Biometrie und Kontrolle: Wie man die Identifizierung per Gesichtserkennungssoftware den Menschen schmackhaft machen will

Was im alten Rom die Löwen und Gladiatoren waren, sind heute Fußball und technische Geräte wie Smartphones. Beide dien(t)en zur Ablenkung der Massen, so dass diese das herrschende System nicht hinterfrag(t)en. Letzteres erfüllt zudem eine Zusatzfunktion: mittels Smartphone und Co. werden wir peu à peu an die Kontroll- und Überwachungsmaßnahmen gewöhnt, die es den gleichen Gruppierungen ermöglicht, die Massen auch dann zu beherrschen, wenn sie doch einmal den Aufstand proben sollten.

Eine ganz wichtige Komponente dabei ist das Feld der Biometrie bzw. der biometrischen Identifikation (bID). Die in den letzten Monaten zu beobachtenden Entwicklungen bei der bID im Flugverkehr (dabei soll unter anderem die bID die klassischen Einreisedokumente ersetzen) nehmen zwischenzeitlich sogar an Geschwindigkeit zu. So hat am 19. Mai die US-Fluggesellschaft Delta Airlines am Flughafen von Minneapolis-St. Paul ein neues Programm gestartet, dass „automatisierte Gepäckkioske“ in die Abflug-/Ankunftshallen bringen soll, für dessen Nutzung die Passagiere ihre Pässe und ihr Gesicht scannen lassen müssen, damit Gepäck und Inhaber zuordenbar sind. Dieser als „Pilotprogramm“ betitelte Versuch sollte Rückschlüsse bieten, ob die Kunden solche „automatisierten Gepäckkioske“ annehmen. Inzwischen wurde die zweite Phase dieses Programm am Reagan National Airport gestartet, bei dem Vielflieger mit biometrischen Bordkarten die Flugzeuge besteigen können.

Auch eine der größten Billigflieger in den USA, JetBlue will

Gesichts- und Fingerabdruckerkennungssoftware an zwei US-Flughäfen testen, um die Bordkarten zu ersetzen, so dass mittels neuer Technologien die Sicherheit erhöht und der Passagierdurchfluss an den Flughäfen erhöht werden kann.

(test facial- and fingerprint-recognition technology at two U.S. airports to replace boarding passes, building on industry efforts to increase security and ease passage through airports.)

Diese vermeintlich voneinander unabhängigen Versuche und Tests sind Teil eines größeren Puzzles, dass die US-Grenzbehörde (US Customs and Border Protection) implementieren will, das letztlich in eine staatliche Datenbank (betrieben von einer privaten Firma) münden soll, um die biometrische Erfassung, Zuordnung und dahinterliegenden Prozesse der Personenerkennung zu beschleunigen. Diese Datenbank wurde übrigens von der US-Grenzbehörde offiziell am 15. Juni vorgestellt.

Mit der Heimatschutzbehörde (Department of Homeland Security) hat eine zweite US-Behörde erste Vorstösse unternommen, dass es verpflichtend werden soll bID zu nutzen, wenn man ins Ausland reisen will:

Der einzige Weg für einen Einzelnen, um sicherzustellen, dass er oder sie nicht der Erfassung von biometrischen Informationen unterliegt, wenn er international reist, ist vom Reisen abzusehen.

(The only way for an individual to ensure he or she is not subject to collection of biometric information when traveling internationally is to refrain from traveling.)

Nun werden viele sagen, dass es sich hierbei um die USA handelt und dass es doch „nur“ ums Reisen geht. Wie wir aber wissen, wird jede „Kontrollmethode“, die man zuerst in einem begrenzten Umfeld implementiert hat, eher früher als später auch auf andere Bereiche ausgeweitet. Nehmen wir das Beispiel der Gesichtserkennung, die nach einem BBC-Bericht einmal das Zugticket ersetzen soll:

Ein Gesichtserkennungssystem, das die Notwendigkeit von Fahrkarten in Zügen ersetzen soll, wird in Großbritannien getestet.

