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Eskalation in Syrien: Moskau warnt vor Abschuss von US-Kampfjets, während Washington weitere militärische Schritte erwägt

In nicht einmal 24 Stunden haben die USA ein syrisches Kampfflugzeug vom Himmel geholt, hat der Iran Raketen auf Daesh-Stellungen in Syrien abgefeuert, hat Russland die USA gewarnt, dass es US-Jets abschießen wird, wenn diese in bestimmte Gebiete eindringen und provozieren die USA sowohl Damaskus als auch Moskau mit angedrohten weiteren militärischen Schritten.

Bereits diese kurze Zusammenfassung weniger Stunden zeigt, dass die Situation in Syrien neue Eskalationsebenen erreicht hat, die zu noch weit mehr führen können.

Der Abschuss des syrischen Jets durch die USA fand zu einem Zeitpunkt statt, wo heftige Kämpfe im Westen der Stadt al-Raqqa stattfanden. Die syrische Luftwaffe bombardierte dabei nach eigenen Angaben nur die Stellungen des Daesh, die wiederum die syrische Armee und die Syrischen Demokratischen Kräften (SDK), eine Gruppe bestehend aus Dschihadisten, kurdischen Militanten und kurdischen Extremisten, bekämpften.

Zum ersten Mal seit fast 20 Jahren haben die USA wieder ein fremdes Kampfflugzeug vom Himmel geholt und zum ersten Mal ein syrisches. Washington behauptet, dass man versucht habe, den syrischen Jet zu kontaktieren, in dem man die Russen mittels des eingerichteten Kommunikationskanals über den Status des Flugzeuges befragte. Jedoch habe man von Moskau keine Antwort erhalten. Russland wiederum sagt, dass es keinerlei Kommunikationsversuche seitens Washingtons gegeben habe.

Bereits kurz nach dem Abschuss des syrischen Kampfjets schoss Teheran eine Reihe von Raketen auf Daesh-Ziele in Syrien ab. Der Iran dürfte damit zwei Ziele verfolgt haben: einmal Stärke im Kampf gegen den Daesh zu zeigen und Vergeltung für den Anschlag auf das iranische Parlament zu üben.

Auch Moskau reagierte kurz nach dem Abschuss und verurteilte diesen und gaben zudem bekannt, dass man den Kommunikationskanal zwischen Washington und Moskau „abschalten“ wird, obwohl dieser geschaffen wurde, um genau solche Zwischenfälle zu vermeiden. Zudem gab Moskau offiziell bekannt – und das dürfte weit schwerwiegender sein -, dass man ab sofort jedwede Aktivitäten im Luftraum westlich des Euphrats als potenzielle Ziele für einen Abschuss betrachtet. Dies beinhaltet logischerweise auch und israelische und US-Kampfjets:

Das russische Verteidigungsministerium hat den US-Abschuss eines syrischen Kampfjets als „massive Verletzung des Völkerrechts“ verurteilt und sagte, dass es damit beginnen wird, US-geführte Koalitionsjets als Ziele zu behandeln, die westlich des Flusses Euphrat in Syrien fliegen.

[…]

„Wiederholte Kampfhandlungen der US-Luftwaffe unter dem Deckmantel der Terrorismusbekämpfung gegen die gesetzlich erlaubten Streitkräfte eines Landes, das Mitglied der Vereinten Nationen ist, sind eine massive Verletzung des Völkerrechts und de facto eine militärische Aggression gegen die Syrische Arabische Republik“, sagte das russische Verteidigungsministerium.

Das Ministerium warnte davor, dass irgendwelche US-geführten Koalitionsflugzeuge, die westlich des Euphrat fliegen, „von den russischen Boden- und Luft-Flugabwehrsystemen als Luftziele in diesen Gebieten verfolgt werden, in denen die russische Luftwaffe auf Kampfmissionen am syrischen Himmel fliegt.“

(The Russian Defense Ministry blasted the U.S.’s shooting down of a Syrian fighter jet as a „massive violation of international law“ and said it will begin treating U.S.-led coalition jets flying west of the Euphrates River in Syria as targets.

[…]

„Repeated combat actions by U.S. aviation under the cover of counterterrorism against lawful armed forces of a country that is a member of the U.N. are a massive violation of international law and de facto a military aggression against the Syrian Arab Republic,“ the Russian Defense Ministry said.

The ministry warned that any U.S.-led coalition aircraft flying west of the Euphrates „will be tracked by the Russian ground and air anti-aircraft defense systems as air targets in the areas where Russian aviation is on combat missions in the Syrian sky.“)

Doch statt beruhigend auf diese Situation einzuwirken, gießt Washington neues Öl ins Feuer und wiederholt seine Behauptung, dass es das Recht hat gegen jedes Land der Welt militärisch vorzugehen sowie es ggf. zu besetzen und dies auch weiterhin tun wird:

„Wir suchen keinen Konflikt mit irgendeiner Partei in Syrien außer ISIS, aber wir werden nicht zögern, uns oder unsere Partner zu verteidigen, wenn sie bedroht sind“, sagte Capt. Jeff Davis gegenüber Fox News.

