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Internet der Dinge: Wenn Kinderspielzeug die Konversation überwacht und sie in Datenbanken hochlädt, die von Militär und Polizei genutzt werdenLesezeit: 5 Minuten

Das Internet der Dinge (IdD) geriet in der letzten Zeit vor allem dadurch in die Schlagzeilen, dass IP-gestützte Überwachungskameras DDoS-Angriffe gegen DNS-Provider führten, so dass teilweise große Websiten wie Twitter nicht oder nur sehr schwer erreichbar waren. Für viele ist das IdD nichts wofür man sich besonders interessieren oder wovor man gar Bedenken haben müsste. Dass dem nicht so ist, zeigt einmal mehr der Fall von Kinderspielzeug in den USA, das persönliche Informationen und sogar Sprachmuster ihrer Nutzer, sprich der Kinder, an eine Datenbank schickt, die auch vom US-Militär und -Polizei genutzt werden.

Dieses Spielzeug ist sogar in der Lage die vollständige Konversation in seiner Nähe aufzuzeichnen und nach bestimmten spezifischen Informationen (Schlüsselwörter) zu lauschen. Zahlreiche Verbraucherschutzorganisationen in den USA haben jetzt deswegen eine Beschwerde bei der US Federal Trade Commission eingereicht.

Die Puppe My Friend Cayla und der Robotor i-Que der Firma Genesis Toys benutzen Stimmerkennungstechnologien um mit den Kindern, respektive mit dem Internet zu kommunizieren. Wie CNN berichtet können diese Spielzeuge Fragen beantworten, in dem sie das gesprochene Wort in Text umwandeln und die Texte mit Informationen bei Google, Wikipedia oder Weather Underground abgleichen bzw. anreichern. Was die Organisationen wie Electronic Privacy Center (EPIC), die Campaign for a Commercial Free Childhood oder das Center for Digital Democracy richtig in Rage versetzt, ist, dass dieses angebliche Spielzeug die Kinder unter eine Dauerüberwachung stellt, was eindeutig nicht im Einklang mit den rechtlichen Vorgaben bzgl. der Privatsphäre und des Verbraucherschutzes steht. Zudem monieren die Organisationen, dass sich der Geschäftszweck der Firma Genesis Toys ausschließlich mit diesen Dingen beschäftigt.

Ein Auszug aus der Beschwerde:

Nuance Communications stellt sich als ein führendes Unternehmen in der Sprachtechnologie vor, einschließlich bei der Spracherkennungssoftware und bei sprachbiometrischen Lösungen, wobei eine Suche ermöglicht wird, die die 60 Millionen abgespeicherten Sprachmuster der Firma innerhalb von Minuten mit der aufgezeichneten Konversation abgleicht. Nuance vermarktet seine Technologie für private und öffentliche Einrichtungen und liefert seine Sprach-Biometrie-Technologie an militärische, geheimdienstliche und Strafverfolgungsbehörden.

Sowohl Genesis Toys als auch Nuance Communications sammeln, verwenden und benutzen Audiodateien von Kinderstimmen in einer unfairen und betrügerischen Art, ohne eine angemessene Bekanntmachung [dieses Verhaltens] oder eine gültige Zustimmung der Eltern zu erhalten.

(Nuance Communications represents itself as a leader in voice technology, including speech recognition software and voice biometric solutions that allow a search of the company’s 60 million enrolled voiceprints for a voice match from recorded conversations to be performed within minutes. Nuance markets its technology to private and public entities and delivers its voice biometric technology to military, intelligence, and law enforcement agencies.

Both Genesis Toys and Nuance Communications unfairly and deceptively collect, use, and disclose audio files of children’s voices without providing adequate notice or obtaining verified parental consent.)

Weiter heißt es dort:

Die Begleitanwendung [aka App, Anm. www.konjunktion.info] für My Friend Cayla fordert die Berechtigung für den Zugriff auf Hardware, Speicher, Mikrofon, Wi-Fi-Verbindungen und Bluetooth auf den Geräten der Benutzer ein, gibt jedoch dem Benutzer nicht an die Hand, was das Erlangen dieser Berechtigung bedeutet. Die i-Que-Begleitanwendung fordert auch den Zugriff auf die Gerätekamera, was für die Funktionen des Spielzeugs nicht notwendig ist und was nicht erklärt wird oder gerechtfertigt ist.

(The companion application for My Friend Cayla requests permission to access the hardware, storage, microphone, Wi-Fi connections, and Bluetooth on users’ devices, but fails to disclose to the user the significance of obtaining this permission. The i-Que companion application also requests access to the device camera, which is not necessary to the toy’s functions and is not explained or justified.)

