Systemfrage: Wir haben den Umkehrpunkt überschritten – Unser System ist nicht mehr reparabel

Bis zum Amtsantritt Donald Trumps als neuen US-Präsident konnten wir in der Hochleistungspresse lesen, dass die Trump Administration eine im „Aufstieg befindliche globale Wirtschaft“ übernehmen wird. Ein Mem, das uns regelrecht in die Köpfe transplantiert wurde. Dass die Realität genau diametral dazu ist, zeigen die Fundamentaldaten (abseits der manipulierten Aktienmärkte) zur Genüge.

Donald Trump - Wikipedia / Michael VadonDonald Trump - Wikipedia / Michael Vadon

Donald Trump – Wikipedia / Michael Vadon

Trump hat das Oval Office in einer Zeit des bereits lang anhaltenden Niedergangs der USA bezogen. Und er wird dort sitzen, wenn in den nächsten Monaten ein heftiger, sich beschleunigender Verfall auch in der Hochleistungspresse ankommen wird. Die Zeichen mehren sich und sie passen perfekt in das Puzzle meiner Vorhersage, warum Trump gewinnen durfte: die konservativen Bewegungen sollen weltweit als Sündenböcke für eine globale Krise herhalten, die die Internationalisten/Globalisten/Eliten (IGE) geschaffen haben.

Dass Trump die neuen Höchststände beim Dow Jones mit seiner Person und seinem Wahlsieg verknüpft, passt wie die berühmte Faust aufs Auge, ein perfektes, abgekartetes Spiel für die Massen.

Derzeit erlässt Donald Trump Präsidentenerlässe (die sog. executive orders) in einem Tempo, dass zu befürchten ist, dass die Menschen daran glauben, dass unter seiner Ägide wirklich so etwas wie ein wirtschaftlicher Erholungsprozess stattfinden würde. Doch dem steht eine Tatsache entgegen: Probleme können nie von oben nach unten gelöst werden. Zudem sind einige Dinge unvermeidlich, weil sie mathematischen Grundprinzipien (Stichwort Zins und Zinseszins) folgen. Und manchmal muss eine Krise ihren vorgegebenen Weg durchlaufen, bevor eine Gesellschaft zur Stabilität zurückkehren kann. Dies gilt unweigerlich für die zugrunde liegende Krise innerhalb der US-Wirtschaft, die das Land derzeit durchlebt.

Wir dürfen keine falschen Hoffnungen in eine fiskalische Erholung setzen und müssen weiterhin wachsam und vorbereitet bleiben. Denn trotz der sich plötzlich veränderten politischen Gemengelage mit Trump und der Kontrolle Washingtons durch die Republikaner, kann eine Regierung nichts tun, um die derzeit herrschende Unruhe und die Anspannung im Finanzbereich und in der Wirtschaft zu lindern.

Ich will versuchen zu erklären, warum:

Regierungen schaffen keinen Wohlstand

Regierungen sind Wohlstand vernichtende Entitäten. Je größer eine Regierung ist, desto geschickter ist sie darin, sich Kapital anzueignen und dieses falsch zu verteilen. Solch ein System ist von Natur aus nicht fähig, eine Ökonomie, die sich in einer Spirale der Stagflation befindet, wieder auf Vordermann zu bringen.

Viele Stimmen werden derzeit laut, die von den zahlreichen neuen Jobs sprechen, die durch Trumps Infrastrukturmaßnahmen geschaffen werden. Erinnert das nicht fatal an die Verzweiflung zu Beginn der Großen Depression und die Versuche von Herbert Hoover, die US-Wirtschaft wieder mittels einer Vielzahl an Arbeitsschaffungsprogrammen zum Laufen zu bringen?

Die Ideen Trumps einen US-Wirtschaftsaufschwung einzuleiten, indem man Infastrukturmaßnahmen anstößt, sind wahrlich nichts neues. Bereits 2015 haben die Obama Administration und der Kongress das größte Verkehrsausgabengesetz seit 10 Jahren erlassen und schlugen genau in die gleiche Kerbe wie jetzt Trump. Man sollte darauf hinweisen, dass Obamas Bemühungen dabei genauso fruchtlos blieben wie die von Herbert Hoover. Obama war gar der erste Präsident seit Hoover, in dessen gesamter Amtszeit das Wachstum des US-BIP unter 3% blieb (2016 fiel es gar auf 1,6%).

