Naher Osten: Wollen Saudi-Arabien und Israel einen Krieg provozieren?Lesezeit: 9 Minuten
Am Dienstag veröffentlichte der israelische Nachrichtensender Channel 10 News eine geheime Botschafternachricht, die eine saudi-israelische „Zusammenarbeit zur Kriegsprovokation“ zu bestätigen scheint.
Die Nachricht wurde weltweit an alle israelischen Botschafter versandt und thematisierte die „chaotischen Ereignisse“, die sich am vergangenen Wochenende im Libanon und in Saudi-Arabien entwickelt haben. Angefangen vom überraschenden Rücktritt des libanesischen Premierministers Saad Hariri, nachdem ihm seine saudischen Unterstützer nach Riad einberufen hatten, und der Ankündigung der Saudis, dass der Libanon dem Königreich „den Krieg erklärt hat“:
Die in Hebräisch verfasste klassifizierte Botschafternachricht stellt den ersten formalen Beweis dafür dar, dass sich die Saudis und Israelis bewusst koordinieren, um die Situation im Nahen Osten zu eskalieren. – Zerohedge
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(The classified embassy cable, written in Hebrew, constitutes the first formal evidence proving that the Saudis and Israelis are deliberately coordinating to escalate the situation in the Middle East. – Zerohedge)
Weiter lesen wir im bereits oben zitierten Zerohedge-Artikel „Explosive“ Leaked Secret Israeli Cable Confirms Israeli-Saudi Coordination To Provoke War („Explosiv“ Durchgesickerter geheimer israelischer Bericht bestätigt israelisch-saudische Koordination, um einen Krieg zu provozieren) zusammengefasst Folgendes:
- Am Sonntag, kurz nach dem schockierenden Rücktritt des libanesischen Premierministers Hariri, schickte Israel ein Telegramm an alle seine Botschaften mit der Bitte, dass seine Diplomaten alles tun, um den diplomatischen Druck gegen die Hisbollah und den Iran zu erhöhen.
- Das Telegramm drängte auf Unterstützung für Saudi-Arabiens Krieg gegen die vom Iran unterstützten Houthis im Jemen.
- Das Telegramm betonte, dass der Iran mit „regionaler Subversion“ beschäftigt sei.
- Israelische Diplomaten wurden aufgefordert, sich an die „höchsten Beamten“ in ihren Gastländern zu wenden, um zu versuchen, die Hisbollah von der libanesischen Regierung und Politik auszuschließen.
Der israelische Reporter, dem die Botschafternachricht zugespielt wurde, ist Barak Ravid. Korrespondent von Channel 10 News, der auf Twitter daraufhin verschiedene Tweets absetzte. Im Folgenden eine übersetzte Auswahl aus diesen Tweets:
Ich habe auf Channel 10 ein Telegramm veröffentlicht, das an israelische Diplomaten geschickt wurde, die darum bitten, sich für Saudis/Harir und gegen die Hisbollah einzusetzen. Das Telegramm, das vom israelischen Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten an alle israelischen Botschaften geschickt wurde, bestätigt die saudi-arabische Linie bezüglich des Rücktritts von Hariri.
Die israelischen Diplomaten wurden angewiesen, ihre Gastregierungen über die innenpolitische Lage im Libanon zu informieren – ein sehr seltener Schritt.
Das Kabel sagte: „Sie müssen betonen, dass der Rücktritt von Hariri zeigt, wie gefährlich der Iran und die Hisbollah für die Sicherheit des Libanons sind.“
„Hariris Rücktritt ist ein falsches Argument dafür, dass die Beteiligung der Hisbollah an der Regierung den Libanon stabilisiert“, fügte das Telegramm hinzu.
Das Telegramm wies israelische Diplomaten an, Saudi-Arabien bei seinem Krieg gegen die Houthis im Jemen zu unterstützen. Das Kabel betonte auch: „Der Raketenstart der Huthis in Richtung Riad ruft dazu auf, mehr Druck auf den Iran und die Hisbollah auszuüben.“
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(I published on channel 10 a cable sent to Israeli diplomats asking to lobby for Saudis/Harir and against Hezbollah. The cable sent from the MFA in Jerusalem [Israeli Ministry of Foreign Affairs] to all Israeli embassies toes the Saudi line regarding the Hariri resignation.
The Israeli diplomats were instructed to demarch their host governments over the domestic political situation in Lebanon – a very rare move.