Eine frühe Version, die zwei Nah-Infrarot-Lichter verwendet, die [wiederum] eine einzige Kamera unterstützen, um die Struktur und die Ausrichtung jedes Pixel, das es erfasst, zu bestimmen, wurde BBC Click gezeigt.

Das vom Bristol Robotics Lab entwickelte System wird teilweise von der Regierung und aus dem privaten Sektor finanziert.

Forscher sagten den Sendungsmachern, dass sie glauben, dass es Passagiere erfolgreich identifizieren wird, ohne dass diese stehen bleiben müssen und dass es die Ticketschalter ersetzen könnte.

(A facial recognition system designed to replace the need for tickets on trains is being tested in the UK.

An early version that uses two near-infrared lights to help a single camera determine texture and orientation of each pixel it captures was shown to BBC Click.

The system, being developed by the Bristol Robotics Lab, is being partly funded by government and the private sector.

Researchers told the programme that they believe it will successfully identify passengers without the need for them to stop walking and could replace ticket gates.)

Im nachfolgenden englischsprachigen Video werden weitere Details gezeigt, wie sich die britische Regierung bis zum Jahr 2020 das Zugreisen vorstellt:

Selbst dem Unbedarftesten dürfter klar sein, dass Flughäfen und Zugtickets nicht das „Ende der Fahnenstange“ sein werden. Die Gesichtserkennungstechnologie ist bereits inmitten der Gesellschaft angekommen. Seien es Überwachungskameras auf öffentlichen Plätzen oder Programme zur Zuordnung von Personennamen auf Bildern oder als Komponente so mancher App. Derzeit werden die gewonnen Daten meist dazu genutzt, um Werbung gezielt an den Kunden zu bringen, aber auch um Gemütszustände erfassen oder politische Ansichten erkennen zu können. Beispielsweise will Moskau seine 150.000 Überwachungskameras mit der neuesten Gesichtserkennungstechnologie ausstatten, die sogar die Emotionen der Menschen analysieren kann, um damit ein „Pre-Crime-Polizeisystem“ implementieren zu können.

Scheibchenweise werden wir an die neuesten Technologien herangeführt, um die Überwachung und Kontrolle per Kameras und Erkennungssoftware ohne größeren Widerstand zu akzeptieren. Der politische Wille zur Umsetzung ist gegeben, die ersten benötigten Datenbanken existieren auch bereits… und jetzt wird die entsprechende Technologie in allen Bereichen der menschlichen Existenz ausgerollt.

Wenn man so will: Die Schöne Neue Welt des Jahres 1984.

Quellen:
Facial Recognition ID Begins To Spread From Planes To Trains
Australia Aims To Be The First Country To Process Air Travelers Via Biometrics Nationwide
Delta Airlines Introducing Facial Recognition For Travelers
Delta Airlines Prepares to Trial Biometric Boarding with CLEAR
JetBlue Joins Delta In Push Toward Biometric ID; Partners With U.S. Customs And Border Protection
CBP will implement long-mandated biometric exit at airports, official says
DHS Outlines Mandatory Biometric ID At Airports For Foreign Travel
How facial recognition could replace train tickets
New software that can read your face could replace train tickets
U.S. Senator Calls For Federal Investigation Of Billboards Spying On The Public
Hidden Cameras Being Used To Measure And Manipulate Political Views Around The World
Russian Company Adds Pre-Crime Emotional Recognition Tech To Surveillance Cameras
Biometrie und Kontrolle: Körperkameras von Polizisten sollen mit Gesichtserkennungsfunktionalitäten ausgestattet werden
Polizeistaat: Russisches IT-Unternehmen implementiert „emotionale Pre-Crime-Erkennung“ in Überwachungskameras
The FBI Has Secretly Gathered Millions Of “Faceprints” For Biometric Database For Years

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