Nord-Korea: Wie wahrscheinlich ist ein Krieg? Und wie würde dieser geführt werden?Lesezeit: 9 Minuten
Der Kabarettist Volker Pispers brachte es in einem seiner letzten Programme auf den Punkt: Als Regierung holt man immer wieder ein gern genutztes Gespenst aus dem Wandschrank, um damit bei Bedarf die eigenen Interessen verfolgen zu können.
Ein solches „Gespenst aus dem Wandschrank“ ist für die USA Nord-Korea, das aufgrund seiner Geschichte, seiner Lage und seiner politischen Struktur immer dann herausgezogen wird, wenn es darum geht größere, geopolitische Spannungen zu erzeugen.
Und auch Donald Trump nutzt das „Gespenst aus dem Wandschrank“. Die Kriegsrhetorik, die wir seit kurzem gegenüber Nord-Korea vernehmen müssen, dürfte in dieser Form seit der zweiten illegalen Invasion des Iraks nicht mehr „gehört“ worden sein. Nicht nur Syrien, auch Nord-Korea ist eines jener Länder, die man seitens des Imperiums bei Bedarf benutzt, um Chaos zu stiften, Ängste zu schüren und ökonomische Instabilitäten zu schaffen.
Warum ausgerechnet jetzt die Raketentests von Kim Jung-Un zum Problem werden, obwohl dieser bzw. sein Vater gefühlt seit Jahrzehnten diese Tests durchführt, ist für mich nicht nachvollziehbar. Außer ich gehe auf das eingangs erwähnte „Gespenst aus dem Wandschrank“ zurück. Dass es seitens der Trump-Administration Gerüchte gibt, dass die USA mit 50.000 Soldaten in Syrien eingreifen und dass man präventiv gegen Nord-Korea vorgehen will, passt daher für mich ins große Bild.
Natürlich ist und war Nord-Korea immer wieder Thema in den „Demokratie bringenden Hauptstädten des Westens“. Aber dieses mal fühlt es sich anders an. Die Wahrscheinlichkeit, dass Trump Nord-Korea zu seinem ersten, echten, eigenen Krieg macht, ist in den letzten Tagen größer geworden. Gerade weil Trump unter dem Banner der Konservativen läuft und egal, was er tut oder bereits im Falle Syriens getan hat, er wird für die Medien und die politische Opposition weltweit immer ein Konservativer bleiben – selbst wenn er alles erdenkliche tut, das nicht einmal im Ansatz mit konservativen Werten in Einklang zu bringen ist.
Rhetorik ist oftmals in den Köpfen der Massen wirkungsvoller als aktives Handeln. Daher wird ALLES was Trump tun wird, als Ergebnis einer „nationalistischen konservativen Ideologie“ gelten. Ein Geschenk für das Establishment, dass dadurch Tabuthemen transportieren und durchsetzen kann, die bislang undenkbar waren. Und weil man gleichzeitig damit die Konservativen und Freiheitsliebenden in die Verantwortung nehmen kann.
Dass die Anhänger Trumps dann sagen werden, dass Trump nicht wie ein Konservativer handelt, wird nichts nützen. Diese Menschen vergessen die Denkprozesse der Menschen. Egal, wie sehr sich die Konservativen und Freiheitsliebenden von Trump distanzieren werden, sobald dieser noch „globalistischer“ vorgeht, werden diese Rufe nicht gehört werden. Denn die Hochleistungspresse hat in den letzten Monaten alles erdenkliche dafür getan, dass Menschen, die eine andere Einstellung zum Thema Globalisierung, Agenda 2030 oder Nationalstaaten haben, in die Ecke „Trump-Anhänger“ gepackt werden. Und dieser Vorgang ging schon los, bevor Trump zum US-Präsidenten gewählt wurde.
Der US-Vizepräsident Mike Pence sagte vor wenigen Tagen in Japan, dass die USA bereit sind gegen Nord-Korea militärisch vorzugehen. Was den USA noch fehlen dürfte, ist die klassische False Flag Operation als Rechtfertigungsgrund – quasi ein neuer Tonkin-Zwischenfall. Die Präsenz der US-Flotte vor den Küsten Koreas wird die Spannungen eher befeuern als reduzieren und die Wahrscheinlichkeit einer offenen Konfrontation nimmt zu. Doch Nord-Korea ist nicht Afghanistan oder der Irak.
Nord-Koreas Luftverteidigung
Im ersten Korea-Krieg wurde das Land massiv aus der Luft bombardiert. Seitdem hat Nord-Korea seine Luftabwehr verstärkt und ausgebaut. Der alleinige Einsatz der US-Luftwaffe wird daher nicht ausreichend sein, um das Land in die Knie zwingen zu können. Nord-Korea mag große wirtschaftliche Probleme haben, aber sie produzieren einen Großteil ihrer Waffen im eigenen Land. Inklusive der Raketen, die in den letzten Wochen mehrfach getestet wurden und die durch ein gut ausgebautes Radarnetz gesteuert werden. Man muss davon ausgehen, dass Nord-Korea im Gegensatz zu Afghanistan oder dem Irak auch Luftabwehrsysteme im größeren Maßstab einsetzen kann.
