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Finanzsystem: Banco Popular, Santander, Liberbank und Co. – Was passiert da gerade in Europa?Lesezeit: 9 Minuten

Der spanische Banken-Riese Santander ist zum Rettungsanker, der dem Rivalen Banco Populär hilft, geworden, indem er das gescheiterte Kredithaus für 1 Euro in einem von der EU-Regulierungsbehörde gesteuerten Hilfseinsatz übernommen hat, um einen um sich greifenden Zusammenbruch zu verhindern.

Santander wird seine Aktionäre um 7 Milliarden Euro an Beihilfe bitten müssen, um das Eigenkapital erhöhen zu können, das benötigt wird, um die Finanzierung der Banco Popular in einer dramatischen Privatsektor-Rettung von Spaniens sechstgrößtem Kreditgeber zu ermöglichen.

Es wird Verluste von rund 3,3 Milliarden Euro für die Anleihenanleger und Aktionäre auslösen, aber entscheidender ist, dass damit eine Steuerzahler-Rettungsaktion vermieden wird.

(Spanish banking giant Santander has stepped in to the rescue ailing rival Banco Popular by taking over the failing lender for €1 in a watershed deal masterminded by EU regulators to avoid a damaging collapse.

Santander will tap its shareholders for €7bn in a rights issue to raise the capital needed to shore-up Popular’s finances in a dramatic private sector rescue of Spain’s sixth-largest lender.

It will inflict losses of approximately €3.3bn on bond investors and shareholders but crucially will avoid a taxpayer bailout.)

Der von der EU eingefädelte Zwangskauf der Banco Popular durch Santander ist in unserer Hochleistungspresse maximal im Wirtschaftsteil zu finden gewesen. Dabei ist dieser Zusammenbruch des sechstgrößten Bankhauses Spaniens durchaus einen Aufmacher wert. Denn mit dem Kollaps der Banco Popular steigt einmal mehr das Misstrauen zwischen den Banken und das der Anleger. Investoren fragen sich daher, wer der nächste Dominostein sein könnte, der „gerettet“ werden muss. Dabei scheint es so zu sein, dass einer der nächsten möglichen Dominosteine bereits ausgemacht ist: die spanische Liberbank.

Nach einer der beängstigensten Wochen seit den Rettungstagen von 2012 wird Spaniens Bankensystem von einem Klima der Angst, Ungewissheit und Misstrauen geprägt. Anstatt die Nerven der Anleger zu schonen, hat der Hauruck-Bail-In und Verkauf von Banco Popular an Santander am Dienstag diese nur intensiviert. Zum ersten Mal seit der globalen Finanzkrise wurden die Aktionäre und die untergeordneten Anleihegläubiger einer zusammenbrechenden spanischen Bank nicht von den Steuerpflichtigen rausgehauen; sie hatten hohe Risiken aufgenommen, um einen Dollar zu machen, und sie tragen [jetzt] die Konsequenzen. Das ist so, wie es sein sollte. Aber Bankeninvestoren mögen keine Bail-Outs.

Jetzt machen sie sich Sorgen, dass es wieder passieren könnte. Wie die letzten Tage der Banco Popular zeigten, ist es, sobald das Vertrauen und der Glauben in eine Bank verschwinden, fast unmöglich, diese wieder herzustellen. Die Angst hat sich nun auf Spaniens achtgrössten Kreditgeber, die Liberbank, eine Mini-Bankia, die im Jahr 2011 aus der Zwangsheirat von drei gescheiterten Cajas (Sparkassen), Cajastur, Caja de Extremadura und Caja Cantabria entstanden war, ausgebreitet.

(After its most tumultuous week since the bailout days of 2012, Spain’s banking system is gripped by a climate of fear, uncertainty and distrust. Rather than allaying investor nerves, the shotgun bail-in and sale of Banco Popular to Santander on Tuesday has merely intensified them. For the first time since the Global Financial Crisis, shareholders and subordinate bondholders of a failing Spanish bank were not bailed out by taxpayers; they took risks in order to make a buck, and they bore the consequences. That’s how it should be. But bank investors don’t like not getting bailed out.