The cable said: „You need to stress that the Hariri resignation shows how dangerous Iran and Hezbollah are for Lebanon’s security.“
„Hariri’s resignation proves wrong the argument that Hezbollah participation in the government stabilizes Lebanon,“ the cable added.
The cable instructed Israeli diplomats to support Saudi Arabia over its war with the Houthis in Yemen. The cable also stressed: „The missile launch by the Houthis towards Riyadh calls for applying more pressure on Iran & Hezbollah.“)
Channel 10 News veröffentlichte zudem eine „grobe Übersetzung des geheimen Telegramms“ ins Englische:
An den Generaldirektor: Sie werden gebeten, sich dringend an das Außenministerium und andere zuständige Regierungsbeamte [Ihres Gastlandes] zu wenden und zu betonen, dass der Rücktritt von Al-Hariri und seine Kommentare zu den Gründen, die ihn zum Rücktritt veranlasst haben, noch einmal die destruktive Natur des Irans und der Hisbollah und ihre Gefahr für die Stabilität des Libanon und der Länder in der Region belegen.
Al-Hariris Rücktritt beweist, dass das internationale Argument, dass die Aufnahme der Hisbollah in die Regierung ein Rezept für Stabilität sei, grundsätzlich falsch ist. Diese künstliche Einheit schafft Lähmung und die Unfähigkeit der lokalen souveränen Mächte, Entscheidungen zu treffen, die ihren nationalen Interessen dienen. Es macht sie effektiv zu Geiseln unter physischer Bedrohung und zwingt sie, die Interessen einer ausländischen Macht – dem Iran – zu fördern, selbst wenn dies die Sicherheit ihres Landes gefährden könnte.
Die Ereignisse im Libanon und der Abschuss einer ballistischen Rakete durch die Unterzeichner des Riad-Abkommens erfordern einen erhöhten Druck auf den Iran und die Hisbollah in einer Reihe von Fragen von der Produktion ballistischer Raketen bis hin zur regionalen Subversion.
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(To the Director-General: you are requested to urgently contact the Foreign Ministry and other relevant government officials [of your host country] and emphasize that the resignation of Al-Hariri and his comments on the reasons that led him to resign illustrate once again the destructive nature of Iran and Hezbollah and their danger to the stability of Lebanon and the countries of the region.Al-Hariri’s resignation proves that the international argument that Hezbollah’s inclusion in the government is a recipe for stability is basically wrong. This artificial unity creates paralysis and the inability of local sovereign powers to make decisions that serve their national interest. It effectively turns them into hostages under physical threat and are forced to promote the interests of a foreign power – Iran – even if this may endanger the security of their country.
The events in Lebanon and the launching of a ballistic missile by the signatories to the Riyadh agreement require increased pressure on Iran and Hezbollah on a range of issues from the production of ballistic missiles to regional subversion.)
Wir wissen, dass Saudi-Arabien und Israel den Iran als gemeinsamen Feind betrachten. Wir wissen auch, dass die israelische Armee bislang keine bedeutenden direkten Angriffe gegen terroristische Gruppen wie dem Daesh in Syrien unternommen hat und stattdessen fast routinemäßig die syrische Armee, mit dem Iran verbundene Milizen und die Hisbollah mit Luftangriffen belegt. Israels Interesse an einem „Regime Change“ dürfte nach wie vor ungebrochen sein – analog zu Saudi-Arabien, dessen Regierungsvertreter im September einen „geheimen Besuch in Israel“ unternahmen, obwohl Riad bislang nicht einmal die Existenz Israels offiziell anerkannt hat.
Kol Yisrael, ein vom israelischen Staat finanzierter Radiosender, berichtete zum Besuch;
Ein Emir des saudischen Königshofes besuchte heimlich das Land in den letzten Tagen und diskutierte mit hochrangigen israelischen Beamten die Idee, den regionalen Frieden voranzubringen.
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(An emir of the Saudi royal court visited the country secretly in recent days and discussed with senior Israeli officials the idea of advancing regional peace.)
