Fed-Bilanzreduzierung: Das bewusste Abschalten der Lebenserhaltungsmaßnahmen für das Finanzsystem

Federal Reserve - Bildquelle: Wikipedia / Dan SmithFederal Reserve - Bildquelle: Wikipedia / Dan Smith

Federal Reserve – Bildquelle: Wikipedia / Dan Smith

Als Mitte 2013 die Federal Reserve (Fed) Überlegungen anstellte, ihre „quantitative Lockerung (quantitative easing, QE)“ herunterfahren zu wollen, war der allgemeine Tenor der Analysten (sowohl im Mainstream als auch bei alternativen Beobachtern), dass die Fed diesen Schritt niemals tun würde. Manche sprachen gar davon, dass es die Fed „nicht wagen würde“ ein solches Programm wirklich durchzuziehen. Schließlich würde die Fed damit die US-Wirtschaft abwürgen. Nicht lange nach den ersten Überlegungen dazu, setzte die Fed ihr „Taper“-Programm in die Tat um.

Mit dem Ende von QE wurde einmal mehr mein Bild der Fed bestätigt, dass die Fed nicht den Auftrag verfolgt, das US-Finanzsystem zu schützen, sondern dieses sorgfältig, langsam und gezielt zu zerstören. Was sich später erneut zeugte, denn…

…zwei Jahre später begann ich zu verargumentieren, dass die Fed ab September 2015 die Zinsen erhöhen wird. Auch hier konnten sich Mainstream- und alternative Analysten nicht vorstellen, dass die Fed diese Zinserhöhungen durchführen würde. Die Vorstellung, dass die Fed diese Maßnahmen wirklich durchziehen würde, erschien den meisten Mainstream- und alternativen Analysten als „gegen die eigenen (Fed-)Interessen gerichtet“. Nicht lange nach den ersten Überlegungen dazu, setzte die Fed ihr Zinserhöhungsprogramm in die Tat um.

Die Fed ist eine Meisterin darin, ihr Vorgehen hinter einem Bündel von Desinformation und „Beruhigungspillen“ zu verstecken, so dass die Marktteilnehmer die eigentlich offen vorgetragenen Absichten als unwahrscheinlich oder als „nicht in naher Zukunft realisierbar“ deklarieren. Aber letztlich verfolgt die Fed einen gezielten Prozess der Demontage der US-Wirtschaft und des US-Dollarsystems. Mittels nie gekannter Stimulimaßnahmen hat die US-Notenbank die wahrscheinlich größte Aktien- und Anleihenblase der Geschichte (zusammen mit der EZB und anderen) erschaffen, die das Zeug dazu hat insbesondere den US-Dollar in den Abgrund zu reißen.

Aktien sind vollkommen irrelevant, wenn es darum geht, eine Wirtschaft und deren „Gesundheitszustand“ zu bewerten. Leider starren nach wie vor sehr viele Menschen wie der Hase vor der Schlange auf Aktienindices und setzen deren Höhen mit dem „Gesundheitszustand“ des Systems gleich: hohe Indices = alles in Butter, niedrige Indices = Wirtschaftskrise. Dies erzeugt aber ein Trugbild, das die Menschen in die Lage versetzt, die wahren Gefahren auszublenden. Analog zu 2008, wo eine Flut billiger Kredite an jedermann ein Trugbild aufbaute, dass das Wirtschaftssystem gesund und stark sei.

Seltsamerweise wird immer noch unheimlich viel „Fantasie und Hoffnung“ in die Bewertung der Aktienmärkte und Indices gesteckt, obwohl alle anderen ökonomischen Fundamentaldaten nur eine Richtung kennen: gen Süden. Warum aber findet dieses Ausblenden der Realität statt? Weil genauso wie 2008, niemand – aus welchem Grund auch immer – bereit ist die Wahrheit zu akzeptieren, dass die Fed dem US-Finanzsystem (und indirekt damit dem Weltfinanzsystem) gezielt den Stecker zieht. Nur eine Handvoll an Ökonomen erwartet, dass die Fed nochmals in diesem Jahr die Zinsen erhöhen wird. Und bis gestern konnte sich auch niemand so richtig vorstellen, dass die Fed ihre Bilanz reduzieren könnte.

Bereits die Ergebnisse des Open Market Committee Meetings der Fed im Juli zeigte aber auf, dass die US-Notebank gewillt ist, diese Bilanzreduzierung vorzunehmen. Und weil die Fed letztlich in den letzten Jahren die Aktienmärkte am Leben erhielt, heißt es in meinen Augen jetzt: die Party ist offiziell vorbei.

Alan Greenspan (2002) – Bildquelle: Wikipedia / Internationaler Währungsfonds

Bereits in den letzten Monaten wurden immer mehr Stimmen laut, die aufgrund der Höchststände an den Aktienmärkten vor „Risiken bzgl. der Stabilität des Finanzsystems“ warnten. Einer davon war der ehemalige Fed-Vorsitzende Alan Greenspan, der sagte, dass die Anleihenmärkte kollabieren und deswegen auch die Aktienmärkte abstürzen könnten.

Die letzten Spitzen in den Märkten deuten darauf hin, dass – trotz zahlreicher Naturkatastrophen, trotz der Situation in und um Nord-Korea und trotz einer „erhöhten Inflation aufgrund der Hurrikans Harvey und Irma (berechnet nach dem Fed-Maßstab)“ – die Fed tatsächlich ihr Programm der Zinserhöhungen fortsetzen wird. So wie ich es im Grunde seit Ende des letzten Jahres immer wieder schreibe.

