Biometrie und Kontrolle: Körperkameras von Polizisten sollen mit Gesichtserkennungsfunktionalitäten ausgestattet werden

Diesem Artikel vorangestellt, eine kleine Auswahl der Bewertungen der Sparkassen App in Google Play:

Sparkassen App - Bewertungen - Bildquelle: Screenshot-Ausschnitt Google PlaySparkassen App - Bewertungen - Bildquelle: Screenshot-Ausschnitt Google Play

Sparkassen App – Bewertungen – Bildquelle: Screenshot-Ausschnitt Google Play

Viele Menschen bewerten offenbar die Herausgabe eigener biometrischer Daten in keinster Weise mehr als kritisch. Sie sehen vielmehr die „Vorteile“ als gewichtiger an und verkennen dabei, dass sie sich damit einen ganzen Strauß an Nachteilen einkaufen. Es ist daher kein Wunder, dass das Thema der Biometrie nicht nur im Bankenbereich, bei elektronischen Geräten jedweder Art oder beim Reisen Anklang findet, sondern insbesondere auch bei den Sicherheitsbehörden. Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis auch die Polizei in Deutschland mit dem letzten Schrei der biometrischen US-Erkennungstechnik ausgestattet wird. Und die entsprechenden Firmen wittern natürlich ein Milliardengeschäft:

Der Gerätehersteller Motorola wird mit dem Software-Startup Neurala, das auf künstliche Intelligenz setzt, zusammenarbeiten, um einen „Echtzeit-Lern[algorithmus] zur Personerkennung“ in Produkten wie die Si500-Körperkamera für die Polizei zu entwickeln, so kündigte die Firma am Montag an.

(Device-maker Motorola will work with artificial intelligence software startup Neurala to build „real-time learning for a person of interest search“ on products such as the Si500 body camera for police, the firm announced Monday.)

Wie inzwischen bekannt wurde, erhielt Neurala finanzielle Unterstützung durch die Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA), eine Behörde des Kriegsministeriums der Vereinigten Staaten, die Forschungsprojekte für die Streitkräfte der Vereinigten Staaten durchführt. Neurala erhielt Gelder aus einem Programm mit dem Namen SyNAPSE, das bis in das Jahr 2008 zurückgeht und das dazu diente, die nächste Generation der künstlichen Intelligenz zu schaffen, „um Roboter zu bauen, die die Intelligenz entsprechend einer Maus oder einer Katze besitzen (to build robots whose intelligence matches that of mice and cats)“.

Ein kleiner Hinweis darauf, wie sich Neurala (und wohl auch die DARPA) die Zukunft vorstellt, zeigt das nachfolgende Video, in der die Fähigkeit der Hard-/Software gezeigt wird, die Umgebung zu scannen und Menschen bzw. Objekte zu erkennen:

Der von Neurala genutzte Identifikationsprozess (inkl. entsprechenden Kameras) soll im Übrigen nun dazu genutzt werden, vermisste Kinder zu finden. Wieder einmal sehen wir die klassische Verquickung von einem vorgeschobenen gesellschaftlichen bzw. individuellen Nutzen mit knallharten Kontroll- und Überwachungsbestrebungen:

Stellen Sie sich im Falle eines vermissten Kindes vor, dass die Eltern das Foto des Kindes einem in der Nähe befindlichen Polizeibeamten auf Patrouille zeigten. Die Körperkamera des Offiziers sieht das Foto, die AI-Software „erlernt“, wie das Kind aussieht und verteilt diese Informationen an die körpergetragenen Kameras der nahe gelegenen Offiziere, [so dass] schnell ein Team gebildet wird, das nach dem Kind sucht. – Motorola Solutions Chief Technology Officer Paul Steinberg in einer Pressemitteilung.

(In the case of a missing child, imagine if the parent showed the child’s photo to a nearby police officer on patrol. The officer’s body-worn camera sees the photo, the AI engine „learns“ what the child looks like and deploys an engine to the body-worn cameras of nearby officers, quickly creating a team searching for the child. – Motorola Solutions Chief Technology Officer Paul Steinberg in a press release.)