Auch wenn Projekte während der Großen Depression (wie der Hoover Dam, der viel für die Elektrifizierung der USA beitrug) angestoßen wurden, haben diese nur wenig dazu beigetragen, dass die US-Wirtschaft einen langfristigen Aufschwung erlebte. Denn Regierungen sind unfähig darin, Wohlstand zu erzeugen – sie sind nur in der Lage Wohlstand mittels Steuern aus der Gesellschaft abzusaugen, um damit Zinsen auf Schulden zu bezahlen, die durch das Finanzkonglomerat aus dem Nichts geschaffen wurden. Oder sie machen Geschäfte mit dem Teufel, wenn sie es den Zentralbanken erlauben, Geld zu drucken, um dadurch so etwas wie einen falschen Wohlstand zu erzeugen.

Manch einer wird jetzt verargumentieren, dass Trump die benötigten Gelder aus Programmen abziehen wird, die noch Obama zu verantworten hatte, als dass er die Steuern erhöhen wird oder die Druckerpresse anwirft. Aber letztlich ist das egal, denn es verändert das Gesamtbild nicht. Umgeleitete Steuergelder bleiben Steuergelder. Und diese Steuergelder würden einen größeren Hebel entwickeln, wenn man sie den Steuerzahlern direkt zurückgeben würde, anstatt sie für eine Steigerung des BIPs um 1% (per Infrastrukturmaßnahmen) auszugeben. Zudem ist die Zahl der Jobs, die aufgrund dieser Maßnahmen neu geschaffen werden, nur ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn man die 100 Millionen US-Amerikaner berücksichtigt, die derzeit auf Jobsuche sind.

Unterm Strich mögen neue Straßen und eine Mauer im Süden des Landes vielen Konservativen als Sieg vorkommen, aber das Geldausgeben für Infrastrukturmaßnahmen ist keine Lösung, um eine bereits lang andauernde Fiskalkrise entscheidend und auf Dauer zu mildern.

Gegenseitige Abhängigkeiten sind nur schwer aufzulösen

Eine weitere Möglichkeit Gelder einzunehmen, um die Jobs zu generieren, die durch öffentliche Projekte entstehen sollen, ist der Einsatz von Strafzöllen auf Importe. Insbesondere Strafzölle auf Produkte aus Ländern, die unfaire Handelsvorteile mittels NAFTA, CAFTA oder dem China Trade Bill nutzen. Dies ist auf den ersten Blick ein praktikables Konzept, um die Steuerbelastung der eigenen Bürger zu verkleinern, in dem man Strafzölle auf Importgüter erhebt. Jedoch hat dies auch Konsequenzen, die es zu berücksichtigen gilt.

Unglücklicherweise haben es die IGE im letzten halben Jahrhundert geschafft, dass die Nationen so starke gegenseitige Abhängigkeiten eingegangen sind, dass sie in finanzieller Hinsicht nicht mehr ohne den jeweils anderen können. Die USA stehen dabei im Zentrum dieser Abhängigkeiten, da der US-Dollar (noch) die Weltreservewährung ist. Um die Natur der gegenseitigen Abhängigkeiten auflösen zu können, müssen wir die Art der eigenen Teilhabe an diesem System verändern. Das bedeutet: wollen die USA beispielsweise Strafzölle gegen China erheben (wie es Trump vorschlägt), dann müssen die USA auch bereit sein, einen Hauptvorteil, den sie derzeit in diesem Abhängigkeitsmodell noch genießen, zu opfern – den Status des US-Dollars als Weltreservewährung.

Man sollte dabei nicht vergessen, dass Länder wie China oder auch Saudi-Arabien jederzeit durch ihre Unsummen an US-Schatzpapieren und US-Dollarbeständen, die sie halten, die US-Wirtschaft in die Knie zwingen können, wenn sie diese liquidieren.