Historisch betrachtet, zeigt die Fed ein fast vorhersehbares Verhalten, dass besagt, dass die Fed im September keine große Politikänderung durchführt, sondern diese in diesem Monat immer nur ankündigt. Die Umsetzung erfolgt meist in einer aggressiven Art und Weise im letzten Monat des Jahres. Mit der gestrigen Ankündigung, die eigene Bilanz reduzieren zu wollen, bleibt die Fed ihrem Verhalten treu. Jetzt, da die Fed die Bilanzreduzierung verbal eingeläutet hat, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed im Dezember auch erneut die Zinzen erhöhen wird, was letztlich die Fortführung der von mir weiter oben angesprochenen Zerstörung des US-Finanzsystems entspricht.

Aber nicht nur die Fed zieht sich immer weiter aus dem „künstlichen Lebenserhaltungsmaßnahmen für die Märkte und das System“ zurück. Auch andere Notenbanken entziehen den finanziellen Strukturen weltweit peu à peu die Unterstützung. Letzte Woche überraschte die Bank of England die Investoren mit einer offenen Anmerkung, dass man „in den kommenden Monaten“ damit beginnen könnte, die Zinsen zu erhöhen. Die Bank of Canada überrumpelte die Ökonomen mit einer Zinserhöhung gar in diesem Monat und dem Hinweis, dass „da noch mehr kommt“. Die EZB hat gerade den Weg bereitet, ihre Stimulimaßnahmen/-pakete zurückfahren zu können, wenn man sich die Kommentare des Treffens am Anfang des Monats anschaut. Und die Bank of Japan hat ihre ersten „Taper“-Maßnahmen bereits im Juli gestartet.

Bank of England MPC votes 7-2 to hold rates from CNBC.
Selbst die Zeitschrift Forbes gibt zu, dass es den Anschein macht, dass es sich hierbei um eine „koordinierte Verschärfung der Geldpolitik (coordinated tightening of monetary policy)“ handelt, die weit früher kommt als von den Analysten gedacht. Wenn man weiß, wie die Zentralbank der Zentralbanken, die BIZ in Basel, die Politik und die Maßnahmen der nationalen Notenbanken kontrolliert, dann kann man eigentlich nicht mehr darüber überrascht sein, dass die Zentralbanken weltweit die gleichen Schritte unternehmen und die gleiche Rhetorik anwenden. Der einzige Unterschied liegt darin, dass es unterschiedliche Geschwindigkeiten gibt, mit denen die einzelnen Notenbanken ihre Stimulimaßnahmen zurückfahren.

Der Punkt bei diesem „Geschäftsgebaren der Notenbanken“ ist, dass es in der Tat ein paar Dinge gibt, die man als gesetzt bezeichnen kann. Zum Beispiel, dass die Stimulimaßnahmen nicht weitergeführt werden. Was ebenfalls sicher ist, ist, dass die Zentralbanken in Absprache miteinander agieren, wie die aktuelle „koordinierte Verschärfung der Geldpolitik“ zeigt. Als sicher kann auch angenommen werden, dass die bewusste Platzierung bestimmter Äußerungen (wie die Erwähnung, dass die Zentralbanken „besorgt über die Überbewertung der Aktienmärkte“ sind oder dass die Zinsen steigen müssen), ein Indiz dafür sind, dass sie genau diese hier angesprochenen Maßnahmen im Anschluss umsetzen werden. Vielleicht nicht in der Geschwindigkeit wie es der Mainstream annimmt oder wie ich es annehme. Aber sicherlich irgendwo dazwischen.

Letztlich ist das aktuelle Vorgehen der Fed, ein Vorgehen, dass die US-Notenbank bereits zuvor an den Tag legte. In „Vorbereitung auf den Aktiencrash von 1929“ pumpte die Fed auch billiges Geld und billige Kredite in den Aktienmarkt, um anschließend die Zinsen aufgrund einer „ungezügelten Inflation“ zu erhöhen. Was dann folgte, ist historisch bestens belegt und sollte uns die Schweißperlen auf die Stirn treiben. Der dahinter liegende und versteckte Zweck dieser Taktik ist die Realisierung einer umfassenden Zentralisierung auf einer globalen Ebene. Die Fed interessiert sich nicht für den „Gesundheitszustand der US-Wirtschaft“. Die Fed ist an einer totalen Globalisierung aller Ökonomien unter einem alles umfassenden Regime interessiert.

Eines gilt es aber dabei zwingend zu berücksichtigen. Die Fed und die anderen Zentralbanken werden natürlich einen Marktzusammenbruch nicht in einem Vakuum einleiten bzw. ablaufen lassen. Es ist zu befürchten, dass die nächste Fed-Sitzung von einem kurz danach stattfindenden geopolitischen Ablenkungsmanöver begleitet wird. Der wahrscheinlichste „Kandidat“ dafür ist der weiter an Schärfe zunehmende Konflikt mit Nord-Korea. Aber wir sollten uns nicht von diesem oder einem anderen „Geschehnis“ ablenken lassen. Denn die echte Gefahr ist das System der Zentralbanken und internationalen Banken – inklusive dem IWF und der BIZ.

Quellen:
Federal Reserve Will Continue Cutting Economic Life Support
Is The Fed Ready To Cut America’s Fiat Life Support?
Fed: Cui bono? Zinserhöhung(en) trotz sich weiter verschlechternder Fundamentaldaten
Text of the July FOMC statement
Greenspan’s warning went deeper than the stock market
Harvey heats up inflation data, raising odds Fed will raise interest rates
Bank of England warns it may raise interest rates in ‚coming months‘
Bank of Canada raises interest rate to 1% – and that’s not the end of it, economists say
ECB paves way to tapering stimulus plan after leaving rates on hold – as it happened
JGBs tick up even as BOJ reduces buying in 5-10 yr bonds
New Info Shows Coordinated Monetary Policy Tightening Ahead

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