Ich sehe schon die Fragezeichen, die ob der Überschrift über den Köpfen der Leser auftauchen. Aber die bewusst gewählte Überschrift lässt letztlich keinen anderen Schluss zu, wenn man sich die Geschichte des 59 Jahre alten Ross Compton aus Hamilton, Ohio ansieht.
Compton wurde nämlich am Dienstag von der lokalen Polizei festgenommen. Grundlage der Festnahme waren die Informationen, die man mittels seines Herzschrittmachers gewonnen hatte. Laut den Behörden soll der 59-Jährige sein eigenes Haus am 15. September 2016 angezündet haben und soll nun aufgrund dessen wegen Brandstiftung und Versicherungsbetrug angeklagt werden.
Die Polizei sagt, dass sie eine richterliche Genehmigung erhalten habe, alle digitalen Informationen, die sich auf dem Herzschrittmacher Comptons befinden, auszulesen, da seine Angaben nicht zu Geschehnissen rund um den Brand passen. Compton erklärte gegenüber den Behörden, dass „er all seine Sachen gepackt hat, als er das Feuer bemerkte, sie aus dem Fenster warf und sie in sein Auto trug (he packed belongings when he saw the fire, threw them out of a window and carried them to his car)“. Ein Kardiologe, der die Daten des Herzschrittmachers überprüfte, wird dagegen in den Gerichtsdokumenten folgendermaßen zitiert:
[…] es ist höchst unwahrscheinlich, dass Herr Compton in der Lage war, all die Gegenstände aus dem Haus zu sammeln, zusammenzupacken und hinauszutragen, durch sein Schlafzimmerfenster auszusteigen und während der kurzen Zeitspanne, die er hat, zahlreiche große und schwere Gegenstände an die Vorderseite seines Wohnsitzes aufgrund seiner medizinischen Zustands zu tragen, so wie er es angezeigt hat.
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([…] it is highly improbable Mr. Compton would have been able to collect, pack and remove the number of items from the house, exit his bedroom window and carry numerous large and heavy items to the front of his residence during the short period of time he has indicated due to his medical conditions.)
Dieser Fall (ob nun Compton schuldig oder unschuldig ist, ist hier für mich zweitrangig) zeigt, dass die rund um die Uhr aufgezeichneten Daten eines Handys, eines Autos, eines Computers oder eben eines Herzschrittmachers in Wirklichkeit keine unwichtigen Daten sind, die keine Folgen für einen haben können. Er wirft die Frage insbesondere nach dem Recht auf die eigenen sensiblen medizinischen Daten auf. Einer der Anwälte der Gruppe Electronic Frontier Foundation, Stephanie Lacambra kommt zu dem Schluss, dass die technologischen Fortschritte zu einem Verlust der individuellen Privatsphäre führen. (Ich würde sogar sagen, müssen.) Sie sieht im Fall Compton einen Präzedenzfall, der noch weitreichende Folgen nach sich ziehen wird:
Fälle wie dieser könnten der Kanarienvogel in der Kohlengrube bzgl. der größeren Implikationen für die Privatsphäre bei der Verwendung der medizinischen Daten einer Person sein.
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(Cases like this could be the canary in the coal mine concerning the larger privacy implications of using a person’s medical data.)
Stephanie Lacambra führt weiter aus:
Amerikaner sollten keine Wahl zwischen Gesundheit und Privatsphäre treffen müssen. Wir als Gesellschaft schätzen unsere Rechte, die Privatsphäre über persönliche und medizinische Informationen beizubehalten, und der Zwang auf Bürger, geschützte Gesundheitsdaten an die Strafverfolgungsbehörden zu geben, erodiert diese Rechte.
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(Americans shouldn’t have to make a choice between health and privacy. We as a society value our rights to maintain privacy over personal and medical information, and compelling citizens to turn over protected health data to law enforcement erodes those rights.)
Wir sehen, dass selbst so unschuldige Geräte wie ein Herzschrittmacher gegen einen selbst verwendet werden können. Wenn aber schon ein Herzschrittmacher so viele Daten sammeln kann, dass bestimmte Schlüsse (Lebenswandel usw.) abgeleitet werden können, was ist dann alles mit unserer Dauerwanze Smartphone möglich?
Quellen:
Man’s Pacemaker Used To Track And Charge Him With Crime
Data from man’s pacemaker led to arson charges
Man pleads not guilty in case based partly on pacemaker data
Privacy Issue? Pacemaker data used to charge suspected arsonist