Man sollte zusätzlich nicht vergessen, dass mit höheren Zöllen bzw. Strafzöllen höhere Preise im Laden aufgerufen werden müssen. Doch die Mehrzahl der Güter, die heute in den USA konsumiert werden, kommen von außerhalb. Höhere Zölle machen erst dann Sinn, wenn man in den USA wieder die Produktionsmöglichkeiten geschaffen hat, um die einstmal importierten Güter selbst herzustellen. Und zwar dann zu Preisen, die auch bezahlbar sind. Die produzierende US-Industrie ist aber derzeit im Vergleich zu den Zeiten der Großen Depression nicht existent. Will man also wirklich seitens der USA die Zölle anheben, dann benötigen die USA im selben Atemzug eine neue produzierende Industrie, die das Ganze auffängt. Aber diese ist derzeit weit und breit nicht in Sicht.

Die USA würden eine noch nie dagewesene Veränderung in ihrer „Produktionslandschaft“ benötigen, um die massiven fiskalischen Konsequenzen vermeiden zu können, will man Zölle als ökonomische Waffe einsetzen. Ansonsten schaden sich die USA nur selbst.

Reindustrialisierung benötigt Zeit

Großes Entzücken haben Berichte bei vielen alternativen Medien ausgelöst, in denen zu lesen stand, dass bestimmte US-Unternehmen in Trumps erster Amtszeit wieder ihre Produktion in die USA zurück verlagern wollen. Etwas was sicherlich sinnvoll ist, weil man nie damit hätte beginnen dürfen dies überhaupt zu tun. Aber ist es dafür nicht ein bisschen zu spät?

Federal Reserve – Bildquelle: Wikipedia / Dan Smith

2008/2009 applaudierten die Analysten der Hochleistungspresse lautstark, als die Fed ihr Banken-Bail-Out durchführte und das Quantitative Easing einführte. Sie verargumentierten, dass dies den Wert des US-Dollars auf den globalen Märkten verringern würde, was wiederum dazu führt, dass US-amerikanische Güter auf dem Weltmarkt billiger werden, was wiederum eine Renaissance der Güterproduktion in den USA auslösen würde. Natürlich erfüllte sich diese Hoffnung nicht. Letztlich zeigte sich nur, dass die meisten Mainstreamökonomen (wie meistens) komplett falsch lagen.

Wir sollten daher nicht den Fehler machen, nochmals in diese „Falle der falschen Hoffnungen“ zu stolpern. Trump mag bestimmte Angelegenheiten aggressiver angehen als seine Vorgänger, aber man kann nur einen geringen Teil politisch selber beeinflussen. Der Wiederaufbau der produzierenden Industrie nach Jahrzehnten der Verlagerung ins Ausland benötigt Zeit – viel Zeit. Fabriken müssen geplant, konzipiert werden. Geld dafür bereit gestellt werden. Löhne müssen ausgehandelt werden, so dass das Unternehmen konkurrenzfähig produzieren kann. Mitarbeiter müssen gefunden und ausgebildet werden. Oftmals existieren aber genau jene benötigten Fähigkeiten in den USA nicht mehr, um beispielsweise eine Produktionslinie zu konzipieren, bzw. es gibt die Arbeitskräfte nicht mehr, die diese benötigten Fähigkeiten besitzen. Die USA sind heute ein Land der Verkäufer und Dienstleister geworden. Aber keines der Produzenten.

Zudem werden die USA zumindestens auf kurzer Sicht einen stärkeren US-Dollar haben als einen schwachen. Hier muss ich meine Annahme aus der Vergangenheit insoweit revidieren, dass ich das Zeitfenster eines kurzfristig starken US-Dollars zu eng gesetzt habe. Während die Hochleistungspresse derzeit davon ausgeht, dass die Fed weitere Zinserhöhungen wohl eher nicht durchführen wird, glaube ich nicht daran. Es dient den IGE weit mehr, wenn ein Kampf zwischen der Fed und Trump stattfindet. Das ist auch der Grund, warum ich nach wie vor davon ausgehe, dass die Fed ihre Zinserhöhungspolitik weiter durchzieht. Trump wird zwar einen schwächeren US-Dollar einfordern, aber die Fed wird dem nicht nachgeben. Letztlich wird die globale Wirtschaft aber deswegen den US-Dollar als zunehmendes Risiko einordnen und ihn bzw. den Weltreservestatus abverkaufen. Genau das, was die IGE seit langem wollen, so dass sie die Sonderziehungsrechte bzw. eine Abart davon als eine Brücke für eine neue Weltwährung einführen können.