Der Vizepräsident für Unternehmensmarketing und Kommunikation von Nuance Communications, Richard Mack, versicherte zwar, dass die hochgeladenen Informationen weder verkauft noch für Werbung oder andere Marketingmaßnahmen eingesetzt werden, aber angesichts des immer mehr um sich greifenden Überwachungsstaates, der nur alle erdenklichen Datenquellen anzuzapfen bereit ist, wohl nur ein Mehr als schwacher Trost. Zudem sagt die Puppe Cayla beispielsweise im Gespräch mit den Kindern, dass der Disney Streifen Die kleine Meerjungfrau ihr Lieblingsfilm sei – man kann sich vorstellen was sich ein Kind daraufhin wünschen wird.

CNN schreibt zu dieser Puppe weiter:

Die Puppe Cayla hat auch eine Handy-App, die Kinder bittet persönliche Informationen wie ihren Namen und den Namen ihrer Eltern, ihre Lieblings-TV-Show, ihre Lieblings-Mahlzeit, wo sie zur Schule gehen, ihre Lieblings-Spielzeug und wo sie leben anzugeben.

(The Cayla doll also has a mobile phone app that asks children to provide personal information, like their name and their parents’ names, their favorite TV show, their favorite meal, where they go to school, their favorite toy and where they live.)

Die bereits genannten Organisationen fordern jetzt, dass das Spielzeug aus den Läden verschwindet, so wie es bereits in den Niederlanden erfolgt ist. Man kann sich den Forderungen nur anschließen, wenn man Privatsphäre noch als wichtiges Gut erachtet. Leider sehen immer weniger Menschen ein Problem im Sammeln von Daten aller Art, weil sie zumeist nicht erkennen können, wie viel Wert diese (Meta-)Daten in Wirklichkeit haben – und das nicht nur auf Überwachung und Kontrolle bezogen.

Ach ja, bevor ich es vergesse: in einem Artikel mit dem Titel Top 5 Positions in George Soros‘ Portfolio (Die Top 5-Positionen im Portfolio von George Soros) auf Investopedia.com vom 26. Februar 2016 finden wir *Trommelwirbel* Nuance Communications auf Platz 3. Da mag sich jetzt jeder selbst so seine Gedanken machen…

Quellen:
Watchdog Discovers Toy Dolls Are Recording Your Conversations And Uploading Them To Police
Complaint and Request for Investigation, Injunction, and Other Relief
These dolls are spying on your kids, consumer groups say
Addressing privacy concerns with speech recognition
Consumer watchdog warns some new dolls are spying on your kids
EPIC’s „Toys That Spy“ Complaint Spurs Congressional Investigation
US intelligence chief: we might use the internet of things to spy on you
Wikipedia – Nuance Communications
My Friend Carla
Top 5 Positions in George Soros‘ Portfolio

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Ein Artikel bildet zwangsweise die Meinung eines Einzelnen ab. In Zeiten der Propaganda und Gegenpropaganda ist es daher umso wichtiger sich mit allen Informationen kritisch auseinander zu setzen. Dies gilt auch für die hier aufbereiteten Artikel, die nach besten Wissen und Gewissen verfasst sind. Um die Nachvollziehbarkeit der Informationen zu gewährleisten, werden alle Quellen, die in den Artikeln verwendet werden, am Ende aufgeführt. Es ist jeder eingeladen diese zu besuchen und sich ein eigenes Bild mit anderen Schlussfolgerungen zu machen.
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6 Antworten

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  1. 28. Dezember 2016

    […] Internet der Dinge: Wenn Kinderspielzeug Konversation überwacht, in Datenbanken hochlädt, die von Militär+Polizei genutzt werden – https://www.konjunktion.info/2016/12/internet-der-dinge-wenn-kinderspielzeug-die-konversation-ueberwa… […]

  2. 3. Februar 2017

    […] „My friend Cayla“, und „iQue“ für Jungs sind weitere Modelle mit dem Internet verbundener sprechender Puppen, etwas weniger Mainstreem, sprechen wohl eher die intellektuelleren Eltern an. Die Antworten der Puppen weisen wohl eine deutliche Disneyaffinität auf, darüber hinaus werden sie inklusive der Stimmprofile gespeichert von der US Firma „Nuance Communication“, die die Weitergabe der Daten an Dritte nicht ausschließen. Laut Peter haben sie schon 60 Mio „sprachliche  Fingerabdrücke“ (voice fingerprints) gesammelt. Nuance vermarktet – laut einer Beschwerde von US-Verbraucherschützern – die Daten u.a. an militärische Einrichtungen in den USA. […]

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