Now they’re worrying it could happen again. As Popular’s final days showed, once confidence and trust in a bank vanishes, it’s almost impossible to restore them. The fear has now spread to Spain’s eighth largest lender, Liberbank, a mini-Bankia that was spawned in 2011 from the forced marriage of three failed cajas (savings banks), Cajastur, Caja de Extremadura and Caja Cantabria.)

Bereits kurz nach der Banco Popular-Übernahme durch Santander fiel die Aktie von Liberbank um 20%, um am Folgetag nochmals 19% zu verlieren. Zwischenzeitlich konnte sich der Aktienwert insgesamt gesehen wieder etwas erholen, aber auch nur unter tatkräftiger Mithilfe der spanischen Bankenaufsicht, die die Short-Verkäufe der Liberbank verbot, so dass sich der Aktienwert wieder fangen konnte.

Liberbank - Bildquelle: Screenshot-Ausschnitt Onvista

Liberbank – Bildquelle: Screenshot-Ausschnitt Onvista

Spanien mag nun erstmal aus dem Fokus gerückt sein, aber der nächste Dominostein lugt bereits um die Ecke:

Italienische Anleihen im Wert von über 1 Billionen US-Dollar haben tatsächlich negative Renditen.

Es ist eine bizarre und perverse Situation.

Geld der bankrotten italienischen Regierung zu leihen, birgt riesige Risiken. Daher sollten die Renditen für italienische Staatsanleihen in der Nähe der Rekordhöhen liegen, nicht bei den Rekordtiefs.

Negative Renditen können in einem freien Markt nicht existieren. Sie sind nur möglich in der aktuellen „Alice im Wunderland“-Wirtschaft, geschaffen von Zentralbankern.

Sie sehen, die Europäische Zentralbank (EZB) hat Geld gedruckt, um italienische Staatsanleihen aus erster Hand zu kaufen. Seit 2008 haben die EZB und die italienischen Banken über 88% der italienischen Staatsanleihen aufgekauft, so eine aktuelle Studie.

(Over $1 trillion worth of Italian bonds actually have negative yields.

It’s a bizarre and perverse situation.

Lending money to the bankrupt Italian government carries huge risks. So the yields on Italian government bonds should be near record highs, not record lows.

Negative yields could not exist in a free market. They’re only possible in the current „Alice in Wonderland“ economy created by central bankers.

You see, the European Central Bank (ECB) has been printing money to buy Italian government bonds hand over fist. Since 2008, the ECB and Italian banks have bought over 88% of Italian government debt, according to a recent study.)

Derzeit muss davon ausgegangen werden, dass die EZB weiterhin alles an italienischen Papieren aufkauft, die auf dem Markt kommen. Solange die EZB dies tut, wird die Party weitergehen. Hört sie damit auf, wird das italienische Bankensystem zusammenbrechen. Dummerweise drängt aber gerade Deutschland darauf, dass die EZB die enorme Geldschöpfung dämpft, was die Sorgenfalten Italiens größer werden lässt. Sollte Finanzminister Schäuble die EZB wirklich dazu bringen, vom Gaspedal runter zu gehen, dann dürfte es äußerst spannend werden:

Sobald die EZB – der einzige große Käufer – zur Seite geht, werden die italienischen Staatsanleihen abstürzen und die Preise steigen.

Bald wird es für die italienische Regierung unmöglich sein, sich selbst zu finanzieren.

Italienische Banken – die bereits insolvent sind – werden dezimiert werden. Sie halten schätzungsweise 235 Milliarden Euro an italienischen Staatsanleihen. Damit wird der kommende Anleihe-Crash ihnen ihre Bilanzen verhageln.

(Once the ECB – the only large buyer – steps away, Italian government bonds will crash and rates will soar.

Soon it will be impossible for the Italian government to finance itself.

Italian banks—which are already insolvent—will be decimated. They hold an estimated €235 billion worth of Italian government bonds. So the coming bond crash will pummel their balance sheets.)

Doch dem noch nicht genug. So fällt das globale Kreditwachstum so schnell wie zuletzt während der letzten Finanzkrise 2008:

Ausgehend von der Spitze nähert sich das [jetzige] verzögerte globale Kreditwachstum [den Werten] der globalen Finanzkrise (-6% des globalen BIP), auch wenn die Streuung des Rückgangs viel geringer ist. Derzeit haben 55% der Länder in unserer Stichprobe eine -0,3-Standardabweichung bei ihrem Kreditimpuls (Median über 12 Monate) im Vergleich zu 77% der Länder im Dezember 2009, als der Medianrückgang -1,4 zur Standardabweichung betrug, ausgemacht.