Der Vorsitzender des Joint Chiefs of Staff Gen. Joseph Dunford versteifte sich auf diese Rhetorik während einer Rede am Montag beim National Press Club.

„Ich bin zuversichtlich, dass wir immer noch zwischen unserem Operationszentrum und dem russischen Operationszentrum kommunizieren [können] – und ich bin auch zuversichtlich, dass unsere Kräfte die Fähigkeit besitzen, sich um sich selbst zu kümmern“, sagte Dunford.

Der Sprecher des Verteidigungsministeriums Major Adrian J.T. Rankine-Galloway sagte, dass Koalitionsflugzeuge weiterhin „Operationen in Syrien ausführen würden, die die ISIS-Streitkräfte als Ziel haben und die die Koalitionspartner-Kräfte vor Ort per Luft unterstützen.“

„Als Ergebnis des jüngsten Zusammenstosses, der Kräfte des Pro-Syrischen Regimes und russische Streitkräfte beinhaltete, haben wir umsichtige Maßnahmen ergriffen, um [unsere] Flugzeuge über Syrien neu zu positionieren, um weiterhin die ISIS-Streitkräfte angreifen und gleichzeitig die Sicherheit unserer Flugzeugbesatzungen bei bekannten Bedrohungen im Kampfgeschehen gewährleisten zu können“, sagte Rankine-Galloway in einer Erklärung.

(„We do not seek conflict with any party in Syria other than ISIS, but we will not hesitate to defend ourselves or our partners if threatened,“ Capt. Jeff Davis told Fox News.

Chairman of the Joint Chiefs of Staff Gen. Joseph Dunford doubled down on that rhetoric during a Monday speech at the National Press Club.

„I’m confident that we are still communicating between our operations center and the Russia federation operations center — and I’m also confident that our forces have the capability to take care of themselves,“ Dunford said.

Department of Defense spokesperson Maj. Adrian J.T. Rankine-Galloway said coalition aircraft would continue conducting „operations throughout Syria, targeting ISIS forces and providing air support for Coalition partner forces on the ground.“

„As a result of recent encounters involving pro-Syrian Regime and Russian forces, we have taken prudent measures to re-position aircraft over Syria so as to continue targeting ISIS forces while ensuring the safety of our aircrew given known threats in the battlespace,“ Rankine-Galloway said in a statement.)

Um die Lage noch weiter zu verschärfen, kämpft die syrische Armee bei al-Raqqa gegen die vom Westen ganz offiziell unterstützten Syrischen Demokratischen Kräfte, während Damaskus gleichzeitig versucht seinen abgeschossenen Piloten aus dem Gebiet zu bergen:

In Westen von al-Raqqa sind intensive Zusammenstöße zwischen der Syrischen Arabischen Armee (SAA) und den von den USA unterstützten Syrischen Demokratischen Kräften (SDK) ausgebrochen, wie eine militärische Quelle Al-Masdar informierte.

Laut der Quelle versuchten Einheiten der Syrischen Arabischen Armee, SDK-Frontlinien zu überqueren, um ihren gefallenen Piloten zu retten; aber dies wurde von letzteren verhindert.

(Intense clashes have broken out between the Syrian Arab Army (SAA) and US-backed Syrian Democratic Forces (SDF) in the western countryside of Al-Raqqa, tonight, a military source informed Al-Masdar.

According to the source, units from the Syrian Arab Army attempted to cross SDF front-lines in order to rescue their fallen pilot; however, they were turned away by the latter.)

Damit kämpft die syrische Armee nicht nur gegen den Daesh in al-Raqqa, sondern auch gegen die SDK, was dazu führen kann, dass Washington schneller militärisch eingreifen wird, da ja die SDK einen wunderbaren „Rechtfertigungsgrund“ für den Westen darstellen, wenn dieser von der syrischen Armee massiv unter Druck gesetzt wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass die USA diesen Joker ziehen, dürfte größer sein als viele annehmen. Wobei anzumerken ist, dass die russische Warnung, dass man Flugbewegungen im syrischen Luftraum westlich des Euphrats als mögliche Ziele betrachtet, sehr ernst nehmen muss. Denn Moskau steht in der Tradition nur dann solche scharfen Warnungen zu äußern, wenn man diese auch „erfüllen“ kann.

Quellen:
World On The Precipice As Russia Threatens To Shoot Down U.S. Jets, U.S. Refuses To Back Down
US coalition downs first Syria government jet
Iran fires missiles at ISIL positions in Deir Ezzor
White House: US wants to ‚de-escalate‘ Syria situation as Russia warns it will treat jets as targets
US responds to Russian threat after shoot-down of Syrian jet
Breaking: Intense clashes break-out between Syrian Army and US-backed forces in west Raqqa

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