Die Privatisierung des Krieges. Ein unter dem damaligen Kriegsminister Donald Rumsfeld eingeführter Weg, der dem militärisch-industriellen-geheimdienstlichen Komplex Aberbillionen an US-Dollar in die Kassen schaufelte. Einer der größten Gewinner dieser Maßnahme ist Erik Price, den wohl die wenigsten vom Namen her kennen. Was man hingegen von seiner Firma Blackwater (spätere Xe und heute Academi) nicht behaupten kann.
Jener Erik Price hat nun einen schriftlichen Vorschlag unterbreitet, der den Krieg in Afghanistan in die Hände einer „Gruppe von erfahrenen Unteroffizieren (band of experienced sergeants)“ legen würde, die an der Seite von den USA trainierten afghanischen Soldaten kämpfen würden.
In einem in der Financial Times mit dem Titel Erik Prince offers private military force in Afghanistan (Erik Prince bietet private Militärkräfte für Afghanistan an) erschienen Artikel schreibt die Autorin Katrina Manson, dass Prince
einen zweijährigen Plan für weniger als 5.000 weltweit einsetzbare Soldaten zur Miete und weniger als 100 Flugzeugen vorschlägt, der die Gesamtkosten der US-Anstrengung, um einen gescheiterten Krieg noch zu drehen, auf weniger als 10 Milliarden Dollar pro Jahr reduziert.
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(proposes a two-year plan for fewer than 5,000 global guns for hire and under 100 aircraft, bringing the total cost of the U.S. effort to turn round a failing war to less than $10 billion a year.)
Prince schreibt in einem Kommentar, der am Montag in der USA Today veröffentlicht wurde, dass sein Plan ähnlich dem sei, den er im Irak verfolgt hat, wo er signifikanten Einfluss auf die dortige US-Politik nehmen konnte.
Erik Prince, der Bruder der Bildungsministerin Betsy DeVos, verargumentiert in seinen Ausführungen, dass Trump den Krieg „restrukturieren“ sollte. Den Prozess, den er dafür vorschlägt, ähnelt einem Insolvenzverfahren, den ein vom Präsidenten bestimmter Abgesandter leitet. In einem vorherigen Kommentar beschrieb er eine solche Person übrigens als „viceroy“: Vizekönig
Kurz nach dem Kommentar am Montag wurde Prince in eine CNN-Sendung eingeladen, in der er erwähnte, dass Steven Bannon, „einige Leute“ im National Security Council und „doch einige Kongressmitglieder mehr“ seinem Plan der „Kriegsprivatisierung“ durchaus aufgeschlossenen gegenüberstehen würden. Dass das Kriegsministerium der USA offenbar wirklich Überlegung anstrengt den Krieg zu privatisieren, zeigt auch die Tatsache, dass der Direktor der CIA, Mike Pompeo letzte Woche Afghanistan besuchte,
um die [aktuelle] US-Strategie zu beurteilen und zu prüfen, in wie weit Princes Vorschlag in diese hineinpassen könnte.
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(to assess U.S. strategy and in part to consider how Prince’s proposal might fit into it.)
Kritiker des Plans Prince warnten bereits davor, dass dies die Tür für einen tödlichen Machtmißbruach durch nicht rechenschaftspflichtige Kräfte öffnen wird, so wie man es im Irak erlebt hat:
Wenn die Vertragspartner Soldaten ersetzen und sie an der Front sind, könnten sie töten oder getötet werden, es könnte Entführungen oder Insiderattacken geben – was passiert, wenn sie ein Verbrechen begehen oder Tote zurückgeschickt werden müssen; es würde eine große Anzahl von rechtlichen Komplikationen geben.
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(If contractors are replacing soldiers and they are on the frontline they could kill or be killed, there could be kidnaps or insider attacks—what happens if they commit a crime or bodies have to be sent back; there would be a large number of legal complications.)