(From peak to trough the deceleration in global credit growth is now approaching that during the global financial crisis (-6% of global GDP), even if the dispersion of the decline is much narrower. Currently 55% of the countries in our sample have experienced a -0.3 standard deviation deterioration in their credit impulse (median over 12 months) compared to 77% of countries in Dec 2009 when the median decline was -1.4 stdev.)

Das letzte Mal, als das Kreditwachstum so dramatisch zurückging, intervenierten die Zentralbanken der Welt in einem bis dato ungekannten Ausmaß. Aber EZB, Fed und Co. haben so gut wie keine Munition mehr:

Noch wichtiger ist, dass im Jahr 2009 nicht nur China, sondern auch die Fed und andere Zentralbanken die größte Injektion von Krediten, d.h. Liquidität, entfesselt haben, die die Welt je gesehen hat, was [wiederum] zur größten Asset-Blase führt, die die Welt je gesehen hat. Und dieses Mal wird die Fed zum dritten Mal innerhalb eines Jahres die Zinsen erhöhen, auch wenn die EZB und die BOJ bald gezwungen sind, sich zurück zu ziehen, da ihnen die geeigneten Anleihen zur Monetarisierung ausgehen.

[…] was den nächsten Ausreißer beim Kredit-Impuls „auslöst“, ist unklar. Was klar ist, ist, dass, wenn die traditionelle 3-6 monatige Verzögerung zwischen Kreditvergabe, d.h. Impuls und Wirtschaftswachstum, beibehalten wird, die Weltwirtschaft einen dramatischen Zusammenbruch in der Mitte der zweiten Hälfte des Jahres sehen wird.

(More importantly, back in 2009, not only China, but the Fed and other central banks unleashed the biggest injection of credit, i.e. liquidity, the world has ever seen resulting in the biggest asset bubble the world has ever seen. And, this time around, the Fed is set to hike for the third time in the past year, even as the ECB and BOJ are forced to soon taper as they run out of eligible bonds to monetize.

[…] what „kickstarts“ the next spike in the credit impulse is unclear. What is clear is that if the traditional 3-6 month lag between credit inflection points, i.e. impulse, and economic growth is maintained, the global economy is set for a dramatic collapse some time in the second half.)

Was sich gerade vor unseren Augen zusammenbraut, haben wir zuletzt 2008/20099 gesehen. Und alles deutet daraufhin, dass die zweite Jahreshälfte äußerst unangenehm werden könnte. Was wiederum auch weniger als „Schwarzmaler“ bezeichnete und bekannte „Markteilnehmer“ wie Jim Rogers inzwischen so sehen:

Quellen:
The Next Financial Crisis Has Already Arrived In Europe
Legendary Investor Jim Rogers Warns That The Worst Stock Market Crash In Your Lifetime Is Coming ‘This Year Or Next’
Santander buys struggling Spanish bank Popular for €1
Is Another Spanish Bank about to Bite the Dust?
Many Banco Popular investors wiped out. Taxpayers off the hook. What it means for Italy.
Spain’s Liberbank Jumps After Emergency Ban on Short Selling
Onvista – Liberbank
This Super Bubble Is About to Pop
UBS Has Some Very Bad News For The Global Economy
5 Highly Respected Financial Experts That Are Warning That A Market Crash Is Imminent
Jim Rogers: Es ist Zeit sich Sorgen zu machen, der Kollaps steht bevor

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10 Antworten

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  1. 20. Juni 2017

    […] Finanzsystem: Banco Popular, Santander, Liberbank und Co. – Was passiert da gerade in Europa? – https://www.konjunktion.info/2017/06/finanzsystem-banco-popular-santander-liberbank-und-co-was-passi… […]

  2. 20. Juni 2017

    […] Banco Popular, Santander, Liberbank und Co. – Was passiert da gerade in Europa? – https://www.konjunktion.info/2017/06/… 4. Kanada: Gewalttätiges „Dankeschön“ der syrischen „Flüchtlinge“ – […]

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