Nord-Korea setzt dabei auf ihr System KN-06, einem Boden-Luft-Abwehrsystem, das ähnlich effizient sein soll wie einige russische Systeme. Zudem besitzt das Land eine große Zahl an MANPADs (tragbare Luftabwehr), die man gegen niedrig fliegende Hubschrauber und Flugzeuge einsetzen kann, die versuchen das nord-koreanische Radarsystem zu zerstören. Daneben hat Nord-Korea eine ausgebaute Artillerie, die entweder mobil oder in den Untergrund verbaut ist.
Letztlich bedeutet das, dass eine kleine angelegte Bodeninvasion der einzige Weg ist, um Nord-Korea einnehmen zu können, damit diese Truppen dann das nord-koreanische Luftabwehrsystem ausschalten und somit den Weg für die eigentliche Großinvasion bereiten.
Nord-Koreas militärische Untergrundeinrichtungen
Das Pentagon nimmt an, dass in Nord-Korea 6.000 bis 8.000 militärische Untergrundeinrichtungen bestehen. Immer wieder werden neue entdeckt. In diesem Kontext ist auch der vor kurzem stattgefundene Abwurf der „Mutter aller Bomben“ in Afghanistan interessant, denn solche und kleinere „Bunker Buster“ werden benötigt, um diese Einrichtungen zerstören zu können oder sie zumindestens so in Mitleidenschaft zu ziehen, dass sie nicht mehr voll funktionsfähig sind.
Man nimmt zudem an, dass Nord-Korea 84 Tunnel in das Grenzgebirge zu Süd-Korea getrieben hat, die es erlauben würden, dass Nord-Korea mit den eigenen Bodentruppen Süd-Korea innerhalb kürzester Zeit einnehmen kann. Bislang wurden nur vier Tunnelausgänge seitens Süd-Korea entdeckt und verschlossen.
Militärische Untergrundeinrichtungen sind für die Gegner der militärische Alptraum, da sie nicht per Luft eingenommen werden können – man muss dazu immer Bodentruppen einsetzen.
Nord-Koreas Infanterie
Das US-Kriegsministerium sprach 2013 davon, dass Nord-Koreas Armee etwa 950.000 Soldaten umfasst. Nord-Korea kann zudem auf 8 Millionen Reservisten zurückgreifen sowie auf 200.000 bestens trainierte und ausgebildete Paramilitärs. Nord-Korea wird diese Truppen niemals gegen andere Staaten aufbieten (natürlich mit der Ausnahme Süd-Koreas), aber man wird sie bei der eigenen Landesverteidigung einsetzen.
Will man seitens der USA einen Regime Change in Nord-Korea herbeiführen, dann ist eine Bodeninvasion die einzige Möglichkeit. Doch die USA werden dabei einen „Bergkrieg“, ähnlich dem den die Sowjets in den 1980ern in Afghanistan erlebt hatten – nur schlimmer, durchführen müssen, der auch nur mit einer geringen Luftunterstützung (siehe Punkt Nord-Koreas Luftverteidigung) auskommen muss. Kommt es in Nord-Korea zu einem Zermürbungskrieg und nicht zu einem „Krieg der Hochtechnologie“, dann wird ein Sieg der USA in Nord-Korea unmöglich sein.
Nord-Koreas Atomwaffen
Der Konsens unter den US-Militäranalysten ist, dass Nord-Korea niemals versuchen würde, seine Atomwaffen offensiv einzusetzen. Denn die Folge wäre die nukleare Auslöschung des Landes durch die USA. Aber was ist, wenn Nord-Korea gezwungen wird, seine Atomwaffen in defensiver Form einzusetzen? Und was würde das für eine Invasionsarmee bedeuten?
Auch wenn uns die Hochleistungspresse den „Verrückten, Wahnsinnigen, Diktator oder Durchgeknallten aus Nord-Korea“ medial täglich ins Wohnzimmer pflanzt, ist Nord-Korea nicht so verrückt Atomwaffen gegen die USA oder seine Alliierten einzusetzen. Sollte ein solches Ereignis jedoch eintreten, ist die Wahrscheinlichkeit einer False Flag Operation groß, da Nord-Korea mit einer solchen Aktion Null erreichen oder gewinnen könnte. Das im Hinterkopf behaltend würde der Einsatz von Nuklearwaffen bei einer Bodeninvasion als Verteidigung für Pjöngjang jedoch viele Vorteile bringen.