Auch der ehemalige US-Botschafter von 2005 bis 2007 in Afghanistan, Ronald Neumann stimmte in die Bedenken ein. In einem Interview mit der Navy Times sagte er:
Es gibt eine schlechte Historie bzgl. Vertragspartner und Menschenrechtsverletzungen. Es gibt keine rechtliche Struktur, um dies zu beherrschen.
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(There’s a bad record of contractors and human rights abuses. There’s no legal structure to govern this.)
Andere Kritiker gehen Prince Vorschlag weit schärfer an und sprechen offen von einem „sprichwörtlichen Kolonialismus (literal colonialism)“ und argumentieren, dass der Plan hauptsächlich davon getrieben ist, dass Prince aus dem nunmehr seit 16 Jahren herrschenden Krieg maximalen Profit ziehen will.
Der Vorschlag Prince, die Reise Pompeos und die Bereitschaft einiger Kongressmitglieder diesen Plan zu unterstützen passen zeitlich perfekt zu Trumps Aussagen bei einem Treffen mit Generälen und Sicherheitsberatern, dass die USA den Afghanistankrieg nicht gewinnen. Die Website Common Dreams berichtete darüber letzte Woche und wies zudem auf eine Äußerung Trumps hin,
dass die Unternehmen nicht schnell genug arbeiten, um einen Anteil an Afghanistans großem Mineralreichtum zu sichern, der auf rund 1 Billionen Dollar geschätzt wurde.
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(that businesses are not working quickly enough to secure a share of Afghanistan’s vast mineral wealth, which has been valued at around $1 trillion.)
Wir sehen: immer wieder kommt dann doch ein Funken Wahrheit heraus, warum die USA und der Westen die Welt mit Krieg überziehen: der Ressourcen wegen.
Prince will mit seinem Vorschlag offenbar den herrschenden Konflikt der Trump-Administration über das weitere Vorgehen in Afghanistan nutzen, um seinen Profit weiter steigern zu können. Dazu passt auch, dass er (ebenfalls letzte Woche) der afghanischen Regierung einen Vorschlag unterbreitete, der einen Plan beinhaltete, wie man die „militärischen Kapazitäten“ des Landes mit Hilfe einer „privaten Luftwaffe“ steigern könne. Die Military Times schreibt dazu:
Die Flugzeugflotte, die in dem Vorschlag angeboten wird, umfasst Flugzeuge, Angriffshubschrauber und Drohnen, die in der Lage sind, eine engmaschige Luftunterstützung für am Boden agierende Kräfte bereit zu stellen.
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(The aircraft offered in the proposal includes fixed-wing planes, attack helicopters, and drones capable of providing close-air support to maneuvering ground forces.)
Übrigens soll der Plan Prince auch eine „iPhone-App namens Safe Strike“ beinhalten, die als „Werkzeug für lufttaktische Kontrolleure zum sicheren und genauen Aufruf von Präzisionsluftangriffen oder indirektem Feuer (tool for air tactical controllers to safely and accurately call in precision airstrikes or indirect fire)“ dient:
Quellen:
Blackwater Founder’s Disturbing Plan To Privatize Afghanistan War Gains Ground
‚This Is Nuts‘: Trump Fumes to Generals That US Should Plunder Afghan Minerals
New Questions as ‚Notorious Mercenary‘ Erik Prince Re-emerges in Trump Storyline
Erik Prince offers private military force in Afghanistan
Erik Prince: ‘Restructure’ the Afghanistan War
BLACKWATER FOUNDER REMAINS FREE AND RICH WHILE HIS FORMER EMPLOYEES GO DOWN ON MURDER CHARGES
‚Literal Colonialism‘: Blackwater Founder Calls for ‚American Viceroy‘ to Rule Afghanistan
Blackwater founder questions US Afghanistan strategy
Blackwater Guards Found Guilty in 2007 Iraq Killings
Erik Prince’s private air force in Afghanistan faces many legal hurdles
Blackwater founder wants to boost the Afghan air war with his private air force
Twitter – Cal Perry