Politik und Hochleistungspresse haben sich schon vor langer Zeit von der Bevölkerung entfernt, die sie eigentlich repräsentieren bzw. informieren sollten. Beide Bereiche haben sich in einer Scheinwelt eingerichtet, die weder die Meinung noch die Befindlichkeiten des normalen Bürgers mehr berücksichtigen bzw. abbilden. Man ist fast geneigt zu sagen, dass man sich bewusst von den Menschen entkoppelt hat. Doch ab und an scheint es so zu sein, dass „kleine gallische Dörfer“ auch in diesen beiden Bereichen entstehen (können) – wenn auch nur für kurze Zeit.
So hat jetzt der Kolumnist Bret Stephens in der New York Times einen Artikel veröffentlicht, der sich kritisch mit dem „menschgemachten Klimawandel“ beschäftigt. Titel Climate of Complete Certainty (Klima der vollständigen Sicherheit).
In seinem Artikel geht er darauf ein, dass es eine große Kluft zwischen Forschern gibt, die sich intensiv mit der Thematik des Klimawandels beschäftigten und deren Ergebnisse, und denjenigen, die allein den Menschen dafür verantwortlich machen, um Klimapoliitk machen zu können. Stephen schreibt, dass man – auch wenn die Daten eindeutig seien (und er bezieht dies auf jedwede Form von Daten) – nicht damit aufhören dürfe diese zu hinterfragen:
Hier ist eine Lektion. Wir leben in einer Welt, in der die Daten Autorität vermitteln. Aber die Autorität hat ein Mittel [in sich] zur Gewissheit abzusteigen, und die Gewissheit erzeugt die Hybris. Von Robert McNamara zu Lehman Brothers bis hin zu Gemeinsam stärker, belehrende Geschichten sind im Überfluss vorhanden.
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(There’s a lesson here. We live in a world in which data convey authority. But authority has a way of descending to certitude, and certitude begets hubris. From Robert McNamara to Lehman Brothers to Stronger Together, cautionary tales abound.)
Er schreibt weiter, dass er persönlich glaubt, dass die Menschen zur Klimaerwärmung beitragen, aber er ist sich nicht sicher, wie ernst die Gefahr dieser Erwärmung zu nehmen ist:
Wer den Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change von 2014 gelesen hat, weiß das, während die bescheidene (0,85 Grad Celsius oder etwa 1,5 Grad Fahrenheit) Erwärmung der Erde seit 1880 unbestreitbar ist, ebenso wie der menschliche Einfluss auf diese Erwärmung, es mehr als das gibt, was als akzeptierte Tatsache angenommen wurde, [dass es] in Wirklichkeit eine Frage der Wahrscheinlichkeiten ist.
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(Anyone who has read the 2014 report of the Intergovernmental Panel on Climate Change knows that, while the modest (0.85 degrees Celsius, or about 1.5 degrees Fahrenheit) warming of the earth since 1880 is indisputable, as is the human influence on that warming, much else that passes as accepted fact is really a matter of probabilities.)
Stephens nimmt für den Mainstream einen sehr kontroversen Standpunkt ein. Er sieht durchaus den Menschen als Verursacher des Klimawandels, aber gleichzeitig fordert er dazu auf, auch andere Möglichkeiten nicht vollkommen außer acht zu lassen und dass man jederzeit die Datengrundlagen hinterfragen dürfen muss.
Für viele Leser der New York Times war hier anscheinend eine Grenze überschritten. Denn viele Abonnenten drohen jetzt mit der Kündigung, wie zahlreiche Tweets zeigen:
Leugner der globalen Erwärmung haben genug Stimme in dieser [Trump] Administration, ich bin enttäuscht, dass Sie ihnen eine Stimme bei NYT geben.
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(Global warming deniers get enough of a voice with this administration, I’m disappointed you are giving them a voice at NYT.)Denke, es ist Zeit mein Abonnement zu kündigen.
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(Think it’s time to cancel my subscription.)
Man darf gespannt sein, wie die NYT ihre Kritiker wieder besänftigen will.
Quellen:
NEW YORK TIMES OFFERS SKEPTICAL OPINION ON CLIMATE CHANGE; LIBERALS THREATEN TO CANCEL SUBSCRIPTIONS
Climate of Complete Certainty
Climate Change 2014 Synthesis Report Summary for Policymakers
People are furiously canceling their New York Times subscriptions after an op-ed disputing climate change was published