konvoi tatsächlich bombardiert hat, wir wollen die Russen dafür verantwortlich machen. Scheiß auf die Fakten und Beweise.“
Aber wer denkt, dass der US-Kriegsminister Ashton Carter einen solchen Unfug nicht noch toppen könnte, irrt – irrt gewaltig:
[Die] Russen sind für diesem Angriff verantwortlich, ob sie ihn nun durchgeführt haben oder nicht, da sie sich selbst mit dem syrischen Regime verbunden haben.
—
([The] Russians are responsible for this strike whether they conducted it or not because they associated themselves with the Syrian regime.)
Nehmen wir einmal an, dass die syrische Regierung wirklich „seine eigenen Leute umbringt“, „Zivilisten bombardiert“ und „syrische Zivilisten foltert“ – so wie es Washington und der Westen immer behauptet. Zwar gibt es keinerlei Beweise für diese Behauptungen, aber wir wollen es einfach mal kurz annehmen. Wenn also Russland für das Verhalten der syrischen RegieQuellen:
U.S. Says Russia Bombed Convoy Even If It Didn’t
Sec. Carter: Russians Responsible for Airstrikes on Aleppo Aid Convoyrung verantwortlich ist, sind dann die USA nicht auch verantwortlich für das Verhalten, das die „moderaten Rebellen“ an den Tag legen? Schließlich ist der Westen ja mit diesen auch „verbunden“.
Folgt man der Logik des Herrn Carter, dann sind die USA verantwortlich für unzählige Hinrichtungen, für die Einführung der Scharia, für Völkermord, Vergewaltigungen, Kindesmissbrauch, Enthauptungen, Folter und Kannibalismus.
Russland antwortete in einem gewohnt sachlichen Ton und liess durch Igor Konashenkov verlautbaren:
Im Gegensatz zum Vorsitzenden des Joint Chiefs of Staff der US-Streitkräfte haben wir die „Fakten“, das sind Daten der objektiven Kontrolle der Luftsituation in Aleppo am 19. September und diese Fakten bestätigen eindeutig das Vorhandensein einer amerikanischen unbemannten Predator-Drohne, gestartet von der Incirlik Air Base im Gebiet, wo der Konvois Urum al-Kubra passierte.
—
(Unlike the chairman of the Joint Chiefs of Staff of the U.S. Armed Forces, we do have the „facts“, that is, data of objective control of the aerial situation in Aleppo on Sept. 19. And these facts unequivocally confirm the presence of an American unmanned fighting air vehicle Predator, launched from the Incirlik air base, in the area of the convoy’s passing by Urum al-Kubra.)
Vielleicht sollte man Herrn Konashenkov nochmals darauf aufmerksam machen, dass Fakten und Beweise für den Westen und seine Hochleistungspresse keine Rolle spielen. Denn wenn Fakten wirklich wichtig wären, dann würden beide Beweise liefern, dass der Konvoi des Roten Kreuzes durch Russland bombardiert wurde und nicht einen Konvoi ins Spiel bringen, der nachweislich in einer komplett anderen Gegend angegriffen wurde und der zudem mit großer Wahrscheinlichkeit auch noch von den „moderaten Rebellen“ des Westens bombardiert wurde.
Aber wie gesagt, Fakten spielen in diesem Spiel schon lange keine Rolle mehr. Denn sonst wären die „moderaten Rebellen“ des Westens niemals als „moderat, friedlich oder demokratisch“ bezeichnet worden. Und der Westen hätte diese Terroristen niemals bewaffnen dürfen. Oder Libyen zerstören dürfen. Oder den Irak. Oder Afghanistan.
Leider sind heutzutage Fakten, Beweise und Logik eine gefährtete Spezie in unserer Politik- und Pressewelt.
Quellen:
U.S. Says Russia Bombed Convoy Even If It Didn’t
Sec. Carter: Russians Responsible for Airstrikes on Aleppo Aid Convoy
Ein Artikel bildet zwangsweise die Meinung eines Einzelnen ab. In Zeiten der Propaganda und Gegenpropaganda ist es daher umso wichtiger sich mit allen Informationen kritisch auseinander zu setzen. Dies gilt auch für die hier aufbereiteten Artikel, die nach besten Wissen und Gewissen verfasst sind. Um die Nachvollziehbarkeit der Informationen zu gewährleisten, werden alle Quellen, die in den Artikeln verwendet werden, am Ende aufgeführt. Es ist jeder eingeladen diese zu besuchen und sich ein eigenes Bild mit anderen Schlussfolgerungen zu machen.
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