Immer wieder muss George Orwells Dystopie 1984 als Vergleich herhalten, wenn es darum geht aufzuzeigen, wie weit die Überwachung, Kontrolle und Desinformation im Westen bereits voran geschritten ist. Dabei ist das Buch des Bruders des UN-Mitbegründers längst von der Realität nicht nur überholt worden, sondern ist schlicht als müder Abklatsch der Realität zu bezeichnen.
In einem meiner letzten Artikel schrieb ich, dass die
Sicherheitskontrollen an Flughäfen […] inzwischen die Funktion einer Testumgebung angenommen [haben], wenn es darum geht die neuesten Technologien im Bereich Biometrie, Bodyscanner oder Identifikation einzuführen.
Dazu passt die neueste Entwicklung/Planung der US Customs und Border Protection (CBP, US-Zollbehörde und Grenzschutz), die alle aus den USA abfliegenden Passagiere per Gesichtserkennungssoftware scannen will:
Die US-Zoll- und Grenzschutzbehörde hat einen „Traveller Verification Service“ (TVS) ins Leben gerufen, der die Gesichtserkennung aller Fluggäste, einschließlich der US-Bürger, vorsieht, die Flüge besteigen, die die USA verlassen. Dieses System wirft sehr ernsthafte Fragen bzgl. der Privatsphäre auf.
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(U.S. Customs and Border Protection has launched a „Traveler Verification Service“ (TVS) that envisions applying face recognition to all airline passengers, including U.S. citizens, boarding flights exiting the United States. This system raises very serious privacy issues.)
Das Programm TVS wird momentan an sechs Flughäfen in den USA (Boston Logan, New York JFK, Washington Dulles, Atlanta Hartsfield-Jackson, Chicago O’Hare und Houston Bush) getestet und ist Teil eines größeren „biometrischen Ein- und Ausreiseprogramms“.
The Intercept berichtet nun, dass die USA an der mexikanischen Grenze eine „biometrische Mauer“ aufbauen wollen, die ebenfalls auf biometrische Daten (wie Gesichtserkennung) setzt:
Einunddreißig Sheriffs, die jeden Bezirk an der US-mexikanischen Grenze repräsentierten, stimmten einstimmig am 3. April zu, Werkzeuge einzusetzen, die die Iris-Daten der Einzelpersonen erfassen, katalogisieren und vergleichen werden, die [dann] zum Einsatz sowohl im Gefängnis als auch bei Patrouillen [kommen]. Biometric Intelligence and Identification Technologies, das Unternehmen hinter dem Vorstoß, hat den Sheriffs eine kostenlose dreijährige Studie angeboten und zitiert die Schwierigkeiten der Strafverfolgungsbehörden bei der Identifizierung von nicht autorisierten Immigranten, deren Fingerabdrücke durch körperliche Arbeit oder selbstverschuldete Wunden entstellt sind.
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(Thirty-one sheriffs, representing every county along the U.S.-Mexico border, voted unanimously on April 3 to adopt tools that will capture, catalogue, and compare individuals’ iris data, for use both in jails and out on patrol. Biometric Intelligence and Identification Technologies, the company behind the push, has offered the sheriffs a free three-year trial, citing law enforcement’s difficulties in identifying unauthorized immigrants whose fingerprints can be disfigured through manual labor or self-inflicted wounds.)
Diese „biometrische (gerne auch digitale) Mauer)“ ist das letzte Beispiel für das Bestreben der Behörden biometrische Daten und Überwachungstechnologien zu vereinen. Dass das FBI ganz nebenbei eine in der Öffentlichkeit so gut wie unbekannte, biometrische Datenbank aufbaut, zeigt wohin die „Reise wirklich geht“.
Dabei sind Programme, wie das eingangs erwähnte Programm TVS, die Gesichtserkennungstechnologien einsetzen, nicht einmal vom US-Kongress autorisiert worden. Was aber die US-Heimatschutzbehörde nicht im geringsten davon abhält, die Technologie landesweit auszurollen.
Wer nun glaubt, dass in Europa und Deutschland solche Programme nicht der feuchte Traum unser „Staatenlenker“ und deren im Hintergrund agierenden Auftraggeber sind, der betrachtet Orwells 1984 auch als Fiktion, die niemals Realität werden kann. Der Test zur Gesichtserkennung am Berliner Bahnhof Südkreuz ist Beleg dafür, dass wir nicht mehr die obligatorischen zehn Jahre hinter der Entwicklung in den USA hinterherhinken (so wie es früher immer gesagt wurde), sondern dass wir nur noch mit minimalen Abstand genau die gleichen Entwicklungen und Umsetzungsmaßnahmen in Deutschland erleben. Dass das sechsmonatige Pilotprojekt vom deutschen Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) verteidigt wird, da es doch der „Terrorgefahrabwehr“ dient, muss wohl nicht weiter kommentiert werden.
Bei solchen biometrischen Überwachungs- und Kontrolltechniken geht es nie um die angebliche Terrorgefahr oder dass man die Bürger damit vor Terroristen schützen will. Letztlich geht es nur darum eine lückenlose biometrische Erkennung und Erfassung aller Bürger in Deutschand zu erreichen, um somit ebenfalls lückenlos alle Bewegungen und Aufenthaltsorte derselben zu kennen. Sie halten das für eine klassische Verschwörungstheorie? Dann sollten Sie sich vielleicht doch (noch einmal?) 1984 zu Gemüte führen.
Quellen:
Border Patrol Launches Program To Scan The Face Of Every Person Leaving U.S.
What’s Wrong With Airport Face Recognition?
Sheriffs Along The U.S. Border Helping Build Biometric Police State
Southwestern Border Sheriffs’ Coalition (SBSC) to immediately begin improving the biometric identification capabilities of the 31 Sheriffs’ Offices along the U.S. and Mexico Border to increase border security and combat criminal activity
The Biometric Frontier
The FBI Has Secretly Gathered Millions Of “Faceprints” For Biometric Database For Years
Gesichtserkennung am Berliner Südkreuz – Bitte gehen Sie weiter. Hier werden Sie gesehen
Test am Berliner Bahnhof Südkreuz – De Maizière verteidigt Gesichtserkennung gegen Bedenken