Mit einem „starken“ US-Dollar wird das Ausland noch weniger Interesse daran haben, US-amerikanische Produkte zu kaufen. Wenn der US-Dollar seinen Status als Weltreservewährung verliert (was meiner Meinung nach in der ersten Amtszeit Trumps eintreten wird), dann wird der US-Dollar als Währung schnell an Wert verlieren. So schnell, dass ein Neustart bei der produzierenden Industrie auf halben Wege enden muss.

Während der japanische Staat bei seinen eigenen Bürgern verschuldet ist, gibt es in den USA nicht die Möglichkeit auf die eigene Bevölkerung zurückgreifen zu können, wenn es um das Thema Geld für den Wiederaufbau der Industrie geht. Hier sind die USA entweder auf Gelder von außerhalb angewiesen oder auf ihre bekannte Druckerpresse. Aber letzteres führt uns wieder zurück zum Verlust des Status als Weltreservewährung bei dann übermäßiger „virtueller Geldschöpfung“.

Der von Trump angedachte Wechsel von einem Land, das vollumfänglich im globalen System eingebunden ist, zu einem Land, das wieder eine selbstversorgende Nation aus Produzenten wird, die genug produziert, um damit die einbrechenden Importe auffangen zu können, ist ein Politikwechsel, der viel Weitsicht, Planung und Zeit benötigt. Es ist nichts, was über Nacht aus dem Nichts geschaffen werden kann. Weder durch Regierungen oder mittels Zwang. Denn man würde dadurch eine bereits geschwächte Wirtschaft nur weiter in Aufruhr versetzen.

Conclusio

Der Wahlslogan Trumps „Make American great again“ ist für die konservativen Kräfte in den USA ein verständliches und nachvollziehbares Ziel. Aber man sollte dabei die Inkonsistenz bei dieser hier geschilderten Strategie nicht unterschätzen und man sollte sich eingestehen, dass es für „Reparaturmaßnahmen“ bereits zu spät ist. Und das trifft nicht nur auf die USA allein zu. Um „Amerika wieder groß zu machen“, bedarf es dezentraler Anstrengungen auf lokaler Ebene. Und keiner zentralistischer Wirtschaftslenkungsmaßnahmen. Die IGE waren viel zu sorgfältig bei ihrem Programm der gegenseitigen Abhängigkeiten. Der einzige Weg, diese Abhängigkeiten hinter uns zu lassen, liegt im Zusammenbruch dieses Systems – mit den richtigen Personen an den richtigen Positionen, die dann einen Wiederaufbau organisieren.

Traurigerweise ist ein Zusammenbruch immer eine Tragödie für eine Vielzahl von Menschen. Aber ein Zusammenbruch ist genau das, was die IGE wollen. Sie glauben, dass SIE diese richtigen Personen an den richtigen Positionen sind, die dann ein noch umfassender zentralisiertes System neu aufbauen. Sie sind bereit ihre alte Ordnung zu opfern, um eine soziale Verzweiflung zu erzeugen, die die Massen dazu bringt, dass diese von sich aus eine Neue Weltordnung fordern und damit letztlich akzeptieren.

Noch einmal, ein Zusammenbruch des Systems ist unvermeidlich – er kann maximal abgeschwächt werden. Wir können uns darauf vorbereiten und uns selbst versorgen. Wir können darum kämpfen, dass die IGE nicht in diese Positionen bei einem Neustart kommen, um das System dann nach ihren Vorstellungen neu aufzubauen. Aber wir sollten nicht allzu viel Hoffnung darin legen, dass die Administration Donald Trumps in der Lage ist, die heutigen Wirtschafts-/Finanz-/Systemprobleme zu lösen. Selbst wenn das deren Anliegen wäre. Die Lösung liegt immer in unseren Händen, nie in denen der Politiker.

Quellen:
Irreversible Damage – The U.S. Economy Cannot Be Repaired
A Major Infrastructure Bill Clears Congress
Obama May Become First President Since Hoover Not to See 3% GDP Growth
It’s official: Economy grew a paltry 1.6% in 2016
Trump team floats a 10% tariff on imports

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