All die jetzigen Entwicklungen dürften nur ein kleiner Ausschnitt dessen sein, woran Militär und angeschlossene Privatfirmen seit mehr als einem Jahrzehnt arbeiten. Ausgangspunkt damals: Afghanistan.

Mobiler Kriegsgebietsscanner der Firma Cross Match Technologies – Bildquelle: Cross Match Technologies

Laut der Electronic Frontier Foundation wurden die damaligen militärischen Entwicklungen seitens der US-Regierung genutzt, um die (Scan-)Technik zu verfeinern und sie dann auch in US-Städten einsetzen zu können:

Das war zu dem Zeitpunkt, an dem die Regierungsbehörde National Institute of Justice einen 418.000 US-Dollar-Zuschuss für informationsgeführte Polizeiarbeit dem Automated Regional Justice Information System [automatisierten regionalen Justizinformationssystem] gewährt hat.

Ziel des Programms war es, laut des Vorschlags, Open-Source-Software zu entwickeln, die „im Rahmen eines wiederholbaren nationalen Modells zur Verfügung gestellt wird“. In den nächsten Jahren arbeitete die San Diego Association of Governments und die Countyverwaltung der Sheriffs zusammen, um potenzielle Anbieter zu überprüfen und das System zu entwickeln.

(That’s when the federal government’s National Institute of Justice awarded a $418,000 information-led policing grant to the Automated Regional Justice Information System.

The program’s goal, according to the proposal, was to develop open-source software that „will be made available as part of a repeatable national model.“ Over the next few years, the San Diego Association of Governments and county sheriff’s department worked together to vet potential vendors and develop the system.)

Das hier erwähnte Programm dürfte nach Meinung des Journalisten Nicholas West in ein Programm des San Diego County übergegangen sein, wo man bereits 2013 Tablets einsetzte, um per Gesichtserkennung Menschen identifizieren zu können:

San Diego County – Bildquelle: Roque Hernandez/Univision

(Office Rob Halverson vom Chula Vista Police Department in Kalifornien benutzt ein Samsung Tablet, um eine Frau als Teil eines Pilotprogramms des San Diego County zur Gesichtserkennung zu identifizieren. Bildquelle: Roque Hernandez/Univision)

Es ist dabei sehr wichtig, den Ursprung dieser Technik im Hinterkopf zu behalten, wenn uns ein altruistisches Motiv, wie das Auffinden vermisster Kinder vom militärisch-industriellen Komplex aufgetischt wird, um die Akzeptanz von automatisierter Gesichtserkennung, AI, usw. zu erhöhen.

Auch weil seit mehr als einem Jahrzehnt die technische Entwicklung vorangetrieben wird, während es keinerlei rechtliche Vorgaben gibt, was den Einsatz dieser Technolgie im Großmaßstab anbelangt bzw. es keinerlei Transparenz bzgl. der Datenbanken gibt, die im Hintergund all die Daten aufnehmen. Nur wenige dürften in diesem Kontext argumentieren, dass es dabei NICHT um ein Werkzeug zur Überwachung und Kontrolle geht.

Quellen:
Police Body Cameras To Be Equipped With Facial Recognition
Google Play – Bewertungen Sparkasse-App
Wikipedia – Defense Advanced Research Projects Agency
Biometric Banking: Iris Scanners Coming To ATMs, Developed By Company Accused Of Election Fraud
Hello Biometrics: Windows 10 To Add Facial Recognition, Iris Scans And Fingerprint Reader
DHS Outlines Mandatory Biometric ID At Airports For Foreign Travel
Facial Recognition Coming to Police Body Cameras
Si500 VIDEO SPEAKER MICROPHONE
AI at the Edge: Motorola Solutions and Neurala to Work Together for Intelligence for Cameras
DARPA SyNAPSE Program
Neurala Brains for Bots SDK
MotorolaSolutions Neurala AI at the Edge
Facial recognition, once a battlefield tool, lands in San Diego County
A range of biometric capabilities at your fingertips
Real-Time Facial Recognition Offered To Police In New Program
Police Using Biometrics on Americans… Without Consent in Unaccountable Database

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