Die Gemengelage im Nahen/Mittleren Osten nimmt an Instabilität weiter zu und weder Assad noch Syrien scheinen „zur Ruhe kommen zu dürfen“, wenn man die Ereignisse und das jetzt bekannt gewordene Telegramm in diese Überlegungen mit einbezieht. Zerohedge schreibt daher folgerichtig:
Während sich die Dinge im Nahen Osten zunehmend erhitzen, scheint es, dass das Bündnis zwischen den Saudis und den Israelis gegen den Iran und gegen die Schiiten den Libanon anscheinend ins Fadenkreuz eines weiteren drohenden israelischen Krieges mit der Hisbollah gestellt hat. Und der Krieg im Jemen wird ebenfalls weiter eskalieren – vielleicht jetzt mit einer immer offeneren israelischen politischen Unterstützung. Laut dem Kommentar von Channel 10 (Übersetzung): „Im Telegramm wurden die israelischen Botschafter auch gebeten, eine ungewöhnliche Botschaft der Unterstützung für Saudi-Arabien in Anbetracht des Krieges, in dem es in Jemen gegen die iranisch unterstützten Rebellen beteiligt ist, zu übermitteln.“
All dies kommt, vielleicht nicht zufällig, in dem Moment, in dem ISIS kurz vor der vollständigen Vernichtung steht (teilweise durch die Hand der Hisbollah), und sowohl Israel als auch Saudi-Arabien haben in letzter Zeit zunehmend „rote Linien“ bezüglich eines wahrgenommenen iranischen Einflusses auf die Region sowie der breiten Akzeptanz und Popularität der Hisbollah im Libanon gezogen.
Was sowohl Israel als auch die Saudis beunruhigt, ist die Tatsache, dass der syrische Krieg die Hisbollah gestärkt und nicht geschwächt hat. Und jetzt haben wir interne Beweise, dass Israel seine ungewöhnliche Allianz mit Saudi-Arabien und seinem machtgierigen und radikalen Kronprinzen Mohammed bin Salman stillschweigend formalisiert.
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(Thus, as things increasingly heat up in the Middle East, it appears the anti-Iran and anti-Shia alliance of convenience between the Saudis and Israelis appears to have placed Lebanon in the cross hairs of yet another looming Israeli-Hezbollah war. And the war in Yemen will also continue to escalate – perhaps now with increasingly overt Israeli political support. According to Channel 10’s commentary (translation), „In the cable, Israeli ambassadors were also asked to convey an unusual message of support for Saudi Arabia in light of the war in which it is involved in Yemen against the Iranian-backed rebels.“All of this this comes, perhaps not coincidentally, at the very moment ISIS is on the verge of complete annihilation (partly at the hands of Hezbollah), and as both Israel and Saudi Arabia have of late increasingly declared „red lines“ concerning perceived Iranian influence across the region as well as broad Hezbollah acceptance and popularity within Lebanon.
What has both Israel and the Saudis worried is the fact that the Syrian war has strengthened Hezbollah, not weakened it. And now we have smoking gun internal evidence that Israel is quietly formalizing its unusual alliance with Saudi Arabia and its power-hungry and hawkish crown prince Mohammed bin Salman.)
Neben Nord-Korea haben wir mit der Situation rund um den Libanon, Syrien und dem Iran einen weiteren „Pfeil der politischen Ablenkung im Köcher“, wenn es um einen „monetären Neustart“ geht.
Quellen:
Leaked Secret Cable Confirms Israel Conspiring with Saudi Arabia to Provoke War
„Explosive“ Leaked Secret Israeli Cable Confirms Israeli-Saudi Coordination To Provoke War
Making Sense Of Saudi’s ‚Game Of Thobes‘ http://www.zerohedge.com/news/2017-11-06/making-sense-saudis-game-thobes
On The Verge Of Catastrophe: Saudi Arabia Says Lebanon Declared War
Twitter – Trita Parsi
האיום האיראני: ישראל מיישרת קו עם סעודיה נגד מעורבות טהראן וחיזבאללה בלבנון
Twitter – Barak Ravid
ISRAELIS ON THE GOLAN SOLDIER ON AS SYRIAN WAR RAGES NEXT DOOR
Did Netanyahu Hold a Secret Meeting With a Saudi Royal?
In Shocking, Viral Interview, Qatar Confesses Secrets Behind Syrian War
Breaking News of Saudi Crown Prince’s „Secret“ Visit To Israel Brings Embassy Scramble
Ein Artikel bildet zwangsweise die Meinung eines Einzelnen ab. In Zeiten der Propaganda und Gegenpropaganda ist es daher umso wichtiger sich mit allen Informationen kritisch auseinander zu setzen. Dies gilt auch für die hier aufbereiteten Artikel, die nach besten Wissen und Gewissen verfasst sind. Um die Nachvollziehbarkeit der Informationen zu gewährleisten, werden alle Quellen, die in den Artikeln verwendet werden, am Ende aufgeführt. Es ist jeder eingeladen diese zu besuchen und sich ein eigenes Bild mit anderen Schlussfolgerungen zu machen.