Angenommen eine große Anzahl an US-Soldaten befindet sich auf nord-koreanischen Gebiet, dann würde ein atomarer Vergeltungsschlag der USA nicht stattfinden. Der Rückzug der US-Truppen müsste vorher durchgeführt werden. Nord-Korea dagegen könnte mit nur einer Atombombe die US-Flotte in der Region oder eine US-Basis in Süd-Korea angreifen und somit Tausende US-Soldaten töten.
Sobald die USA mit Bodentruppen gegen Nord-Korea vorgehen, wird der Einsatz einer Atombombe in der geschilderten Form für Nord-Korea spätestens dann zu einer Option. Daher ist auch die Rhetorik eines präventiven Schlags gegen Nord-Korea, um deren „nukleare Fähigkeiten“ zu beenden, entweder nur dumm oder wir erleben gerade die gewollte Herbeiführung einer Krise.
Nord-Korea und China
Chinas „Umschwung“ in der Nord-Korea-Thematik und das Befürworten eines härteren Vorgehens gegen Pjöngjang wirft Fragen auf. Warum tut Peking das? Sind sie gar berechtigt? Bestätigt es eigentlich nicht meine Annahme, dass China eben NICHT anti-globalistisch eingestellt ist? Dass China auch nur Teil der globalistischen Kabale ist?
Chinas „Einknicken“ in der Haltung gegenüber den USA, wenn es um Nord-Korea geht, scheint für mich ein Signal zu sein, dass ein Krieg bevorsteht. Wenn es China ablehnt sich militärisch und auch wirtschaftlich so zu positionieren, dass es damit eine Invasion Nord-Koreas verhindert, dann steigt die Wahrscheinlichkeit einer solchen. Was aber gleichzeitig nicht heißen muss, dass eine spätere Konfrontation zwischen China und den USA vom Tisch wäre.
Eine Invasion Nord-Koreas durch die USA öffnet zahlreiche „Türen zu einer Vielzahl an Krisenereignissen“, die das Establishment benutzen kann. Wie würde beispielsweise Peking auf Luftraumverstösse US-amerikanischer Flugzeuge reagieren? Ein Krieg vor der Haustür Chinas ist wie der klassische Dosenöffner für weitreichendere Handlungen in der Region. Und damit sind nicht nur militärische gemeint.
Conclusio
Krieg ist – im Gegensatz zur sonstigen Meinung dazu – nicht gut für die ALLGEMEINE Wirtschaft. Krieg ist Gift für die NORMALE Produktion und für den NORMALEN Handel – jenseits der Rüstungsindustrie und der Großkonzerne. Zudem hängt die USA am Tropf des Status des US-Dollars als Weltreservewährung wie der Drogenabhängige an der Nadel. Ohne diesen Status kann die US-Wirtschaft nicht überleben. China ist ein zentraler Baustein beim globalen Handel und könnte – mit der Hilfe von wenigen anderen Staaten – den Weltreservestatus des US-Dollars innerhalb kürzester Zeit zerstören.
Ein Krieg mit Nord-Korea würde nichts mit Nord-Korea selbst zu tun haben. Er wäre nur Mittel zum Zweck für ein größeres Ziel, das wir alle kennen. Auch wäre ein solcher Krieg nicht innerhalb weniger Tage oder Wochen beendet, wie uns die Kriegstreiber aller Klassen in einem solchen Fall immer weismachen wollen. Das Gegenteil wäre der Fall. Daher müssen wir alle die Frage stellen, wer würde letztlich davon profitieren? Und auch die Antwort auf diese Frage, kennen wir alle…
Quellen:
What A War With North Korea Would Probably Look Like
Will Globalists Use North Korea To Trigger Catastrophe?
Trump Said No to Troops in Syria. His Aides Aren’t So Sure.
TRUMP’S THREATS AGAINST NORTH KOREA KEEP FORMER PENTAGON OFFICIAL ‘AWAKE AT NIGHT’
Clinton versus Trump and the co-option of the liberty movement
‚Sword Stands Ready‘ Against North Korea, Pence Tells Troops in Japan
If Donald Trump Attacks North Korea: Beware of Kim’s Air Defense Systems
HIDDEN ARMY Most of North Korea’s military bases are underground and in mountains – making any strike much harder
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[…] https://www.konjunktion.info/2017/04/nord-korea-wie-wahrscheinlichkeit-ist-ein-krieg-und-wie-wuerde-… […]
[…] Ich glaube zwar nicht, dass Kim Jung-Un so dumm sein wird, dies zu tun (siehe auch der Artikel Nord-Korea: Wie wahrscheinlich ist ein Krieg? Und wie würde dieser geführt werden?), aber sollte Nord-Korea angegriffen werden, stellt sich dies anders dar. Pjöngjang wird bei einem […]